Die hohe Schule
Marktübersicht Flottenversicherungs-Programme

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Der Schwund der Anbieter auf dem Feld Kraftfahrzeug- Flottenversicherung ist auch für Flottenmanagement unübersehbar. Beteiligten sich an der letzten FM-Umfrage noch 16 Versicherer mit sehr detaillierten Angaben zu Programmen und Service, sind es diesmal nur noch zehn, denen eine solche Publizierung wichtig war. So gehört die DBV-Winterthur nun zum AXA-Konzern, das Flottenversicherungs- Programm wird nur noch dort gestaltet. Dasselbe gilt für die zur ERGO-Versicherungsgruppe zählende Victoria. Die Provinzial wiederum hat sich absichtlich aus dem für sie defizitären Geschäft verabschiedet. Anita Dörflinger, Pressereferentin der Mannheimer AG Holding, erklärte auf die Anfrage hin: „Nach Rücksprache mit unserem Fachbereich muss ich Ihnen mitteilen, dass wir an der Umfrage deshalb nicht teilnehmen können, weil der Versicherungsschutz in der Flottenversicherung von uns individuell an die Risikosituation des Kunden angepasst wird.“
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass die Kfz-Flottenversicherung auch für viele große, namhafte Versicherer im Vergleich zu anderen Sparten offenbar „schweres“ Geschäft ist, von dem inziwschen mancher Anbieter auch gern die Finger lässt. Überhaupt ist die Kraftfahrtversicherung vergleichsweise ein Geschäft nach dem Motto „Viel Mühen, wenig Lohn“. Auf kaum einem anderen Feld sind für den Versicherer die Margen so niedrig. Kein Versicherungs- Außendienstler wird je nur mit den Provisionen aus dem Autogeschäft leben können, zumal diese Verträge auch noch jährlich kündbar sind.
Wer auf Anbieterseite jemals versucht hat, sich hier mit Dumpingpreisen quasi in den Markt einzukaufen, produzierte drei, vier Jahre später aufgrund des Schadenaufkommens prompt eine Bruchlandung, weil die Autofahrer auch für ihn (natürlich) nicht anders fuhren als ohnehin. In kaum einer anderen Sparte waren daher Tarifsanierungen so oft an der Tagesordnung wie in der Kraftfahrtversicherung. Hinzu kommt hier noch der vergleichsweise sehr hohe Wettbewerbsdruck, der auch kaum Spielraum für Margen lässt. Autos müssen versichert werden, und nahezu jeder Versicherer macht das.
Das ist wiederum deshalb so, weil andererseits die Kraftfahrtversicherung für die Anbieter die Schlüsselbranche an sich ist, oft ist sie das erste Geschäft mit dem Neukunden, der Türöffner. Insofern bekommt sie sogar noch einen besonderen Stellenwert, wenn es um Firmenkunden geht. Hier liegt dann bei den Anbietern in der Folge der Fokus auf Geschäftsversicherungen wie Firmengebäudeversicherungen, Gruppen-Unfall- oder auch Gruppen-Lebensversicherungen.
Das bedeutet aber auch, dass die Fahrzeugflottenversicherung nicht selten die erste Möglichkeit für den Versicherer ist, sich gegenüber dem Firmenkunden mit besonderer Sachkenntnis zu profilieren, stellt sie doch heute an Leistungs- Portfolio und Kundenbetreuung des Versicherers ganz erhebliche Anforderungen, die weit über das hinausgehen müssen, was landläufig unter der Versicherung von Autos verstanden wird. Die Flottenversicherung ist die wirklich hohe Schule, und es gibt durchaus namhafte große Versicherer, die von diesem Gebiet Abstand genommen haben.

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Ausgabe 3/2009

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„Das Kfz-Flottengeschäft ist nicht nur schwierig, sondern auch extrem anspruchsvoll“, bestätigt auch Sabine Exinger für die Gothaer in Köln. „Die Risikoeinschätzung, das ermitteln des kundenoptimalen Versicherungsschutzes und die oft maßgeschneiderten Abwicklungs- Modalitäten erfordern ein hohes Know-how.“ Grundsätzlich muss hier gelten: Je besser die Risikoinformationen zur Flotte sind, desto schneller und klarer die Aussage, ob ein Angebot seitens des Versicherers in Frage kommt und wie der Preis-/Leistungsumfang aussieht.
Flottenmanagement hat zwei Dutzend große Versicherer zum Thema befragt, und dabei einmal unterstellt, dass sich (natürlich) bei weitem nicht jeder der mehr als 250 Kraftfahrtversicherer in Deutschland der Herausforderung „Flotte“ stellt. Eine Flotte versichern zu können, setzt schon ein gewisses Standing, eine erhebliche Routine, die Manpower und Fachabteilungen auf Anbieterseite voraus.
Und nicht zuletzt ist auch das Vertrauen des Firmenkunden in die Leistungsfähigkeit des Versicherers im Schadenfall ein ganz wesentliches Element. Das „aktive Zugehen auf den Kunden“, die Akquise, ist vorherrschende Marschrichtung, Tagesgeschäft. Die engagierten Unternehmen wollen also ausdrücklich Fahrzeug-Flottengeschäft. Die Angebotsstrategien indessen fallen recht unterschiedlich aus.
Die ERGO-Versicherungsgruppe „arbeitet im Firmengeschäft nicht mit standardisierten Angeboten, sondern passt sie individuell an, jeder Firmenkunde erhält quasi einen Maßanzug“. HDI-Gerling „entwickelt maßgeschneiderten Versicherungsschutz für Selbständige, Gewerbetreibende, mittelständische Betriebe und Großunternehmen“. Die Zurich wiederum unterbreitet ein „abhängig vom individuellen Bedarf der Firmenkunden auf seine Bedürfnisse abgestimmtes Angebot, daneben gibt es standardisierte Produktvarinaten für bis zu 30 Fahrzeuge, abhängig von bestimmten Kriterien.“ So weit ein kleiner Querschnitt durch die Bandbreite.
Bei genauerer Betrachtung der konkreten Angebote (siehe Tabelle) zeigen sich zunächst einmal unterschiedliche Handhabungen darin, was als Fuhrpark oder Flotte eingestuft wird. Bei der Alte Leipziger beispielsweise müssen es mindestens fünf Fahrzeuge, bei der Allianz mindestens drei, bei der AXA mindestens 10 Fahrzeuge sein. Es gibt hier und da auch Beschränkungen in der Flottengröße nach oben.
Häufiger werden Beschränkungen im Hinblick auf versicherbare Branchen genannt. Umfangreicher grenzen ein: Bei der Alte Leipziger sind beispielsweise Selbstfahrervermietfahrzeuge, Ausliefer-, Kurier- und Zustelldienste sowie Fahrzeuge mit gefährlicher Güterbeförderung und der gewerbliche Güterverkehr „nicht erwünscht“. Es gäbe Branchenfelder, verlautbart seitens Zurich, „bei denen wir prüfen, ob wir das Risiko übernehmen oder zu normalen Konditionen versichern, allerdings mit einer ganzen Bandbreite an Möglichkeiten“. Im Gegenzug melden ERGO, HDI-Gerling und VHV keine Beschränkungen in Bezug auf Branchen. „Wir unterbreiten bedarfsgerechte Angebote für jeden Kunden, als Bauspezialversicherer sind wir dort auch in der Kfz-Versicherung mit speziellen Produkten stark engagiert“, wird seitens VHV unterstrichen.
Die Ausgestaltung der Flottentarife ist so unterschiedlich, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnte. Nur bei der AXA und der ERGO Versicherungsgruppe gibt es individuelle Verhandlung der Tarifierung. Auch die meisten Versicherer sehen heute eine Unterstützung des Firmenkunden beim Schadenmanagement vor, sind doch ein ausgefeilter präventiver Maßnahmen- Katalog zur Eingrenzung des Schadenaufkommens und eine professionelle, kostenoptimierte Abwicklung die Grundvoraussetzungen für eine dauerhaft erfolgreiche Kooperation zwischen Flottenbetreiber und Versicherer überhaupt.
Dass „in Abhängigkeit von der Anzahl der Fahrzeuge und Branche des Versicherungsnehmers entsprechende Vereinbarungen mit der Betriebs- und Schadenabteilung getroffen werden“ können, wie bei der Provinzial Rheinland, oder „regelmäßige Übersichten über Schadenverläufe sowie eine Beratung zur Kostenreduzierung durch vermeidbare Schäden“, wie bei der ERGO Versicherungsgruppe stattfinden, ist Mindest- Standard.
Bei Alte Leipziger, AXA, HDI-Gerling oder auch Zurich werden für den Reparaturfall Partner- Werkstattnetze zur Verfügung gestellt zur Minimierung der Kosten unter Verwendung von Original-Ersatzteilen bei Erhaltung der Werksgarantie des Fahrzeugherstellers. Die Barmenia vermittelt Fahrsicherheitstrainings, die Nürnberger einen externen Dienstleister (Kooperationspartner) für aktives Schadenmanagement, das bei der Gothaer, der HDI-Gerling, R+V, VHV und Zurich inhouse angeboten wird. „Der Schadenverlauf ist ganz einfach von hoher Bedeutung für die Beitragsfindung“, wird seitens der VHV verwiesen, „Gerade bei großen Flotten lassen sich beeinflussbare Faktoren zur Senkung von Schadenanfall und –bedarf feststellen. Wir unterstützen mit entsprechenden Analysen und bei der Maßnahmenumsetzung.“
Die AXA unterstreicht darüber hinaus ihr Alleinstellungsmerkmal beim Angebot „All-Risk- Deckung“ für Flottenbetreiber als Alternative zur Vollkasko-Versicherung, in der bis auf wenige Ausschlüsse alle Gefahren versichert sind. Insbesondere umfasst der Versicherungsschutz hier die Beschädigung und Zerstörung des Fahrzeugs und seiner Teile sowie den Verlust durch Diebstahl, Raub und auch Unterschlagung. (Tabelle)

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