Mobilitätsdenken – heute und in Zukunft

Interview mit Rolf Lübke, Geschäftsführer der DB FuhrparkService GmbH. Die DB FuhrparkService/DB Rent GmbH übernimmt das Fuhrparkmanagement für die Deutsche Bahn.

Mobilitätsdenken – heute und in Zukunft
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Flottenmanagement: Die DB Rent verfügt über einen Fuhrpark, der vom Mietwagen bis hin zum Fahrrad eine breite Palette von Fortbewegungsmöglichkeiten bietet. Ob Limousinen-Service, Fuhrparkmanagement, Leasing oder Neu- und Gebrauchtwagen-Verkauf – Ihre Angebotspalette lässt gewissermaßen keine Wünsche offen. Wie managen Sie diese und wie sieht Ihr Ranking der einzelnen Geschäftsfelder aus

Lübke: Es muss einmal zwischen dem Kerngeschäft, das ist das Vermieten von Fahrzeugen und dem damit verbundenen, nachfolgenden Geschäft, das ist der Verkauf der Fahrzeuge, unterschieden werden. Das CarSharing – als eigener Produktbereich – ist mit dem Chauffeurservice und der Fahrradvermietung kombiniert. Die Langzeitmiete steht an erster Stelle, gefolgt von der Kurzzeitmiete bis hin zur Fahrradvermietung und zum Chauffeurservice.

Flottenmanagement: Mobilität und Flexibilität sind in heutiger Zeit eng miteinander verknüpft. Welchen Service bieten Sie dem mobilen Geschäftskunden, der zeitnah seine Termine wahrnehmen muss

Lübke: Hier bieten wir unseren Geschäftskunden quasi eine Mobilitätskette. Geschäftskunden, die keinen Dienstwagen haben, verfügen über eine BahnCard und nutzen unsere Kurzzeitmiete oder den Chauffeurservice. Es gibt auch durchaus Geschäftskunden, die bei schönem Wetter unsere Fahrradvermietung nutzen. Diese intermodalen Verkehrsoptionen decken wir sehr stark ab.

Flottenmanagement: Insbesondere Ihr CarSharing- Angebot „Flinkster Mein CarSharing“ fällt zunehmend in den Interessensbereich vieler Großstädte. Wie haben Sie den Start Ihres Programms erlebt, welche Entwicklungen haben Sie dabei bisher beobachten können

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Lübke: Wir betreiben das CarSharing schon seit zehn Jahren und sind damit einer der ältesten Anbieter. Zur gleichen Zeit haben wir versucht, die CarSharing-Anbieter im gesamten Bundesgebiet unter einem Dach zusammenzuführen. Das sind heute unsere Kooperationspartner, und parallel dazu haben wir auch mit eigenen Fahrzeugen den Einstieg gewagt. Das hat sich positiv entwickelt: Insgesamt verzeichnen wir heute das bundesweit größte Stationsnetz mit 780 bis 800 Stationen; mit rund 140.000 Kunden sind wir der größte Anbieter in Deutschland. Über Partner können wir in den Niederlanden sowie in der Schweiz unseren Kunden gleiche Angebote zu gleichen Konditionen bieten. Wir sind an allen großen Bahnhöfen sowie an Flughäfen vertreten und haben erkannt, dass die Bedeutung des CarSharings in Zukunft steigen wird, denn die Affinität zum Auto wird stetig abnehmen. In Zukunft stehen Flexibilität und Mobilität im Vordergrund. Metro-mobile Menschen, die zunehmend auf den kombinierten Verkehr zurückgreifen, wird es in Zukunft, und insbesondere in Ballungsgebieten, immer mehr geben. Und dies bezieht sich auch auf Geschäftskunden. Wir haben mittlerweile viele Firmenkunden, die ihren Mitarbeitern unser CarSharing anbieten, weil sie häufig stadtnah und nur zeitweise mobil sein müssen.

Flottenmanagement: Mit dem Angebot, einen Fahrzeug-Pool direkt vor die Tür der interessierten Unternehmen zu stellen, bieten Sie noch einen anderen Service an. Können Sie an diesem Punkt einmal erläutern, wie es zu der Idee dieses Service kam? Lohnt sich dieses Angebot für beide Parteien, und was unterscheidet Sie dadurch von der Konkurrenz

Lübke: Wir haben festgestellt, dass die Pool-Fahrzeuge oft nicht gut gemanagt werden und nur selten voll ausgelastet sind. Daraufhin haben wir ein Konzept entwickelt, wobei wir die Fahrzeuge mit einem speziellen Bord-Computer ausgestattet haben. Wir zeichnen so sämtliche Fahrten über 24 Stunden auf und prüfen, wie oft die Fahrzeuge parallel vermietet sind. Oft stellen wir fest, dass alle Fahrzeuge am Tag zwar genutzt werden aber dies nicht immer zeitgleich erfolgt. Mit unserem Konzept haben wir große Fuhrparks dazu bewegt, ihren Fahrzeugbestand deutlich zu reduzieren. Es kommen heute immer größere namhafte Firmen auf uns zu, die dieses Konzept für ihren Fuhrpark beanspruchen möchten, um diesen zu reduzieren oder gänzlich darauf verzichten. Sie haben erkannt, dass nicht mehr der Besitz des Fahrzeugs an sich, sondern die Mobilität selbst entscheidend ist. Unsere Kombination aus Straße und Schiene ist genau das, was viele Firmenkunden für sich und ihre Mitarbeiter beanspruchen; letztendlich auch aus finanziellen Hintergründen. Derzeit arbeiten wir an der Weiterentwicklung des Systems – dem elektronischen Fahrtenbuch.

Flottenmanagement: Elektromobilität ist der Hoffnungsantrieb der Zukunft. Sie haben bereits mit dem Programm e-Flinkster in den Städten Frankfurt, Berlin und Saarbrücken – weitere sollen folgen – damit begonnen, diesen Antrieb nach CarSharing-Prinzip Ihren Kunden zu offerieren. Welche Fakten sprechen für die Elektromobilität

Lübke: Wenn wir sagen, dass wir Straße und Schiene verbinden möchten, dann wollen wir aus der logischen Konsequenz heraus nicht nur auf der Schiene, sondern auch auf der Straße elektrisch fahren. Seit 2009 haben wir die ersten Elektrofahrzeuge im Programm. Unsere Motivation ist es, ökologische Mobilitätsformen für den Straßenverkehr anzubieten. Aus diesem Grund wollen wir bis zu zehn Prozent unserer Fahrzeuge elektrisch betreiben. Damit sind wir ebenfalls Vorreiter und verfügen aktuell über rund 50 Elektro-Fahrzeuge, die man buchen kann. Was die Fahrzeughersteller anbelangt, nutzen wir die Hersteller, die bereits Elektrofahrzeuge anbieten. Unsere Elektrofahrzeuge sollen in Umkreisen von 50 bis 60 Kilometern eingesetzt werden. Dass das Thema Elektromobilität noch jung ist, ist uns bewusst. Dennoch möchten wir von Anfang an dabei sein, um unsere Erfahrungen hinsichtlich der Elektromobilität zu sammeln und diese zu fördern.

Flottenmanagement: Sie sind nicht selten der System-Partner für viele CarSharing-Anbieter, die auch in kleineren Städten unterwegs sind. Ist der Einsatz dieses Antriebstyps eher eine Randerscheinung, die vorläufig nur in Großstädten ein rentables Geschäft erzielt und das Interesse der Kunden weckt

Lübke: Wenn unsere Partner ein Elektroauto haben wollen, dann bekommen sie es auch. Die Frage stellt sich hier eher nach der Wirtschaftlichkeit. Unsere Elektrofahrzeuge sind aktuell gut ausgelastet. Natürlich stellt sich uns derzeit noch die Frage, ob dies beim Kunden auf ein reines Interesse stößt oder aus Überzeugung erfolgt. Aber wir sehen de facto, dass Nachfrage und Neugier im Kundenkreis vorhanden sind und auch steigen.

Flottenmanagement: Wie sehen Sie die Zukunft der Elektromobilität im Allgemeinen? Lohnt es sich im Hinblick auf das CarSharing-Geschäft? Was sagen insbesondere Ihre Geschäftskunden

Lübke: Ich denke, dass die Elektromobilität schneller Fuß fassen wird, als man denkt. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich Geschäftskunden mit einem Elektrofahrzeug gerne schmücken, denn sie möchten auch zeigen, dass sie diesen Trend verfolgen. Elektromobilität wird wahrscheinlich eine Alternative sein. Das Thema ist aktuell noch der Preis. Kaum jemand kann sich derzeit ein Elektrofahrzeug für 40.000 Euro leisten. Erst wenn das Elektrofahrzeug seitens der Hersteller für eine breite Masse produziert wird, entsteht ein realistischer Preis. In Zukunft müssen sich Hersteller, Stromanbieter, Wissenschaftler und Politiker zusammensetzen, um die Elektromobilität als Mobilitätslösung zu stützen und voranzutreiben.

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