Zeitfenster, Kapazität und spezieller Service

Es spricht einiges dafür, die Optimierung des Wechsels Sommer-/Winterreifen mit der Unterstützung professioneller Reifenmanagement-Dienstleister anzugehen

Zeitfenster, Kapazität und spezieller Service

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Zeitfenster, Kapazität und spezieller Service

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Jedes Jahr gleichen sich die Bilder. Im Sommer sind immer wieder die total verstopften Autobahnen in der „Tagesschau“, und im Winter stehen erst nach dem ersten Schneefall die Autoschlangen beim Reifenhändler bis auf die Straße hinaus. „Manchmal habe ich das Gefühl,“ gibt ein ADAC-Reifenexperte zum Besten, „ das sind dieselben Leute, denen einfach beides passiert – immer wieder, jedes Jahr.“

Nun mag es abgesehen davon einem Rheinländer oder auch einem Niedersachsen inzwischen schwieriger zu vermitteln sein, warum er denn den Wechsel auf Winterreifen im Kalender für Oktober eintragen sollte. Selbst im Dezember und im Januar fährt er erfahrungsgemäß noch wesentlich auf schneefreien Straßen bei Temperaturen über Null. Wer in solchen Regionen seinen Außen- oder Kundendienst leistet, mag sogar überlegen, ob er überhaupt Winterreifen – wirklich – braucht oder ob beispielsweise Ganzjahresreifen schon reichen. Das ist natürlich nur eine sehr vereinfachte Sichtweise, aber auch sie birgt ein Körnchen Wahrheit.

Ein optimaler Wechsel orientiert sich auch an regionalen Wetterbedingungen
Zwar empfehlen die meisten Reifenexperten für die Besohlung auf Winterreifen die Faustregel „von O bis O“, Oktober bis Ostern, um „auf der sicheren Seite zu sein“. Allerdings rollt bei einer jährlichen Laufleistung von 30.000 oder 40.000 Kilometern, also beim Vielfahrer, auch der Winterreifen 15.000 oder 20.000 Kilometer weit und verbraucht sich entsprechend. Auch Oktober-Monate können noch recht warm sein. Im letztjährigen Oktober, im zweitwärmsten Jahr in der Geschichte der Wetterbeobachtung, lag die Durchschnittstemperatur in Deutschland nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes bei immerhin noch 9,5 Grad Celsius und damit 2,5 Grad über dem Wert, den die Reifenhersteller für eine Umrüstung empfehlen. Im Rheintal lag der Durchschnittswert bei 10 Grad Celsius, es gab keine einzige Nacht mit Bodenfrost.

„Winterreifen sind bei Temperaturen über 15 Grad nicht ideal“, weiß auch Friedrich Eppel, Reifenexperte des ÖAMTC. „Das Gummi wird dann immer weicher und reibt sich auf dem Asphalt stärker ab, deshalb sind Winterreifen auch im Sommer nicht geeignet.“ Bei wärmerer Witterung funktionieren Winterreifen bisweilen deutlich schlechter als Sommerreifen. So kann dann beispielsweise der Bremsweg aus 100 km/h schon einmal die doppelte Wagenlänge mehr betragen.

„O bis O“ sollte aber auch vor dem Hintergrund der Kosten differenzierter betrachtet werden, im Rheinland oder in Niedersachsen mag auch November bis Februar reichen, will sagen, eventuell ein Satz der teureren Winterreifen weniger über die Laufzeit des Fahrzeuges. Hinzu kommt oft der Gedanke, dass Winterreifen den Kraftstoffverbrauch erhöhen könnten, was sich aber in der Regel durch Erhöhung des Reifendrucks um 0,2 bar über Herstellerwert und einem dadurch verringerten Rollwiderstand kompensieren ließe.
Im November hingegen, bei letztjährigen Durchschnittswerten von 4 Grad Celsius und Tagen mit Bodenfrost bei Minus 5,5 Grad, wird es Zeit. Denn unter 7 Grad Celsius verhärtet der Sommerreifen und verliert langsam an Haftung, vor allem auf kalter und nasser Straße. Das Handling des Fahrzeugs verschlechtert sich, und die Bremswege werden länger. Zusammengefasst: Bewegt sich die Fahrzeugflotte in einer Region, in der auch in jedem Winter nichts anderes als die allgemeine stetige Erwärmung festzustellen ist, mag der Wechsel auf Winterreifen auch bis Anfang November verschiebbar sein.

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Bevor über die Stationen der Run hereinbricht
Diese grundsätzliche Steuerung ist aber nicht das eigentliche Management-Problem. „Der nächste Winter kommt bestimmt“ (wie der nächste Stau), die Sensibilisierung der Dienstwagenfahrer für die simple Notwendigkeit und die Rechtzeitigkeit des Wechsels, die Maßnahmen der Umsetzung bis in den letzten Winkel des Landes und die Kontrolle darüber, das ist die Hauptaufgabe.

Außen- und Kundendienstler, gerade Vielfahrer, stehen häufig unter Termindruck, müssen ihre vorgegebenen Routen abfahren. Ein Reifenwechsel kann, je nach Andrang, zwei bis drei Stunden Zeit kosten oder auch zwei Tage, möglicherweise liegt der nächstgelegene Reifenhändler tagelang nicht auf der Route. Und plötzlich ist der Dienstwagenfahrer auf Sommerreifen in einer kritischen Phase unterwegs, auch ohne Schnee: ein Abend mit überfrierender Nässe, ein Morgen mit Glatteis, Anfang Dezember, am Rande der Eifel.

Die Fahrsicherheit ist selbstverständlich das mit Abstand entscheidende Argument für den rechtzeitigen Wechsel, schließlich kann der Fahrer auch im Rahmen einer gestatteten Privat- Nutzung des Fahrzeugs außerhalb seines Einsatzgebietes auf winterliche Witterungsbedingungen treffen. Ungeachtet dessen aber ist der frühzeitige Wechsel Fuhrparkbetreibern insbesondere auch im Hinblick auf eine zügige Abwicklung für jeden einzelnen Dienstwagenfahrer anzuraten, bevor über die Stationen der Run aller hereinbricht.

Je größer die Flotte ist, um so eher ist das notwendig. Gerade unter Termindruck stehende Dienstwagenfahrer können in der Regel nicht zwei Tage auf ihr Auto verzichten, bis der passende Satz Winterreifen eingetroffen ist oder nachgeliefert wurde. Im übrigen sind Winterreifen erfahrungsgemäß etwas teurer, wenn die Wechseltermine erst einmal in das erste Schneetreiben geraten sind.

Vorbeugend bestellen erfahrene Fuhrparkmanager mit der Fahrzeugbestellung oder doch zumindest zeitnah gleich einen Satz Winterreifen mit, so kommen sie schon einmal problemloser über die ersten beiden kalten Jahreszeiten. Nicht zuletzt hilft das auch dem Reifenhändler beziehungsweise der als Reifenmanagement- Dienstleister kooperierenden Handelskette bei der Disposition des insgesamt benötigten Winter- Gummi-Vorrates.

Mehr als zwei Hebebühnen und Mobile Fitting
Zu Herbstbeginn, spätestens aber im Oktober, sollten dann alle Fahrer schriftlich auf den notwendigen Wechsel hingewiesen werden. Das Schreiben muss zumindest Angaben zum Fabrikat, zu Dimensionen, Geschwindigkeitssymbolen und -zulassungen, gegebenenfalls zu Rahmenabkommen und Preisen mit einem Dienstleister, zur nächstgelegenen Station und – besonders hervorgehoben – die unmissverständliche Warnung darüber enthalten, bei welchen Temperaturen die weitere Verwendung von Sommerreifen gefährlich wird. Die grundsätzliche Verpflichtung, Winterreifen rechtzeitig aufziehen zu lassen, sollte unbedingt im Dienstwagen-Übernahmevertrag vorgeschrieben sein.

Wenn es dabei dann nicht um die Kleinflotte geht, „die sich rund um den Kirchturm“ bewegt und der Reifenwechsel bei acht Fahrzeugen über denselben benachbarten Händler abgewickelt werden kann, empfiehlt sich eigentlich durchweg die Kooperation mit einer großen Handelskette, weil nur diese Dienstleister bundesweit agieren und mit Reifenhändlern zusammenarbeiten, die in ihren Stationen auf gewisse Service- Standards auch für Fuhrparks eingerichtet sind. Dazu gehören schon die Ausstattung mit mehr als zwei Hebebühnen und zumindest in Spitzenzeiten die entsprechende Personaldecke, so dass für einen Flottenbetreiber nach vorheriger telefonischer Absprache zur Reduzierung der Wartzezeiten auf ein Minimum die Zeitfenster weit offen und die Kapazitäten frei sind. Auch werden hier entsprechende Räumlicheiten für die Einlagerung von Sommerreifen vorgehalten.
Mehrere große Reifenhandelsketten bieten inzwischen auch das sogenannte Mobile Fitting, den Reifenwechsel beim Kunden vor Ort, an. Die Nutzung eines solchen Service würde sich insbesondere dann anbieten, wenn beispielsweise im Herbst viele Dienstwagenfahrer zu einer firmeninternen Veranstaltung an einem bestimmten Ort eingeladen sind.
Für Flotten mit großem, länderübergreifenden Aktionsradius mag auch die europaweite Reifen- Mobilitätsgarantie mit Pannenhilfe eines international agierenden Dienstleisters interessant sein.
 

Welchen Service die großen Reifenmanagement- Dienstleister im einzelnen schon aufbieten, hat Flottenmanagement in der beiliegenden Tabelle aufgelistet.

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