Steigende Bedeutung
Interview mit Martin Mudersbach (Präsident des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen)

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Flottenmanagement: Leasing ist mittlerweile eine bei Unternehmen gern gesehene Finanzierungsalternative. Was macht Leasing insbesondere für Unternehmen gegenüber der klassischen Finanzierung oder dem Mietkauf so interessant? Welche Vorteile stehen im Vordergrund
Martin Mudersbach: Mittlerweile ist Leasing weit mehr als eine angesehene Finanzierungsalternative, was sich nicht zuletzt beim hohen Leasinganteil an den Neuzulassungen zeigt: Heute werden 65 Prozent aller neu zugelassenen Fahrzeuge nach Anschaffungswert beziehungsweise 38 Prozent nach Stückzahlen über Leasing finanziert. Betrachtet man nur die Zulassungen der gewerblichen Halter, so ist der Anteil noch höher. Damit ist Leasing eine recht dominierende Investitionsform.
Die Leasingvorteile sind sehr vielfältig: Zum einen bietet Leasing eine verlässliche Kalkulationsgrundlage beim optimierten Kostenverlauf. Für den Kunden gibt es keine Überraschungen – ihm ist vom ersten bis zum letzten Tag klar, was er für das Fahrzeug bezahlt. Daneben kann ein Fuhrpark immer auf dem neuesten Stand gehalten werden, was vor dem Hintergrund von Innovationen, dem allgemeinen technischen Fortschritt oder Auflagen des Gesetzgebers von Vorteil ist. Mit einem geleasten Fahrzeug ist man hier immer auf der sicheren Seite. Ein erheblicher Pluspunkt für den Kunden ist, dass er nach Ablauf des Vertrages das Fahrzeug ganz einfach zurückgeben und ein neues leasen kann.
Der Kunde muss sich nicht um die Verwertung des Fahrzeuges kümmern. Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Vorteil ist die individuelle Vertragsgestaltung: Für jeden Kunden wird eine ganz spezifische Finanzierung erstellt, die auf die individuellen Bedürfnisse des Leasingnehmers eingeht. Und nicht zuletzt ermöglichen die verschiedenen Servicekomponenten dem Kunden nicht nur eine Zeit- und Kostenoptimierung. Das Fuhrparkmanagement nimmt ihm auch eine ganze Menge an Aufgaben ab. Dies ist ein wesentlicher Mehrwert, den wir heute im Flottenmanagement bieten. Deswegen gehe ich davon aus, dass der Bereich der Servicekomponenten auch weiterhin deutlich zunehmen wird.
Flottenmanagement: Auch wenn der deutsche Leasingmarkt 2013 stabil bleibt, zeigt sich eine anhaltende Zurückhaltung der Unternehmen bei der Investitionsplanung. Worauf ist die Zurückhaltung bei den Investitionen zurückzuführen und durch welche Initiativen könnte man aus Ihrer Sicht hier entgegenwirken

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Martin Mudersbach: Grundsätzlich müssen sich Investitionen für den Investor lohnen. Dazu bedarf es stabiler Rahmenbedingungen, die Zukunft planbar und Investitionen rechenbar machen. Jedoch spüren wir in der deutschen Wirtschaft eine zu große Verunsicherung, die verschwinden muss. Hier ist auch die Bundesregierung gefragt, eine zuversichtliche Stimmung und ein verlässliches Investitionsklima für die Unternehmen in Deutschland zu schaffen.
Ein Ansatzpunkt könnte die Wiedereinführung der degressiven Abschreibung, sprich der sinkenden Abschreibungsbeträge über die Nutzungsdauer sein. Das würde schon heute die Investitionen anziehen lassen. Stattdessen hat sich die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer von Pkws seit einigen Jahren stückweise von vier auf mittlerweile sechs Jahre erhöht. Das hat Abschreibungsanreize zusätzlich stark beschnitten und begünstigt die Investitionszurückhaltung heute maßgeblich. Wenn wir das auflösen wollen, dann geht an verbesserten Abschreibungsbedingungen kein Weg vorbei.
Flottenmanagement: Gerade der Fuhrpark birgt im Unternehmen nach wie vor ein hohes Investitionspotenzial. Wie hat sich der Leasingmarkt in den Bereichen des Pkw- und Flottenleasings im letzten Jahr entwickelt
Martin Mudersbach: Dem schwachen Automarkt mit sinkenden Flotten- und Pkw-Zulassungszahlen konnte sich auch die Leasingwirtschaft nicht gänzlich entziehen. Das Pkw-Leasing verzeichnete übers Jahr ein Minus von 1,5 Prozent, stabilisierte sich aber in der zweiten Jahreshälfte. Insgesamt betrachtet, gewinnt Leasing jedoch zunehmend Marktanteile. Das ist besonders gut zu erkennen, wenn Sie sich zum Vergleich die Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes vor Augen führen. Die Pkw-Neuzulassungen sind 2013 um rund vier Prozent zurückgegangen, die Flottenzulassungen laut VDIK sogar um sieben Prozent. Dies verdeutlicht, dass Leasing als eine moderne und beliebte Investitionsform gerade im Pkw-Sektor seinen bereits bedeutenden Marktanteil weiter erhöht.
Flottenmanagement: Unternehmen möchten Risiken möglichst effizient verhindern. Welche Vorteile ergeben sich für den Flottenkunden beim Fahrzeugleasing
Martin Mudersbach: Wie eingangs erwähnt, ist die komplette Kalkulierbarkeit der Kosten natürlich ein großer Vorteil des Leasings. Daneben spielt aber auch die Fähigkeit, Innovationen mitzumachen, also nicht zu lange auf veralteter Technik sitzen bleiben zu müssen, die in der Folge zu Problemen bei der Einhaltung von steuerlichen Rahmenbedingungen oder umwelttechnischen Vorgaben führen kann eine weitere wichtige Rolle. Durch eine Leasinginvestition sind Sie immer mit modernster Technologie dabei. Zusätzlich gewinnen integrierte Servicekomponenten beim Flottenleasing zunehmend an Relevanz für Unternehmen und das beispielsweise auch schon bei kleinen Fuhrparks mit fünf bis 20 Fahrzeugen.
Das eigentliche Potenzial, das Fahrzeugleasing mit integrierten Servicekomponenten hat, zeigt der Blick auf andere Märkte: Beispielsweise sind Flotten in Großbritannien bis zu 80 Prozent mit Full-Service-Komponenten ausgestattet. In Deutschland, so eine Untersuchung der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman, liegt der Full- Service-Anteil gerade einmal bei rund 40 Prozent. Diese enorme Spanne zwischen Großbritannien und Deutschland lässt vermuten, dass wir hier Nachholbedarf haben. Daher glaube ich, dass das Leasing mit Full-Service-Komponenten hierzulande eine rosige Zukunft hat und enormes Wachstumspotenzial birgt.
Flottenmanagement: Mittlerweile können nahezu alle Dienstleistungen rund um das Fahrzeug über Full-Service-Leasingverträge abgedeckt werden. Ist auf dem Automobil-Leasingmarkt ein Trend zu diesen Rundum-sorglos-Paketen zu erkennen? Oder nutzen Unternehmen weiterhin einen eher traditionellen Ansatz des Fahrzeugleasings und übernehmen die Koordination der Dienstleistungen inhouse
Martin Mudersbach: Der Trend geht nicht nur beim Fahrzeugleasing, sondern insgesamt zu mehr eingeschlossenen Serviceleistungen. Das liegt vor allem daran, dass Unternehmen ihre Kernkompetenz sinnvollerweise woanders sehen. Denn im Endeffekt macht es für ein Unternehmen keinen Sinn, sich über die Unterhaltung einer Flotte Gedanken zu machen. Dies kann man gut auf Spezialisten auslagern. Der Leasingkunde hat dann mit den Service- und Wartungskomponenten und letztlich auch mit der Vermarktung nichts mehr zu tun.
Wir merken aber auch in anderen Bereichen wie dem IT-Sektor oder teilweise auch beim Leasing von Produktionsmaschinen, dass die Rundumbetreuung eine entscheidende Rolle spielt. Vorreiter war und ist aber der Fahrzeugsektor, vor allem das Flottensegment. Hier werden wir weiterhin eine deutliche Zunahme von Servicekomponenten bei den Flottenfahrzeugen sehen. Jedoch brauchen wir sicherlich noch zehn bis 20 Jahre, bis wir bei englischen Verhältnissen angelangt sind; denn von 40 auf 80 Prozent sind noch erhebliche Steigerungen zu leisten.
Flottenmanagement: Welche Entwicklungen sehen Sie im kommenden Jahr im Bereich des Fahrzeugleasings? Vor welche Herausforderungen ist der Leasingmarkt hier gestellt
Martin Mudersbach: Zunächst sehe ich Chancen für den Full-Service-Markt im nächsten Jahr, da in den Unternehmen der Druck zur Kostenoptimierung im Fuhrpark zunimmt. Bei Themen wie Umweltschutz und Reduzierung des CO2-Ausstoßes sind Unternehmen mit einer geleasten Flotte immer vorn dabei und können schnell und flexibel auf Änderungen reagieren. Der Wertverlust der Altfahrzeuge aufgrund steigender Umweltauflagen ist für den Kunden unproblematisch, da das Fahrzeug am Ende der Vertragslaufzeit von der Leasinggesellschaft zurückgenommen wird. Daneben sehe ich in den nächsten Jahren einen Trend zur pauschalen Abrechnung der Kosten im Vergleich zur Spitzenabrechnung.
Schlussendlich wird sich der Wettbewerb unter den Leasinggesellschaften deutlich verschärfen, wenn sich der Automobilmarkt im Inland nicht wieder erholt. Was wiederum eine Herausforderung für alle Beteiligten darstellt, sich in einem derartigen Umfeld zu behaupten.

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