Zertifizierte Sonderlösungen schon ab Werk
Für leichte Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen hält die Autoindustrie nicht nur verschiedene Karosserieformen parat, sondern bietet gleich eine Fülle an Sonderlösungen. Die Fahrzeuge mit speziellen An- und Aufbauten gibt es dann im Ein- oder Zweirechnungsgeschäft. Ein Blick auf die Bandbreite der Sonderlösungen ab Werk.

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Die wichtigste Eigenschaft eines Nutzfahrzeugs steckt schon im Namen. Es muss was nützen. Schon deshalb bemüht sich die Autoindustrie, für jedes logistische Problem eine Sonderlösung zu finden – und gerade deshalb sind Nutzfahrzeuge längst auch zum Beispiel als rollende Kühlschränke, Rettungswagen oder sogar Hebebühnen unterwegs.
Schon das Basisgeschäft mit den leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 Tonnen ist kompliziert. Vier Baureihen – Pick-ups einmal außen vor gelassen – gibt es, die jeweils in ihrem Segment eine Bandbreite an Ladevolumina und Nutzlast bis zum nächstgrößeren Segment abdecken. Das fängt an mit den kleinen Stadtflitzern wie dem Ford Transit Courier und den baugleichen Fiat Fiorino, Peugeot Bipper und Citroën Nemo, geht über die größeren Stadtflitzer à la Renault Kangoo oder Volkswagen Caddy zum klassischen Segment bis 2,9 Tonnen Nutzlast. Dort finden sich zum Beispiel Mercedes-Benz Vito oder Toyota Proace, ehe die Klasse bei den 3,5-Tonnern endet, wo etwa ein Iveco Daily oder ein Nissan NV400 hineingehört.
Jedes der genannten Modelle gibt es in unterschiedlichen Karosserieformen: als Kastenwagen, der geschlossen, teilverglast oder komplett verglast ist, als Doppelkabiner, als Pritsche oder einfach als Fahrgestell. Neben drei Dachhöhen gibt es herstellerabhängig bis zu fünf verschiedene Fahrzeuglängen, mit Front-, Heck- oder Allradantrieb, dazu Aggregate in unterschiedlichsten Leistungsstufen, ob mit herkömmlichen Kraftstoffen oder mit Autogas, Erdgas sowie als Elektrofahrzeug. Und wer eine ganz genaue Nutzlastklasse benötigt, kann bei den Großen unter den leichten Nutzfahrzeugen sein Modell noch ab- oder auflasten und bis zu 7 Tonnen als zulässiges Gesamtgewicht erhalten.
Durch Kooperation mit Fahrzeug-Auf- und -ausbauern haben die Hersteller ihr Modellangebot ausgedehnt und bieten ab Werk vorkonfigurierte Sonderlösungen an. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff der Sonderlösungen? Im eigentlichen Sinn handelt es sich dabei um hochspezifizierte Ein- und Ausbaulösungen für eine ganz bestimmte Branche. Speziell für das Handwerk legen viele Hersteller gewerkspezifische Editionen auf, etwa für Tischler, Elektriker oder Sanitär-Heizung-Klima (SHK). Letztere haben oft Gasflaschen für Arbeiten vor Ort dabei, also muss der Wagen eine entsprechende Halterung sowie die vorgeschriebene Be- und Entlüftung haben. Oder Kühlfahrzeuge: Je nach Bedarf gibt es einen Innenausbau als reinen Hygieneausbau, als Kühlfahrzeug oder als Tiefkühlfahrzeug, immer ausgestattet mit den vorgeschriebenen Modulen oder der Option auf Extras wie ein Temperaturschreiber, wenn eine lückenlose Kühlkette nachgewiesen werden muss.
Genauso variabel sind die Konfigurationen bei den Handwerks-, Bau-, Liefer- oder Werkstattlösungen. „Die bestellbaren Module sind variabel, sodass sich Betriebsinhaber ihre individuelle Lösung zurechtlegen können“, sagt Alexander Kaiser, Leiter Nutzfahrzeuge und Sonderlösungen bei PSA. Manche Betriebsinhaber wünschen sich mehr Regale, andere setzen eher auf Ladungssicherungssysteme und können sich bei den Herstellern vorkonfigurierte Fertiglösungen fertigstellen lassen.

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Generell unterscheiden sich die Sonderlösungen in der Abrechnung als Ein- oder Zweirechnungsgeschäft. Während die klassischen Sonderlösungen vom Händler mit einer Rechnung geliefert werden, kommen alle weiteren Spezialfahrzeuge in der Regel als Zwei-Rechnungsgeschäft. Der Grund: Der Umbau erfolgt über Partner, die bei den Herstellern in der Regel einen Zertifizierungsprozess durchlaufen. „Um eine optimale Lösung für die ganz unterschiedlichen Ansprüche anbieten zu können, müssen wir mit externen Partnern zusammenarbeiten“, erklärt Roy Illmann, Leiter Auf- und Umbauten bei Opel. „Denn das erfordert eine gewisse Fertigungstiefe und ein Spezial-Know-how, bei dem wir – wie in anderen Bereichen auch – eng mit Zulieferern zusammenarbeiten.“
Die Kooperationspartner müssen aber bei jedem Hersteller einen strengen Zertifizierungsprozess durchlaufen, um in den erlauchten Kreis der Premium-Partner zu kommen. Im Falle von Volkswagen Nutzfahrzeuge etwa müssen die Zulieferer beziehungsweise Umbauer eine Unbedenklichkeits- Bescheinigung erhalten. „Das heißt, die Fahrzeuge beziehungsweise die Aufbauten werden in unserer Entwicklung in Wolfsburg von Experten entsprechend den geltenden VWN-Aufbaurichtlinien geprüft und dann gegebenenfalls mit einer Unbedenklichkeits- Bescheinigung ausgestattet“, erklärt Hans- Henning Nathow, Leitung Aufbauherstellermanagement bei Volkswagen Nutzfahrzeuge, der „Kommunaltechnik“.
Fündig wird man zunächst bei den Portalen der Hersteller. Manche Hersteller haben sogar ein eigenes Portal speziell für die Sonderlösungen aufgebaut, etwa Mercedes-Benz. Hier präsentieren sich alle Partner, die für Mercedes-Modelle Umbaulösungen anbieten. VanPartner by Mercedes-Benz nennt sich diese internationale Vermarktungsplattform für Auf- und Umbaulösungen mit Stern-Transportern. Es versteht sich von selbst, dass diese gelisteten Partner auch von Mercedes-Benz genau unter die Lupe genommen und zertifiziert wurden.
Soll es dann tatsächlich ein Sonderfahrzeug werden, können Käufer die Fahrzeuge ihrer Wahl samt Lösung beim Händler ordern. Alles, was keine Werkslösung ist, geht zum zertifizierten Kooperationspartner, der den Umbau vornimmt. Eine Rechnung für das Fahrzeug kommt vom Hersteller, die andere vom Umbauer. Auch das muss nicht zwingend sein, sondern kann für den Käufer als Einrechnungsgeschäft laufen. Opel- Experte Roy Illmann: „Dafür muss der Händler den Auf- oder Umbau selbst kaufen, um das Fahrzeug dann als Gesamtpaket an den Kunden weiterzureichen.“
Die Kooperationspartner der Hersteller sind bundesweit verteilt. Darunter finden sich regionale wie überregionale Anbieter. Die Autoindustrie achtet bei ihrem Zertifizierungsprozessen der Kooperationspartner nicht nur auf die Qualität der Arbeit. „So sind neben einer gewissen Unternehmensgröße vor allem Bonität und Solidität wichtig“, sagt Opel-Experte Illmann. „Denn was nutzt die beste Branchenlösung, wenn der Betrieb nach zwei Jahren nicht mehr existiert?“
Wer leasen will, kann sogar seit gut zwei Jahren auf einen Leasinganbieter setzen. Interessant für Leasing-Verfechter: LeasePlan Go hat sich auf gewerbliche Fuhrparks bis 29 Fahrzeuge konzentriert. Weil viele Handwerker darunter fallen, bietet das Haus auch Komplettlösungen an. „Anders als im Key Account Bereich erfolgt bei LeasePlan Go eine Kooperation mit den jeweiligen Autohäusern unterschiedlichster Marken“, erklärt LeasePlan Go-Bereichsleiter Oliver Schnug. „Das Autohaus sowie der Endkunde profitieren von günstigen Komplettleasingraten der branchenbezogenen NFZ-Komplettlösungen, da LeasePlan Go – bedingt durch die Eigenvermarktung – in der Lage ist, Restwerte nicht nur auf das Fahrzeug, sondern auch auf die Um- und Aufbauten zu gewähren.“

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