Genialer Stromer
Mit dem V60 D6 ist Volvo ein genialer Schachzug gelungen. Die noble Mittelklasse vereint satte Fahrleistungen mit enormer Wirtschaftlichkeit und hoher Alltagspraxis. Flottenmanagement hat den keinesfalls billigen Premiumkombi mit Plug-in-Hybrid penibel unter die Lupe genommen.

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Losgelöst betrachtet, also unabhängig von den Kosten, ist der Plug-in-Hybrid die nützlichste Form des gemischten Antriebes mit E- und Verbrennungsmotor. Denn nur hier kann elektrische Energie von außen zugeführt und somit über größere Distanzen auch rein elektrisch gefahren werden, um den hohen Wirkungsgrad des Stromers in vollem Maße auszunutzen. Die bisherigen Systeme ohne externe Auflademöglichkeit „fangen“ schließlich lediglich die Bremsenergie auf, die sonst als Wärme abgeführt würde; ein zweiter Vorteil jedes Hybriden ist, die betriebsungünstigen Phasen des Verbrenners weitgehend kappen zu können. Nimmt man die Kosten jedoch als Entscheidungsfaktor hinzu, winken Rechner mit dem spitzen Bleistift ab: Nur wenige Eigner holen die Mehrkosten bei vergleichbaren Modellen mit den Kraftstoffkosten wieder herein. Doch so darf man den Volvo V60 D6 schlichtweg nicht betrachten. Denn er ist das Diesel-Topmodell der Marke, das zwar teurer ist als der D5 ohne elektromotorische Hilfe, das aber eben auch darüber angesiedelt wurde und wesentlich stärker ausfällt.
Mit einer (System-)Leistung von 283 PS rangiert der Mittelklässler in einer exklusiven Liga und darf getrost zu den Performance-Offerten im Segment gezählt werden. Da erscheint der Grundpreis von netto 49.924 Euro fair, zumal der Schwede geballte Technik und viele Annehmlichkeiten serienmäßig bietet, die in den unteren Ausstattungslinien mit Aufpreisen belegt sind. So sind neben dem höheren Output beispielsweise auch die Außenspiegel automatisch abblendbar; zudem gibt es ein beheizbares Lenkrad, Standheizung und Xenon-Scheinwerfer frei Haus. Immer an Bord ist auch die volle Sicherheitsausrüstung, zu der bei Volvo längst ein automatischer Notbremsassistent gehört, sodass ein Frontalaufprall bis zu einer Geschwindigkeit von 15 km/h vermieden respektive seine Folgenschwere (so er denn doch eintritt) bis 50 km/h erheblich reduziert werden kann. Mit dem 1.596 Euro netto kostenden großen Assistenzpaket wird das Sicherheitskonzept durch eine Fußgänger- Erkennung (mit verknüpfter Notbremsung) sowie eine Warnung im Falle sich schnell nähernder Fahrzeuge ergänzt.
Und der V60 D6 ist nicht nur sicher, sondern auch äußerst komfortabel; üppige Leder-Fauteuils verwahren die menschliche Fracht auch auf langen Strecken so, dass sie kaum ermüdet und frei von Rückenschmerzen bleibt. Viel Bewegungsfreiheit – auch im Fond – macht den Kombi zu einem angenehmen Aufenthaltsort. Vorn gibt es die berühmte Ablage hinter der schwebenden Mittelkonsole, ohne die der Skandinavier irgendwie kein echter Markenvertreter wäre. Ein intelligentes Menüsystem, das allerdings Eingewöhnung erfordert, hält die Armaturen aufgeräumt, indem eine Knöpfchenflut verhindert wird. Die wichtigsten Funktionen indes lassen sich per direkter Tastenwahl steuern, was unter anderem für die Klimaautomatik zutrifft. Auch für sämtliche Hybrid-Fahrmodi gilt das – und damit steht auch schon das zentrale Thema des D6 auf der Tagesordnung.
Der teilelektrische Antrieb dieses V60 verlangt durchaus nach ein paar Überlegungen. Wer (und das geht nur bei gefüllter Batterie) alleine mit dem lautlosen Synchronmotor fahren möchte, muss in den „Pure”-Modus schalten. Dann lassen sich bis zu 50 Kilometer ohne Verbrenner zurücklegen – allerdings nur mit behutsamem Gasfuß. Das rechte Pedal zu weit niederdrücken ruft den Fünfzylinder-Diesel prompt auf den Plan, um die Beschleunigungsanforderung umzusetzen. Schließlich muss man im E-Betrieb mit 68 PS auskommen, damit ist der Zweitonner schon etwas phlegmatischer unterwegs als gemeinsam mit dem Diesel. Für die Stadt reicht der Punch aber locker, und selbst auf Überlandfahrten ist der D6 auch im Elektrobetrieb kein Verkehrshindernis mit bis zu 125 Sachen. Klar ist natürlich: Nur wer zu Hause laden kann – sei es in der Garage oder per nahe gelegener Säule –, ist in der Position, den Vorteil des Plug-in-Hybriden auszukosten. Und wer in puncto Fahrprofil zu den Kurz- bis Mittelstrecken-Nutzern zählt, spart sogar ordentlich Kraftstoff. Kunden, auf die das nicht zutrifft, erlangen mit dem D6 immerhin einen ausgeprägten Dynamiker.
Mit einem Standardsprint von 6,1 Sekunden bis 100 km/h vollzieht er diese Disziplin laut Werk nur eine Zehntelsekunde langsamer als die rasanten T6-Benziner-Varianten mit über 300 PS. In der Tat avanciert der Elektrodiesel in der „Power”-Stellung zum raubeinigen Gesellen mit Hummeln im Hinterteil. Dann wird schon leichtes Antippen des Fahrpedals mit gierigem Vortrieb quittiert – eine „Kickdown“-Einlage presst die Insassen nachdrücklich in die feinen Sessel. Und Traktionsprobleme sind dem D6, der die Vorderräder über eine konventionelle Sechsstufen- Wandlerautomatik antreibt, fremd, weil der Stromer die Hinterachse mit Moment versorgt, wodurch er zum 4x4 avanciert. Bis 150 km/h ist die Hinterachse aktiv, danach wird der 200-Nm- Brocken von der Achse abgekoppelt, weil die Drehzahl sonst zu hoch würde. Per Rekuperation wird der kompakte Lithium-Ionen-Speicher für den konventionellen Hybridantrieb gespeist, falls gerade keine Haushaltssteckdose oder Ladesäule verfügbar ist. Und wer mit voller Ladung losfährt und die 50 Kilometer Elektroreichweite für einen späteren Zeitpunkt reservieren möchte, drücke einfach die „Safe“-Taste – dann rührt das System den Saft für den „Pure“-Modus nicht an.

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Schön am V60 D6: Er ist mehr als ein konventioneller Hybrid und auch für jene Gegner des Elektroautos interessant, die in diesen die Verödung der emotionalen Komponente sehen. Wenn der energisch klingende Fünfender einsetzt und mit steigender Drehzahl auch die musikalische Tonleiter hinaufspielt, bekommt der Fan klassischen Automobilbaus leuchtende Augen. Und die Praxistauglichkeit ist freilich unschlagbar, der D6 tappt niemals in die Reichweitenfalle. In der Stadt elektrisch und weite Reisen mit vereinten Kräften – so lautet das Motto dieses Volvos. Und federn kann das schick gezeichnete Nordlicht obendrein, um das Komfortkapitel abzurunden. Ach ja, zum gehobenen Autofahrerleben braucht es ohne Frage entsprechende Entertainment- Features. Alles machbar vom Digitalradio über das leistungsfähige Soundsystem sowie den TVTuner bis hin zum integrierten Internet-Hotspot.

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