Jetzt geht's App
Ein Gegenstand ist für den Menschen heutzutage fast unverzichtbar geworden. Die Rede ist vom Smartphone. Und jeder Smartphone-Nutzer verwendet Apps. Welche dieser sogenannten Anwendungssoftware gibt es rund um die Firmenwagenmobilität? Was bieten beispielsweise Autohersteller und Leasinggesellschaften hier an? Ist das Bezahlen mit dem Smartphone wirklich schon auf dem deutschen Markt angekommen? Und was gibt es darüber hinaus für relevante App-Dienste? Flottenmanagement bringt Sie auf den neuesten Stand.

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In Deutschland nutzen laut Statista-Angaben aktuell rund 57 Millionen Menschen ein Smartphone – zum Vergleich: 2013 waren es „nur“ rund 35 Millionen Menschen. Aus dem ehemaligen Trend ist ein Massenprodukt geworden, das auch enorme Auswirkungen auf die Automobilbranche hat. Mittlerweile bieten fast alle Autobauer mit Android Auto oder Apple Car- Play die Möglichkeit, verschiedene Programme oder Dienste eines Smartphones, das mit dem jeweiligen Betriebssystem (Android oder iOS) ausgestattet ist, über das Infotainmentsystem in den Fahrzeugen zu nutzen. Das Ganze funktioniert auch ohne fahrzeugseitige Software. So kann beispielsweise die Bedienoberfläche eines Android-Smartphones auf den Bildschirm im Auto gespiegelt und anschließend per Sprachsteuerung agiert werden.
Beim CVO Fuhrpark-Barometer 2017 von Arval wurden europaweit 3.632 Fuhrparkentscheider unter anderem zum Thema Apps befragt. Ergebnis: Apps für die Fuhrparkverwaltung werden über alle Unternehmensgrößen hinweg als sinnvoll erachtet – die Zustimmung der befragten Flottenverantwortlichen reicht dabei von 29 Prozent bei den ganz kleinen Unternehmen bis hin zu 46 Prozent bei den sehr großen Unternehmen. Anmerkung: Wer hier Interesse hat, sollte sich mit (s)einem Fuhrparkmanagementsoftware- Anbieter in Verbindung setzen, oftmals werden individuelle Pakete geschnürt. Ein weiteres Resultat der Befragung: Als nützliche Apps für Dienstwagennutzer werden vor allem Anwendungen zur Ortung beziehungsweise Buchung von Serviceleistungen angesehen.
Auch bereits ein Jahr zuvor förderte das CVO Fuhrpark-Barometer interessante Ergebnisse zutage: So hielt damals ein Drittel der deutschen Fuhrparkmanager mobile Applikationen im Fuhrparkmanagement für sinnvoll. In anderen europäischen Ländern erreichten Apps in der Umfrage hingegen wesentlich höhere Attraktivitätswerte: So sahen 56 Prozent der europäischen Unternehmen eine Zeitersparnis für die Fahrer als möglichen Vorteil; in Deutschland waren es dagegen nur 20 Prozent. Die interessantesten Applikationen für Fuhrparkmanager waren dabei in Deutschland mit 28 Prozent Apps mit Warnmeldungen zum Fahrzeugzustand und Erinnerungen an Wartungstermine – in Europa ist dies sogar für 60 Prozent relevant – gefolgt von einer App für den Fernzugriff auf Fahrzeugdaten mit 24 Prozent und einer App zur Überwachung der gesamten Mobilitätsausgaben der Mitarbeiter mit 23 Prozent. Deutschland hinkt hier also im europäischen Vergleich noch etwas hinterher. Dies ist sicherlich auch den strengen Datenschutzrichtlinien in vielen Unternehmen geschuldet.
Bevor wir den App-Markt näher beleuchten, noch ein Hinweis: Das Angebot an Apps ist so groß (im Mai 2018 waren allein im Google Play Store rund 3,76 Millionen Apps verfügbar, Quelle: Statista) und zum Teil unübersichtlich, dass wir für die Apps Überkategorien gebildet haben, in denen wir wiederum jeweils eine Auswahl beleuchten.
Auf dem Markt der OEMs werden Massen an digitalen Zusatzleistungen angeboten – dazu zählen mittlerweile bei (nahezu) jedem Autobauer und jeder größeren Leasinggesellschaft auch verschiedene und meist kostenlose Apps für Android- und Apple-Smartphones (siehe Übersichten auf S. 75).

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So dient die App hier oftmals dazu, Prozesse zu vereinfachen – sei es bei der Vereinbarung von Service- und Wartungsterminen oder bei der schnellen Unfallund Pannenhilfe. In ihrer Bedeutung zunehmen werden künftig aller Voraussicht nach Apps rund um das Thema E-Fahrzeuge. Mercedes-Benz stellte beispielsweise kürzlich die „EQ Ready App“ vor; sie soll Autofahrer bei der Frage unterstützen, ob ein Umstieg auf ein Elektroauto oder Hybridmodell für sie persönlich praktikabel wäre. Denn die Smartphone-App zeichnet auf Wunsch reale Fahrstrecken des Nutzers auf, analysiert sein alltägliches Mobilitätsverhalten und gleicht dieses mit zahlreichen Parametern von Elektro- und Hybridfahrzeugen ab. Wer bereits Fahrer eines E-Fahrzeugs ist, kann auch auf diverse Anwendungen zugreifen. So stellte zum Beispiel Telematikspezialist TomTom zur IAA 2017 seine Echtzeit-App zur Anzeige von Ladesäulen für E-Autos vor. Ebenfalls interessant: die Charge&Fuel App für Kunden der Volkswagen Leasing GmbH sowie der Marken Volkswagen Pkw und Audi. Mit ihr und der dazugehörigen Charge&Fuel Card soll das Aufladen des Elektro- oder Plug-in-Hybridfahrzeugs deutlich einfacher werden. So erhält der Nutzer eine einheitliche monatliche Abrechnung, ganz egal an welchem der mit der Charge&Fuel Card öffentlich zugänglichen Ladepunkte in Deutschland er sein Fahrzeug aufgeladen hat. Zudem kann er bargeldlos an mehr als 10.800 Tankstellen des UTA-Netzes Kraftstoff beziehen oder weitere fahrzeugspezifische Leistungen wie etwa Wagenwäschen in Anspruch nehmen.
Mobile Payment?
Eine Welt ohne Bargeld? Experten prophezeien das bereits für die nahe Zukunft, noch erscheint dieses Szenario aber vor allem in Deutschland unrealistisch. Zwar wird beim Onlineshopping (logischerweise) viel über Onlinebanking oder Onlinebezahldienste wie PayPal abgewickelt, außerhalb der virtuellen Welt ist der deutsche Verbraucher beim Bezahlen aber noch eher konservativ unterwegs.
Denn was würde mittlerweile näher liegen, als Bezahlfunktionen per App in das Smartphone zu integrieren, um damit bezahlen zu können? Solche Bezahl-Apps, wie unter anderem von boon. oder Seqr, gibt es bereits seit einiger Zeit, die Anwendung ist denkbar einfach. Das Smartphone muss an ein entsprechendes Lesegerät gehalten und der Bezahlvorgang kann dann autorisiert werden. In der Folge wird das Geld abgebucht. Technisch funktioniert das Ganze in den meisten Fällen mit der „Near Field Communication“- (NFC-)Technik – einem internationalen Übertragungsstandard zum kontaktlosen Austausch von Daten. Ein wirklich einheitliches Bezahlsystem gibt es auf dem Markt allerdings (noch) nicht. Denn neben der NFC-Technik realisieren andere Anbieter das mobile Bezahlen wiederum über eingescannte QR-Codes.
Diese Uneinheitlichkeit führt dazu, dass (vor allem deutsche) Kunden noch eher zurückhaltend auf entsprechende Angebote reagieren. Darüber hinaus kommen Bedenken in Sachen Sicherheit und Datenschutz bei solchen Apps. Die Folge: Verbraucher in Deutschland zahlen ihre Einkäufe nach wie vor meist in bar. Dies geht aus der aktuellen Bundesbank-Studie (Februar 2018) zum „Zahlungsverhalten in Deutschland 2017“ hervor. „Bargeld ist in Deutschland weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel“, so Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele bei der Vorstellung der Studie in Frankfurt. Das mobile Bezahlen per Smartphone spiele bislang kaum eine Rolle. Der Anteil an den Umsätzen liegt nach Angaben der Bundesbank bei etwas über einem Prozent. Eine aktuelle Forsa-Studie zeigt auf: Gerade einmal etwa drei Prozent der Girokontobesitzer nutzen die Bezahlfunktion ihres Telefons.
Sollten Sie zu der oben erwähnten Minderheit von drei Prozent zählen oder mit dem Gedanken spielen, künftig mehr oder gar ausschließlich (das dürfte allerdings schwierig werden) via Smartphone zu bezahlen, ist die Auswahl an Anbietern gering – jedenfalls in Deutschland. Denn hierzulande stehen beispielsweise Bezahlsysteme wie Apple Pay, Google Pay oder auch der geplante WhatsApp-Bezahldienst, der zunächst nur in Indien getestet wird, nicht zur Verfügung. Allerdings: Bezahlen per NFC mit dem Smartphone soll bis 2020 an allen Kassenterminals zum Standard werden.
Weitere Apps
Was bietet der Markt darüber hinaus? Über Park-Apps hatten wir in der vergangenen Ausgabe bereits berichtet (Flottenmanagement 2/2018, S. 104 f.). Hier sind neben Herstellern wie VW („TraviPay“) oder BMW („ParkNow“) auch einige Start-ups aus dem Ausland, namentlich EasyPark (Schweden) oder Yellowbrick (Niederlande), auf dem Vormarsch.
Vorsicht ist bei den sogenannten Blitzer-Apps geboten. Hierzu gibt es ein Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) in Celle vom 3. November 2015 (Aktenzeichen 2 Ss (OWi) 313/15). Darin heißt es: „Der Verbotstatbestand des § 23 Abs. 1b Satz 1 StVO ist erfüllt, wenn ein Fahrzeugführer während der Fahrt ein Mobiltelefon betriebsbereit mit sich führt, auf dem eine sogenannte Blitzer-App installiert und diese App während der Fahrt aufgerufen ist.“
Der Verband für bürgernahe Verkehrspolitik e. V. schreibt auf seiner Seite www.bussgeld-info.de: Eine rechtliche Grauzone bestünde, wenn nicht der Fahrer des Wagens, sondern etwa sein Beifahrer eine Blitzer-App installiere und ausführe. Dieser dürfe den Fahrer zwar nicht aktiv auf Blitzer in der Nähe hinweisen, wohl aber darum bitten, „etwas langsamer zu fahren“. Außerdem gehe aus dem Richterspruch klar hervor, dass die Blitzer-App erlaubt sei, solange sie während der Fahrt vom Fahrer nicht in Betrieb genommen werde. Autofahrer könnten sich also völlig legal vor Fahrtantritt mittels der Radarwarner-App über Standpunkte der Messgeräte informieren. Einfacher erscheint es hier jedoch, während der Fahrt auf Durchsagen im Radio zu achten; noch einfacher hingegen natürlich, die vorgegebene Höchstgeschwindigkeit nicht zu überschreiten.
Fazit
Auffällig: Die meisten Apps kommen in den jeweiligen App Stores in den Bewertungen nur durchschnittlich, zum Teil sogar schlecht weg. Woran liegt das? Viele Hersteller haben zwar eine (oder mehrere) App(s) auf dem Markt, bestimmte Funktionen oder Updates sind allerdings nur mangelhaft umgesetzt. Hier ist häufig noch eine Menge Luft nach oben. Denn die Welt wird immer vernetzter, die Zahl der Apps und deren Nutzer steigen stetig. Vor allem für den Automobilbereich bietet dieses „neue Zeitalter“ eine große Chance. So ist des Öfteren zu lesen, dass die Unternehmen mit ihren Apps die Kundenbeziehung auf eine neue Stufe heben wollen. Bei aller Euphorie um die neuen technischen Möglichkeiten muss aber künftig vor allem mehr Transparenz bezüglich der anfallenden Daten herrschen.
Der große Vorteil von Apps sind spezielle verfügbare Funktionen, die mit einer Website nur eingeschränkt oder gar nicht funktionieren: Apps können auf GPS zur Standortbestimmung zugreifen, sie erlauben die Anwendung der Kamera und können auch Push-Notifications senden. Ein weiterer Vorteil von Apps ist außerdem die Geschwindigkeit: Apps speichern Daten und sind, wenn gewollt, auch im Offline-Modus nutzbar. Dadurch beeinflussen sie nicht das Datenvolumen des Nutzers und können auch bei schlechtem Empfang, zum Beispiel in großen Gebäuden, problemlos verwendet werden.
Ein Vorteil, der zugleich ein Nachteil ist: Apps werden für ein spezielles Betriebssystem entwickelt. Mobile Websites sind dagegen in der Regel für alle Betriebssysteme programmiert. Die Responsive Site sollte, wenn sie gut gemacht ist, immer gleich aussehen. Auch haben Apps aufgrund von vorausgegangenem Datenmissbrauch immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen. Mobile Websites sind (zudem) barrierefrei zu erreichen: So muss nicht erst im Google Play Store oder im App Store eine App runtergeladen werden, sondern man gelangt über das Browserfenster direkt zu den relevanten Inhalten. Auch Google verhilft hier zum Erfolg: Mobile Websites werden von der Suchmaschine ausgelesen, Apps dagegen nicht.

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