Anschluss gesucht?

Wie das bei Versicherungen so ist, lassen sich alle möglichen Risiken gegen Geld – oder Prämie, wie es im Versicherungsjargon so schön heißt – absichern. Und ein Risiko heißt nun mal, ein solcher Fall kann eintreten, muss aber nicht. So bleibt es ein Rechenexempel, Geld für eine Eventualität auszugeben oder auch nicht. Anders ist die Lage, wenn sich in Fuhrparks bestimmte Fahrzeugdefekte vielleicht sogar bei immer den selben Modellen häufen – und ins Geld gehen.

Angeboten wurden die Anschlussgarantien bereits Anfang der 1970er Jahre, die Firma CG Car-Garantie Versicherungs AG nimmt hierbei eine Vorreiterrolle ein. Die Vertragshändler der Fahrzeughersteller und -importeure, bei denen der Neufahrzeugkunde die Garantien abschließt, nutzen diese vor allem als Kundenbindungsinstrument, denn Bedingung für die Garantieinanspruchnahme sind die Wartungen und Inspektionen nach Herstellervorgaben.

Waren es anfangs hauptsächlich die Privatkunden, die als Zielgruppe in Frage kamen, tritt heute verstärkt auch der Flottenmarkt in den Vordergrund. Axel Berger, Vorstandsvorsitzender der CG Car-Garantie Versicherungs AG: „Dieser Markt ist von großer Bedeutung, und aufgrund der besonderen Bedürfnisse der Groß- und Gewerbekunden wurden für diese Zielgruppe spezielle Garantieprodukte entwickelt. Für Groß- und Gewerbekunden steht die Kosten- und Planungssicherheit während der Haltedauer im Vordergrund, somit enthalten die Angebote entsprechende Parameter in Bezug auf Kostenerstattung und Laufzeiten.“ Bei der Real Garant beobachtet Horst Czerner, Senior Underwriter, dass seit 2008 der Trend auch bei Flotten zu Anschlussgarantien geht. Mittlerweile bieten noch weitere Versicherungen Anschlussgarantien an, darunter die Allianz, die DEVK, Rekoga und Garantie Direkt, viele auch unabhängig vom Fahrzeughandel.

Für welche Flottenfahrzeuge könnte also der Abschluss solch einer Garantieverlängerung sinnvoll sein? Bei den meisten Herstellern und Importeuren gilt die Neufahrzeuggarantie zwei beziehungsweise drei Jahre. Einige bieten eine Anschlussgarantie quasi serienmäßig an. So verkauft Opel beispielsweise seit August 2010 die Fahrzeuge mit einer so genannten lebenslangen Garantie – allerdings an privat und Gewerbetreibende mit einer sehr kleinen Flotte im einstelligen Bereich. Für den Großkunden gelten eine Auswahl von Tarifen, die unter anderem Vielfahrerlaufleistungen bis 200.000 km in 36 Monaten berücksichtigen. Auf viele individuelle Laufzeit-Laufleistungs-Kombinationen gehen ebenfalls Audi, Ford, Peugeot und Renault ein. Bei KIA seit Anfang 2010 und bei Hyundai für die Modelle i30, i30cw, ix20 und ix35 sowie alle künftigen neuen Modelle gelten sowieso sieben Jahre respektive fünf Jahre Garantie.

Wenn der Dienstwagen im Jahr durchschnittlich 30.000 km bewegt wird, stehen am Ende der regulären Garantie vieler europäischer Hersteller 60.000 km auf dem Zähler. Bei den japanischen und koreanischen Herstellern sind es dann meist schon 90.000 Kilometer, nach drei Jahren. Bei dreijähriger Verweildauer im Fuhrparkdienst bietet sich der Abschluss einer 12-monatigen Anschlussgarantie wesentlich für die Fahrzeuge mit zweijähriger Garantie an. Gehen wir von der relevanten Mittelklasse aus, fallen zum Beispiel für den Ford Focus 496 Euro netto Prämie an. Wesentliche Bauteile mit Ausnahme von Verschleißteilen wären damit die 36 Monate in der Flotte bis zu einer Gesamtlaufleistung von 100.000 km versichert. Das heißt, Lohn- und Materialkosten im Falle einer Reparatur oder eines Austausches werden von der Versicherung komplett übernommen.
Bei einigen Anbietern gibt es eine Laufleistungsgrenze, ab der im Falle eines Falles eine Selbstbeteiligung bei den Materialkosten anteilig fällig wird. Diese liegt bei unterschiedlichen Gesamtlaufleistungen, zumeist bei 100.000 km, hier sollte der Fuhrparkleiter aufmerksam sein. Grundsätzlich lässt sich aber sagen: je kleiner das Auto oder der Motor und je geringer die Fahrleistung, umso günstiger die Prämie. Für einen Alfa Romeo, Fiat oder Lancia mit 74 kW/ 101 PS kosten 12 Monate Anschlussgarantie 79 Euro netto. Ein Preisvergleich von klassengleichen Modellen verschiedener Hersteller eröffnet eventuell Verhandlungsspielraum.

Ein Argument für die Anschlussgarantie liegt in jedem Fall im Mehrwert beim Verkauf des Fahrzeugs, denn der nächste Besitzer kann die Anschlussgarantie nutzen, zumal sie fahrzeuggebunden wirkt. Die meisten Produkte können bis zum zehnten Jahre nach Erstzulassung respektive einer Gesamtlaufleistung von 200.000 km jeweils um weitere 12 Monate verlängert werden. Auch hierfür gilt die Einhaltung der Wartungs- und Inspektionsintervalle sowie Fahrzeugnutzung gemäß Versicherer-AGB. Dafür erhält der Nutzer eine Absicherung in Form von Kostendämpfung für den Fall eines technischen Defektes.

Ausgeschlossen von den hier aufgeführten Produkten sind Taxen, Fahrschulen, Mietwagen, Krankenfahrzeuge et cetera. Einige Hersteller bieten jedoch gesonderte Programme für diese Zielgruppen an, beispielsweise bei Citroën können Taxiunternehmen für 12 Monate und 200.000 km Gesamtlaufleistung eine Anschlussgarantie erwerben. Einen Aufschlag berechnen die Fahrzeughersteller, die alternativ angetriebene Modelle im Programm haben, für solche als Serienfahrzeug beziehungsweise als Umrüstung. Die Hybrid-Technik bei Honda, Toyota und Lexus fällt dagegen unter die Technikgarantie.

Um die Produkte attraktiver zu gestalten, bauen einige Hersteller Zugaben und Rabatte ein. Beispielsweise gibt es bei Citroën, Ford, Peugeot und Toyota, bei Alfa Romeo, Fiat und Lancia für die Produkte Extension Comfort und Premium eine Mobilitätsgarantie inklusive. Wer früh bucht, wird bei Peugeot, Seat, Toyota und Volkswagen mit Rabatt belohnt, wer bei Hyundai innerhalb der ersten 24 Monate nach Erstzulassung abschließt, bezahlt weniger, als zwischen dem 25. und 36. Monat. Ganze Pakete, in die auch die Anschlussgarantien verpackt werden können, offerieren beispielsweise Citroën, Dacia, Ford, Peugeot, Renault und Volvo. Hier kann der Flottenkunde in einer monatlichen Rate die Finanzierung, die Wartungen und auch Anschlussgarantien ableisten und profitiert noch von günstigeren Angeboten.

Da die Anschlussgarantien händlerabhängig angeboten werden, können sie dort entweder als Einmalbetrag oder in Raten vereinbart werden. Den Abschluss kann die Leasinggesellschaft übernehmen und in die Abrechnung setzen oder der Fuhrparkbetreiber kümmert sich selbst darum, sicherlich pflegen diese Parteien den direkteren und persönlicheren Kontakt.
Haben nun sämtliche Abwägungen ergeben, dass alle oder bestimmte Fuhrparkfahrzeuge mit Anschlussgarantien abgesichert werden sollen, so lohnt sich der genaue Blick in die Geschäftsbedingungen des Versicherungsvertrags. Denn damit lässt sich vermeiden, wirklich unnötig Geld auszugeben für eine Versicherung, die kein Geld unter dem Strich einspart oder so gar nicht greifen kann.

Ob das Produkt Anschlussgarantie nun in der Flotte erfolgreich ist oder wird, konnte oder wollte uns kein Fahrzeughersteller so genau sagen, Zahlen zur Häufigkeit des Abschlusses in der Flotte haben wir leider nicht erhalten. Lediglich bei Peugeot erfuhren wir, dass die Businessline-Sondermodelle, bei denen eine Garantieverlängerung für das 3. Jahr inklusiv ist, von Fuhrparkkunden gerne gewählt werden.

Wie bei allen Versicherungsangeboten kommt es auf die individuelle Risikoeinschätzung für den Fuhrpark an. Wer lediglich auf die Haftpflichtversicherung setzt und auf die Kasko verzichtet, wird auch keine Anschlussgarantie in Betracht ziehen. Da der Großteil der Garantie-Angebote für durchschnittliche bis mäßige Laufleistungen zugeschnitten ist, kommen diese hauptsächlich für Fahrzeuge in Frage, die 20.000 bis 30.000 Kilometer im Jahr fahren. Auch derjenige, der seine Flotte kauft und nicht schon nach drei bis vier Jahren austauscht, könnte von einer Anschlussgarantie profitieren. So fallen 23,25 Euro netto pro Monat für eine Garantieerweiterung von 36 Monaten auf insgesamt 60 Monate bis 150.000 km bei einem Renault Laguna bestimmt nicht ins Gewicht. Wenn das Fahrzeug funktionstüchtig bleibt, sowieso nicht. Sollte doch etwas passieren, hilft der Betrag, die Ausgaben gering zu halten.