Was tun?
Mittel und Wege der Hersteller und Fuhrparkbetreiber gegen hohe Kraftstoffkosten.

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Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht wieder neue Rohöl- Rekordpreise von den Börsen gemeldet werden. Ob nun durch die Maßregelung von Spekulationsgeschäften oder die Erhöhung der Fördermengen die Preise wieder ins Lot gebracht werden können oder nicht, ein probates Mittel, um die eigene Kostenbilanz in Griff zu bekommen, scheint schlicht und einfach zu sein, den Verbrauch zu senken.
Kraftstoffkosten
Mobilität wird immer teurer. In Amerika boomen plötzlich kleine Fahrzeuge wie Smart und Mini. Frankreich bedient sich eines Öko-Bonus – beziehungsweise – Malus- Systems, bei dem Neufahrzeuge mit einem CO2-Ausstoß von unter 130 g/km vom Staat bezuschusst und Fahrzeuge mit über 160 g/km Ausstoß mit zusätzlichen Gebühren belastet werden. Mit dem Erfolg, dass die Nachfrage nach der Prämie stärker als angenommen gestiegen ist. Ähnliches praktizieren die Schweden. In Deutschland geht der Trend ebenfalls zu den verbrauchsärmeren Kleinwagen und anscheinend auch zum „Nichtfahren“, was ein innerhalb der letzten Monate um fünf Prozent gesunkener Spritkonsum belegt. Der Diesel-Verbrauch sank mit minus 0,9 Prozent allerdings wesentlich geringer, das betrifft nämlich diejenigen, die ihr Fahrzeug zur Ausübung ihrer Arbeit zwingend benötigen. Mittlerweile nimmt der Anteil der Kraftstoffkosten ein Drittel der TCO ein, vor zwei Jahren war es noch ein Viertel. Dass es höchste Zeit zum Handeln wird, zeigen auch andere Branchen, die auf Mobilität angewiesen sind: die Schifffahrt und der Flugverkehr drosseln unter anderem die Geschwindigkeit, um Treibstoff zu sparen.
Wie sich die Planung in Firmenfuhrparks verändert, wollten wir in einer Umfrage unter Fuhrparkentscheidern erfahren. Die Landschaft spaltet sich anscheinend in verschiedene Lager. Da gibt es die Gruppe derer, die erst einmal abwarten wollen, wie die Politik sich verhält und der Markt sich entwickelt. Dann diejenigen, die Überlegungen anstellen und Optionen prüfen, und letztlich die, die bereits Maßnahmen eingeleitet haben und sehr vorausschauend agieren. Ein Ansatzpunkt stellt die Modifikation von Referenzmodellen und -raten dar. Beispielsweise finden Eco-Modelle in einigen Fuhrparks bevorzugt Platz, allein VW hat in diesem Jahr bis Juli im Großkundengeschäft 4.644 BlueMotion Modelle ausgeliefert.
Eco-Modelle

Aktuelles Magazin
Ausgabe 4/2008

Sonderausgabe Elektro
Das neue Jahresspecial Elektromobilität.
Mittlerweile hat fast jeder Fahrzeughersteller mindestens ein verbrauchsoptimiertes Modell im Angebot, bei dem durch Eingriffe in das Motormanagement, Verbesserung des Luftwiderstands, Gewichteinsparungen sowie Getriebeübersetzungen zwischen 0,4 und 0,8 Liter Kraftstoff und entsprechend auch CO2-Ausstoß gegenüber dem „normalen“ Modell eingespart werden. Bei BMW setzt man diese und weitere Maßnahmen mit den Efficient- Dynamics serienmäßig in der ganzen Modellpalette ein und stellt den Kunden nicht vor die Wahl.
Eigene Berechnungen bei speziellen Eco-Modellen (siehe Tabelle S. 40) haben ergeben, dass trotz größtenteils höherer Anschaffungs- beziehungsweise Leasingkosten sich die Gesamtbetriebskosten positiv für die Eco- Modelle entwickeln. Pro Monat lassen sich beim derzeitigen Dieselpreis von 1,25 Euro netto bei fast allen Modellen zwischen 4 und 38 Euro einsparen, bei gleichen Leistungsvoraussetzungen. Und bei weiter steigenden Preisen fahren die Modelle immer größere Vorteile heraus. Wenn das mal kein Argument für die BlueMotion-, BlueEfficiency-, GreenLine-, Ecomotive-, Econetic-Modelle etc. ist. Umweltlabels wie Airdream von Citroën, eco2 von Renault, ECOflex von Opel, BlueLion von Peugeot kennzeichnen verbrauchs- und CO2-arme Fahrzeuge auf einen Blick.
Hier setzen auch etliche Fuhrparkbetreiber an und beziehen die Eco-Modelle in die Betrachtung der Referenzmodelle mit ein. Bei DeTeFleet Services können Eco-Fahrzeuge bereits seit dem vergangenen Jahr als Managementfahrzeuge bestellt werden. Dabei sollen vor allem Modelle mit einem Gesamtpaket an Spritsparfunktionen den Vorzug erhalten. Auch bei der Dimension Data Germany AG und Leitz fahren diese schon im Fuhrpark, die Hotelkette Ramada setzt auf rollwiderstandsreduzierte Reifen und die Kontrolle des Reifendrucks. Erdgas rückt als Kraftstoffalternative bei einigen Flotten in die nähere Betrachtung, zum Beispiel testet die Firma Würth sowohl Erdgas- als auch Hybridfahrzeuge, der Ruhrverband fährt seit 2007 sechs Opel mit CNG-Antrieb, auch der Pflegedienst Bonitas will sich verstärkt mit dem Thema auseinandersetzen.
CO2-Ausstoß Verstärktes Augenmerk wird schon heute dem Punkt CO2-Ausstoß beigemessen, in einigen Fuhrparks legt die Car Policy eine Obergrenze abhängig von den jeweiligen Fahrzeugkategorien fest. Birgit Meisel, Dimension Data, sieht dabei auch den Vorteil für den Nutzer: „Durch bessere Restwerte der Fahrzeuge mit niedrigem CO2-Ausstoß erhält der Nutzer mehr Auto für sein Geld.“ Eine generelle Abkehr vom Dieselantrieb steht in den meisten Einsatzzwecken nicht zur Debatte, da sich die Motorisierung bei den vorkommenden Laufleistungen stets rechnet. Lediglich bei Laufleistungen unterhalb von 30.000 km bieten einigen Firmen an, einen Benziner zu wählen. Im Fuhrparkbereich wird der Diesel also noch etwas länger Bestand haben.
Als kurzfristig wirksame Lösung finden Spritspartrainings verstärkt Anwendung: DeTeFleet Services setzen auf eine Ausweitung des Angebots, da sie dadurch sehr deutliche Verbrauchsreduzierungen von 30 Prozent und mehr erwarten. Helmut Funk von Leitz will demnächst ein Pilotprojekt mit zehn Fahrern starten und zügig ausweiten. Der Ruhrverband organisiert seit 2006 für alle Fahrerinnen und Fahrer Fahrsicherheitstrainings kombiniert mit Spritspartrainings. Auch die Hersteller sowie Leasinggesellschaften nutzen diese Art der Kundenbindung und bieten Kurse an. Klaus Sawallisch, Leiter Flotten- und Behördenverkauf der Ford-Werke GmbH dazu: „Spritsparen beginnt im Kopf: Der Kunde sollte wissen, wie er das Einsparpotenzial seines Autos optimal ausschöpft. Daher haben wir seit Jahren bundesweit auch und gerade für unsere gewerblichen Kunden- Spritsparkurse im Programm, so genannte Eco- Driving-Trainings. Dabei lernen die Teilnehmer, wie sie den Kraftstoffverbrauch ihres Fahrzeugs deutlich – im Schnitt um 25 Prozent – und dauerhaft senken können.“ Eine Senkung der Kraftstoffkosten kann aber nur festgestellt werden, wenn man darüber einen Überblick hat. Einher geht in diesen Fällen ebenfalls eine Ausreißerkontrolle, in der Regel über die Reporting des Tankkartenanbieters. Bei außergewöhnlichen Abweichungen bitten die befragten Fuhrparkleiter ihre Fahrer um Aufklärung.
Herstellerentwicklungen
Dass die Hersteller nicht zuletzt wegen der EUVorgaben gefordert sind, ihre technischen Entwicklungen weiter in Bezug auf Verbrauch und Umweltfreundlichkeit auszurichten, äußert sich bereits in den Innovationsankündigungen wie Start-Stopp Automatik in vielen BMW-Modellen und jüngst auch in smart sowie A- und B-Klasse. Beispielsweise können die Flottenkunden ein erweitertes Angebot an Erdgasfahrzeugen erwarten. Mercedes-Benz stellte jüngst die B-Klasse NGT vor, Ende des Jahres will Volkswagen den Passat mit einem Erdgasmotor auf den Markt bringen, Opel kündigt für 2009 einen Erdgasmotor mit Turbotechnologie an, der laut Hersteller sicherlich sehr viele Dieselfahrer überzeugen wird. Schließlich liegt der derzeitige Erdgaspreis bei rund 85 Cent netto (L-Gas) und steigt weniger stark als der Dieselpreis.
Bei Fiat will man alle Modelle – auch die der Tochtermarken Lancia und Alfa Romeo – mit einer Start-Stopp-Automatik anbieten, die ohne Aufpreis angeboten werden soll, auch Land Rover kündigt an, alle Modelle mit einer Start-Stopp-Automatik auszurüsten. Diese steht ebenfalls im Pflichtenheft von Audi. Ein seriennahes Konzeptfahrzeug des A4 2.0 TDI e (105 kW/143 PS, Durchschnittsverbrauch 4,9 Liter) vereint ein Paket an innovativen Bausteinen wie zum Beispiel Servopumpen mit reduziertem Energiebedarf, eine hocheffiziente Klimaanlage – beide bereits im aktuellen A4 und A5 verbaut – Bremsenergiespeicher und ein Start-Stopp-System der nächsten Generation. Dass aber nicht unbedingt technische Revolutionen vonnöten sind, um den Kraftstoffverbrauch zu senken, beweisen viele andere Hersteller wie beispielsweise Dirk-Marco Adams, Leiter der Business-Kunden Abteilung Fleet bei Peugeot veranschaulicht: „Neben kleineren Fahrzeugen und weniger PS helfen Technologien wie das neue EGS6-Getriebe, das beim Peugueot 308 HDi FAP 110 als Limousine zum Einsatz kommt, aber auch rollwiderstandsoptimierte Reifen. Im Vergleich zum Vorgänger spart das 10 Prozent Kraftstoff.“ Man kann niemanden dazu zwingen, sparsamer zu fahren, doch wenn Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit in der Firma von der Führungsetage abwärts gelebt werden, erreicht es wahrscheinlich die meisten.

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