Die Ladung hat kein ESP

Hinweise zur Ladungssicherung bei Transportern

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Wussten Sie, dass eine 100 Kilogramm schwere Tischkreissäge, die ungesichert auf der Ladefläche steht, bei einer Vollbremsung aus 80 km/h unter Umständen mit einer so großen Massenkraft gegen die Trennwand eines Transporters schlägt, dass diese dabei zerstört werden kann? Die Kreissäge kann dabei eine Aufprallkraft von bis zu 600 daN erreichen – das entspricht 600 Kilogramm und damit dem sechsfachen Ladungsgewicht!

Es ist in der Tat wohl hauptsächlich das fehlende Bewusstsein für die Gefahren, das dann bei Unfällen mit Transportern immer wieder schwerere Folgen nach sich zieht. Experten gehen derzeit davon aus, dass in der täglichen Praxis etwa 70 Prozent aller Ladungen mangelhaft oder gar nicht gesichert sind, sei es wegen fehlenden Bewusstseins oder Termindruck, will sagen, „es blieb keine Zeit zum Aufräumen“. Wobei vorschriftsmäßige Ladungssicherung noch etwas ganz anderes meint als nur „Aufräumen“.

Denn das ist doch das Bild im Alltag: Die Transpor ter werden sehr häuf ig als sogenannte „Schnell- oder Blitztransporter“ bei Express- oder Kurierdiensten eingesetzt, bei denen es bekanntlich auch in besonderer Weise auf höhere Geschwindigkeiten ankommt. Dabei verfügen die Fahrer oft nur über einen Pkw-Führerschein und somit über keine weiteren Zusatzqualifikationen. Damit sind sie beispielweise auch nicht ausreichend mit dem Einf luss der Ladung auf das Fahrverhalten vertraut. Es kommt hinzu, dass diese Fahrzeuge teils bis unter das Dach schwer beladen sind und je nach Beladungszustand schon deshalb drastisch ihre Fahreigenschaften verändern. Dabei wird nicht selten vergessen, dass beispielsweise wegen des hohen Schwerpunktes bei voller Beladung die Bremsverzögerung eines Transporters bei hoher Geschwindigkeit bis zu 40 Prozent unter der eines modernen Pkw liegt. Auch rechnen andere Verkehrsteilnehmer auf Autobahnen zumeist nicht mit den hohen Geschwindigkeiten dieser „Sprinter“ und scheren trotz eines herannahenden Transporters noch zum Überholen aus. Gefährliche Situationen sind dann zwangsläufig die Folge.

Aus allem ergibt sich, dass die vorschriftsmäßige Ladungssicherung in den Köpfen der Transporterfahrer, Fuhrparkmanager und letztlich Fahrzeughalter, Flottenbetreiber beginnen muss. Zunächst einmal sind grundsätzliche Regeln zu beherzigen, die als sogenannte weiche Kriterien selbstverständlich und einfach klingen, aber das Bewusstsein schärfen und auf das Thema vorbereiten. Dazu gehören im einzelnen: 

• Sichern Sie die Ladung so konsequent, wie Sie sich selbst sichern, 

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• Sichern Sie Ihre Ladung immer, auch auf kurzen Strecken, 

• Beachten Sie die maximale Nutzlast und die zulässigen Achslasten Ihres Transporters, 

• Beachten Sie beim Beladen die richtige Lastverteilung,

• Packen Sie schwere Ladungsteile immer nach unten, 

• Sichern Sie hohe Ladung immer auch gegen Kippen.

• Vermeiden Sie Ladelücken, oder sichern Sie sie ab, 

• Beachten Sie bei offenen Ladeflächen (Kipper- Versionen), dass durch den Fahrtwind Ladungsteile herausgeweht werden können, 

• Überprüfen Sie regelmäßig den Luftdruck der Reifen ihres Fahrzeugs, 

• Passen Sie Ihre Fahrweise dem geänderten Fahrverhalten des beladenen Transporters an 

 

Die DIN EN 12195-1-Norm zur vorschriftsmäßigen Beladung geht unter Punkt 4 insbesondere detailliert auf die „Beladung und Lastverteilung“ ein. Sie warnt grundsätzlich davor, dass bereits die Überschreitungen der zulässigen Fahrzeug- Gesamtmasse und der Achslasten zu Unfällen führen könne, weil dadurch „das Fahr- und Bremsverhalten erheblich beeinf lusst“ und „Schäden an Reifen und Achsen“ hervorgerufen werden könnten.

Wird darüber hinaus ein Fahrzeug ungleichmäßig beladen, könne die zulässige Hinterachslast überschritten und gleichzeitg die Mindest-Vorderachslast „gefährlich“ unterschritten sein. Betrage die tatsächliche Last auf der gelenkten Achse weniger als 20 Prozent des Fahrzeugmomentangewichts, sei „die erforderliche Lenksicherheit nicht mehr gewährleistet“. Zudem führe eine ungleichmäßige Fahrzeugbelastung zu einer instabilen Lage des Fahrzeugs. Durch einseitiges Beladen oder auch Verrutschen der Ladung würde der Schwerpunktdes Fahrzeugs verändert. Bei Kurvenfahrten oder einem eventuellen Ausweichmanöver könne das Fahrzeug umkippen oder zumindest Ladung verlieren. 

Was können Flottenbetreiber, Fuhrparkmanager und Fahrer abseits der Gewinnung der richtigen Einstellung zur Sache tun? Hier gilt es zunächst einmal, die Transporter mit zweckmäßigen Hilfsmitteln zur Ladungssicherung auszustatten, wie sie bereits von den Fahrzeugherstellern angeboten werden. Dazu zählen insbesondere Verzurrösen, Zurrgurte, Zurrnetze, Antirutschmatten oder auch Sperrstangen, die natürlich nur dann etwas bringen, wenn sie auch benutzt werden. Für Arbeitsgeräte, Werkzeuge und Kleinteile bieten sich Umverpackungen in Form von arretierten Kunststoffboxen, Gitterboxen, festen Holzkasten oder auch die Innenausstatung mit entsprechenden Schränken oder Regalsystemen auf der Ladefläche an, die Flottenmanagement im Rahmen dieses Specials an anderer Stelle beschreibt (siehe Artikel S. 68).

Neben den konstruktiven Hilfsmitteln bieten aber auch nahezu alle Transporterhersteller begleitende Programme zum Thema Ladungssicherung bei Transportern an (siehe Kasten unten). Dazu gehören auch professionelle, praktische Fahrsicherheitstrainings, wie sie beispielsweise seitens Ford, Mercedes oder Opel in Kooperationen mit dem ADAC, der DEKRA oder dem TÜV veranstaltet werden. Auch der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) hat ein neues „Fahrer- Qualifizierungsprogramm Transporter (FQT)“ entwickelt, das in ganzheitlichem Ansatz an zwei Tagen theoretische Grundlagen mit fahrpraktischen Übungen kombiniert.

Wie heißt es doch so passend in einer Broschüre eines Fahrzeugherstellers: „Sie mussten noch nie auf nasser Fahrbahn voll in die Eisen steigen, dabei die Fahrspur wechseln und das Heck Ihres voll beladenen Transporters am Ausbrechen hindern, weil vor Ihnen ein 40-Tonner ausschert? – dann wird es aber höchste Zeit.“ 

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