Sportsfreund
Sportlich, edel und zugleich nützlich ist der auf den Namen Sportbrake hörende Jaguar XF. Als Diesel S wird aus der zahmen Katze ein bissiges Raubtier – zwei Turbolader machen es möglich. Flottenmanagement fühlte dem 275-PSEdellaster auf den Zahn.

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Jaguar und Kombi passen nicht zusammen? Und dann auch noch ein Diesel? Wie die Zeiten sich ändern. Manchmal dauert es eben ein bisschen länger, bis der Traditionalist versteht, dass bestimmte Moden nicht mehr aufrechtzuerhalten sind und andere wiederum mitgemacht werden müssen, um zu überleben. Längst ist der Kombi vom reinen Nutztier-Image weg und sogar wahres Lifestyle-Produkt, ohne den eine aktive Freizeitgestaltung eben schwieriger ist. Gerade Deutschland – ausgewiesener Kombi-Markt – braucht eine entsprechende Offerte, damit genügend Kunden den Weg in den Showroom finden. Mit dem modern gezeichneten Businessklässler XF wagt Jaguar einen zweiten Anlauf; die Wandlung von der schicken Limousine zum Kombi hat das Gestalterteam um Ian Callum harmonisch gelöst. Dank fließender Dachlinie bleibt dem Allrounder die Coupé-Haftigkeit weitgehend erhalten, was ihn auch für Schöngeister kaufbar macht.
Und auch antriebstechnische Feinschmecker bekommen keineswegs verachtenswerte Kost dargeboten: Dass man einem Diesel feine Manieren beibringen kann, zeigt der zusammen mit PSA und Ford entwickelte V6-Selbstzünder, der schon im Vorgänger S-Type verbaut war, bereits seit Jahren. Längst punktet er auch in dynamischer Disziplin. Hubraum-Erhöhung und der Einsatz zweier Turbolader holen 275 ausgewachsene Pferde aus dem Dreiliter (ehemals 2,7) und lassen den XF – entsprechend bestückt – ganz weit oben in der Performance-Liga der Öltrinker mitfahren. Schon die Papierdaten machen Appetit; klar erreicht der Brite abgeregelte 250 Sachen spielend, und aus dem Stand heraus auf Landstraßentempo rennt er binnen 6,6 Sekunden, sofern man den Werksangaben Glauben schenkt. Der Praxiseindruck ist jedenfalls bullig. Mit schwerem Gasfuß anfahren ruft prompt die elektronischen Zügel auf den Plan, um Motormoment herunterzuregeln – Schlupf ist kaum vermeidbar. Doch viel schöner als ein Ampelstart mit durchgetretenem rechten Pedal ist die Drehmomentspitze.
Bullige 600 Nm stehen ab 2.000 Touren zu Verfügung, wodurch der Tourer ausgesprochen elastisch wird. Keine Frage, der obligatorische achtstufige Wandlerautomat schaltet ebenso spontan wie ruckfrei – aber er muss es gar nicht so oft tun. Die beiden großen Gänge reichen für die meisten Verkehrssituationen außerhalb der Innenstadt völlig aus. In beeindruckender Weise zieht der Sechszylinder den Kombi, wie an einem starken Gummiband hängend, aus einem Geschwindigkeitsloch heraus. Wenn man den Automaten dann doch herunterschalten lässt, nimmt die Beschleunigung Fahrt auf und sorgt für festen Kontakt mit den Sitzlehnen auch jenseits von Richtgeschwindigkeit. Hohe Tempi auf der schnellen Piste verarbeitet der Jaguar gelassen – auch schnell durchlaufene Autobahnkurven steckt das Fahrwerk entspannt weg, ohne auf Verwerfungen nervös zu reagieren. Bei harten Bodenwellen spürt man indes, dass der Viertürer über einen sportlichen Touch verfügt und auf 18-Zöllern steht.
Diese unterstützen eine ausgeprägte Querperformance und sorgen in Verbindung mit der präzisen Servolenkung auch auf der kurvigen Landstraße für viel Fahrspaß. Wer unbedingt will, kann auch mal mit dem rechten Pedal korrigieren, wenngleich die Stabilitätskontrolle eine eher kurze Leine lässt. Und damit der Hecktriebler auch in beladenem Zustand ein sauberes Fahrverhalten an den Tag legt, verlässt kein Sportbrake das Werk ohne luftgefederte Hinterachse. Außerdem darf man das Gepäckabteil getrost mal beanspruchen, ohne dass die Fuhre gleich in den Knien hängt. Mit fast 600 Kilogramm Zuladung lässt sich schließlich etwas anfangen. Und wie ergeht es den Passagieren im XF? Dezenten Luxus gibt es hier in moderner Form: Mehr Alu statt Holz veranschaulicht, dass Jaguar nun eine Generation weiter ist. Fast ein bisschen technokratisch geht es zu – mit einem Schuss Unkonventionalität. Einen Automatik-Wählhebel gibt es schon lange nicht mehr, mit dem XF wurde das Wählrad erfunden.
Erst bei eingeschalteter Zündung fährt es sirrend aus der Versenkung und sorgt bei unbedarften Mitfahrern für Aufsehen. Nur beim Rückwärtsfahren ist Vorsicht geboten: Man dreht schnell mal durch bis „P“. Ein reduziertes Tastenangebot sorgt für eine aufgeräumte Armaturenkulisse – die meisten Funktionen werden über den Touchscreen abgewickelt – bis hin zur Sitzheizung. Gut ablesbare Rundinstrumente mit eisblauer Beleuchtung schaffen einen interessanten Mix aus klassischer Anmutung und Futurismus. Großzügig dimensionierte Sessel und viel Platz machen den oberen Mittelklässler zu einem ordentlichen Reiseauto. Selbst Fondinsassen mit langen Beinen genießen üppige Freiheiten in alle Richtungen. Erfreulich darüber hinaus, dass der Premium- Kandidat mit leisen Fahrgeräuschen verwöhnt. Aus dem Maschinenraum tönen so milde Einlagen – als Selbstzünder ist das Aggregat kaum zu identifizieren. Und oben herum, wo der Wind dominiert, bleibt es ebenfalls vorzüglich ruhig.

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Ein wirklich preiswertes Vergnügen ist die mit einem Ladevolumen von fast 1.700 Litern gesegnete und damit nützlichste Raubkatze aller Zeiten inklusive der stärksten Maschine nicht gerade: Ab 47.521 Euro netto beginnt der Spaß mit dem Sportbrake Diesel S. In puncto Serienausstattung bleiben nur wenige Wünsche offen – neben der vollen Sicherheitsausrüstung, Klimaautomatik sowie Radio gibt es ein schlüsselloses Startsystem, Tempomat und Xenonlicht. Viele optionale Features individualisieren den Jaguar je nach Geldbeutel und Geschmack – auf jeden Fall an Bord sollten Bluetooth-Freisprechanlage (436 Euro netto), Navigationssystem mit Festplattenspeicher für netto 2.092 Euro sowie Parksensoren (ab 369 Euro netto). Die Assistenzsysteme beschränken sich auf eine aktive Geschwindigkeitsregelanlage (1.302 Euro netto) sowie einen Totwinkel-Warner für 453 Euro netto. Luxuriös wird es mit klimatisierten Sitzen (1.120 Euro netto) oder einem Soundsystem (ab 840 Euro netto).

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