Wechselgewohnheiten
Wie die Reifen- und Wechselpraxis im Fuhrpark aussieht, wollten wir von einer Auswahl an Fuhrparkleitern wissen und haben gefragt, welche Besonderheiten berücksichtigt werden müssen.

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Die Paarung Sommer- und Winterreifen hat stets festen Bestand in den Fuhrparks der befragten Unternehmen. Einige wenige weichen mit der Bereifung eines Teils des Fuhrparks mit Ganzjahresreifen davon ab, aber ausdrücklich auch nur in Flachlandregionen beziehungsweise bei standortgebundenem Radius, wie Hubert Schäfer es beispielsweise bei den Shuttle- Bussen von Ramada praktiziert. Die Mehrheit der Fuhrparkleiter sieht Ganzjahresreifen eigentlich als Kompromiss an, der in extremen Wettersituationen nicht ausreicht. Letzte Zweifel, ob sie als “geeignete Bereifung” bei einem Unfall im Winter auch vor Gericht gelten, bleiben bestehen.
Eindeutig liegt bei der Reifenwahl die Priorität auf den Kosten: Einsparung ja, vor allem, wenn es um Äußerlichkeiten wie Breitreifen, besondere Felgen et cetera geht. Viele gestatten nur die in der Zulassung aufgeführte Reifengröße beziehungsweise die Serienbereifung. Um weitere Kosten einzusparen, wird bei der ARZ Haan geprüft, ob die Reifen vom Vorfahrzeug sich noch für den Neuwagen eignen. Das funktioniert freilich nur, wenn der Reifenservice nicht Leasingbestandteil ist.
Viele Unternehmen geben eine Preisgrenze für Sommer- und auch Winterreifen vor, die nicht oder nur nach Absprache und gegen Eigenbeteiligung überschritten werden darf, dies ist bei der Firma Klöpferholz oder auch im Fuhrpark der Arcandor AG gängig. Bei Lafarge Roofing bestimmt ein Referenzmodell die Preisgrenze, über die die erlaubten Hersteller definiert sind. Der Ruhrverband gibt in der Regel drei Marken zur Auswahl vor, die Reifen dürfen ausschließlich auf Stahlfelgen bestellt werden.
Das Nein zu Einsparungen gilt nur dann, wenn es um die Sicherheit geht, deshalb werden ABrands beziehungsweise Reifen bis zum mittleren Preissegment in der Mehrheit bevorzugt. Apropos Sicherheit: mit der Reifenwahl scheinen die Fuhrparks gut zu fahren, ein bisschen Glück ist garantiert auch dabei. Alle Befragten gaben an, dass Reifenpannen oder -platzer sehr selten vorkommen. Roland Wiggenhauser von MTU beispielsweise gibt ein Mal pro Jahr bei 400 Pkw an, in anderen Fuhrparks passiert dies zwischen 1 und 5 Mal, bei rund 200 Fahrzeugen.
Die sich daraus ergebende Konsequenz: wird ein Pkw, wie es heute ja schon fast üblich ist, ohne Reserverad ausgeliefert, rüsten es die meisten nur auf ausdrücklichen Fahrerwunsch oder bei sehr hoher jährlicher km-Leistung nach. Die Gewichts- und damit Spritersparnis wird zwar nicht vordergründig betrachtet, aber wohl als angenehmer Beieffekt mitgenommen.

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Generell scheint das Tire Kit als Pannenhelfer ausreichend. Oder, wie Marita Friedrich vom Ruhrverband argumentiert: “Da die Fahrzeuge sich in einem sehr begrenzten Radius bewegen, ist im Pannenfall die Hilfe durch Mitarbeiter fast immer gewährleistet.”
Der Reifenbezug variiert von Firma zu Firma. Bei etwa der Hälfte der Befragten ist er ein Bestandteil des Full Service-Leasings, bei der anderen Hälfte läuft der Reifenservice in Eigenregie mit überregional agierenden Reifenhandelsketten wie auch mit dem örtlichen Händler oder Autohaus. Rollwiderstandsarmut ist derzeit übrigens in keinem der befragten Fuhrparks ein explizit erforderliches Kriterium bei der Reifenwahl.
Üblicherweise werden die Fahrzeuge im Winter auf Winterreifen ausgeliefert, Claus-Peter Gotta von Lafarge Roofing und Bernd Wickel von ARZ bestellen aber auch im Sommer direkt die Winterreifen beziehungsweise die Kompletträder mit. Somit regelt sich hier die Verfügbarkeitsfrage, denn der nötige Satz liegt eingelagert bereit.
Steht der Wechsel an, müssen die Fahrer, per SMS oder eMail aufgefordert, Termine mit den Dienstleistern vereinbaren. Bei Klöpferholz finden die Wechsel innerhalb fester Zeiträume statt, Ramada gibt einen Zeitpunkt vor, bis wann der Wechsel vorgenommen sein muss. Andere Firmen regeln die Wechsel- Verantwortlichkeit des Fahrers ausschließlich per Dienstwagenüberlassungsvertrag. Gleiches gilt für den Fuhrpark der AXA, diese lässt sich vom Reifendienstleister zudem über den optimalen Wechselzeitraum in Bezug auf Termin- und Reifenverfügbarkeit beraten.
Dezentral aufgestellte Fuhrparks in unterschiedlichen Regionen müssen verständlicherweise unterschiedliche Wechseltermine beachten. Bei Lafarge werden am Standort der Hauptverwaltung die Reifen für circa 100 Fahrzeuge durch einen Reifenpartner zentral vor Ort ummontiert. Auch Christian Scholz von Klöpferholz hat sich die Prüfung von mobilen Reifenservices vorgenommen.
Wie man den Antworten entnehmen kann, hat im Reifenmanagement bisher weder eine Revolution stattgefunden noch wurde einer bahnbrechende Innovation der Weg bereitet. Sommer- wie Winterreifen sind wichtige Fuhrparkbestandteile, deren Bezug und Management professionell und nahezu unauffällig vonstatten geht. Dennoch: der Fokus liegt stets auf dem Kostenwie auch dem Sicherheitsaspekt, sprich preiswerte Mobilität. Unterm Strich gewährt man dem User Chooser auch in Sachen Reifen einen größeren Spielraum an Individualisierung und Motivation als dem Insassen eines reinen Funktionsfahrzeugs.

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