Präzise Restwertprognosen
Interview mit Hans-Peter Becker, Sales Director und Mitglied der Geschäftsführung, und Matthias Gajewski, Key Account Manager, bei der EurotaxSchwacke GmbH in Maintal.

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Flottenmanagement: EurotaxSchwacke ist bekannt für Restwerte. Wie kam es zu dieser Geschäftsidee, wie hat sie sich entwickelt, welche Bereiche gehören heute dazu
Becker: Die Firma Eurotax Schwacke und ihre Idee der Restwertermittlung geht zurück auf Hanns W. Schwacke, der als Gebrauchtwagenhändler mit eigener Marketingagentur 1957 ein amerikanisches Fahrzeug zur Inzahlungnahme angeboten bekam und nicht sagen konnte, was es wert war. Der Amerikaner zog ein so genanntes BlueBook mit Restwerten aus der Tasche, was Herrn Schwacke darauf brachte, so etwas auch für Deutschland zu erarbeiten. Heute geben wir regelmäßig unter anderem eine Vielzahl von Listen mit Fahrzeugdaten heraus. Beispielsweise wird die Pkw-Markterhebung jeden Monat veröffentlicht; als Printprodukt die verschiedenen Derivate der SchwackeListe, in elektronischer Form für den PDA oder auf anderen Datenträgern. Wir waren die ersten, die ein Online-Bewertungstool für Händler programmiert haben, mithilfe dessen sie den Restwert ersehen können, statt in einer Liste nachzuschlagen. Zudem erstellen wir für Leasinggesellschaften, Banken, Fahrzeughersteller, Versicherungen, Werkstätten, Autohäuser et cetera branchenbezogene Restwertprognosen und Informationsdienstleistungen. Hersteller beauftragen uns mit der Beratung in Bezug auf den Restwert schon während des Entwicklungsprozesses eines neuen Fahrzeugs.
Flottenmanagement: Woher schöpfen Sie die Daten, aus welchen Berechnungen heraus treffen Sie Restwertprognosen? Mit welcher Treffsicherheit gehen Sie vor
Gajewski: Für die Restwertermittlung ist es erheblich, die sich am Markt befindlichen Fahrzeugtypen in der Beschreibung einheitlich zu strukturieren. Dafür erfassen wir sämtliche Daten eines Fahrzeugs. Die Mitarbeiter der technischen Redaktion beziehen die Daten hauptsächlich aus den Verkaufsinformationen der Hersteller und verarbeiten sie unter erheblichem manuellem Aufwand, was hohe Genauigkeit und Verantwortung erfordert. Aktuell befinden sich in unseren Datenbanken 55.000 Fahrzeugmodelle mit 44 Millionen möglichen Ausstattungen, den deutschen Markt betreffen davon allein 6.900 Pkw-Modelle. Die tatsächliche Restwertermittlung erfolgt durch das Sammeln und Auswerten von mehr als 1 Million Fahrzeugangeboten. Nach Abgrenzung von Ausreißern und Fehleingaben verbleiben circa 600.000 verwertbare Datensätze. Aus den beobachteten Preisen errechnen die Mitarbeiter der Marktredaktion einen bereinigten Mittelwert von jeweils vergleichbaren Fahrzeugen. Dieser wird dann dem Vormonatswert gegenübergestellt, so dass sich Tendenzen der Restwertentwicklung erkennen lassen. Es obliegt dann dem zuständigen Redakteur auf Grund seiner Marktkenntnis eine finale Einstufung vorzunehmen.
Becker: Für die Restwertprognosen von neuen Fahrzeugmodellen, den so genannten CarTo- Market-Studien, starten wir die inhaltliche Zusammenarbeit mit dem Kunden teilweise 5 bis 6 Jahre vor dem Verkaufsstart. Dabei erhalten wir Einblick in die strategische Planung des Herstellers. Dies bezieht sich auf Marktpositionierung, Volumen und Marketingplanung des in Rede stehenden Fahrzeuges. Darüber hinaus geben unsere Experten der Abteilung „Global Services“ ihre Einschätzung zur Restwertstabilität auch in Detailfragen der Optionspolitik ab. Die Überprüfung mehrerer hundert CarToMarket-Studien der letzten 7 Jahre zeigt eine durchschnittliche Abweichung von rund 2 Prozent zum tatsächlichen Restwert. Die CarToMarket-Studien gehen in das Eigentum des Auftraggebers über, der dann auch über Veröffentlichungen der prognostizierten Restwerte entscheidet.

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Ausgabe 6/2008

Sonderausgabe Elektro
Das neue Jahresspecial Elektromobilität.
Flottenmanagement: Wie ist EurotaxSchwacke aufgestellt, wo haben Sie überall Ihre Augen und Ohren, um die Trends mitzubekommen
Becker: In Deutschland arbeiten rund 100, weltweit circa 700 Personen für EurotaxSchwacke und die EurotaxGlass´s International AG. Aufgrund der verschiedenen Bereiche des automotiven Geschäfts sind wir sehr vielseitig aufgestellt. Unsere Mitarbeiter kommen aus den unterschiedlichsten Branchen, wie zum Beispiel aus Leasing, Versicherung, Sachverständigenbüros und dem Automobilhandel; darüber hinaus aus Wirtschaftsmathematik und Trendforschung. Um unsere Marktbeobachtung inhaltlich weiter zu fundieren, sprechen wir zusätzlich mit Händlern verschiedener Marken, Größen und Regionen, die uns Auskunft über Trends im Käuferverhalten geben. Darüber hinaus berücksichtigen wir natürlich auch die Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes.
Flottenmanagement: Auf welche Spezifika des Flottengeschäfts gehen Sie ein
Becker: Im Flottengeschäft gelten andere Wertmaßstäbe als im Privatkundengeschäft, deshalb geben wir immer zwei Restwerte an, einen für den Privatkunden und einen Händlereinkaufspreis. Am zweiten kann sich der Flottenkunde orientieren, denn zumeist erfolgt sein Verkauf an Gewerbetreibende. Wir beobachten zudem, dass sich der Markt verändert und zunehmend von Flottenverkäufen beeinflusst wird. Deshalb erwägen wir mit den Marktteilnehmern, wie wir diesem Trend durch eine spezielle Marktbeobachtung Rechnung tragen können. Für die Gesamtkostenberechnung (Total Cost of Ownership), die auch als Serie in Ihrer Zeitschrift erscheint, haben wir Datenbanken aufgebaut. Dort berechnen wir die Echtkosten für Wartung, Reifen, Kraftstoff, unter Einbeziehung des Restwertverlustes, so dass wir dem interessierten Flottenbetreiber eine Information zur Verfügung stellen können, die ihm Anhaltspunkt und Entscheidungshilfe sein kann. Zudem bieten wir größeren Fuhrparks individuelle Dienstleistungen an, wie Bestands- und Wertanalysen sowie Beratung hinsichtlich der restwerttechnischen Risikoeinschätzung. Außerdem bieten wir für Fuhrparks Anwendungen wie unser Bewertungssystem SchwackeNet optional auch mit einer Reparaturkostenkalkulation an.
Flottenmanagement: Welche Strategie raten Sie dem Fuhrparkentscheider bei der Wahl der Fahrzeuge, vor allem, wenn es für ihn hier in Deutschland zusätzlich auf die CO2-Steuer hinausläuft
Gajewski: Aktuell herrscht Unsicherheit aufgrund der unklaren Steuersituation. Vernünftig ist auf jeden Fall, dass die Regierung Kaufanreize setzen will, diese sollten aber auch langfristig die richtige Wahl belohnen. Dieser Punkt ist entscheidend für den Flottenbetreiber, der über mehrere Jahre planen muss. Richtig liegt er bestimmt in der Wahl verbrauchs- und emissionsarmer Fahrzeuge.
Grundsätzlich muss sich der Fuhrparkleiter aber klar darüber sein, welche Einsatzzwecke sein Fuhrpark erfüllen muss, welchen Aktionsradius die Fahrzeuge einnehmen, daraus ergeben sich Antworten auf Antriebs- oder auch Aufbauarten. Neutralität in der Optik und im Design bestimmt letztlich die Vermarktbarkeit der Fahrzeuge am Ende der Laufzeit. Das Unternehmen EurotaxSchwacke kann keine Definition über eine optimale Fuhrparkgestaltung abgeben. Wir wollen die Fuhrparkleiter ermuntern, aktiv Entscheidungen zu treffen, die ihren individuellen Fuhrparkbedürfnissen entsprechen. Dabei unterstützen wir sie gerne zeitnah mit relevanten Informationen und Dienstleistungen.

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