Schön & nützlich
Autos der Marke Alfa sollen zickige Diven sein und weder alltags- noch langstreckentauglich? Flottenmanagement testete den Kompaktklässler Giulietta und unternahm in diesem Rahmen ausgiebige Fahrten mit dem schönen Italiener. Eines vorweg: Man soll nicht immer den Vorurteilen Glauben schenken.

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Alfa in der Flotte? Inzwischen durchaus vorstellbar. Wer mit den Modellen der italienischen Designermarke liebäugelt, muss sich längst keine Sorgen mehr machen um Werkstattprobleme oder mangelnde Haltbarkeit – da kann die Stammtischrunde sagen, was sie will. Flottenmanagement wählte eine Giulietta mit dem sparsamen 1,6-Liter-Diesel aus dem Fiat-Regal. Dass sich Alfisti und auch solche, die es werden wollen, inzwischen längst mit dem Selbstzünder versöhnt haben, leuchtet angesichts der allgemeinen Entwicklung ein. Genügsamkeit ohne Leistungsverzicht bei einer inzwischen vorbildlichen Laufkultur – solche Eigenschaften kann sich auch ein Alfa heute nicht mehr verkneifen. Und dass Fiat die ölverbrennenden Herzen spendet, schadet nicht – im Gegenteil. Die Selbstzünder-Kompetenz des Mutterkonzerns, der auch den ersten Direkteinspritzer-Diesel in die Serie brachte, ist schließlich beachtlich.
So gefällt der ruhig agierende Vierzylinder und bildet einen guten Kompromiss zwischen akzeptablen Fahrleistungen und zurückhaltenden Trinksitten. Klar, mit 105 PS reißt der Italiener wahrlich keine Bäume aus, bringt seine Insassen aber doch klaglos an jegliche Ziele. Schon ab 1.750 Umdrehungen pro Minute liegen 320 Nm Drehmoment an – genug Durchzug, um halbwegs schaltfaul vom Fleck zu kommen. Mit den vom Werk versprochenen 11,3 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer je Stunde verdeutlicht bereits der Blick in das Datenblatt, dass der Fronttriebler kein Athlet ist. Dafür freut man sich an der Tankstelle: Wenn der Gasfuß nicht allzu schwer ausfällt, steht durchweg eine Fünf vor dem Komma. Alfa Romeo hat ja seit jeher ein sportliches Image; allerdings gibt der Kompakte ein recht kommodes Bild ab. Das beginnt mit dem akustisch zurückhaltenden Triebwerk, das selbst bei höheren Drehzahlen seine Stimme kaum hebt. Dabei bleibt der moderne Common-Rail auch mechanisch weitgehend vibrationsfrei und macht höchstens nach dem Kaltstart auf seine Verbrennungsart aufmerksam.
Des Weiteren federt die Giulietta ausgesprochen milde und bügelt demnach selbst kurze Verwerfungen effektiv weg. Die menschliche Fracht ist also gut aufgehoben, zumal auch das Gestühl lange vorbeugt gegen Ermüdung. Die Sitze präsentieren sich ordentlich konturiert und gefallen mit einer guten Mischung zwischen straff und komfortabel, sodass auch weite Reisen kein nennenswertes Problem darstellen. Großzügige Platzverhältnisse in der erste Reihe runden den durchweg positiven Eindruck ab. Der Fond gibt sich wie ein passgenau geschnittener Maßanzug, der gut sitzt und nicht zwickt. Somit können die Vorurteile widerlegt werden, man könne eine Designer-Kompaktklasse aus dem Hause Alfa Romeo nicht als Allround-Offerte ernst nehmen. Nur beim Thema Ablagen könnten die Verantwortlichen nachlegen, so bleibt das Mobiltelefon besser gleich in der Hosentasche. Da kann und soll es aber schließlich auch bleiben, und dank hervorragender Konnektivität gelingen Telefonate tadellos über die integrierte Freisprecheinrichtung (frei Haus).
Bei der Bedienungsqualität haben die Italiener mit dem kürzlich durchgeführten Facelift mächtig aufgeholt zum Wettbewerb. So sind die Funktionen der Navigation nicht nur kinderleicht anzusteuern – auch die Reaktionsgeschwindigkeit des berührungsempfindlichen Bildschirms überzeugt. Darüber hinaus zeichnet sich der elektronische Lotse durch zügige Routenberechnungen aus. Bei Drehzahl und Geschwindigkeit fahren die Verantwortlichen die klassische Schiene. Will heißen: Statt Display-Spielereien gibt es konventionelle Rundinstrumente mit mechanischen Anzeigenadeln. Die Schrift auf den in tiefen Höhlen kauernden Zifferblättern ist wunderbar ablesbar. Auch auf komplexe Menüs verzichtet Alfa und gibt der Giulietta so manchen Knopf mit auf den Weg. Allerdings sind die Tasten gut verteilt auf Mittelkonsole und Lenkrad, sodass die Gebrauchsanweisung meist im Handschuhfach verbleiben kann. Die Zeiten, als man bei den Mailänder Fahrzeugen noch Rätsel lösen musste, um sie zu bedienen, sind längst vorbei.
Seit einigen Jahren gibt es einen charakteristisch gestalteten Zusatzknopf, ohne den heute kein Alfa mehr die Werkshallen verlässt. Es handelt sich um den DNA-Steller, der Fahrspaß garantiert und selbst beim Diesel keineswegs fehlen darf. Je nach Modus spricht das Gaspedal giftiger oder eben gemächlicher an. Auch die Lenkungskennlinie verändert sich je nach Einstellung und wird etwas straffer – allerdings präsentiert sich das Volant schon in der Grundausrichtung recht direkt, was zum drahtigen Naturell des Südeuropäers passt. Der rettende Anker des elektronischen Stabilitätsprogramms wird in der „Dynamic“-Stufe einen Tick später geworfen, damit Fans schnell gefahrener Kehren auf ihre Kosten kommen. Apropos Kosten – ab netto 18.781 Euro gibt es den Basisdiesel, und der bietet schon ohne Sonderausstattungen alles, was ein gutes Autofahrerleben ausmacht.

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Abgesehen von der vollen Sicherheitsausrüstung sind auch Klimaanlage, Radio, Reifendruckkontrolle sowie Start&Stopp-System immer am Start. Flottenkunden sollten aber die Zusatzinvestition von 979 Euro (netto) für die Linie „Turismo“ nicht scheuen, denn dann gibt es zusätzlich Klimatisierungsautomatik sowie Tempomat mit auf den Weg. Des Weiteren verfügt diese Version über einen Bordcomputer und die berühmte Schaltpunktanzeige, die beim ökonomischen Fahren unterstützt. Außerdem kommt der Italiener dann deutlich schicker daher mit serienmäßigen Alurädern sowie einem farblich abgesetzten Armaturenträger. Übrigens sticht der Kompakte durch eine solide Verarbeitungsqualität hervor, hier klappert und knarzt nichts. Darüber hinaus fühlen sich sämtliche Materialien auch gut an, da hat Alfa keine Mühen gescheut und rangiert mit dem Premium-Wettbewerb durchaus auf Augenhöhe. Für das in dieser Form neu eingeführte Navigationssystem verlangt der Hersteller netto 1.260 Euro, was als fairer Kurs durchgeht, zumal darin auch ein Digitalradio-Empfänger enthalten ist. Ein weiteres Muss sind natürlich Bi-Xenon-Scheinwerfer – für 1.092 Euro (netto) wandern sie an Bord, und dann ist auch der Flottenbetreiber mit einem Alfa Romeo glücklich.

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