Den Überblick behalten

Telematik wurde in den vergangenen Jahren in deutschen Flotten zwar vermehrt eingesetzt, die Nutzung liegt aber immer noch unter dem europäischen Durchschnitt. Flottenmanagement möchte daher in diesem Artikel die Vorteile der Telematik beleuchten, um eventuelle Vorbehalte auszuräumen.

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Der Fuhrpark ist einer der größten Kostenfaktoren eines Unternehmens. Daher besteht hier häufig ein Optimierungszwang. Für ein effizientes Fuhrparkmanagement werden umfassende Daten über unterschiedlichste Aspekte der Flotte benötigt, um beispielsweise ineffiziente Fahrzeuge zu identifizieren und auszuwechseln. Telematiksysteme setzen genau an dieser Stelle an, da sie durch die Erfassung von Fahrer- und Fahrzeugdaten dem Flottenleiter nicht nur einen Überblick über die Flotte in Echtzeit erlauben, sodass er schneller auf mögliche Probleme reagieren kann, sondern auch einen Einblick in Details gewähren. Daten müssen aber nicht nur gesammelt und zusammengefasst werden, sondern auch die Auswertung dieser Vielzahl von Informationen spielt eine wichtige Rolle. Der Blick ins Fahrzeug dient also dazu, eine fundierte Grundlage für künftige Entscheidungen zu erhalten. Daraus ergeben sich dann eine Vielzahl von Möglichkeiten, sei es eine Effizienzsteigerung sowie Kostenreduzierung durch eine Verbesserung von Betriebsabläufen oder die Steigerung der Sicherheit. Das heißt, mit der Telematik können Optimierungsmöglichkeiten für die Flotte ermittelt werden und der Flottenverantwortliche kann dann mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen wie Fahrzeugen, Personal oder Treibstoff effektiver umgehen, was auch auch der Nachhaltigkeit zugutekommt.

Vorteile
Doch über welche Verbesserungspotenziale sprechen wir hier genau? Einer der größten Pluspunkte dürfte sicherlich die Automatisierung zahlreicher Unternehmensprozesse, darunter auch eine automatische Terminverwaltung, sein. Diese verringert die Arbeitsbelastung im Fuhrparkalltag bei Routineaufgaben und bewirkt so eine Zeitersparnis für Fuhrparkmanager, die sich inzwischen in ihrer veränderten Rolle als Mobilitätsmanager um immer mehr Aufgaben kümmern müssen. Termine wie Inspektionen oder Wartungsarbeiten werden durch die Ferndiagnose der Telematik und mithilfe der passenden Softwarelösung von selbst veranlasst. Auch der jährliche Reifenwechsel zählt natürlich dazu. Weiterhin ist ein verbesserter Fahrzeugeinsatz hervorzuheben: Durch die Reduzierung von Leerlaufzeiten können die vorhandenen Fahrzeuge bestmöglich eingesetzt werden. Eine GPS-Ortung ermöglicht es beispielsweise, zu ermitteln, ob die Autos zum geplanten Zeitpunkt eintreffen und direkt weiter genutzt werden können. Ein anderes Beispiel nennt Clemens Herzig, Vertriebsbereichsleiter Mobility bei der KEMAS GmbH: „Der Poolwagenbereich profitiert ebenso von Telematik. Unser System sieht die aktuellen Tankfüllstände beziehungsweise Batterieladezustände der Fahrzeuge. Damit ist eine automatische Zuordnung der Fahrzeuge möglich. Durch das GPS-gestützte System kann die Poolvergabe auch einschätzen, ob der User zum geplanten Zeitpunkt wieder da ist oder nicht. Somit kann der Pool ideal terminiert werden.“ Darüber hinaus lassen sich auch Versicherungsbeiträge anpassen oder der Kraftstoffverbrauch der Fahrzeuge lässt sich minimieren. Die Möglichkeit für den Flottenverantwortlichen, jederzeit Reports zu unterschiedlichen Aspekten zu erzeugen, ist gerade bei akuten Problemen sehr hilfreich. Alles zusammengerechnet kann der Einsatz von Telematik eine Kostenersparnis von 12 bis 30 Prozent, je nach Flotte, bedeuten.

Funktionen
Fragt man nach den Funktionen der Telematiksysteme, die wie ein Baukastensystem mit Modulen aufgebaut sind, antwortet Wolfgang Schmid, Webfleet Head of Central Region: „Moderne Telematiksysteme wie Webfleet bieten heutzutage ein breites Spektrum an Funktionalitäten: Echtzeit-Fahrzeug-, Anhänger- und Maschinenortung mit Spurverfolgung, Routenplanung inklusive Navigation, Fahrstilauswertung und -feedback, Dokumentation von Fahrwegen, Fahrzeiten und Arbeitszeiten, Auftragsmanagement mit dynamischer Tourenplanung, Wartungs- und Reparaturmanagement der Fahrzeuge, Fernlauslese und Archivierung von Fahrtenschreiberdaten, Reifendruckkontrollsysteme, Trailermanagement und Kühlkettenmanagement, Umstieg auf und Management von Elektroflotten.“ Es handelt sich also um eine ganze Menge an Möglichkeiten. Der Klassiker unter den geforderten Aufgaben stellt aber sicherlich das Fahrtenbuch dar, da es für die Fahrer eine enorme Arbeitsentlastung bedeutet. Das ansonsten aufwendige Pflegen von Hand entfällt. Neu hinzugekommen ist die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung, die 2023 beschlossen wurde. Ortung oder Live-Tracking ist eine Funktion, die gerade bei zeitkritischen Aufgaben von Nutzen ist, um vorhersagen zu können, ob das Fahrzeug zum angegebenen Zeitpunkt eintrifft. Sie kann weiterhin als Grundlage zur Abrechnung bei der Fahrzeugvermietung dienen. Die Überwachung des Fahrzeugstandortes dient aber auch der Sicherheit, speziell dem Schutz vor Diebstahl.

Auch die Nutzung von Smartphones hat sich auf den Bereich der Fahrzeugtelematik ausgewirkt. Durch deren Allgegenwärtigkeit sowie die leistungsstarken Funktionen und die Konnektivität der Smartphones haben sich neue Möglichkeiten eröffnet. Über spezielle Apps stellt das Smartphone vor allem eine Schnittstelle zum User dar. Auch wenn es so als geeignetes Hilfsmittel dient, sollte es dennoch nur als Ergänzung, aber nicht als Ersatz für eine vollständige Telematik gesehen werden, da es dann doch zu ungenau und nicht zuverlässig genug ist. „Der wahre Nutzen von Smartphone-Applikationen wird ersichtlich, wenn sie mit traditioneller Telematik-Hardware oder Integrationen der Automobilhersteller kombiniert werden. Durch die Integration von Daten aus mobilen Endgeräten mit zusätzlichen Quellen können Informationen direkt an die Fahrzeugführer kommuniziert werden. Für unsere Kunden hat sich diese Art des Ferncoachings und der Digitalisierung administrativer Prozesse als effektiv zur Steigerung des Engagements der Fahrer erwiesen. Die Fahrer finden es nützlich, auf die gesammelten Daten zugreifen zu können, an Coaching-Sitzungen teilzunehmen und sich Videomaterial von identifizierten Risiken anzuschauen“, wie Jürgen Schachner, Director Sales DACH, Majors bei Samsara, aufzeigt.

Elektrifizierung
Die Umstellung auf E-Mobilität verunsichert immer noch einige Nutzer und wirft im Fuhrpark eine Menge Fragen auf, darunter: Passt das Fahrprofil zur neuen Art der Mobilität? Reicht die garantierte Reichweite des BEV? Wird nur während der Arbeit und nachts oder auch dazwischen geladen? Oder: Reicht die vorhandene Ladeinfrastruktur am Unternehmen? Telematik liefert auch hier präzise Antworten sowie Daten, die für die Planung der Umstellung benötigt werden. „Eine E-Flotte zu managen heißt vor allem, Daten richtig zu lesen und zu nutzen. Telematik-Tools und Technologie können dabei helfen. Wir unterstützen Flottenverantwortliche bei den Herausforderungen bei der Etablierung, dem operativen Management und der Vergrößerung einer E-Fahrzeug-Flotte. Elektromobilität darf nicht nur als Anschaffung einer E-Fahrzeug-Flotte sowie Ladeinfrastruktur verstanden werden. Es geht im Grunde darum, dieses technische Set-up mithilfe von Daten effizient zu managen, und das ist in meinen Augen ein Punkt, der oft von Fuhrparkverantwortlichen unterschätzt wird“, erklärt Klaus Böckers, Vice President Nordics, Central and Eastern Europe, Geotab GmbH.

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Vor dem Umstieg auf die Elektrifizierung sollte untersucht werden, ob sich diese aus finanzieller und operativer Sicht lohnt. Neben der Prüfung des Fahrprofils, bestehend aus Fahrstrecke und Fahrverhalten, gehört dazu die Analyse, welche Fahrzeuge elektrifiziert werden können. Hier spielen Faktoren wie Reichweite, Energieverbrauch sowie Kostenersparnis eine Rolle. Aber auch die Ladeinfrastruktur am Unternehmen lässt sich durch Telematik verbessern, indem deren Nutzung genauer untersucht wird, sodass Ladevorgänge geplant werden können. Die Überwachung des Ladestatus und der Ladezeiten ist selbstverständlich auch machbar. Dazu kommt die Reichweitenoptimierung durch die Kontrolle des Batteriezustandes sowie die Wahl geeigneter Ladestationen entlang der Route.

Telematiksysteme ab Werk
Fahrzeughersteller verbauen in immer mehr Fahrzeugen Telematikeinheiten ab Werk und in den kommenden Jahren wird es wahrscheinlich zum Standard gehören, eine Einheit werkseitig an Bord zu haben. Auch wenn diese zwar als Datenlieferant hilfreich sind, ist die Vereinheitlichung der Daten bei gemischten Flotten mit Fahrzeugen verschiedener Marken schwierig. Denn selbst bei einem Hersteller gibt es diverse Unterschiede zwischen einzelnen Modellen, da jeder Hersteller hier eine andere Strategie fährt. Die fehlende Standardisierung spiegelt sich auch in der Vielzahl der Portale wider.

Dazu kommt, dass Telematik nicht unbedingt das Kerngeschäft der Hersteller ist und spezielle Daten (zum Beispiel für die Schadenerkennung) nicht verfügbar sein können. Hier kommen externe Anbieter ins Spiel: Diese sind unabhängig, sodass deren Lösungen mit allen Fahrzeugen kompatibel sind, wie Ulric Rechtsteiner, Geschäftsführer der AREALCONTROL GmbH, angibt: „Der größte Vorteil der Nachrüsttelematik ist die Einsatzfähigkeit und Kompatibilität in allen Fahrzeugen und Maschinen, typ- und markenübergreifend. Somit können auch ältere und markengemischte Fuhr- und Maschinenparks vernetzt und konnektiert werden. Ein besonderer Vorteil ist die Abbildung in einem Portal. Die User müssen sich also nicht in mehreren Plattformen anmelden oder mit zig Schnittstellen beschäftigen. Dies eröffnet erst die Möglichkeit einer betriebs- beziehungsweise unternehmensspezifischen Digitalisierungs- und Automatisierungsstrategie.“ Auch ältere Fuhrparks sind im Übrigen nachrüstbar. Der größte Vorteil dürfte jedoch die hohe Individualisierung sein, da Telematikanbieter auf die jeweiligen Interessen und Anforderungen der Kunden eingehen können, wie Gion Baker, CEO Vodafone Automotive, weiß: „Nur selten kann ein einziger Automobilhersteller alle Services aus einer Hand anbieten. Endkunden haben daher mehr Flexibilität und geringere Kosten bei der Wahl des Gerätekaufs im Nachrüstmarkt. Hinzu kommt der Faktor Einbau und Installation. Die meisten Lösungen können heutzutage entweder selbst oder in der Werkstatt innerhalb weniger Minuten eingebaut werden. Zudem nehmen externe Geräte nur wenig Platz ein, da sie meist versteckt verbaut sind und daher selten Fahrern die Sicht einschränken. Im Gegensatz dazu haben integrierte Lösungen meist sehr lange Entwicklungszyklen und -kosten und sind bei der aktuellen Marktdynamik dem Risiko ausgesetzt, schnell zu veralten.“

Auch wenn die steigende Anzahl vernetzter Fahrzeuge zu einer immer größeren Verfügbarkeit von Telematikdaten führen dürfte, wird viel Potenzial verschenkt, wenn die Menge an erzeugten Daten ungenutzt bleibt. Jakob Otting, Head of Sales bei der carValoo GmbH, erläutert: „Für die Telematikanbieter ist die Vernetzung der Fahrzeuge eine große Chance. Die meisten Telematikanbieter verstehen sich nicht mehr als reine Hardware-Anbieter, sondern immer mehr als hochspezialisierte, datenverarbeitende Dienstleister. Es besteht zudem ein großer Unterschied zwischen der reinen Bereitstellung von Daten über eine Schnittstelle und der Verarbeitung der Daten zum Beispiel mittels KI und der Ableitung von Handlungsempfehlungen sowie der Automatisierung von Folgeprozessen. In letztgenanntem Bereich sind Telematikdienstleister deutlich weiter in der Entwicklung als OEMs.“ Fortschrittlichere Telematiklösungen, trotz der Hürden wie ein fehlender, gesetzlich vorgegebener Standard oder die übertriebene Datensicherheit in Deutschland, könnten so den Fuhrpark noch effizienter machen und dem Flottenmanager dabei die Arbeit noch ein Stück erleichtern.

 

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