Konsequenter Wechsel

Sicherheit: ein Thema, das bei Fuhrparkleitern
immer groß geschrieben wird. Auch deshalb steigt
der Prozentsatz der Fahrzeuge, die mit Run-Flat-
Reifen ausgestattet bestellt werden, stetig. Diesen
Effekt können viele Leasinggesellschaften
bestätigen: durchschnittlich 13 Prozent der Leasingfahrzeuge
werden mit den verstärkten Reifen
bestellt. Serienmäßig verbaut werden diese speziellen
Reifen bisher bei den meisten Modellen von
BMW und beim Mini. Und beide Marken finden sich
in nicht unerheblicher Stückzahl in deutschen
Fuhrparks. Optional stehen sie bei Audi (als Pax-
Reifen), Fiat, Ford, Jaguar, Lexus, Mercedes, Opel,
Toyota, Renault, Volkswagen und Volvo in der Liste.
So ein Reifendruckkontrollsystem an Bord ist,
können Reifen mit Notlaufeigenschaften auch
nachträglich montiert werden.

Besonderheiten

Steht der (saisonale) Reifenwechsel erstmalig an,
empfiehlt der Bundesverband Reifenhandel und
Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV) dringend, bei
den Fahrzeugmodellen, die mit serienmäßiger Run-
Flat-Bereifung fahren, auch die Zweitbereifung mit
Notlaufeigenschaften auszuführen. „Hier ist davon
auszugehen, dass das Fahrwerk ausschließlich auf
die Verwendung von Run-Flat-Reifen ausgelegt ist
und die Montage „normaler“ Serienreifen – das
gilt für Sommer- wie Winterreifen – zum Teil deutlich
veränderte Fahreigenschaften verursacht“,
gibt Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer des
BRV bekannt.

Auf Anfrage äußerst sich BMW, als im Einsatz von
Run-Flat-Bereifung führender Fahrzeughersteller,
jedoch weitaus gemäßigter: „Prinzipiell müssen
bei einem Wechsel auf Nicht-Run-Flat-Bereifung
keine frappierend veränderten Fahrzeugeigenschaften
in Kauf genommen werden. Natürlich
gehen aber die Run-Flat-spezifischen Vorteile in
Sachen Präzision und Sicherheit verloren“, teilte
uns Pressesprecher Johannes Riegsinger mit.

Natürlich bleibt es zulässig, „normale“ Serienreifen
auf diese Modelle zu montieren, da laut Strassenverkehrsordnung
lediglich die Dimensionsbezeichnungen
(im Kfz-Brief bzw. Certificate of Conformity-
Papier) Auskunft über Zulässigkeit bzw.
Unzulässigkeit geben – und diese unterscheiden
derzeit nicht zwischen Run Flat und herkömmlich.

Als Besonderheit sei anzumerken, dass
der 1er BMW, die neue BMW 3er Generation
(E90) und der BMW X5 ausschließlich
mit serienmäßiger Run Flat-Bereifung
ausgestattet werden.

Die Empfehlung des BRV, ausgesprochen
an den Reifenhandel ebenso wie an die
Leasinggesellschaften, dient in erster Linie
der Absicherung gegen Sachmängelhaftungsansprüche
und sieht vor, dass
sich der Reifenhandel mittels eines Formulars
vom Kunden bestätigen lassen
kann, dass die Montage von „normalen“
Serienreifen auf dessen eigenes Risiko
erfolgt. Ausschlaggebend dafür waren
Unsicherheit und sich häufende Anfragen
von Reifenhändlern.

Handhabung im Full Service-Leasing

Doch wenn man davon ausgeht, dass die
Entscheidung für eine Run-Flat-Bereifung
der Fuhrparkfahrzeuge im Einklang mit
dem Mehrwert an Sicherheit steht, so
folgt daraus, gerade über den Winter beziehungsweise
mit dem nächsten Reifensatz
dieses Sicherheitsdenken konsequent
fortzuführen. Bedenken sollte man
aber von vorneherein, dass für Run-Flat-
Bereifung inklusive Ersatz- und Winterbereifung
eine 15 bis 30 Prozent (je nach
Leasinggesellschaft und abhängig von der
Reifengröße bzw. Winter- oder Sommerbereifung)
höhere Reifenrate angesetzt
wird. Beeinflusst wird der Wert zusätzlich
von der Reifenanzahl, Art der Felge und
Laufzeit des Fahrzeugs, da dies die Häufigkeit
der Inanspruchnahme der Dienstleistungen
betrifft, wie VR Leasing mitteilte.

Einige Leasinggesellschaften kalkulieren
automatisch bei der Bestellung von Fahrzeugen
mit Run-Flat-Technologie auch
den Ersatz in dieser Form ein. Konsequenterweise
handeln auch die angeschlossenen
Reifenketten entsprechend. Bei VR
Leasing gilt generell, dass Fahrzeuge die
ab Werk mit Run-Flat Bereifung ausgeliefert
werden, auch entsprechende Winterbereifung erhalten. Ausnahmen die
z.B. durch die Liefersituation bedingt
sind, werden über die Werkstatt-Hotline
betreut. Je nach Fall kommen hier
dann normale Reifen in Kombination
mit TireMobility Kits oder ggf. eine andere
Reifengröße zum Einsatz.

Wird nicht automatisch die adäquate
Ersatzbereifung bei der Bestellung eines
Fahrzeugs mit Run-Flat-Reifen eingerechnet,
weist beispielsweise Athlon
den Fuhrparkleiter oder Fahrer in einem
Fenster darauf hin: „Sie haben für
Ihr Fahrzeug Sommerreifen mit Notlaufeigenschaften
gewählt. Bitte beachten
Sie, dass die zu diesem Fahrzeug
gehörenden Winterreifen nicht
über Notlaufeigenschaften verfügen.“
Sobald ein Fahrer bei Athlon ein Fahrzeug
mit serienmäßiger Run-Flat-Bereifung
bestellt, wird er beim Nachbezug
aller weiterer Reifen mit Run-Flat-
Reifen versorgt.

Daneben werden alle zum Thema relevanten
Informationen der Fahrzeughersteller
und Reifenketten unverzüglich
an die Kunden weiter gegeben,
dies teilten uns zum Beispiel die Hansa
Automobil Leasing GmbH und Arval
ausdrücklich mit. Entscheidet sich
ein GE-Kunde für die Run-Flat-Technologie,
wird er im Gespräch mit dem
Kundenberater über die Empfehlung
des Bundesverbandes BRV umfassend
informiert. Die ALD, ebenso Business
Partner, haben in ihrem System hinterlegt,
welche Fahrzeuge mit Run-
Flat-Reifen ausgestattet sind und berücksichtigen
dies entsprechend, der
Fuhrparkleiter wird automatisch mit
dem Bestellvorgang darüber informiert.

Als BMW-Tochter nimmt sich Alphabet
dem Thema besonders an, schließlich
liegt der Run-Flat-Bereifungsanteil
beim Neuwagengeschäft bei 44 Prozent,
innerhalb des BMW Produktportfolios
sogar bei 67 Prozent: „Unsere
Kundenhotline ist gesondert auf die
Run-Flat-Thematik geschult, weiterhin
übernehmen die Fahrzeughersteller
sowie der ausliefernde Händler und
die Reifenindustrie die Kommunikation
gegenüber den Kunden. Für Fuhrparks
mit einem hohen Anteil an Run-
Flat bereiften Fahrzeugen bieten wir
mit der Reifenindustrie zusammen Reifenschulungen für Fuhrparkmanager
an“, so Jesko Möller, Leiter Mobility Service bei Alphabet.

Und wenn doch...

Dem ausdrücklichen Kundenwunsch nach herkömmlicher Serienbereifung
kommen die Leasingdienstleister generell nach. Arval betont jedoch,
dass sie den Kunden auf die Probleme hinweisen, nämlich dass
Unterschiede in Gewicht und Flankenhärte des Reifens Einfluss auf die
Fahreigenschaften haben könnten. VR Leasing rät zwar aus Sicherheitsgründen
davon ab, lässt Ausnahmefälle aber in enger Absprache mit dem
Reifenhandel betreuen, um sicherzustellen, dass der Fahrer ein TireMobility-
Kit zusammen mit der normalen Winterbereifung erhält und damit
andererseits nicht versehentlich doch Run-Flat-Reifen verbaut werden.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Kommt es an einem Run-Flat-Reifen zu
einem Schaden, bleibt während des Pannenfalls eine größere Fahrsicherheit,
zudem kann der Fahrer das Fahrzeug komfortabel, also ohne Reifenwechsel
oder Pannenservice zum nächsten Reifenhändler bewegen.
Gerade in der ungemütlichen und dunkleren Winterzeit ein angenehmes
Argument und generell eine zeitunaufwändige Lösung im regelmäßigen
Termindruck. Ohne Ersatzrad stehen zudem mehr Gepäckraum und eine
höhere Zuladung zur Verfügung, ein geringeres Gesamtgewicht zahlt sich
in Spriteinsparung aus. Sollte dennoch, aus welchem Grund auch immer,
die Run-Flat-Bereifung nicht weiter fortgeführt werden, müssen Sie dringend
darauf achten, dass beim Wechsel zu einer herkömmlichen Bereifung
unbedingt ein Reifenfüllmittel oder ein Ersatzrad samt Wagenheber
an Bord genommen wird.

Alles in allem gilt: Wägen Sie Mehrkosten und den Mehrwert an Sicherheit
und Mobilität vor der Entscheidung für Run-Flat-Reifen gut
gegeneinander ab. Möglicherweise kostet Sie diese Technologie unter
dem Strich gar nicht mehr. Nur: seien Sie auch konsequent bei der Winter-
und Ersatzbereifung.