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Reifen mit reduziertem Rollwiderstand; das Angebot der Hersteller

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Das Angebot war teils schon früher da, aber die Preistreiberei im Kraftstoffbereich hat sie jetzt erst recht ins Gespräch gebracht: die rollwiderstandsarmen Reifen. Kein Wunder, wird ihnen doch im Pkw-Segment eine reduzierende Wirkung auf den Verbrauch zwischen 0,3 und 0,5 Litern auf 100 Kilometern zugeschrieben. Das entspräche bei einer jährlichen Laufleistung von beispielsweise 30.000 Kilometern immerhin einer Ersparnis zwischen 90 und 150 Litern Kraftstoff, will sagen, von rund 130 bis 220 Euro pro Jahr und Fahrzeug. Das sind schon Argumente.
Der Rollwiderstand ist eine von fünf Kräften, die ein Fahrzeug überwinden muss, um in Bewegung zu bleiben. Die übrigen sind der von der Fahrgeschwindigkeit abhängige Luftwiderstand, die Massenträgheit bei Beschleunigungsvorgängen im Stadtverkehr, die Schwerkraft bei Berganfahrten sowie die internen Reibungswiderstände der sich drehenden Bauteile. Verschiedene Ausstattungskomponenten wie Klimaanlagen, Unterhaltungselektronik im Fahrzeug oder die Servolenkung verbrauchen weitere Energie.
Welche Faktoren beeinflussen den Rollwiderstand?
Während des Abrollvorgangs wird der Reifen verformt, um den Kontakt mit der Straße herzustellen. Alle Kräfte, die beim Beschleunigen, Bremsen und bei Kurvenfahrten wirken, werden über diese Aufstandsfläche übertragen. Die Verformung lässt die Temperatur der Reifenkomponenten ansteigen. Ein Teil der vom Motor gelieferten Energie wird in Wärme umgesetzt. Der Rollwiderstand von Reifen wird allgemein in Kilogramm pro Tonne angegeben. So bedeutet ein Rollwiderstandskoeffizient von 12 Kilogramm pro Tonne, dass auf ein mit einer Tonne belastestes Rad kontinuierlich eine Kraft von 120 Newton wirken muss, um den Rollwiderstand zu überwinden. Dabei weisen Reifen im Hinblick auf ihre Energieeigenschaften starke Unterschiede auf. Der Rollwiderstand verschiedener Reifen kann bei ein und demselben Fahrzeug um bis zu 50 Prozent variieren.
Hauptursache für den Rollwiderstand sind die viskoelastischen Eigenschaften des Reifens, die Haftung und Komfort gewährleisten. Während er abrollt, flacht der Reifen an der Aufstandsfläche ab, und dadurch geht Energie in Form von Hitze verloren. Struktur und Materialien des Reifens tragen zum Rollwiderstand bei. Im Hinblick auf die Reifengeschwindigkeitsklasse stellen die besseren Haftungseigenschaften und die stärkere Belastbarkeit, die bei hohen Geschwindigkeiten erforderlich sind, spezielle Anforderungen an Architektur und Gewebe der Reifen, die in der Regel zu einem höheren Rollwiderstand führen. In punkto Reifengröße reduziert ein um einen Zentimeter vergrößerter Außendurchmesser des Reifens den Rollwiderstand um ein Prozent. Und eine um 50 Prozent vergrößerte Profiltiefe führt zu einem um zwölf Prozent höheren Rollwiderstand. Über die Lebensdauer eines Reifens nimmt er durch den Reifenverschleiß um 25 Prozent ab. In punkto Fahrbedingungen nimmt er im Temperaturbereich zwischen 10 Grad Celsius und 40 Grad Celsius jeweils um sechs Prozent ab, wenn die Temperatur um 10 Grad steigt. Auch die Beschaffenheit der Straßenoberfläche spielt noch eine Rolle, je rauher sie ist, desto höher ist der Rollwiderstand. In Abhängigkeit von der Art des Straßenbelags kann der Rollwiderstand um bis zu 40 Prozent variieren.
Jede fünfte Tankfüllung wird zur Überwindung des Rollwiderstandes verbraucht
Damit sind Reifen also generell ein nicht unwesentlicher Faktor für die Höhe des Kraftstoffverbrauchs. Bei normaler Fahrweise sind sie für 20 Prozent des Kraftstoffverbrauchs eines Pkw verantwortlich, hier wird also jede fünfte Tankfüllung dafür verbraucht, den Rollwiderstand zu überwinden. Die besondere Herausforderung für eine rollwiderstandsarme Reifentechnologie besteht aber auch noch darin, das Leistungs- Niveau der Reifen in anderen Bereichen, wie insbesondere Sicherheit und Lebensdauer, aufrecht zu erhalten.

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Ausgabe 5/2008

Sonderausgabe Elektro
Das neue Jahresspecial Elektromobilität.
Der Reifenhersteller Hankook Tire will jährlich 12,5 Millionen Euro speziell in die Forschung und Entwicklung rollwiderstandsarmer und damit spritsparender Reifen investieren. Die nun beschlossene Aufstockung der Forschungsmittel erhöht das jährliche Forschungsbudget für umweltfreundliche Reifen um 350 Prozent auf rund 0,5 Prozent des jährlichen globalen Konzernumsatzes. Hankook Tire will damit nach eigenen Angaben auf die zunehmende ökologische Sensibilisierung und wachsende Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten seitens Fahrzeugherstellern, Behörden und Endverbrauchern reagieren.
Der neue Allwetterreifen Hankook „Optimo 4S“ ist im Mai 2008 als bisher einziger Reifen mit dem „Blauen Engel“ des Umweltbundesamtes ausgezeichnet worden. Prämiert wurde damit sein niedriger Rollwiderstand und leiser Lauf bei gleichzeitig überzeugenden Testergebnissen in den sicherheitsrelevanten Disziplinen „Nassbremsen“ und „Aquaplaningverhalten“. Der Reifen ist in insgesamt 41 Größen von 175/70 R 13 T für kleinere Fahrzeuge bis zur V-bewerteten 235/45 R 17 UHP-Größe für Limousinen der Ober- und Luxusklasse erhältlich. Auch der neue Ultra-High-Performance-18-Zoll Breitreifen Hankook Ventus V12, montiert in der Dimension 225/40 R 18 auf einer Mercedes C-Klasse 350, überzeugte adäqat in entsprechenden Tests. Hier wurden unter anderem bereits bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern ein Verbrauchsvorteil von 20 Litern und damit eine Umweltentlastung von 48 Kilogramm CO2 errechnet.
Rollwiderstands-Armut darf nicht zu Lasten der Sicherheit gehen
Auf den Automobilausstellungen „Genfer Salon“ und „IAA“ 2007 hatte Continental die Volkswagen- Modelle Passat Blue Motion und Golf Blue Motion mit verbrauchsreduzierenden, umweltentlastenden Reifen ausgestattet. Die Conti-Produkte EcoContact 3 und PremiumContact 2 sind in den wichtigsten Größen 195/65 R 15 T und 205/55 R 16 H lieferbar und stehen damit auch für eine Vielzahl anderer Fahrzeuge zur Verfügung. Der ADAC wiederum hat jüngst in einem umfangreichen Test beispielsweise dem Fulda-Reifen EcoControl in der Dimension 175/65 R 14 T die Prädikate „sehr ausgewogen“ und „sehr gut in allen sicherheitsrelevanten Disziplinen“ verliehen. Auch der rollwiderstandsarme Carat Progresso in der Spezifikation 195/65 R125V habe durch das gute Gesamtniveau bei Nässe wie auch trockener Straße überzeugt.
Seit Jahren ist Michelin mit der Reifen-Baureihe „Energy Saver“ auf diesem Feld stark engagiert. Sie wird in den Dimensionen von 14 bis 16 Zoll und den Geschwindigkeitsindizes T,H und V für die volumenstärksten Fahrzeugsegmente produziert. Peugeot verwendete die Leichtlauf-Pneus als erster Fahrzeughersteller in der Erstausrüstung auf den Modellen des 308. Außerdem ist der „Energy Saver“ inzwischen in flottenrelevanten Klassen für die Mercedes B- und C-Klasse, die Volvo-Modelle C30 Efficiency, S 80 und V 70 sowie den Fiat 500, Renault Clio und den Toyota Yaris homologiert. Michelin attestiert dem „Energy Saver“ in der Dimension 195/65 R 15 für die Kompkatklasse beispielsweise eine Verbrauchsersparnis von 0,3 Liter auf 100 Kilometer, was bei einer jährlichen Laufleistung von 40.000 Kilometern rund 120 Euro pro Jahr und Fahrzeug und eine Ersparnis von 280 Kilogramm CO2 einbringe. Seit neuestem ist mit dem „Agilis“, der Kombination von Lkw-Profilen mit Pkw- Werkstoffen, auch ein entsprechender Transporterreifen, zunächst in den 13 wichtigsten Größen von 15 bis 16 Zoll im Angebot. Im Frühjahr 2009 wird Goodyear mit einem neuen Reifen aufwarten, der insbesondere hinsichtlich des Rollwiderstandes optimiert wurde. Bei den aktuellen Modellen DuraGrip, Excellence und UltraGrip Performance war bereits die Erzielung eines niedrigen Rollwiderstandes eine von mehreren Vorgaben bei der Entwicklung. Alle Reifenhersteller weisen in diesem Zusammenhang aber auch noch einmal darauf hin, dass der Überwachung des Reifendrucks eine besondere Bedeutung zukomme. So führe ein zu geringer Reifendruck zu einer ungleichmäßigen Verteilung des Drucks an der Aufstandsfläche und einer Veränderung ihrer Form. Dies habe schlechtere Haftungseigenschaften und einen höheren Verschleiß zur Folge. Zu geringer Reifendruck verursache außerdem eine stärkere Verformung und Aufheizung des Reifens, die zu Energieverlusten, damit auch wieder zu mehr Rollwiderstand und höherem Kraftstoffverbrauch führe. Bei einer konstanten Geschwindigkeit von 90 km/h verursache ein Reifendruck, der 1,0 bar unter der Herstellerempfehlung liege, einen bis zu drei Prozent erhöhten Kraftstoffverbrauch. Wie gewonnen, wäre dann halbwegs wieder so zeronnen.

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