Branchenstandard
Interview mit Michael Velte (Vorstandsvorsitzender des Verbandes markenunabhängiger Leasingund Fuhrparkunternehmen) zu „Die Faire Fahrzeugbewertung VMF“

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Flottenmanagement: Wann und mit welchem Hintergrund haben Sie einen Standard für die faire und transparente Bewertung von Leasingfahrzeugen initiiert
Michael Velte: Initiiert haben wir diesen Branchenstandard im Jahr 2004. Einen Katalog, in dem die Bewertungskriterien abgebildet sind, haben wir Anfang 2005 herausgebracht. Alle Mitgliedsgesellschaften des VMF haben daran zusammen mit dem TÜV NORD gearbeitet. Bis September 2007 folgte dann ein standardisiertes Rücknahmeprotokoll, das von den VMF-Gesellschaften genutzt wird. Als Grundlage für die Zertifizierung dient ein Handbuch zum Prozess. Hintergrund damals war, dass die Branche bei der Fahrzeugbewertung von Rückläufern noch Nachholbedarf hatte. Es herrschte bei den Kunden sehr große Unsicherheit darüber, welche Schäden wie abgerechnet werden. So konnte bei einigen Marktteilnehmern durchaus der Eindruck gewonnen werden, dass mögliche Verluste wegen zu hoher Restwerte ausgeglichen werden müssen. So wurde schnell jeder Kratzer abgerechnet, auch wenn es nur eine Gebrauchsspur war. Hier wollten wir unserem Anliegen gerecht werden, für Branchentransparenz zu sorgen, und ebenso Maßstäbe setzen, was uns auch nachhaltig gelungen ist.
Flottenmanagement: Was steckt hinter dem Siegel beziehungsweise hinter „Die Faire Fahrzeugbewertung VMF“, mit welchen Organisationen hat sich die Zusammenarbeit bewährt
Michael Velte: Hinter „Die Faire Fahrzeugbewertung VMF“ stehen erst einmal alle VMF-Mitglieder – das sind die bedeutenden herstellerunabhängigen Flottenleasing- und Fuhrparkmanagementgesellschaften. Jedes unserer Mitglieder, ob ALD, Arval, Athlon, Deutsche Leasing, LeasePlan, GE/ ASL, Mobility Concept oder Hannover Leasing, bewertet seine Rückläufer nach den VMF-Kriterien. Diese Bewertungskriterien sind seit einigen Jahren bereits Teil der meisten Ausschreibungen und damit auch Bestandteil eines späteren Rahmenvertrages. So weiß eigentlich jeder Kunde bereits am Anfang, welche Kosten auf ihn am Ende der Laufzeit zukommen könnten. Ein Fuhrparkmanager kann die Dienstwagenberechtigten schon entsprechend instruieren und mit in die Pflicht und Verantwortung nehmen. Jede Mitgliedsgesellschaft des VMF arbeitet mit verschiedenen Bewertungsgesellschaften oder Gutachtern zusammen, beispielsweise mit dem TÜV NORD oder der DEKRA. Alle bewerten die Fahrzeuge nach diesem einheitlichen Kriterienkatalog. Das gibt ihnen und allen Vertragsparteien Sicherheit – von Beginn an.
Flottenmanagement: Welche Außenwirkung hat „Die Faire Fahrzeugbewertung VMF“ für die Mitglieder des VMF, welchen Mehrwert können Sie den Kunden Ihrer Mitgliedsunternehmen damit bieten

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Michael Velte: Wir haben 2010 eine Markterhebung zusammen mit dem CAR-Institut zur Fahrzeugrücknahme und -bewertung im Markt gemacht. Hier zeigte sich, dass es ein paar mehr oder weniger bekannte anderslautende Standards im Markt gibt. 85 Prozent der Kunden von VMF-Mitgliedern gaben hier an, bereits im Vorfeld über die Bewertungskriterien informiert gewesen zu sein, während es bei Nicht-VMF-Gesellschaften nur im Durchschnitt 66 Prozent waren. Jede Leasinggesellschaft hat mittlerweile ähnliche Kataloge – mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die einen bewerten die Technik, die anderen den Innenraum und wieder andere das Äußere unterschiedlich. Alle basieren aber auf dem Branchenstandard des VMF, „Die Faire Fahrzeugbewertung VMF“, wie uns TÜV NORD und DEKRA in einem Interview bestätigt haben. Auch bei vier weiteren Qualitätsstandards waren wir die Initiatoren.
Der Mehrwert ist, dass „Die Faire Fahrzeugbewertung VMF“ nur von Mitgliedsgesellschaften genutzt werden darf, die strengen Kriterien in dem gesamten Prozess unterliegen. Die Marke ist als Geschmacksmuster beim Patentamt geschützt. Die Prozesse anderer Marktteilnehmer, die an unsere Vorgaben nachträglich angelehnt wurden, sind vom Umfang und der Transparenz her deshalb sicher nur bedingt vergleichbar. Das betrifft auch die anderen Standards, etwa die von uns herausgearbeiteten Fuhrpark-Begriffe oder entwickelten Qualitätsstandards wie „Die Faire Fahrzeugrücknahme VMF“, „Die Standardfuhrparkausschreibung VMF“ und der automatisierte Managementprozess für Wartung und Inspektion „VMF Service Plus“. Kunden von VMF-Mitgliedern erhalten dadurch Planungssicherheit.
Flottenmanagement: Inwiefern kann man von einem marktweiten Effekt auf den Rückgabeprozess bei Leasingfahrzeugen sprechen, beispielsweise durch „Nachahmer“, die letztlich die Notwendigkeit solcher Standards bestätigen? Wie reagieren die Branche und der Handel auf das VMF-Siegel
Michael Velte: Im VMF haben wir auch für die Rücknahme einen gemeinsamen Prozess definiert, sodass auch hier die Kunden von VMF-Mitgliedern davon ausgehen können, dass alles qualitativ stringent abläuft, was für weitere Sicherheit sorgt. Die Standardisierung hilft auch unseren Dienstleistern wie PS-Team, DAD und anderen, die für die VMF-Mitgliedsgesellschaften die Logistik durchführen, ihre Mitarbeiter und Partner entsprechend zu briefen. In den genannten Fällen haben die Gesellschaften unsere Standards noch vertieft oder technisch weiter untermauert. Wie geschildert, stellen die TCO für jeden Fuhrparkmanager die relevante Betrachtungsgrundlage dar und nicht die einzelne Leasingrate. Mitbewerber waren also gewissermaßen gezwungen, eigene Standards zu definieren. Wenn das auch nicht immer in einem vollumfänglichen Inhalt gemündet ist, so hat doch insgesamt die ganze Branche heute an dieser Stelle für deutlich mehr Transparenz und Verlässlichkeit gesorgt. Im Autohandel ist dann die Rücknahme, teilweise als verlängerter Arm von Leasinggesellschaften (insbesondere von Captives), auch spürbar einfacher geworden.

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