Alternative Antriebe?

Im modernen Fuhrparkmanagement sollte Umweltschutz kein Tabuthema sein.

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Umweltschutz sollte in Unternehmen gelebt werden. Machbar ist das nicht nur in den „größeren“ Firmen mit den entsprechenden Fahrzeugflotten, sondern auch in kleineren. Wichtig ist dabei, dass die Fahrzeugflotten im Unternehmen aufgabenbezogen und umweltbewusst eingesetzt werden und das ist unabhängig von der Firmengröße.

Auf dem Markt gibt es inzwischen eine Vielzahl von Modellen verschiedener Hersteller mit alternativen Antrieben, mit all ihren bekannten Vor- und Nachteilen.

Mal ganz ehrlich, wie wird denn heute der Umweltschutz in den Flotten berücksichtigt? Werden denn bei (allen) Neu- beziehungsweise Ersatzbestellungen Kraftfahrzeuge mit alternativen Antrieben, wie Elektro, Gas- oder Hybridantrieb, tatsächlich in der Planung mit berücksichtigt? Wie hoch ist der tatsächliche Anteil der Fahrzeuge mit alternativen Antrieben

Um mithilfe belastbarer Aussagen die Fahrzeugplanungen für Neu- und Ersatzbestellungen unter den vorgenannten Aspekten zu berücksichtigen, ist es erforderlich, Fuhrparkprozesse, unabhängig von der jeweiligen Größe der Flotte, genau zu analysieren und auszuwerten. Dabei sollten die Vorgaben zum Umweltschutz eingehalten werden, aber auch das Kosten-Nutzen- Verhältnis darf natürlich nicht vernachlässigt werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. In Abhängigkeit der tatsächlichen Fahrleistung der jeweiligen Flotte und der Fahrer ist es aus meiner Sicht zu empfehlen, die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs auch mittels Durchsetzung eines sparsamen Fahrstils anzustreben. Weitere Möglichkeiten, Umweltschutzaspekte in die Flotte einzubringen, sind beispielsweise der Einsatz von Bio-Diesel, Pflanzenöl, Erdoder Flüssiggas sowie bivalente Antriebe.

Häufig wird die weitgehende Nichtberücksichtigung alternativer Antriebe mit dem ungünstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis begründet. Und ein staatlicher Anreiz für die Flottenbetreiber zum Einsatz alternativer Kfz-Technologien existiert (mit Ausnahme vielleicht der Steuerbefreiung für Erdgas und LPG) leider nicht. Das gilt übrigens nicht nur für die Kilometerkosten: Bedingt durch den höheren Bruttolistenpreis der Fahrzeuge im Segment der alternativen Antriebe gegenüber den herkömmlichen Fahrzeugen, insbesondere im Pkw-Bereich, steht der Flottenbetreiber häufig vor dem Problem, diese Fahrzeuge dem Nutzer anzubieten beziehungsweise schmackhaft zu machen. Aus dem höheren Bruttolistenpreis resultiert insbesondere im Pkw-Segment eine höhere Belastung beim geldwerten Vorteil und es kommt oft vor, dass bestimmte Ausstattungen für solche Fahrzeuge nicht verfügbar sind. Mal ganz ehrlich: Wenn es um Geld geht, ist es sehr schwer möglich, einen Nutzer von einem ökologisch motivierten Fahrzeugwechsel zu überzeugen. Ein staatlicher Anreiz für die Flottenbetreiber zum Einsatz alternativer Kfz-Technologien wäre hier vielleicht hilfreich, ist aber nicht gegeben.

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Nicht zu unterschätzen sind auch die höheren Restbuchwerte dieser Fahrzeuge, die Auswirkungen auf die Kosten des Fuhrparks haben, insbesondere bei den Leasingraten. Im Nutzfahrzeugbereich bis fünf Tonnen sieht es dabei übrigens auch nicht besser aus. Gleiche Problematik, gleiche Probleme.

In unserem Unternehmen wird bei jeder Fahrzeugbeschaffung sehr genau geprüft, ob der Einsatz alternativer Antriebe im Pkw- oder Transporter-Segment tatsächlich sinnvoll ist. Dabei geht es nicht nur um die vordergründigen reinen Beschaffungskosten, sondern auch um den Einsatzzweck unserer Fahrzeuge. Bedingt durch unser Firmenprofil als Ver- und Entsorgungsunternehmen und den daraus resultierenden Einsatzrahmen sind diesbezügliche Entscheidungen nicht ganz einfach zu treffen. Generell sind wir bestrebt, überwiegend Fahrzeuge mit geringem CO2-Ausstoß zu beschaffen. Unser Unternehmen ist bereit, zur Einhaltung der Belange des Umweltschutzes bei Neuanschaffung und Einsatz höhere Kosten einzuplanen – die aber nicht zuletzt mit Rücksicht auf unsere Gesellschafter in vertretbarem Rahmen bleiben müssen und nicht zu einer unkalkulierbaren Kostenspirale führen dürfen.

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Gefragt sind aus meiner Sicht vor allem die Automobilhersteller, die eigenverantwortlich wesentlich mehr in die Entwicklung alternativer Antriebe investieren müssten, um die Einführung von Fahrzeugen mit vom Erdöl unabhängigen Antrieben erheblich zu beschleunigen. Dabei sollten die Entwicklungen, unabhängig davon, ob es sich um eine Brennstoffzelle oder einen reinen Elektro-Antrieb oder um den Hybrid handelt, losgelöst von staatlicher Subventionspolitik erfolgen, um unter anderem auch Marktvorteile zu sichern.

Man muss die Frage stellen dürfen, wann das erste „flottentaugliche Fahrzeug“ beispielsweise mit reinem Elektroantrieb auf den Markt kommt, das über eine Reichweite von mehr als 500 Kilometer verfügt! Die derzeitig auf dem Markt verfügbaren Modelle mit alternativen Antrieben sind in der Regel sehr teuer und bei den reinen Elektro-Fahrzeugen sind die Reichweiten maximal für den Stadtverkehr geeignet. Aufgrund der derzeitigen Preise sind diese Fahrzeuge für „Otto-Normalverbraucher“ und kleinere Flotten aber ohnehin kaum erschwinglich.

Meiner Ansicht nach sollten die Automobilhersteller nicht zu sehr auf Gewinnmaximierung setzen, sondern mehr auf die Weiterentwicklung von Fahrzeugen mit alternativer Antrieben – wie beispielsweise die Elektromobilität – setzen, welche dann aber die vom Nutzer gewünschten Kriterien hinsichtlich Ausstattungen, Funktionalität, Einsatzzwecke, Design und dergleichen auch erfüllen und das zu einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis. Um den Einsatz von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben deutlich zu erhöhen, ist es aus meiner Sicht notwendig, dass auch eine bessere Preis- und Leasingpolitik von den Herstellern betrieben wird. Ich betone: von den Herstellern, nicht vom Staat. Es geht nicht darum, dass durch den Staat mithilfe unserer Steuergelder Zuschüsse finanziert werden, um beispielsweise die Finanzierung von Elektrofahrzeugen zu sichern. Meiner Ansicht nach sind die von mir aufgelisteten Punkte notwendig, um die Akzeptanz von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben in den Flotten wie auch beim privaten Verbraucher zu erhöhen und einen Anreiz für alle bei der Anschaffung zu setzen.

 

Autor

Seit 1997 ist Sven Schulze als Fuhrparkleiter in einem mittelständischen Unternehmen im Land Brandenburg tätig. Der Betrieb produziert mit den wasserwirtschaftlichen Anlagen der Zwe c k ve rbände und Kommunen für mehr als 220.000 Einwohner Trinkwasser, für mehr als 170.000 Einwohner wird das Abwasser umweltgerecht abgeleitet und gereinigt. Das betreute Gebiet liegt im Süden von Berlin. Der Fuhrpark umfasst nicht nur Pkw, sondern auch Transporter, Lkw, Spezialfahrzeuge, Baggertechnik und Spezialtechnik. Herr Schulze ist gelernter Kfz- Mechaniker, bildete sich 1994 zum Kfz-Meister und 2002 zum Technischen Betriebswirt (TBW) weiter. 2005 hat sich Herr Schulze zum Fuhrparkmanager zertifizieren lassen.

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