Leichte Silberlinge
Zierat oder Stellschraube – welche Bedeutung kommt der Felge zu, wenn sie ein Designelement darstellt, aber auch im Sinne der Aerodynamik konzipiert sein kann? Einige Hersteller gaben Auskunft über die Felgenentwicklung.

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Wenn der Dienstwagennutzer sein Fahrzeug auswählen darf, spielen die Felgen für ihn optisch eine Rolle, sie müssen gut aussehen und zum Firmenauftritt passen, also auch nicht zu auffällig sein. Für die Designer und Entwickler hat die Felge aber noch eine andere Funktion, ihr kommt, wenn auch nur ein kleiner Anteil zu, die Aerodynamik zu beeinflussen und für weniger Verbrauch zu sorgen. Beispielsweise liegt der cW-Wert eines BMW 3er im Modelljahr 2008 bei 0,26, der neue Opel Insignia bei 0,27. Verbesserungen an den Rädern könnten 0,005 Punkte ausmachen (Anteil der Radaerodynamik an der Fahrzeugaerodynamik insgesamt gleich 0,025 Punkte), in Summe wirken diese aber erst. Obwohl die Aerodynamik bei der Ermittlung des Durchschnittsverbrauchs im NEFZ keine wesentliche Rolle spielt, da bei Testgeschwindigkeiten von durchschnittlich 33 km/h auf dem Rollenprüfstand der cW-Wert keinen großen Einfluss auf den Verbrauch hat, macht sie sich in Praxis ungleich stärker bemerkbar. Der normale Außendienstler fährt doch meistens schneller als 33 km/h im Schnitt.
Die Anforderungen, die die Entwicklungsabteilung bei Skoda stellt, beziehen sich unter anderem auf hohe Festigkeit, da die Felgen großen statischen und dynamischen Kräften ausgesetzt. Beispielsweise lastet auf einem Rad ein Gewicht von bis zu 500 kg, und als Reifenträger muss die Felge Belastungen wie Einparken am Bordstein, Schlaglöchern standhalten. Zudem muss sie temperaturbeständig sein, denn durch die Bremsanlage ist die Felge hohen Temperatu-ren ausgesetzt. Resonanzarmut steht als weiterer Punkt im Lastenheft, die Felge beeinflusst auch die Lärmübertragung. Eine optimale Luftführung dient sowohl einem günstigen Kraftstoffverbrauch als auch der Belüftung der Bremsen. Aussehen sowie geringes Gewicht zählen zu den weiteren Faktoren, die auf die Felgengestaltung wirken.
Zwischen diesen sich zum Teil widersprechenden Anforderungen ist Skoda bestrebt, einen bestmöglichen Kompromiss zu finden. Dabei hat die Verbrauchsreduktion höchste Priorität.
Felgendesigner und -konstrukteure arbeiten von Anfang an bei der Entwicklung von neuen Opel-Fahrzeugen mit, um die optimale Felge hinsichtlich Material, Gewicht, cW-Wert und Design umzusetzen. Die Felgendesigns verändern die Umströmung eines Fahrzeugs auch bei gleicher Radgröße messbar, teilt uns Sven Markurt, Pressesprecher bei Opel mit. Dass nicht immer die Alufelge in Sachen Gewicht die Nase vorn hat, eröffnen die Opelaner, indem sie bei den verbrauchsoptimierten ecoFLEX Modellen Stahlräder in Verbindung mit geschlossenen Radabdeckungen einsetzen und somit die aerodynamischen Vorteile mit denen des Gewichts kombinieren. Zukünftig wollen sie noch mehr in die Entwicklung einerseits verbrauchsoptimierter, aber auch andererseits formschöner Felgen investieren, um jede Möglichkeit zur Gewichtsreduktion zu nutzen.
An einem Konzeptfahrzeuge wurde die neuartige Aero-Felge von BMW in Genf 2008 schon in den Vordergrund gehoben. Die 19 Zoll große Leichtmetallfelge zeichnet sich durch reduzierte Ventilationseffekte aus, die aerodynamisch optimierte Formgebung der Speichen minimiert das an der Raddrehachse auftretende Widerstandsmoment. Dies hat den Effekt, dass bei hoher Geschwindigkeit von 160 km/h ein Kilowatt weniger Motorleistung erbracht werden muss, was wiederum nicht im NEFZDurchschnittsverbrauch ins Gewicht fällt, dafür in der Fahrpraxis.

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Mercedes setzt auf geschmiedete Leichtbaufelgen und damit auf Gewichtsreduktion. Diese wiegen rund 1,8 Kilogramm weniger als herkömmliche Alufelgen. Im Einsatz befinden sie sich bereits an der neuen C-Klasse in der BlueEfficiency Variante und verbessern die seitliche Umströmung der Karosserie. Bei Mazda legen die Designer Wert darauf, dass die Felgen ein einheitliches Erscheinungsbild aufweisen, damit ein Wiedererkennungseffekt da ist. Als zweiten wichtigen Punkt gibt Peter Birtwhistle, Chefdesigner im Mazda Motors European R & D Centre in Oberursel, die Gewichtsreduktion an.
Bei Ford gehen die Entwickler gemäß folgender Strategie vor: Der cW-Wert und das Gewicht einer Felge haben Einfluss auf den Gesamtverbrauch des Fahrzeugs. Insofern können leichte, cWWert optimierte Felgen als ein Baustein der Verbrauchsoptimierung eines Fahrzeugs gelten. Es geht in diesem Zusammenhang vor allem also um Felgen, die möglichst leicht sind und im Windkanal auf einen besonders günstigen cWWert optimiert wurden. Zugleich müssen sie aber robust und so gestaltet sein, dass die Bremsen optimal gekühlt werden. Dies bedeutet, dass die Felgen auf das jeweilige Fahrzeugmodell genau abgestimmt sein müssen und daher von Modell zu Modell in Bezug auf das Felgendesign und die Materialauswahl unterschiedlich ausfallen können.
So sind sich alle Hersteller relativ einig im Vorgehen und entwickeln doch zum Glück recht unterschiedliche Felgen.

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