Restwertmaximierung
Bereits Mitte letzten Jahres veröffentlichte EurotaxSchwacke eine Studie zu den Auswirkungen von Fahrerassistenzsystemen auf die Preisentwicklung und Kaufentscheidung im Gebrauchtwagenmarkt.

PDF Download
Basierend auf einer Befragung von 5.400 Autofahrern in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und dem Vereinigten Königreich zeigte die englischsprachige Studie „Fahrerassistenzsysteme: Nachfrage und Relevanz von Fahrerassistenzsystemen bei neuen und gebrauchten Fahrzeugen in ganz Europa“, welche Einflüsse Fahrerassistenzsysteme auf die Kaufentscheidung bei Neu- und Gebrauchtwagen ausüben können. Dabei kristallisierte sich heraus, dass die Nachfrage nach Assistenzsystemen nicht nur beim Neuwagenkauf stetig steigt, sondern diese zunehmend auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt an Relevanz gewinnen. Insbesondere in der oberen Mittelklasse sowie Oberklasse zählen integrierte Navigationssysteme, moderne Lichtanlagen, Geschwindigkeitsregler und Einparkhilfen mittlerweile zum Standard. Ebenfalls zeigte die Studie, dass auch einfache Komfortsysteme sich einer steigenden Nachfrage bei größeren Autos der Volumenhersteller erfreuen.
Jedoch scheinen sich laut der Studie viele Verbraucher nicht mit den verfügbaren Fahrerassistenzsystemen und deren Funktionen auszukennen, wodurch viele Vorteile der Hilfssysteme ungenutzt bleiben. In der Studie beschrieben sich beispielsweise nur 32 Prozent der Befragten selbst als „einigermaßen vertraut“ mit adaptiven Lichtsystemen. Besonders gering fiel die Vertrautheit bei Systemen aus, die neu auf dem Markt sind. So generieren beispielsweise erweiterte Parkassistenzsysteme, Abstandskontrollen und Verkehrszeichenerkennung noch wenig Nachfrage auf den betrachteten Märkten.
Die Nachfrage ist dabei ein Indikator für die Wertstabilität eines Fahrzeuges. So können Minderausstattungen das Interesse von potenziellen Käufern schmälern. Insbesondere beim Wiederverkauf von Fahrzeugen aus Kauffuhrparks wirken sich fehlende gängige Fahrerassistenzprogramme negativ auf den Wiederverkaufswert aus.
Nachfrage in den letzten fünf Jahren
Auch die Daten des Fahrzeugvermarkters BCA bestätigen, dass Fahrerassistenzsysteme in den letzten fünf Jahren stetig an Bedeutung gewinnen. So stieg die Nachfrage nach diesen Hilfssystemen in den letzten fünf Jahren im Schnitt um mehr als das Doppelte.
Übersicht über die prozentualen Veränderungen:

Aktuelles Magazin
Ausgabe 1/2013

Sonderausgabe Elektro
Das neue Jahresspecial Elektromobilität.
Insgesamt zeigen Käufer ein deutliches Interesse an solchen Systemen, sind aber wiederum auf dem Gebrauchtwagenmarkt nicht wirklich bereit, dafür auch zu zahlen. Daher können hier nur geringfügig Restwertsteigerungen erzielt werden.
Dadurch, dass solche Systeme mit einem hohen Anschaffungspreis ab Werk verbunden sind, hält sich auch die prozentuale Restwertsteigerung in Grenzen. Beispielsweise ergibt sich für den VW Golf 2.0 TDI Comfortline mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 21.240 Euro (netto) durch den Erwerb von drei Systemen – Navigationssystem, Park- und Spurhalteassistent – ein Mehrpreis von circa 1.600 Euro (netto). Dies entspricht 7,5 Prozent des Wagenwertes bei der Anschaffung. Ein solcher Mehrpreis lässt sich nur schwer durch die dadurch entstehende Restwertsteigerung amortisieren.
Diskrepanz zwischen Nachfrage und Restwert
„Aufkäufer gehen mit einer anderen Zielsetzung an den Kauf eines Gebrauchtwagens als beispielsweise Flottenbetreiber beim Neukauf. Während für den Flottenbetreiber Ökonomie und Sicherheit im Vordergrund stehen, kauft der Händler gezielt um den Erwartungen seines Endkunden gerecht zu werden. Genau hier liegt die Diskrepanz. Der Endkunde kann vielleicht Abstriche bei seiner Farbvorstellung machen, nicht aber bei einer Dachreling und Isofix-Befestigung, welche vorher für den Firmeneinsatz vermutlich vollkommen irrelevant waren“, erklärte Marc Berger, Vorstand der Auktion & Markt AG. Daneben haben die meisten Sicherheitsassistenzsysteme beim Endkunden (noch) nicht den Stellenwert, den Komfortsysteme genießen.
Darüber hinaus steht für autobid fest, dass die Bereitschaft, ein „Zuviel“ an Ausstattung auch im Kaufpreis zu honorieren, sich wohl in Grenzen halten wird. Besonders da Endkunden im Durchschnitt ihre Fahrzeuge keine 10.000 Kilometer im Jahr bewegen und sich der Aufpreis so nur schwer amortisieren lässt.
Restwertsteigerung nach Segmenten
Die Erfahrungen von AUTOonline zeigen, dass sich der Restwert insbesondere in der Oberklasse und dem Luxussegment durch Fahrerassistenzsysteme steigern lässt. Hier wirken sich zusätzlich verbaute Systeme besonders positiv auf die zu erwartende Nachfrage auf dem Gebrauchtwagenmarkt aus. Xenon- beziehungsweise LED-Scheinwerfer und Navigationssysteme werden dabei von vielen Käufern beim Wiederverkauf als Standard angesehen. Fehlen diese, wirkt sich dies meist direkt auf den Wiederverkaufswert aus. Minderausgestattete Pkws liegen damit meist unter dem Durchschnittspreis. Ähnliche Tendenzen sind auch in der Kompaktklasse zu erkennen. So werden auch hier einige Fahrerassistenzsysteme nicht mehr nur als Luxus-Option wahrgenommen, sondern zählen für den Käufer zu Systemen der aktiven Sicherheit und damit zu essentiellen Ausstattungen.
Darüber hinaus ist schon jetzt zu erkennen, dass moderne Assistenzsysteme wie beispielsweise ein Verkehrszeichenerkennungs-System oder ein „Toter Winkel“-Assistent immer häufiger nachgefragt werden.
Restwertsteigerung durch Ausstattungsmerkmale
Um herauszufinden, inwieweit eher sicherheitsrelevante oder komfortrelevante Sonderausstattungen den Restwert beeinflussen, hat mobile.de die Preisentwicklung eines beliebten Flottenfahrzeugs der Kompaktklasse in verschiedenen Ausstattungsvarianten näher untersucht: Den Golf VI, Baujahr 2010 mit maximal 125.000 km Laufleistung, maximal 200 PS und Dieselaggregat.
Unabhängig von der Ausstattung verlief die Preisentwicklung auf mobile.de für dieses Flottenfahrzeug im vergangenen Jahr relativ konstant. „Unsere Daten zeigen, dass erwartungsgemäß eine bessere Ausstattung auch zu einem höheren Wiederverkaufswert führt. So wird anhand der Daten deutlich, dass ein Golf VI, der über Navigation und Park-Distance-Control verfügt, im Jahresverlauf durchschnittlich 2.500 bis 3.000 Euro mehr kostete als das Modell ohne beide Ausstattungsaspekte“, erläuterte Malte Krüger, Geschäftsführer der mobile.international GmbH. „Allerdings unterscheidet sich ein Golf, der lediglich ein Navigationssystem als Sonderausstattung besitzt, preislich nur geringfügig von einem Fahrzeug ohne entsprechendes Zubehör.“
Fazit
Bei allen Fahrzeugvermarktern zeigt sich das gleiche Bild: Die Nachfrage nach Fahrerassistenzsystemen steigt auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt stetig. Dabei ist es heute schwierig zu beurteilen, welche Systeme auch in Zukunft einen deutlichen Einfluss auf die Wertstabilität eines Fahrzeugs haben. Eine große Ausnahme sind sicherlich nach wie vor das Navigationsgerät, Xenonlicht, Tempomat und Parksensoren. So waren diese Einrichtungen vor einigen Jahren noch der Oberklasse und der oberen Mittelklasse vorbehalten, gehören sie heute schon in der Mittelklasse zum „guten Ton“.
Insgesamt zeigt sich jedoch, dass die Restwertentwicklung von zahlreichen weiteren Faktoren wie beispielsweise dem Fahrzeugzustand oder der Motorisierung abhängig ist. Dadurch können Fahrerassistenzsysteme nicht isoliert betrachtet werden. Letztlich kann ein weniger umfangreich ausgestattetes Fahrzeug durchaus einen besseren Wiederverkaufswert erzielen als dasselbe Auto mit viel Zubehör, wenn es dafür sehr sorgfältig gepflegt wurde.

Aktuelles Magazin
Ausgabe 1/2013

Sonderausgabe Elektro
Das neue Jahresspecial Elektromobilität.
Der nächste „Flotte!
Der Branchentreff" 2026




0 Kommentare
Zeichenbegrenzung: 0/2000