Wer den Schaden hat
Einspar-Potenziale durch professionelles Risikound Schadenmanagement

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2012 – auf einer mittelfristigen Zeitachse also übermorgen – bekommen Flottenbetreiber mit relativ schlechten Schadenquoten im Fuhrpark aus Richtung der Kfz-Versicherer noch einmal aufgefrischten Gegenwind zu spüren. Denn abseits der jetzt schon für die Versicherer bestehenden Möglichkeit, schlechte Risiken einfach nicht zu zeichnen, tritt in etwas mehr als zwei Jahren für alle Versicherer und alle Versicherungssparten „Solvency II“ in Kraft. Mit dieser Rahmen-Richtlinie wird dann das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen von den Unternehmen der Branche in schwierigen Fällen entweder eine risikoabhängige Eigenkapitalunterlegung schlechterer Risiken oder entsprechende Ausgleichsgeschäfte mit dem jeweiligen Kunden fordern.
Im worst case kann dann ein Vertragsabschluss von höchster Stelle in Berlin zumindest erheblich gebremst, wenn denn nicht abgelehnt werden. Damit will das Bundesaufsichtsamt auch den hemmungslosen Einkauf von Geschäftsvolumina, insbesondere auch seitens der Kfz- Versicherer auf dem Feld der schadenträchtigen Flottenversicherung, noch stärker unterbinden. Den Kfz-Versicherern bleiben somit eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie verabschieden sich aus der problematischeren Flottenversicherung, was einige große Unternehmen der Branche in den letzten Jahren auch schon so praktiziert haben, oder sie setzen sich mit ihren Kunden und potenziellen Neukunden zu intensiven Gesprächen und Prüfungen der jeweiligen Risiko-Situation an einen Tisch. „Eines ist jedenfalls sicher“, ist auch der Versicherungsmakler Thomas Diwersi von der Consale Sales Consulting GmbH in Sankt Gallen überzeugt, „die Versicherer werden ihr Verhalten gegenüber den Flottenkunden noch einmal stark verändern.“
Wie groß ist das Problem für die Kfz-Versicherer
Nach Angaben des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist allein in der Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung der Gesamtschadenaufwand zwischen 1990 (8,362 Mrd. Euro) und 2007 (11,93 Mrd. Euro) um 42,7 Prozent, der durchschnittliche Schadenaufwand je Pkw-Unfall zwischen 1990 (2.333 Euro) und 2007 (3.583 Euro) gar um 53,6 Prozent gestiegen. Nach der Verkehrsunfall-Statistik des Bundes und der Länder ermittelte die Polizei als die fünf Hauptunfallursachen 2008: überhöhte Geschwindigkeit zu 36,7 Prozent, Vorfahrt-Verletzung 13,3 Prozent, Alkohol am Steuer 12.1 Prozent, Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren 11,9 Prozent und Überholen zu 5,1 Prozent.
Für den Flottenbetreiber wiederum stellen aber nicht nur die direkten Kosten der Unfall-Verursachung ein Problem dar, sondern kaum weniger die indirekten, nicht versicherten in Form von Arbeitsaufwand für die Schaden-Bearbeitung, Reparaturkosten am firmeneigenen Kfz, Ersatzfahrzeug- Kosten, Gutachter-, Anwaltskosten, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall des verunfallten Mitarbeiters oder/und der entgangene Gewinn, weil der Mitarbeiter seine Tätigkeit für Wochen nicht ausüben kann. Und nicht zu vergessen: gegebenenfalls auch noch der Anstieg der Versicherungsprämie im Folgejahr.
Die Alphabet Fuhrparkmanagement GmbH hat ermittelt, dass ein ganz gewöhnlicher Kfz-Schaden im Unternehmen selbst zu durchschnittlich sechs Anrufen, 20 Einzeldokumenten und drei digitalen Fotos führt. Gegenwärtig schwanken die Experten-Angaben, wie hoch die nicht versicherten Kosten pro Pkw-Schadenfall für das betroffene Unternehmen lägen, zwischen rund 650 Euro und 1.850 Euro. Hier ist also für jeden Flottenbetreiber dringend permanenter Handlungsbedarf angesagt, aber was kann er tun

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Ausgabe 6/2009

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Der feste Wille zur Analyse
Auch Thomas Diwersi stellt aus seinen Erfahrungen mit Flottenbetreibern heraus vorweg wichtige, im jeweiligen Unternehmen zu installierende Risiko-Steuerungspunkte zusammen, die erst einmal die Basis für notwendige Verbesserungen der Schaden-Situation liefern würden, als da wären:
• Anlage einer möglichst genauen Schaden- Statistik und Schaden-Analyse, um die Risiko- Potenziale auf ein akzeptables Maß zu reduzieren, wenn denn nicht ganz zu vermeiden. Ohne eine genaue Analyse der einzelnen Schäden sei auch eine genaue Risikosteuerung nicht möglich
• Unbedingt die Dienstwagennutzer in den Prozessen mitnehmen; es sei absolut wichtig, an ihre Mitverantwortung zu appellieren und ihnen vor Augen zu halten, wie groß die Schaden- Problematik für ihr Unternehmen sei
• Risk- und Schadenmanagement müssten im Unternehmen zur „Chefsache“ erklärt werden; ohne die volle Unterstützung der Geschäftsleitung sei eine Umsetzung kaum möglich
• Von vornherein den Kfz-Versicherer des Unternehmens (oder den künftigen) mit ins Boot nehmen und ihm plausibel darstellen, mit welchen Maßnahmen Verbesserungen der Schaden- Situation im Unternehmen angestrebt würden; etliche Kfz-Versicherer verfügten auch über Instrumentarien, unterstützend eingreifen zu können, und hätten im Hinblick auf Solvency II jetzt noch ein größeres Eigeninteresse daran.
Mögliche Maßnahmen gegenüber und mit den Fahrern
Häufig fühlen sich Mitarbeiter für ihren Dienstwagen kaum verantwortlich. Um die Fahrer stärker zu sensibilisieren, kann der Arbeitgeber sogenannte Bonus-/Malus-Systeme einführen. Wer unfallfrei unterwegs ist, könnte beispielsweise mit einer besseren Ausstattung des nächsten Dienstwagens belohnt werden. Ein weiteres Mittel könnten jährliche Anschreiben an die Fahrer mit einer Gesamtauswertung aller Unfälle sein. Sinkt die Zahl der Schäden, könnten die unfallfreien Mitarbeiter belohnt werden. Bei Fahrern, die häufiger in Unfälle verwickelt wären, sorgen vielleicht klar geregelte und konsequent umgesetzte Schadenbeteiligungen im Dienstwagen-Überlassungsvertrag auf Dauer für ein größeres Kosten-Bewusstsein. Als sehr effektiv in problematischen Einzelfällen werden von Schadenmanagement-Experten persönliche Gespräche mit dem Geschäftsführer oder dem Abteilungsleiter angesehen, damit der Fahrer spüre, dass sein Fehlverhalten nicht unbemerkt bliebe.
Darüber hinaus können, wenn sie denn nachhaltig, will sagen, regelmäßig veranstaltet werden, Fahrsicherheitstrainings eine wirkungsvolle Maßnahme sein. Die meisten Trainings zielen darauf ab, die richtige Reaktion zu lernen. Zum Angebot sollten dann aber auch die Themen Ladungssicherung, Vollbremsung, Bremsen in Kurven, Slalom- und Ausweichübungen gehören. Für Mitarbeiter, die durch viele Rangierunfälle aufgefallen sind, gibt es auch spezielle Einpark-Seminare.
Die Sicherheitsaustattung der Fahrzeuge
Je nach Einsatzzweck der Fahrzeuge können auch verschiedene Ausstattungsmerkmale wie ABS, ESP, Presafe- oder Fahrerassistenz- Systeme, Sicherheitsnetze oder zusätzliche Befestigungssysteme das Unfallrisiko beziehungsweise die Folgen eines Unfalls reduzieren. Bei Vielfahrern mögen auch Automatikgetriebe und Freisprecheinrichtung dazu gehören. Darüber hinaus wird empfohlen, Poolfahrzeuge zur besonderen Verwendung mit Einparkhilfen auszustatten, da auch der Umstieg auf ein unbekanntes Fahrzeug ein gewisses Restrisiko in sich berge.
Die Organisation der Routenplanungen
Termindruck und eine ungünstige Tourenplanung können den Fahrer zusätzlich unter Stress setzen, was sich erwiesenermaßen schlecht auf Konzentration und Reaktionsvermögen auswirkt. Abhilfe kann eine optimierte Tourenplanung bringen. Darüber hinaus sollten Fuhrparkverantwortliche auch mit Fahrern sprechen und versuchen, risikoreiche Strecken oder lange Hin- und Rückfahrten an einem Tag zu vermeiden. In diesen Fällen sollte das Unternehmen auch Übernachtungsmöglichkeiten anbieten.
Während durch professionelles Risk-Management schon in nicht unerheblichem Umfang Schäden vermieden werden können, beinhaltet ein gut organisiertes Schaden-Management die Maxime, nach eingetretenen Schäden die Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Eine wesentliche Voraussetzung hierfür wiederum ist, sich einen Kfz-Versicherer zu suchen, der mit professionellen Dienstleistern im Hintergrund arbeitet. Einige Versicherer geben an, die Partnerschaft mit einem zentral geführten Unfalldienstleister sei effektiver, als den Prozess selbst zu handhaben.
Unter dem Strich ganz deutliche Einspar-Potenziale
Für den Flottenbetreiber können hier Umfang und Qualität der Dienstleistungen von ausschlaggebender Bedeutung sein. Ist ein Fahrer in einen Unfall verwickelt, muss beispielsweise ein professionelle Hotline zur Verfügung stehen, die den Standort des Fahrers ermittelt, den Abschleppdienst informiert und am besten die nächstgelegene Werkstatt aus dem Partnernetz sucht, mit dem der Versicherer einen Rahmenvertrag abgeschlossen hat. Je größer dieses Werkstattnetz ist, umso kürzer die Transportwege des Abschleppdienstes, umso geringer die damit verbundenen Kosten. Außerdem vermeiden schnelle Reparaturen hohe Mietwagen- und Standkosten. Dies senkt letztlich auch die Versicherungsprämien für den Firmenkunden.
Was die Einspar-Potenziale durch professionelles Risk- und Schadenmanagement anbelangt, so wird hier letztlich jeder Einzelfall etwas anders liegen. Flottenversicherungs- und Schadenmanagement- Experten sind sich heute aber dahingehend weitestgehend einig, dass schon ein ernsthaft nachhaltig betriebenes Risk-Management alle Chancen habe, das Schadenaufkommen im Fuhrpark bis zur Hälfte reduzieren zu können. Darüber hinaus könne ein professionelles Schadenmanagement die Schadenskosten bis zu 20 Prozent und die Regulierungsdauern gar bis zu 50 Prozent verringern.

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