Grünes Licht
Nach zwei Monaten und rund 30.000 Kilometern auf Erdgas ziehen Michael Seddig (Head of Corporate Logistics bei CWS-boco International in Duisburg) und Klaus Lücke (Serviceleiter bei der HTS Deutschland in Solingen) eine erste Bilanz zum Einsatz der erdgasbetriebenen Nutzfahrzeuge Mercedes Sprinter NGT und Iveco Daily CNG in einem exklusiven Gespräch mit Flottenmanagement.

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Wenige Gramm im Treibstoffverbrauch entscheiden. Wenn Trygve Eckertz und Karl-Heinz Lierck von ihren Touren in das Solinger CWS-Depot zurückkehren, werden zu aller erst die Durchschnittsverbräuche untereinander verglichen. Unter den Fahrern der Mercedes-Erdgastransporter ist ein regelrechter Wettstreit ausgebrochen, wer weniger verbraucht. Auf 10 kg pro 100 km kommt der Sprinter durchschnittlich, der Tiefstwert lag bisher bei 8,7 kg , die Spitze bei 10,6 kg. „Wenn wir den Reifendruck etwas erhöhen, sinkt der Verbrauch eventuell noch ein wenig”, denkt Serviceleiter Klaus Lücke über weitere Optimierungen nach.
In Solingen wie auch an anderen Standorten starten beispielsweise die Sprinter-Kastenwagen mit 800 kg, die Iveco Kofferfahrzeuge mit rund 1.400 kg beladen ihre Touren. Am Ende des Tages nach rund 170 km und einer neuen Gasfüllung übermittelt Klaus Lücke den Tagesverbrauch und den Tageskilometerstand an das Flottenmanagement der HTS Deutschland. Da CWS-boco als Systemdienstleister aufgestellt ist, lassen sich die Fahrdaten problemlos mit den Ergebnissen der anderen 12 Standorte vergleichen, an denen bisher insgesamt 25 Erdgasfahrzeuge für den Hygienedienstleister fahren.
Zwei Monate und mehr als 50.000 km Erprobungslauf liegen hinter den Fuhrparkverantwortlichen, und die ersten Bilanzen sehen gut aus, so gut, dass die Entscheider für weitere 100 Fahrzeuge in Deutschland grünes Licht geben. Auch wenn sich viele Fahrer darum reißen, ein Erdgasfahrzeug zu bekommen, bei der Auswahl der Standorte spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, die ebenfalls für Solingen entscheidend waren. „Standorte erhalten die Priorität 1, wenn sich mindestens zwei Erdgastankstellen in der Nähe des Depots befindet, wenn der Tourenumfang mit der Reichweite des Erdgastanks vereinbar ist und die üblichen Tankkarten, z.B. Aral, Esso, Shell zur Bezahlung einsetzbar sind”, erklärt Michael Seddig.
In Solingen sprach so viel für den Einsatz von Erdgasfahrzeugen, dass hier mit sieben aktuell die meisten stationiert sind, und Klaus Lücke nimmt gerne noch weitere. Bis Ende des Jahres kommen noch neun zusätzliche Erdgasfahrzeuge hinzu. In der direkten Umgebung des Depots befinden sich zwei Erdgastankstellen. „Ein Tankvorgang dauert zwischen 3 und 5 Minuten, damit unwesentlich länger als bei einem gleichwertigen Dieselfahrzeug, bis die 35 Kilo im Tank sind”, berichtet Fahrer Felske.
Weitere logistische Maßnahmen beinhalten, den technischen Service sowohl für die Fahrzeuge als auch für die Tankstellen gewährleistet zu wissen. „Es gibt zwar eine Ausweichtankstelle in Wuppertal, aber die ist 18 Kilometer entfernt”, so Lücke. An die Erdgasfahrzeuge haben sich die Fahrer längst gewöhnt: „Sehr viel angenehmer, deutlich leiser, dabei genauso sicher, leistungsstark und schnell”, fasst Jörg Felske zusammen, „zudem sehr umweltfreundlich, was gut zu unseren Touren passt.” Von einigen Passanten wurden die Fahrer schon auf den Erdgasantrieb angesprochen, wie er funktioniere, warum er so leise sei, Nutzfahrzeuge mit diesem Motor sind schließlich noch nicht so häufig zu sehen. Wie alle anderen Transporter mit bis zu 3,5 t lässt CWS-boco auch die Erdgasmodelle aus Sicherheits- und Verantwortungsgründen auf 120 km/h begrenzen.

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„Die derzeitigen Rahmenbedingungen ermöglichen den Einsatz von Erdgasfahrzeugen als echte Alternative. Das Tankstellennetz ist für die Bedürfnisse von CWS-boco bis auf wenige Ausnahmen ausreichend und wird laufend besser, die Hersteller arbeiten kooperativ, und ihr Angebot passt ebenfalls. Wenn wir den zusätzlichen zeitlichen Aufwand für das tägliche Tanken und die höheren Fahrzeugkosten einberechnen, erreichen wir bei den Erdgasfahrzeugen unter dem Strich mindestens eine schwarze Null im Vergleich zu den Dieselfahrzeugen”, summiert Seddig die ökonomische Betrachtung. „Ein entscheidendes Ziel von CWS-boco ist es jedoch, auch in Bezug auf unsere ökologische Verantwortung Zeichen zu setzen.”
Dass seit der Entscheidung für den Feldversuch mit Erdgastransportern gerade einmal fünf Monate vergangen sind, merkt man dem Projekt nicht an. Die Zeit ist reif, die Vorbereitung gut, alle Beteiligten arbeiten motiviert mit und kommunizieren regelmäßig miteinander. Vielmehr spricht daraus auch, dass das Umweltengagement von CWS-boco eine seit Jahren gelebte Philosophie darstellt. Was im Kernsegment, den Hygienedienstleistungen, sowieso praktiziert wird, wird auch im Fuhrpark großgeschrieben: Umweltschutz und Ressourcenschonung. Spritspartrainings gehören für die Fahrer seit langem zum Programm, darüber reden bringt noch mehr, denn der oben erwähnte Wettbewerbsgedanke weckt einen positiven Ehrgeiz unter den Fahrern.
Nach den Feldtests sollen die Benzintanks der bivalenten Mercedes Transporter nur mit etwa 15 Litern Benzin befüllt bleiben, um als Notreserve zu dienen sowie den Kaltstart zu ermöglichen. Das spart unnötiges Gewicht und damit Treibstoff. Die Ivecos fahren monovalent auf Gas.
Neben den 100 Erdgas-Fahrzeugen, die noch in diesem Jahr innerhalb der nächsten Monate in Deutschland eingesteuert sein sollen, weitet CWS-boco das Projekt auf die Nachbarländer beispielsweise Niederlande, Österreich und Schweiz aus. Auch dort will man mit gutem Beispiel voran gehen und sich als umweltfreundlicher Dienstleister beweisen, einer, der nicht nur redet, sondern auch handelt.
Zwei Dinge hat Michael Seddig derzeit auf dem Herzen: zum einen, dass hoffentlich bald eine einheitliche Tankkartenlösung für sämtliche Erdgastankstellen marktreif wird. Für das SCard- Projekt in Kooperation mit dem IEK hat er sein Unternehmen bereits als Testflotte angeboten. Des Weiteren ist es wichtig, die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Erdgas als Treibstoff stabil zu halten. Wir bleiben dran.

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