Kleine Schäden
<p> Auch ohne Unfall muss ein Fahrzeug in seinem Leben so manchen kleinen Schaden hinnehmen, und das ganz unabhängig von der eigentlichen Nutzung. Denn nur eine Unachtsamkeit reicht aus und eine Delle beim benachbarten Auto durch hastiges Aufdrücken der Tür ist vorprogrammiert. Dabei braucht es noch nicht einmal einen physischen Verursacher: Man denke nur an Hagelschäden oder Steinschläge. Doch wie lässt sich diese Art von Schäden am besten beseitigen, wenn die Kosten auch im Rahmen bleiben sollen? Flottenmanagement hat sich den Themen Smart Repair und Glasservice einmal angenommen.</p>

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Schon seit ein paar Jahren erheitert die VHV Versicherung mit einem TVSpot die Gemüter: Beim Öffnen der Beifahrertür des Range Rover übersieht Emma Schweiger einen Poller und die Tür kracht mit entsprechendem Geräusch gegen diesen. Daraufhin fragt Til Schweiger seine Tochter: „Weißt du, was die Karre wert ist?“, und öffnet ebenso unachtsam die Fahrertür, mit der Folge, dass diese ihm von einem heranfahrenden Fahrzeug abgefahren wird. Natürlich ist diese Szene nur gestellt, aber sie zeigt sehr anschaulich und für jeden nachvollziehbar, wie schnell es zu einem Schaden kommen kann. Die Beseitigung solcher Schäden ist dabei differenziert zu betrachten: Während die „verlorene Tür“ und die Folgen des Unfalls ein Fall für die Fachwerkstatt sind, können kleine Schäden wie die Delle schnell und vor allem kostengünstig mittels Smart Repair behoben werden.
Unter Smart Repair sind Reparaturverfahren zu verstehen, bei denen auf den Austausch des beschädigten Teils verzichtet wird und nur die betroffenen Stellen behandelt werden. Dabei steht „smart“ nicht nur für eine clevere Lösung, sondern ist eine Abkürzung für Small (to) Middle Area Repair Technologies, also Reparaturtechniken für kleine und mittelgroße Bereiche. Deswegen lässt sich der Sammelbegriff Smart Repair in ganz unterschiedliche Sektoren gliedern, wie beispielsweise in das Herausdrücken beziehungsweise Herausziehen von Dellen in Blechen, die Lackreparatur mittels Spot-Repair, die Polsterreparatur oder die Glasreparatur.
Doch wo liegen die Vorteile dieser Reparaturtechniken im Vergleich zu einem Besuch in der Fachwerkstatt? Natalie Kolb, Co-Founder und Head of Sales bei RepairFix, sieht die Vorteile vor allem im Know-how: „Die Vorteile von Spezialisten sind auf die Smart-Repair-Methode abgestimmte Prozesse, die eine effiziente Abwicklung bei gleichzeitig hoher Qualität ermöglichen. Smart-Repair-Methoden sind auch für Werkstätten nur langfristig profitabel, wenn es spezialisierte und geschulte Mitarbeiter in dem Bereich gibt. Die Betriebe in unserem Werkstattnetzwerk nutzen moderne Smart-Repair-Verfahren und bilden sich in diesem Bereich stetig weiter.“ Neben dem Know-how, eine solche Reparatur auch fachgerecht ausführen zu können, stehen für viele Flotten vor allem die Kosten im Vordergrund: „Durch die Spezialisierung auf den Bereich Smart Repair erfahren Flottenkunden eine spürbare Reduzierung der sogenannten Schadenstückkosten. Durch die Bewertung der Fahrzeugschäden vor Leasingende können – unter Berücksichtigung der Schadenkataloge – kostengünstige Reparaturen angeboten werden. Dabei erfahren Fachbetriebe, die sich auf den Bereich der zeitwertgerechten Instandsetzung spezialisiert haben, einen enormen Neukunden-Zuwachs“, erklärt Detlef Peltzer, Geschäftsführer und Mitgesellschafter der LPS Firmen-Gruppe.
Dass die Sensibilität gegenüber kleinen Schäden indes steigt, ist auch bei den Anbietern zu merken: „Da auch diese vermeintlich ‚kleinen‘ Schäden in Summe bei einem Fuhrpark hohe Summen ausmachen können, sorgen die Unternehmen in immer stärkerem Maß bei den Fahrern für Sensibilität in diesem Bereich. Der stetige Kostendruck im Fuhrpark veranlasst die Betreiber zum einen, für eine Reduzierung dieser Schäden zu sorgen, wenn sie dann aber passiert sind, sollen sie zum anderen möglichst kostengünstig instandgesetzt werden“, gibt Horst Hirte, Business Development Manager bei der Fleetcar + Service Community GmbH & Co. KG, zu verstehen. Dabei sind aber nicht nur die Kosten für die Instandsetzung des Schadens zu betrachten, sondern es spielen gerade bei Reparaturvorgängen während des Zeitraums der betrieblichen Fahrzeugnutzung auch die sogenannten Standzeiten als Kostentreiber eine nicht zu unterschätzende Rolle: „Generell ist die Sensibilität, aber auch der Anspruch durchaus gestiegen. Speziell der Faktor Zeit nimmt eine immer größere Rolle im Bereich Flotten- und Gewerbekunden ein. Da die Fahrzeuge keine langen Standzeiten haben dürfen, rückt die zeitsparende Steinschlag-Reparatur immer mehr in den Fokus der Fuhrparkverantwortlichen. Aber auch im Bereich Austausch von Kfz-Verglasung kann Carglass dem Bedürfnis nach schnellen, effizienten Reparaturen beispielsweise durch ständige Weiterentwicklung der Klebetechnologie Rechnung tragen“, erläutert Marco Heistermann, Head of Sales Commercial Accounts bei Carglass Deutschland. Doch nicht nur im Bereich der Glasreparaturen halten zunehmend neue Technologien Einzug, um „besonders bei Kleinstschäden (...) die Prozesszeiten weiter zu reduzieren und die Flexibilität der Anwendung zu steigern“, wie Bernd Sessner, Key Account Manager bei der BASF Coatings GmbH, zu berichten weiß. Im Unternehmensbereich Coatings der BASF Gruppe wird ein hochwertiges Sortiment innovativer Fahrzeug- und Autoreparaturlacke sowie Bautenanstrichmittel entwickelt, produziert und vermarktet. So findet sich hier beispielsweise auch das System Glasurit RATIO Spot Repair, welches Werkstätten die Möglichkeit gibt, ihren Kunden eine hochwertige und kostengünstige Reparaturlösung für Kleinst- und Bagatellschäden anzubieten.
Die stetige Verbesserung von Prozessen und die damit einhergehende Zeitsowie Kostenreduktion sind nur einige Gründe für das Fortschreiten bei den Smart-Repair-Technologien, gleichermaßen hat sich auch die verbaute Automobiltechnik in den letzten Jahren immer weiterentwickelt und somit diese Reparaturverfahren vor neue Herausforderungen gestellt. So berichtet Sinisa Jelic, Inhaber von Carsmetik Smart Repair & Service, beispielsweise von Veränderungen beim Blechkleid und den damit verbundenen Veränderungen hinsichtlich des Aufwands bei der Dellenentfernung: „Es werden immer häufiger Aluminiumteile eingesetzt, um den Kraftstoffverbrauch und Abgase zu verringern. Aluminium besitzt im Vergleich zu Stahlblech komplett unterschiedliche Eigenschaften. So lässt sich Aluminium nur schlecht in die Ursprungsform zurückdrücken und die Gefahr besteht, dass es reißt. Der Aufwand ist deutlich höher im Vergleich zur Dellenentfernung bei Stahlblechen.“ Doch auf die Veränderungen haben sich die Smart- Repair-Spezialisten bereits eingestellt. „Aluminium wird vermehrt in den Kraftfahrzeugen verbaut, dies stellt aber im Regelfall für Dent Wizard kein Problem dar“, so Jan Scheiber, Fuhrparkmanager bei der Dent Wizard GmbH. Dabei hilft dem 1983 in den USA gegründeten Pionier im „Dellenentfernen ohne Lackieren“ (DoL) mit Sicherheit auch das über die Jahre gewonnene Know-how im Bereich Smart Repair und Hagelreparaturen. Doch hier setzt man nicht nur auf die Erfahrungen, sondern eben auch auf die stetige Ausund Weiterbildung der Mitarbeiter, um stets auf dem Stand der Technik zu bleiben.

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Aber was bewegt die Spezialisten im Bereich Smart Repair dieser Tage? „Auch Autoglasscheiben werden der digitalen Entwicklung nicht entkommen und mit weiteren Funktionen versehen, die den Komfort unterstützen. Der klassische Austausch von Glasscheiben wird immer mehr zum Ausgangsprozess der Instandsetzung. Die Vernetzung der Systeme beziehungsweise die Sicherstellung aller mit den Autoglasscheiben verbundenen Funktionen wird einen immer größeren Anteil bekommen“, so Tobias Plester, Geschäftsführer der junited AUTOGLAS Deutschland GmbH. Gerade bei den Glasreparaturen haben die Aufwände in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das liegt zum einen an den Assistenzsystemen, die im Zuge der Weiterentwicklung verstärkt auf Kamerasysteme hinter der Windschutzscheibe setzen, aber zum anderen auch an neuen Klebetechnologien und Verbundstoffen im Bereich Autoglas. Während Letzteres Auswirkungen auf die anzuwendenden Techniken hat, muss beim Scheibentausch in modernen Fahrzeugen zusätzlich auch eine Neukalibrierung der Assistenzsysteme durchgeführt werden. Das setzt bei den Spezialisten aus dem Bereich Glasreparatur eben auch Investitionen in Mitarbeiterschulungen und entsprechende Kalibrierungssysteme voraus, um hier den geänderten Anforderungen gerecht zu werden. Da es sich bei diesen Assistenzsystemen in der Regel nicht nur um reine Komfortoptionen handelt, muss nicht zuletzt auch sichergestellt werden, dass diese auch nach einer Glasreparatur zuverlässig ihren Dienst verrichten. Daher sollten Flottenverantwortliche gerade hier darauf achten, dass sie mit der Rechnung auch einen Nachweis über die erfolgreiche Kalibrierung nach Herstellervorgaben erhalten.

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