Neue Größe
Mit dem Amarok hat Volkswagen eine für die Marke neue Kategorie begründet – in der Welt der kleinen Pickups sind eher andere Labels zu Hause. Doch klein ist relativ, denn für europäische Verhältnisse geht der ausladende Nutzesel (5,25 Längenmeter) schon als schweres Gerät durch. Fahrbericht.

PDF Download
Ein waschechter Pickup von Volkswagen? An diesen Gedanken muss man sich allerdings gewöhnen – dabei ist der erste Wurf gar nicht schlecht. Dafür, dass der Amarok der Nutzfahrzeug- Division zugeordnet ist, darf die Innenarchitektur als äußerst wohnlich durchgehen. Sämtliche Instrumente und Paneele präsentieren sich im markentypisch sachlichen Anstrich, was der Bedienung entgegenkommt. Die Präzision, mit der die einzelnen Elemente offenbar zusammengefügt wurden, entspricht jener bei den PKW-Modellen. Somit kann man den hemdsärmeligen Burschen in puncto Verarbeitungsqualität getrost als echten Volkswagen bezeichnen. Was steckt denn an Technik unter dem attraktiv geformten Blech der Leiterrahmen- Karosserie? Vorn arbeitet der bekannte Zweiliter-TDI mit Commonrail-Einspritzung – es gibt ihn wahlweise mit einem oder zwei Turboladern.
Der Testwagen rollt mit dem starken Diesel an – 163 PS Leistung sowie bullige 400 Nm Drehmoment zwischen 1.500 und 2.000 Touren stehen zur Verfügung und sollten mit der rund zwei Tonnen schweren Fuhre klarkommen. Dabei gibt der Selbstzünder kernige Töne von sich und passt demnach perfekt zur Silhouette des raubeinigen Alleskönners. Verschiedene Allrad-Stufen optimieren das Angebot; so kommen spezielle Zielgruppen auf ihre Kosten. Die Ausgabe mit zuschaltbarem 4x4-Betrieb macht für hiesige Gefilde Sinn, schließlich sind die meisten Straßen hierzulande asphaltiert – da sind Traktionsprobleme kaum zu erwarten. Per Knopfdruck wird der Amarok mit der roten “4” im 4Motion-Schriftzug zum Allradler – falls doch einmal schweres Ladegut über matschige Schlammpisten mit ordentlich Steigung geschafft werden muss.
Das geht jedenfalls leichter von der Hand als feinfühlige Aufgaben, zu denen Fahrten durch die City unbedingt gehören. Wer den Amarok dennoch in urbanen Gegenden betreibt, sollte einen Parksensor (310 Euro netto) ordern, denn das Heck ist zumindest für Neulinge schwer einschätzbar; ein Wendekreis von 12,95 Metern macht klar, dass der Wahl-Allradler sich auf weiter Flur einfach freier fühlt. Aber es ist schon ein außergewöhnliches Erlebnis, den großen Volkswagen durch kleine Gassen zu dirigieren – dann erst nimmt man Notiz von der schieren Breite: Inklusive der wuchtigen Spiegel kommt er nämlich auf satte 2,22 Meter. Diese Zahl sollte man sich für Autobahn-Fahrten gut merken, denn in der Baustelle ganz links könnte es knapp werden. Also schnell hinter dem Brummi einordnen und mit 80 Sachen lieber langsamer, aber sicher ankommen.
Die menschliche Fracht hat es übrigens gut in der Fahrgastzelle – viel Raum ermöglicht gar längere Runden in komfortabler Art und Weise. Selbst in der zweiten Reihe des Doppelkabiners kann man recht angenehm sitzen. Bodenwellen schluckt er dank langer Federwege souverän, sogar Querfugen sind weitgehend machtlos gegen den schweren Brocken. Dass der Amarok in der Basis als Arbeitsgerät gedacht ist, merkt man an Grundausstattung und Preis: Schon ab 22.020 Euro (netto) gibt es die 122 PS-Version mit Heckantrieb; der hier thematisierte 2,0 Bi- TDI 4Motion steht mit mindestens 25.920 Euro netto in der Liste – dann sind allerdings nur die Sicherheitssysteme (Airbags und elektronisches Stabilitätsprogramm) an Bord, während die Fenster per Hand gekurbelt werden – häufiger vermutlich in den Sommermonaten, da eine Klimaanlage auch erst ab Trendline (29.100 Euro) arbeitet.
Wer möchte, kann den Pickup auch auf luxuriöse Weise genießen. Der Highline bietet nicht nur viele Elektromotörchen für Spiegelverstellung und Fenster, sondern auch optische Leckerbissen. Die serienmäßigen Leichtfelgen im 17-Zoll-Format beispielsweise verstecken sich unter verbreiterten Radhäusern – ein dezenter Hinweis für den versierten Kenner. Schon aus der Ferne blitzen die verchromten Spiegelgehäuse – auch ein Lasttier will dem Auge etwas bieten. Die Hände greifen in das feine Lederlenkrad, und man nimmt Platz auf Polstern in spezifischer Ausführung. Hinten abgedunkelte Fensterscheiben verschaffen dem stattlichen Gerät einen exklusiv-coolen Auftritt, den man mit edlen Limousinen verbindet. Der Radiosound ertönt in diesem Fall aus sechs statt vier Lautsprecherboxen, so dass musikalische Einlagen auch im Fond zum Genuss avancieren.

Aktuelles Magazin
Ausgabe 3/2011

Sonderausgabe Elektro
Das neue Jahresspecial Elektromobilität.
Ganze 29.635 Euro netto müssen für den Highline- Doppelturbo berappt werden – eine hübsche Stange Geld. Aber es geht noch etwas mehr: Das Bildschirm-Navigationssystem ist eine sinnvolle Angelegenheit – jedoch für sämtliche Varianten. Gegen 700 Euro (netto) lässt sich der elektronische Lotse verbauen, und in diesem Preis ist die Bluetooth-Freisprecheinrichtung erfreulicherweise inbegriffen. Beheizte Ledersitze gibt es für 1.475 Euro (netto) – allerdings bleibt es bei der mechanischen Verstellung. Schließlich möchte der Hersteller noch ein kleines Fünkchen rustikalen Charmes erhalten. Das ist ihm wahrlich gelungen – bei einem gewissen Lifestyle-Faktor, den man dem eigentlich als Arbeitstier ausgelegten Kracher keineswegs absprechen kann. Somit ist klar: Die Einführung dieses neuen Segments kann nur erfolgreich verlaufen.

Aktuelles Magazin
Ausgabe 3/2011

Sonderausgabe Elektro
Das neue Jahresspecial Elektromobilität.
Der nächste „Flotte!
Der Branchentreff" 2026
0 Kommentare
Zeichenbegrenzung: 0/2000