Schadenquote – oder doch nicht?

Schadenquote – oder doch nicht?

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Schadenquote – oder doch nicht?

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Oft werde ich in Gesprächen gefragt, was man gegen eine zu hohe Schadenquote tun kann. Die pauschale Antwort, die Versicherungsprämie zu erhöhen, wäre zwar rein rechnerisch der einfachste Weg, ist aber nicht die Antwort auf die eigentliche Frage. Vielmehr müssen wir herausfinden, ob der Schadenaufwand reduziert werden kann. Dabei ist nicht alleine die absolute Höhe entscheidend, sondern es geht eher um die Zahl der Schäden.

Die Höhe eines Schadens ist zufallsbedingt. Ob Sie beim Zurücksetzen gegen einen Stein oder ein anderes Fahrzeug fahren, wird sich in der Höhe des Schadens am beschädigten Gegenstand deutlich bemerkbar machen. Aber es ist jeweils ein Schaden. Insofern sollte das Ziel sein, die Zahl der Schäden zu senken. Übrigens: Bei weniger Schäden insgesamt sinkt natürlich auch das Risiko eines sogenannten Großschadens.

Im Kern sollte es also nicht um die Schadenquote gehen, sondern um die Schadenhäufigkeit. Wir sollten hier übrigens unser Augenmerk nicht nur auf das Thema Flottenversicherung lenken, schließlich geht es auch um die Kosten, die ein Schaden in einem Unternehmen verursacht. Denn bei jedem Schaden gibt es eine Menge Kosten, die der Versicherer nicht übernimmt, sondern vom Unternehmen selber getragen werden müssen, zum Beispiel mögliche Selbstbehalte, Lieferverzögerungen, Verdienstausfälle, Unproduktivitäten et cetera. Zwar ermitteln nur wenige Unternehmen ihre ganz spezifischen unternehmensinternen Folgekosten; aber im Allgemeinen können diese bei mehr als 1.500 Euro je Pkw-Schaden liegen.

Ein Rechenbeispiel: Selbst bei „nur“ angenommenen 1.000 Euro eigenen Kosten pro Schaden und 100 Schäden im Jahr, geht es schon um 100.000 Euro. Bei einer Umsatzrendite von drei Prozent muss das betroffene Unternehmen zur Deckung dieser Kosten schon über drei Millionen Euro Umsatz erwirtschaften. Insofern sollten wir nicht die Frage stellen, inwieweit ein Flottenversicherer sinkende Schadenzahlen honoriert. Sondern eine Senkung dieser Zahl sollte das ureigenste Interesse eines jeden Fuhrparkmanagers sein.

Im Sinne eines ganzheitlichen Riskmanagement- Ansatzes kann immer an den Schadenhäufigkeiten gearbeitet werden. Doch zunächst stellt sich die Frage, ob es im Fuhrpark gemessen am Branchendurchschnitt überhaupt „zu viele“ Schäden sind. Dafür muss ein Versicherer seinem Kunden aussagekräftige und detaillierte Analysen über das ihm bekannte Schadengeschehen liefern – also die Aufteilung der Schäden in Fahrzeugkategorien, Schadentage, -monate, -orte und -uhrzeit, Schadenursachen et cetera. Für einen guten Flottenversicherer ist das tägliches Handwerkszeug.

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Nun gilt es, diese Zahlen des eigenen Fuhrparks mit einer Benchmark zu vergleichen. Die Vergleichszahlen sollten zu der Art des eigenen Fuhrparks passen. Das heißt, grundsätzlich müssen Werte von gewerblich genutzten Fahrzeugen verwendet, nach Möglichkeit der Einsatzzweck und bestenfalls auch die individuelle Branche berücksichtigt werden. Erst über diesen ganz individuellen Vergleich kann der Fuhrparkleiter einschätzen, ob er überhaupt „zu viele“ Schäden hat. Denn danach richten sich dann weitere Analysen und Maßnahmen.

Die Analyse der Zahlen sollte zudem nur der Anfang sein. Im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung geht es um „Organisation“, „Technik“ und „Mensch“. Bei den Überlegungen, warum konkret welche Schäden woher kommen oder was zur Reduzierung getan werden kann, muss dieser Dreiklang berücksichtigt werden. Was hilft es, die Fahrzeuge mit guten Fahrerassistenzsystemen auszustatten, wenn den Fahrern nicht der richtige Umgang damit intensiv erläutert wird? „Dann fahren Sie doch vorsichtiger“, passt nicht zur Erwartung an einen Servicemitarbeiter, noch mehr Aufträge am Tag abzuarbeiten. Insofern gilt es, zu überlegen, welche Maßnahmen wie implementiert werden müssen, wie die Dinge zusammenhängen und ob mögliche Schlussfolgerungen in die Philosophie des Unternehmens passen.

Nach diversen Studien sind mehr als 90 Prozent aller Schäden auf den Faktor „Mensch“ zurückzuführen. Insofern sollte er bei allen Maßnahmen nicht nur dabei sein, sondern im Mittelpunkt stehen.

Unsere Erfahrungen zeigen: Riskmanagement in der Flotte sollte nicht aus einmaligen Maßnahmen bestehen, sondern vielmehr einen Prozess darstellen. Auf Dauer gilt es, immer wieder an den verschiedenen Stellschrauben zu drehen – dann wird man auch Erfolge feiern können – hier: eine sinkende Schadenanzahl.

Es lohnt sich immer, sich systematisch mit der Reduktion von Schadenhäufigkeiten auseinanderzusetzen – letztendlich auch für die Schadenquote!

Jens Könemann, Leiter Services Kraftfahrt,
HDI-Gerling Sicherheitstechnik GmbH

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