Statussymbol Dienstwagen
<p>Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Bedürfnisse von Mitarbeitenden. Vielerorts haben Statussymbole und One-fits-all-Lösungen im Bereich der Unternehmensmobilität bereits ausgedient. Stattdessen geht es Mitarbeitenden heute darum, selbstbestimmt, flexibel und nachhaltig handeln zu können. Damit steht auch zunehmend das Konzept des Dienstwagens auf dem Prüfstand. Wie Unternehmen in Deutschland ihre Mitarbeitenden inzwischen mobil halten, haben wir von Flottenmanagement einmal nachgefragt.</p><p> </p>

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Eine aktuelle Studie von SAP Concur zeigt, dass das Auto unter den Verkehrsmitteln für den Arbeitsweg weiterhin den Spitzenplatz belegt: Rund 60 Prozent der Arbeitnehmenden fährt noch mit dem privaten Pkw zum Arbeitsplatz. Weiteren sechs Prozent der Mitarbeitenden wird dafür ein Dienstwagen bereitgestellt. Demgegenüber nutzt ein Fünftel (20 Prozent) für den Weg zur und von der Arbeit den öffentlichen Nahverkehr, wovon aber nur sieben Prozent über ein Jobticket verfügen und damit die Kosten vom Arbeitgeber getragen werden. Ein ähnliches Bild zeichnet sich ab, wenn es um das Zweirad geht: Zwar fahren insgesamt neun Prozent der Mitarbeitenden mit dem Fahrrad oder E-Bike zur Arbeit, jedoch in gerade einmal 0,4 Prozent der Fälle wurde das Rad im Rahmen eines Job-Bike-Angebots ihres Arbeitgebers gekauft. Gleichzeitig zeigt sich, dass Unternehmen vielerorts noch nicht den Wünschen ihrer Mitarbeitenden nachkommen: So betont über ein Drittel der Befragten (35 Prozent), keinen eigenen Dienstwagen zu benötigen. Stattdessen würden sie ein flexibles Carsharing-Angebot ihres Arbeitgebers begrüßen. Genauso viele Arbeitnehmende hätten gerne ein E-Bike, mit dem sie bequem zum Büro und zu Kundenterminen in der Nähe fahren und sich gleichzeitig fit halten können. „Mitarbeitende wählen heute zwischen Jobprofilen und Arbeitgebern, zwischen Homeoffice und Büro, zwischen Stadt, Vorstadt oder Landleben. Mehr Flexibilität und Auswahlmöglichkeiten werden zunehmend auch im Hinblick auf die eigene Mobilität gewünscht“, meint Steffen Krautwasser, Head of Global Car Fleet bei SAP.
Der Walldorfer Softwaregigant hat daher nach erfolgreichen Pilotprojekten seit dem 1. April 2023 unter Verwendung der hauseigenen Lösungen von SAP Concur ein Mobilitätsbudget als zusätzliche Option zu bestehenden Mobilitätsbenefits eingeführt. „Mit dem Mobilitätsbudget können Mitarbeitende den eigenen Pkw stehen lassen und Alternativen wie Zug, Straßenbahn oder E-Scooter nutzen. Das bietet auch neuen Spielraum, um Verantwortung für die post-fossile Gesellschaft zu übernehmen“, erklärt Steffen Krautwasser weiter. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass sich das sogenannte Flexible Mobility auch bei privaten Fahrten einsetzen lässt. Die dafür entstehenden Kosten werden innerhalb eines vordefinierten Budgetrahmens vom Arbeitgeber SAP übernommen. Damit dieses Höchstmaß an Flexibilität bei entsprechender Anzahl an Arbeitnehmern nicht in ein komplettes Chaos ausartet, sind natürlich entsprechende digitale Lösungen gefragt, die SAP mit Concur Expense, Expenselt und Budget inhouse zur Verfügung stehen. So bietet „Flexible Mobility“ neben der digitalen Belegerfassung sowie der korrekten und automatisierten Abrechnung der Kosten auch einen transparenten Einblick in das verfügbare Budget.
Dass ein solches Mobilitätsbudget oftmals noch die Ausnahme ist, weiß Axel Schäfer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Betriebliche Mobilität e. V., zu berichten: „Mitarbeitermobilität ist aus Sicht der Unternehmen vielfältiger geworden. Die sogenannte Pendlermobilität – also wie Mitarbeitende zur Arbeit kommen – wurde beispielsweise früher fast gar nicht betrachtet und der Fokus lag auf Dienstwagen. Durch die COVID-19-Pandemie gab es einen weiter zunehmenden Trend zur Flexibilisierung der Arbeit und zur ganzheitlicheren Sicht auf die Mitarbeitermobilität. Mobilitätsbudgets werden immer häufiger eingesetzt, Firmenräder sind schon fast Standard. Zusammengefasst: Es ist eine deutliche Entwicklung zu einem unter Nachhaltigkeitsaspekten optimierten Mobilitätsangebot zu beobachten.“ Jedoch sei es laut dem Bundesverband keine Lösung, irgendwelche Mobilitätsangebote zu integrieren, sondern es müsse im Rahmen eines strategischen betrieblichen Mobilitätsmanagements eine genaue Mobilitätsbedarfsanalyse sowie die Einbeziehung der Mitarbeitenden in die Überlegungen erfolgen. Sonst würden am Ende Unternehmen lediglich viel anbieten, ohne dass es eine entsprechende Nachfrage nach dem jeweiligen Mobilitätsangebot gäbe.
Für die Deutsche Telekom haben bedarfsgerechte Mobilitätsangebote darüber hinaus auch eine große Bedeutung im Bereich der Mitarbeitergewinnung und -bindung: „Attraktive Mobilitätsangebote für ALLE Mitarbeitenden werden zunehmend wichtiger für eine erfolgreiche Arbeitgebermarke. Dabei betrifft die Mobilitätswende nicht nur Executives und ihre Firmenwagen. Vielmehr bieten immer mehr Unternehmen ALL ihren Mitarbeitenden nachhaltige und bedarfsgerechte Mobilitätsleistungen an. Dazu zählt auch die Dekarbonisierung der vorhandenen Flotte durch den Umstieg auf E-Mobilität (bei der Deutschen Telekom fahren Geschäftsfahrzeuge seit 1. Januar 2023 nur noch elektrisch). Zudem muss Mobilität für jede:n zugänglich und bezahlbar sein. Deshalb gehen immer mehr Unternehmen voran und integrieren diverse und ressourcenschonende Verkehrsmittel in ihren Mobilitätsmix. Jobfahrräder oder E-Scooter sind dafür nur einige Beispiele. Andere setzen erfolgreich auf Mobilitätsbudgets, bei denen Beschäftigte über eine bestimmte Summe verfügen, die sie für die Verkehrsmittel ihrer Wahl ausgeben können“, erläutert Dr. Olga Nevska, Geschäftsführerin Telekom MobilitySolutions (TMS). Als Full-Service-Provider und hundertprozentige Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom betreibt die TMS eine der größten Firmenflotten Deutschlands: So wird neben rund 20.000 Dienstund Geschäftsfahrzeugen eine eigene Carsharing-Flotte gemanagt und unter anderem 10.000 Gehaltsumwandlungs-Fahrräder, ein Shuttle-Service on demand sowie Mikromobilitätsangebote in Form von Pool-Bike und Scooter angeboten.
Obwohl viele äußere Faktoren wie nicht vorhandene Stellflächen, hohe Betriebskosten oder Nachhaltigkeitsambitionen den Stellenwert eines Firmenwagens etwas haben sinken lassen, ist dieser keineswegs aus der Unternehmensmobilität wegzudenken: „Nach wie vor erfreut sich der Dienstwagen großer Beliebtheit. Laut dem Arval Mobility Observatory Fuhrpark-Barometer 2022 bauen 56 Prozent der befragten Unternehmen ihren Bestand an Firmenfahrzeugen weiter aus. Zudem werden alternative Angebote wie Bikeleasing, Mobilitätsbudgets und Co. auch nicht als Ersatz für den klassischen Firmenwagen, sondern vielmehr als Ergänzung gesehen. Doch auch Arbeitnehmende, die keinen Anspruch auf ein Firmenfahrzeug haben, erwarten, dass das eigene Unternehmen ihre Mobilität unterstützt“, gibt Eva Rothe, Commercial Director bei der Arval Deutschland GmbH, zu verstehen. Das Arval Mobility Observatory Fuhrpark-Barometer 2022 zeigte auch, dass 84 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland bereits mindestens eine Form alternativer Mobilität zum Dienstwagen eingeführt haben – Tendenz steigend. Von der Einführung dieser Mobilitätsalternativen können dann auch diejenigen profitieren, die nicht in den Genuss eines Firmenwagens kommen.

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Die betriebliche Mobilität von morgen sollte eine größtmögliche Flexibilität bei der Auswahl der Transportmittel bieten und gleichzeitig den Pendelverkehr auf den Straßen reduzieren. „Unsere Mitarbeitenden wollen heute nicht mehr nur Autos. Vielmehr erwarten sie bedarfsgerechte, effiziente und niedrigschwellige Mobilitätslösungen für den täglichen Weg zur Arbeit oder zum Kunden. Der Dienstwagen verliert dabei immer mehr an Reiz. Kriterien wie Nachhaltigkeit und ein gesunder Lebensstil gewinnen im Gegenzug an Bedeutung“, erklärt Dr. Olga Nevska und weiter: „Neue Mobilitätsformen wie unsere Shuttleoder Carsharing-Services werden geschätzt und immer häufiger genutzt. Jetzt im Frühjahr steigt saisonbedingt die Nachfrage nach Leasingfahrrädern. Vor Kurzem haben wir in Kooperation mit URWAHN sogar ein sehr stylishes magenta-gebrandetes Telekom-E-Bike präsentiert.“ Für den Bundesverband Betriebliche Mobilität e. V. werden Firmen- und Dienstwagen noch lange ihre Berechtigung und Bedeutung behalten, aber dies müsse je nach Unternehmen, seinen Standortgegebenheiten sowie persönlicher Einstellung des Mitarbeitenden zukünftig genauer betrachtet werden: „Es gibt Mitarbeiter, für die ein Dienstwagen von großer Bedeutung ist, insbesondere wenn sie für ihre Arbeit viel unterwegs sind oder wenn das Unternehmen Standorte hat, die schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Ein Dienstwagen kann in solchen Fällen die Mobilität und Flexibilität der Mitarbeiter erhöhen und ihnen ermöglichen, ihre Aufgaben effizienter zu erledigen. Für manche Mitarbeiter ist ein Dienstwagen auch ein Symbol für Status und beruflichen Erfolg, das wollen wir nicht verschweigen. Doch aus unserer Sicht haben sich Einstellungen und Präferenzen der Mitarbeiter im Laufe der Zeit geändert. Insbesondere in den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein für Umweltund Nachhaltigkeitsfragen stark erhöht. Viele Mitarbeiter legen – so unsere Beobachtung – mehr Wert auf umweltfreundliche Mobilitätsoptionen und bevorzugen beispielsweise Elektrofahrzeuge oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel“, gibt Axel Schäfer abschließend zu verstehen.

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