Schadendaten zur Hand?
Wer die Schadenarten und -höhen in seiner Flotte kennt, kann besser reagieren – in Verhandlungen mit dem Versicherer oder beim Schadenmanagement. Das dritte Treffen des Bundesverband Fuhrparkmanagement behandelte das Thema Flottenversicherungen.

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Keine Scheu vor kontroversen Themen zeigt der Bundesverband Fuhrparkmanagement. Mehr als 30 Mitglieder und Teilnehmer kamen nach Mettmann, um Experten-Vorträge rund um die Fuhrparkversicherung zu hören und über Fallbeispiele zu diskutieren. Brisanz hat das Thema allemal, da auf die Versicherer nicht nur eine Neuordnung gemäß der Richtlinien für Solvency II zukommt, sondern auch immer wieder Anpassungen an die Marktverhältnisse in Form von Prämienerhöhungen. Die Margen im Kfz-Versicherungsbereich sind gering, und der Wettbewerb hat dafür gesorgt, dass die Prämien gesunken sind. Dies kann und wird nicht so weitergehen, prophezeit Josef Kreuzberg, Key Account Manager Makler Service General Insurance (Zurich Gruppe Deutschland), mit der Folge, dass die Beiträge in 2011 steigen werden. Wer also seine Flottenversicherung wechseln will oder muss, sollte nach einem Versicherer Ausschau halten, der breit aufgestellt ist. „Das lässt ihn auch im Bereich der Flottenversicherung mit langem Atem agieren“, wie der Key Account Manager betont. „Ein professioneller Flottenversicherer hat seine Daten im Griff“, führt er weiter aus, „denn schließlich hat eine AG wie die Zurich eine Verpflichtung ihren Aktionären gegenüber.“ Zum Beispiel zeigt eine Combined Ratio von 107 Prozent und höher, dass beim Versicherer in dieser Sparte Sanierungsbedarf besteht, was wiederum für Flotten mit hoher Schadensquote bedeutet, dass Kündigung oder starke Prämienerhöhung drohen. Er nennt auch Möglichkeiten, die bei der Zürich die Prämie beeinflussen können: Selbstbeteiligung erhöhen, Schadensteuerung, Riskmanagement, Eigentragung von Schäden, sich die Unterstützung eines Maklers holen und Cross Selling nutzen.
Eine optimale Fuhrparkversicherung trägt ebenso dazu bei, die Kosten rund um die Kfz-Versicherung so gering wie möglich zu halten. „Das A und O liegt in der Analyse der aktuellen Schadendaten zur maßgeschneiderten Erstellung eines Rahmenvertrages“, so Thomas Diwersi, Geschäftsführer der Consale Sales Consulting GmbH. Mittels Auflistung werden Schadenarten und auch das interne Reduzierungspotenzial sichtbar. Für Ausschreibungen sollten zu den Fahrzeugen sämtliche Angaben vorliegen, beispielsweise die Schadenverläufe sowie die Renta der letzten drei Jahre aufgeteilt nach Haftpflicht, Vollkasko und Teilkasko mit Zahlung, Reserven, Anzahl Schäden, Quoten. Diwersi weist darauf hin, vor jeder Ausschreibung die Reserven bereinigen zu lassen. Besonderheiten beim Deckungsschutz sollten niedergelegt werden, ebenso Sondervereinbarungen wie Schadenrückkauf, Schadenvorausrabatt et cetera. „Versuchen Sie, die Hauptfälligkeit beispielsweise auf den 1.6. zu verlegen, dann ist der Markt noch nicht so in Bewegung, und Sie können besser verhandeln“, rät Thomas Diwersi.
Wenn der Flottenbetreiber der Geschädigte ist, referiert RA Henrik Momberger, sollte er zwingend darauf achten, dass er alle Kosten, die ihm zustehen, erstattet bekommt. „Versicherungen neigen dazu zu kürzen, sei es bei den Werkstattkosten, sei es bei den Gutachterkosten“, so der Rechtsanwalt. „Achten Sie auch darauf, dass der Eigentümer des Fahrzeugs vom Schadenereignis erfährt, denn spätestens wenn es wieder veräußert wird, droht Ärger, wenn ein Unfall verschwiegen wurde.“ Heutzutage schließen immer mehr Werkstätten Verträge mit Versicherungen ab mit der Folge, dass niedrigere Stundensätze verhandelt werden. Das kann langfristig dazu führen, dass mit minderer Qualität instand gesetzt wird.
Fuhrparkleiter bei der Ideal Versicherungsgruppe und Vorstandsmitglied beim Bundesverband Fuhrparkmanagement, denn die Schadensquote und die damit verbundene Höhe der Kosten bei den Flottenfahrzeugen zwang das Unternehmen zum Handeln. Zuerst analysierte Kullmann die Art der Schäden und wie sie zustande kamen. Denn für ihn ist es ebenso entscheidend, die individuellen Ursachen zu kennen, um auch im weiteren Berufsumfeld zu agieren und Prozesse umzustellen. Sowohl Arbeits- und Lenkzeiten werden nun kontrolliert, die Anonymität bei Schäden durch persönliche Meldung und Gespräche herausgenommen und bei Alkoholunfällen dem Fahrer verkehrspsychologische Hilfe auferlegt. Das Risikomanagement besteht zudem aus einer Neufassung der Dienstwagenüberlassungsverträge mit Hinweis auf Rechte, Pflichten und Konsequenzen. Fahrlehrgänge und Mitarbeiterseminare tun ihr Übriges, Ad hoc-Kontrollen in Bezug auf den Werterhalt der Fahrzeuge zeigen ebenfalls guten Erfolg. Die Schäden sind von über 1.000 im Jahr 2004 auf 861 im Jahr 2010 zurückgegangen, die Schadenquote von 175 Prozent auf 75. Bernd Kullmann sieht sich mit Unterstützung der Geschäftsführung auf einem guten Weg, weitere Maßnahmen zur Verringerung der Schäden sollen folgen. Schließlich bedeutet für ihn Schadenmanagement nicht, Schäden zu verwalten, sondern Anwendung eines fundierten Wissens über Schadenverhütung, -regulierung und Erfassen von Risiken. Wichtig also für die Flotte: Führen Sie Statistiken und beugen Sie durch Riskmanagement Schäden vor, was wiederum die Prämie senkt. Bei einem Schadensfall entstehen pro Pkw 1.650 Euro Kosten allein in der internen Verwaltung, die keiner trägt. Für nähere Informationen über die Themen und für weiteren Dialog steht der Bundesverband Fuhrparkmanagement gerne zur Verfügung und freut sich zudem über neue, engagierte Mitglieder.

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