Klasse Turnier
Die nützliche Variante Fords unterer Mittelklasse heißt Turnier und gibt sich im Vergleich zur Limousine etwas sachlicher. Aber keine Sorge, der Kunde erwirbt zu 100 Prozent Focus mit einer satten Portion Effizienz, hoher Dynamik und viel Fahrkomfort. Flottenmanagement prüfte den 1,6-Liter-Diesel mit 115 PS auf Herz und Nieren.

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Mit dem Ford Focus mussten die Verantwortlichen eine wahrlich anspruchsvolle Aufgabe erfüllen: Da das Modell rund um den Globus verkauft wird und auch noch sämtlichen Kunden gefallen soll, sind Kompromisse – das liegt nahe – eigentlich unausweichlich. Ein Fahrzeug für viele Kulturen – wie soll so etwas funktionieren? Ganz offensichtlich sehr gut, denn der Focus ist ein schicker Blickfänger geworden. Mit markanter Front samt schneidigen Scheinwerfern dürfte er die Herzen potenzieller Käufer im Handumdrehen erobern. Wer den Turnier unter die Lupe nimmt, erblickt eine etwas nüchterner geformte Heckpartie; dafür baggert die Flanke mit den muskulös herausgearbeiteten Sicken und verleiht dem Kompaktklässler einen Hauch von Drahtigkeit. Demnach gibt der Kombi sehr wohl Futter für die optischen Sinne her, wenngleich der Ur-Zweck der Kategorie doch in den Disziplinen Funktionalität wie Nützlichkeit liegt. Oder geht es etwa nur um das Image des perfekten Mobils für flexible Freizeitgestaltung
So gesehen muss der Focus Turnier ja auch im Fond gute Sitzgelegenheiten bieten, damit ja keine Not ausbricht, falls gleich drei oder vier Personen verreisen möchten. Kein Thema, besonders das sensible Gebiet „Kniefreiheit” wird hier keineswegs zum Problemfall – selbst lang geratenen Passagieren vergeht das Lächeln auch nicht nach ein paar hundert Kilometern. Szenenwechsel – bei Bedarf heißt es dann: Leute, gebt die Rückbank frei, jetzt wird umgeklappt. Zwei Handgriffe, und der Laderaum ist plan – es entsteht Platz für rund 1.500 Liter Gepäck oder sperrige Dinge, bei denen die Limousine einfach kapituliert. In solchen Situationen schlägt die Stunde des Turnier, der eine ganze Fangemeinde glücklich macht. Außerdem überzeugt er durch verbesserte Übersichtlichkeit nach hinten – ein kleines, aber immerhin annehmliches Detail in einer Zeit, in der schlecht einzusehende Designerstücke die Modell-Landschaft dominieren. Aber die Gestalter wollen sich schließlich austoben, das ist legitim. Im Falle des Focus durften sie zudem innen so richtig loslegen.
Es gibt nämlich gleich zwei Interieur-Strömungen – je nach Ausstattungslevel. Während die Schalteroberflächen der Titanium-Linie verspielt daherkommen und irgendwie an Computergeneration 2.0 erinnern, macht „Trend” auf nüchternfunktional, was völlig in Ordnung geht. Damit keine Missverständnisse entstehen: Ford schafft mit diesem Kniff keine innenarchitektonische Zweiklassengesellschaft in Bezug auf den gebotenen Komfort oder Umfang an Features, sondern differenziert schlicht in der Erscheinungsform. Ach ja, in Sachen Bedienung haben die Entwickler geklotzt: Das einfach und logisch strukturierte Tastenlayout entpuppt sich als willkommene Spielwiese für technisch bewanderte und interessierte Zeitgenossen. Wer möchte, bekommt neben dem großen Zentraldisplay im Tacho noch den in der Mittelkonsole angebrachten Monitor für Navi und viele andere Funktionen. Beide Ausgaben präsentieren sich gespickt mit zahlreichen Menüs, was eine spannende Mensch-Maschine- Interaktion verspricht.
Doch keine Sorge: Mit etwas Experimentierfreude bleibt die Anleitung im Handschuhfach. Gutes Stichwort – die zur Gattung der Ablagen gehörende Einheit ist mitnichten die einzige Möglichkeit, mitreisenden Kleinkram zu deponieren. Cupholder sowie eine schluckfreudige Konsole tun ihr Übriges. Aber nun wird unter das Blech geschaut respektive gehört: Wie benimmt sich der 1,6-Liter- Selbstzünder? Und reichen 115 Pferdchen für den Alltag? Auf Knopfdruck erwacht der Commonrail und liefert ein zurückhaltendes, aber typisches Klangbild – so geht moderner Dieselbau. Von nagelnder Tonart keine Spur, dafür beweist dezentes Schnarren, dass Otto bei diesem Exemplar keine Lizenzgebühr kassiert hätte. Unsicheren verrät der Blick auf den Drehzahlmesser die Wahrheit. Und natürlich die entsprechende Zugcharakteristik. Ordentlich anpackende 270 Nm Drehmoment haben die Vorderräder ab 1.750 Touren im Griff und flauen erst jenseits der 2.500-Marke wieder ab, was für gute 11 Sekunden Standardsprint und knapp 200 km/h reicht.
Klar sieht sportliches Fahren anders aus, aber dafür ist der Ford auch nicht gemacht. Wer dennoch zügig unterwegs sein möchte, muss den exakt rastenden Schalthebel der Sechsgang-Box fleißig betätigen – dann geht es gut voran. Analog zur Limousine glänzt auch der praktische Alleskönner mit einer ausgesprochen sorgfältig gedämmten Karosserie. Sogar bei höheren Tempi hat der Wind kaum Chancen, angeregte Gespräche in der Fahrgastzelle zu stören – es bleibt stets leise an Bord. Zum Charakter des ruhigen Gleiters passt denn auch die Fahrwerksabstimmung in Verbindung mit den bereits gut „vordämpfenden” 16-Zöllern. So entschärft der Turnier fiese Fahrbahnpatzer weitgehend und nimmt Autobahnwellen sowieso gelassen. Aber was bedeutet diese Ausrichtung in der querdynamischen Disziplin? Allzu forcierte Kurvenfahrten beantwortet der Kölner freilich mit heulenden Rädern bei gutmütiger Untersteuer- Tendenz – das Sportwagen-Siegel gibt es diesmal also nicht.

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Unter normalen Bedingungen aber lässt sich das Gefährt mittels elektrischer Servolenkung exakt wie behände über windungsreiche Landstraßen treiben, so dass der Fahrspaß keinesfalls auf der Strecke bleibt. Außerdem läuft der Kompakte sauber geradeaus, was ihn auf der schnellen Piste umgänglich macht. In der City geht es besonders leicht – vorausgesetzt, man ordert den Einpark- Assistenten (ab 546 Euro netto), der den Wagen in Windeseile selbsttätig in die Lücke manövriert – lediglich Bremse wie Gas müssen gesteuert werden. Serienmäßig dagegen ruht der Verbrenner an der Ampel und springt zügig wieder an, bevor die Fahrt fortgesetzt wird. Nicht zuletzt deshalb erfreut der nützliche Sparer mit einem CO2-Ausstoß von nur 109 g/km – die zusätzliche CO2- Besteuerung entfällt somit. Mindestens 19.663 Euro netto werden für den 115 PS-Focus Kombi fällig – mit von der Partie sind immer die volle Airbag-Ausrüstung, ESP, Klimaanlage und Radio samt CD-Spieler wie USB-Schnittstelle. Damit kann man schon glücklich werden.

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