Premium in allen Klassen
Interview mit Frank Kemmerer (Leiter Flottenmanagement PKW, Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland (MBVD))

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Flottenmanagement: Herr Kemmerer, Sie sind jetzt seit drei Jahren Großkundenleiter bei Mercedes. Was hat sich denn seitdem bei Mercedes geändert
Frank Kemmerer: Wir haben seitdem den Kontakt zu den Kunden weiter professionalisiert und vereinheitlicht. Früher gab es lokale, zentrale und internationale Betreuer, heute koordinieren wir die Betreuung so, dass für den Kunden alles „aus einem Guss“ ist. Nationales wie internationales Key Account Management, Flottenverkäufer, Team- und Verkaufsleiter sowie die Kollegen von Daimler Fleet Management sind im permanenten Austausch.
Flottenmanagement: Der Flottenmarkt in Deutschland läuft derzeit recht gut. Wie entwickeln sich die Absätze von Mercedes in diesem gerade für Premiumhersteller relevanten Segment? Was erwarten Sie im laufenden Jahr für Mercedes, von welchen Marktfaktoren können Sie profitieren
Frank Kemmerer: Wir sind sehr gut in das Jahr 2012 gestartet und sehen die nächsten Monate ebenfalls positiv. Wir gehen davon aus, dass der Flottenmarkt weiter so stabil läuft wie im Augenblick, und wir die Performance, die wir im 1. Quartal gezeigt haben, weiter fortführen. Sehr zufrieden sind wir mit der Resonanz sowohl auf unsere Fahrzeugprodukte als auch auf unsere Flottenausstattungspakete und Dienstleistungsangebote.
Flottenmanagement: Welches sind die Topseller bei Mercedes? Wie hat sich der Markt in den letzten Jahren aus Ihrer Sicht verändert, gibt es Trends, die der Fuhrparkleiter beachten sollte

Aktuelles Magazin
Ausgabe 3/2012

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Das neue Jahresspecial Elektromobilität.
Frank Kemmerer: Die C-Klasse und die E-Klasse sind traditionell im Flottenbereich sehr stark unterwegs. Hier kommt uns zugute, dass wir in diesen Segmenten Maßstäbe hinsichtlich Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Effizienz setzen. Bei der aktuellen E-Klasse haben wir den Verbrauch um bis zu 20 Prozent im Vergleich zum Vorgänger gesenkt. Mit dem neuen E 300 BlueTEC HYBRID bieten wir Rekordwerte bei der Effizienz mit einem Verbrauch von 4,2 l Diesel/100 km und einem CO2-Ausstoß von 109 g/km, bei gleichzeitig mehr Drehmoment und Leistung. Der E 300 BlueTEC HYBRID ist damit das sparsamste Oberklasse-Modell der Welt.
Die aktuelle C-Klasse ist fast doppelt so effizient wie ihr Vorgänger – wir konnten den Verbrauch der neuen Motoren um bis zu 31 Prozent senken. Neben diesen wirtschaftlichen Vorzügen erreichen unsere Fahrzeuge durch zahlreiche Fahrassistenzsysteme ein in ihren Segmenten vorbildliches Sicherheitsniveau. Mit der neuen B-Klasse verfügen wir zudem über das erste Modell unserer Neuen Kompakten, das im Flottenmarkt bereits sehr stark nachgefragt wird. Auch bei unseren SUVs, der neuen Generation der GLK-Klasse und der neuen M-Klasse spüren wir, dass sie in den Fuhrparks gut aufgenommen werden. Unsere sparsamen und umweltfreundlichen Vierzylinder-Diesel überzeugen auch hier. Der Verbrauch des GLK lässt sich beim 200 CDI BlueEFFICIENCY und 220 CDI BlueEFFICIENCY bis auf 5,5 Liter Diesel je hundert Kilometer senken – bei einem Ausstoß von 143g CO2/ km. Der ML 250 BlueTEC 4MATIC braucht nur 6,0 Liter auf 100 Kilometer bei CO2‑Emissionen von 158 g/km.
Flottenmanagement: Sie haben es eben angesprochen, mit der neu gestalteten B-Klasse sind Sie ein ernsthafter Player in der beliebten Klasse der Kompakt-Vans, was sich auch an den Zulassungszahlen ablesen lässt. Wird sich Mercedes künftig stärker auch auf die Klassen unterhalb des B-Segments fokussieren, nachdem Downsizing und Downgrading ein Dauertrend geworden ist? Ist das Teil einer langfristigen Strategie
Frank Kemmerer: Grundsätzlich wollen wir in jedem Segment, das der Kunde nachfragt, die optimale Lösung anbieten. Wir sind längst in einen Bereich vorgestoßen, wo wir ganz klar sagen können: Premium ist nicht nur an der Größe orientiert. Insbesondere was die Sicherheitsausstattung, aber auch das Interieur und die gesamte Qualitätsanmutung betrifft, haben wir mit der neuen B-Klasse nun nochmals deutlich zugelegt. Mit der neuen A-Klasse, die Mitte Juni Verkaufsfreigabe hat und im September auf den Markt kommt, tragen wir der Kundenanforderungen nun noch stärker als zuvor Rechnung, Premium auch in diesem Segment zu bieten. Die neue A-Klasse ist nicht nur hochemotional im Design, sie bietet auch die aus den größeren Mercedes Baureihen bekannten Sicherheitsfeatures: Das radargestützte Assistenzsystem COLLISION PREVENTION ASSIST und der ATTENTION ASSIST sind serienmäßig an Bord. Auf Wunsch sind zusätzliche Assistenzsysteme verfügbar, darunter PRE-SAFE®, DISTRONIC PLUS sowie der Totwinkel-, Spurhalte- und Geschwindigkeitslimit-Assistent. Für den Fuhrpark zudem entscheidend: Die neue A-Klasse ist auch hocheffizient, mit Emissionswerten ab 98 g CO2/km.
Flottenmanagement: Schadet oder nutzt Ihnen in diesen Segmenten das hohe Markenimage von Mercedes? Verträgt sich Downgrading oder Downsizing überhaupt mit dem Image von Mercedes? Wie ist das in den höheren Segmenten bei Mercedes
Frank Kemmerer: Der Trend zum Downgrading existiert in den Fuhrparks, aber er steht nicht im Widerspruch zum Premiumgedanken. Wir zeigen das beispielsweise mit Motoren, die immer effizienter werden. Wichtig für uns ist dabei, dass bei allem, was wir tun, die zentralen Markenwerte spürbar sind: Faszination, Perfektion und Verantwortung. Zur Verantwortung und nachhaltigem Handeln gehört, geringeren Verbrauch und weniger Emissionen bei besseren Fahrleistungen zu bieten. Ebenso gehört für uns dazu, die modernen Sicherheitsfeatures gleichsam zu demokratisieren, also auch in den kleineren Baureihen verfügbar zu machen. Die Resonanz, die wir von den Kunden auf unsere Neuen Kompakten erhalten, zeigen uns, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind.
Flottenmanagement: Was macht Mercedes, um generell die TCO ihrer Modelle zu senken? Was ist hier künftig zu erwarten? Welchen Fokus legen Sie auf die Restwerte; der Wertverlust ist ja nach wie vor der größte einzelne Kostenblock im Fuhrpark
Frank Kemmerer: Wir arbeiten permanent an den wesentlichen Komponenten der TCO: dem Kraftstoff-Verbrauch und dem CO2-Ausstoß der Fahrzeuge. So ist der CO2-Ausstoß – und damit der Kraftstoffverbrauch – bei Mercedes in der Pkw Gesamtflotte in diesem Jahr um weitere fünf Prozent auf nunmehr 150g gesunken.
Parallel dazu konzentrieren wir uns in Deutschland ganz klar auf die Kanalsteuerung der Gebrauchtwagen. Mit unserer Marke „Junge Sterne“, die über den Handel vertrieben wird, haben wir in den letzten Jahren zu stabilen Restwerten beigetragen – wie die Auszeichnungen „Wertmeister“ und „Restwertriese“ belegen. Beim Ranking „Restwertriesen“ Bähr & Fess Forecast sind wir beispielsweise in diesem Jahr wie schon 2011 in Summe der erfolgreichste Premiumhersteller. Dies wirkt sich natürlich positiv auf die TCO für die Fuhrparks aus.
Flottenmanagement: Mercedes ist für viele Fahrer der gefühlte absolute Vorreiter in Sachen aktive und vor allem passive Sicherheit. Was sind aus Ihrer Sicht die relevantesten Sicherheitstechnologien bei Mercedes, was können wir in den nächsten Jahren Neues erwarten
Frank Kemmerer: Mercedes vertritt ganz klar die Philosophie des Weges zum unfallfreien Fahren. Diese setzt sich zusammen aus den vier Komponenten Vorbeugen, Reagieren, Schützen und Bergen. Diese Komponenten bieten wir in aufeinander abgestimmten Lösungen an. Wichtig ist uns dabei, dass die ganze Palette der Sicherheitssysteme auch in den kleineren Fahrzeugklassen wie beispielsweise der B-Klasse zur Verfügung steht.
Bei der Komponente „Reagieren“ haben wir als einziger Hersteller das umfangreiche Presafe- System, das in der Notsituation aktiv reagiert und beispielsweise den Fahrersitz in eine optimale Position bringt, den Gurt noch einmal strafft und die Fenster schließt – damit man bestens vorbereitet ist, wenn es doch einmal zum Unfall kommen sollte.
Dazu kommen natürlich unsere passiven Elemente wie die Crash-Strukturen auf Fünf-Sterne-Niveau – und noch darüber. Denn wir haben seit 40 Jahren unsere eigene Unfallforschung im Haus. Neben den Tests, die für Europa und die USA notwendig sind, haben wir auch noch zusätzliche eigene Tests, die unsere Fahrzeuge durchlaufen müssen. So haben wir beispielsweise bei einem Heckaufprall nach wie vor das sicherste Fahrzeug im Markt.
Flottenmanagement: Von einem Premiumhersteller erwarten die Kunden auch Premium-Service. Welche Dienstleistungen bieten Sie hier für den Fuhrparkleiter und insbesondere auch für den Fahrer? Womit kann Mercedes hier punkten? Wie wichtig ist dabei die Mercedes Bank und hauseigene Leasing- oder Finanzierungsangebote? Welche Neuerungen sind demnächst zu erwarten
Frank Kemmerer: Lösungen aus einer Hand sind für unsere Kunden sehr wichtig: Mit maßgeschneiderten Leasing- und Finanzierungsangeboten der Mercedes-Benz Bank punkten wir hier genauso wie mit unserem prämierten Werkstattservice. Wir bieten verlängerte Öffnungszeiten, Hol- und Bring-Services und entwickeln für unsere Großkunden auch gern eine individuelle, abgestimmte Betreuung, damit diese sich stets gut aufgehoben fühlen. Mit unseren Full-Service-Leasingangeboten können wir absolut bedarfsgerechte Lösungen für unsere Kunden darstellen. Elementarer Bestandteil sind dabei die attraktiven Komplett- Service-Pakete.
Traditionell bieten wir natürlich auch unsere beliebten Business-Pakete mit spezieller Flotten- Ausstattung an. Flottenausstattungspakete sind für die A-, B-, C-, E- und auch für die R-Klasse erhältlich. Auch beim Thema Wartung unterstützen wir unsere Flottenkunden nochmals gesondert. Unsere Flottenzentren sind darauf vorbereitet, im Dialog mit den Kunden alle gewünschten Services zur Verfügung zu stellen.
Flottenmanagement: An den Tankstellen jagt ein Allzeit-Rekordpreis den nächsten. Welche Wege geht Mercedes hier, um den geplagten Fuhrparkleiter bei den Kraftstoffkosten zu entlasten? Wie sieht die kurz- und mittelfristige Strategie bei Mercedes aus, um die Verbräuche zu senken
Frank Kemmerer: Hier fahren wir mehrgleisig. Zum einen arbeiten wir daran, den Benziner so sparsam wie den Diesel und den Diesel so sauber wie den Benziner zu machen. Zum anderen setzen wir auf die Hybridisierung und Elektrifizierung der Fahrzeuge – vom Hybridfahrzeug über den rein batterie-elektrischen Antrieb bis hin zur Brennstoffzelle. Und das ist nicht nur Zukunftsmusik: Wir haben bereits zahlreiche B-Klassen mit Brennstoffzelle bei Kunden im Einsatz. Wir dürfen natürlich auch nicht das Thema Erdgas vergessen, auch hier haben wir mit der E-Klasse schon heute entsprechende Angebote im Markt.
Flottenmanagement: Umweltschutz und Kraftstoffkosten einsparen geht oft Hand in Hand, die schönste Umwelt-Technologie kommt nicht auf die Straße, wenn die TCO zu hoch sind. Was ist aus Ihrer Sicht die Technologie der Zukunft? Wird es mehrere Antriebsmodelle parallel zueinander geben, und wie werden diese gewichtet sein
Frank Kemmerer: Ich glaube, dass wir mit dem aktuellen E 300 Bluetec Hybrid exakt das richtige Modell für die nähere Zukunft anbieten: Eine Mischung aus Diesel und Hybrid. Damit erzielen wir derzeit einen CO2-Wert von 109 Gramm bei der Limousine und haben entsprechend niedrige Kraftstoffkosten. Mit diesem Modell haben Sie den Fahrkomfort und die Fahrleistungen, die der Kunde einfach haben möchte, und dennoch einen extrem niedrigen Verbrauch.
Es wird sicher in Zukunft darauf hinauslaufen, dass es unterschiedliche Antriebsformen geben wird, je nachdem, wofür das Fahrzeug eingesetzt wird. Das kann für den Stadtverkehr ein smart electric drive sein, der in diesem Jahr für alle erhältlich sein wird. Oder die AKlasse E-CELL, die ebenfalls mit einer hoch effizienten Lithium- Ionen-Batterie ausgerüstet ist. Oder für längere Distanzen die B-Klasse F-CELL mit Brennstoffzelle. Gerade was Fuhrparkflotten angeht, können wir immer präziser die wirtschaftlichste und vernünftigste Lösung darstellen.
Flottenmanagement: Mercedes ist spätestens seit der letzten IAA der vielbeachtete Vorreiter in Sachen Brennstoff-Zelle; Sie haben auch schon einige hundert Fahrzeuge im Kundeneinsatz. Was sind die Vorteile der Brennstoffzelle, beispielsweise auch gegenüber dem Elektro-Auto? Wie sieht die Umweltbilanz im Vergleich aus?
Frank Kemmerer: Die Brennstoffzelle ist für uns nach wie vor der ideale Weg zum emissionsfreien Fahren, denn bei der Brennstoffzelle kommt hinten letztlich nur reines Wasser heraus. Es ist nur eine Frage der Infrastruktur, wie schnell das Konzept umgesetzt werden kann.
Der rein batterie-elektrische Antrieb wird in seiner Effizienz immer durch das Batteriegewicht und die Reichweite der Speichermedien begrenzt sein. Bei der Brennstoffzelle haben wir die Möglichkeit, Batterieleistung im laufenden Betrieb einzuspeisen und erzielen damit Reichweiten von 400 Kilometern und mehr – bei normal schnellem Tankvorgang.
Die batterie-elektrischen Fahrzeuge werden von der Reichweite her aus physikalischen Gründen nicht über eine bestimmte Grenze hinaus kommen können, und müssen auch länger geladen werden. Daher sehen wir die batterie-elektrischen Fahrzeuge eher als lokale, städtische Lösung, die dann lokal emissionsfrei gefahren werden kann. Bezüglich der Umweltbilanz kommt es natürlich darauf an, woher die elektrische Energie kommt. Wasserstoff ist teilweise ein industrielles Abfallprodukt, da fällt kein großer Aufwand für die Erzeugung an. Eine elektrische Kilowattstunde hat einen CO2-Wert, der davon abhängt, in welchem Mix die jeweiligen Länder ihren Strom erzeugen.
Flottenmanagement: Mercedes ist der einzige Premiumhersteller, der auch Nutzfahrzeuge im Sortiment hat. Wie entwickelt sich das Nutzfahrzeuggeschäft, ist es unter Umständen auch Türöffner bei Flottenkunden
Frank Kemmerer: Wir haben hier in der Tat eine sehr gute Kooperation miteinander zwischen den Sparten. So wird der Viano ja auch im PKW-Vertrieb mitverkauft, auch hier haben wir sehr schöne Steigerungsraten zu verzeichnen.

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