Nachhaltigkeit in der Flotte
Auch das Fuhrparkmanagement folgt den großen Trends von Gesellschaft und Ökonomie, die Zukunftsforscher Megatrends nennen. Dazu gehören auch Auswirkungen des gesellschaftlichen Wertewandels auf das Mobilitätsverhalten. Stichwort: Green Fleet. Es bleibt ein Zukunftsthema.

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Der Fuhrpark hält die Unternehmen mobil und ermöglicht ihnen das alltägliche Geschäft. Ein zu beobachtender Trend ist die verbesserte Qualifizierung der Verantwortlichen und Nachhaltigkeit als Zielgröße – auch bei Entscheidungen zum Thema Flotte. Kostengesichtspunkte und vermehrt die übergeordnete Sichtweise des Mobilitätsmanagements müssen dabei zukünftig von den Verantwortlichen in den Unternehmen genutzt werden, um die betriebliche Mobilität optimal zu gestalten. Daraus folgen dann beispielsweise Planungsprämissen für den Fuhrpark, die sowohl die Anzahl der benötigten Fahrzeuge als auch verschiedene Bereitstellungsszenarien für eine optimale Fahrzeugauswahl bedingen – Poolfahrzeuge, Carsharing, Miete, personenbezogene Fahrzeuge und so weiter. Während früher die Meinung verbreitet war, dass Umweltschutz nur zu Lasten der Rendite möglich ist, setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass Ressourcenschutz und nachhaltiges Handeln nicht nur dem Image gut tut, sondern sogar finanzielle Vorteile bringt. Vor allem für den Unternehmensfuhrpark gilt: Ökologisch nachhaltig handeln bedeutet auch ökonomisch nachhaltig handeln.
Breites Wissen erforderlich
Dieser Spannungsbogen macht es schon deutlich: Fuhrparkmanager haben einen schwierigen Job. Die Fahrzeugflotte ist in vielen Unternehmen erfolgskritisch. Die Themen, die es zu beachten gilt, sind komplex. Technisches, juristisches und betriebswirtschaftliches Wissen ist von Vorteil, wenn nicht gar notwendig. Dazu kommen sich ständig wandelnde Rahmenbedingungen: Vorschriften und Vorgaben von Behörden und Politik oder der eigenen Geschäftsleitung, die digitale Revolution, alternative Antriebe und mehr. Fuhrparkmanager müssen psychologisch geschickt sein, alle genannten Themengebiete und Rahmenbedingungen im Blick haben und dürfen dennoch ihren Job oft nur in Teilzeit ausüben. Die Diskrepanz zwischen Anforderungen, Kapazitäten, Ausbildung und Qualifikation der Fuhrparkmanager ist enorm. Hier hat der Fuhrparkverband in Zusammenarbeit mit der DEKRA-Akademie einen wegweisenden Ausbildungsstandard zum/zur zertifizierten Fuhrparkmanager/- in geschaffen. Wer gut ausgebildet ist, kann auch die richtigen Entscheidungen für sein Unternehmen vorbereiten – zum Beispiel den Wandel zu einer nachhaltigeren Flotte.
Grüne Flotte
Das Thema „Green Fleet“ spielt zunehmend eine Rolle. Dabei stehen das Fahrverhalten der Fahrer und vor allem die Technik der Fahrzeuge im Fokus. Unternehmen investieren in Fahrsicherheitstrainings und lassen spritsparendes Fahren trainieren. Dazu kommen Bonussysteme, die eine zeitgemäße sparsame Fahrweise belohnen, denn das Fahrverhalten hat erheblichen Einfluss auf den Verbrauch und die Emissionen. Wichtig sind also systematische Konzepte, die sich nicht alleine mit der Antriebstechnik beschäftigen – Elektroautomobile, Diesel, blaue Plakette. Der Mensch spielt eine genauso große Rolle.
Optimale Fahrzeugauswahl
Fehler bei der Fahrzeuganschaffung wirken für mehrere Jahre. Vor der Anschaffung eines neuen Fahrzeugs sollte genau geprüft werden, für welchen Zweck und wo es eingesetzt wird. Das beeinflusst die Größe, die Wahl des Antriebs oder die benötigte Leistung. Generell gilt: Ein Fahrzeug sollte nur so groß wie nötig, aber so klein wie möglich sein. Dasselbe gilt auch für den Motor. Dabei sollte als Entscheidungsgrundlage nicht der seltene Extremfall ausschlaggebend sein, sondern der Normalfall.
Für einen Außendienstmitarbeiter, der tagtäglich lange Strecken auf der Autobahn unterwegs ist und dabei auch noch Material transportieren muss, ist ein Diesel-Kombi die erste Wahl. Um im für den Verbrauch optimalen unteren oder mittleren Drehzahlbereich zu bleiben, darf in diesem Beispiel der Wagen auch nicht zu schwach motorisiert sein. Das Basismodell, das vom Papier her zwar den niedrigsten Verbrauch hat, würde dagegen die ganze Zeit sehr hochtourig gefahren werden, mit entsprechendem Mehrverbrauch.

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Ausgabe 2/2017

Sonderausgabe Elektro
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Alternative Motorisierungen können schon heute die meisten Anforderungen von Fuhrparkbetreibern abdecken. Allerdings gibt es noch Kinderkrankheiten und je nach Wahl bestimmte Probleme, die von der Nutzung noch abhalten. Das muss aber im Einzelfall immer genau angesehen und analysiert werden. Bei Elektrofahrzeugen lässt sich die Wirtschaftlichkeit nach wie vor nur schwer abbilden. Hohe Anschaffungskosten gepaart mit nach wie vor noch geringen Reichweiten, langen Ladezeiten und einem zu lückenhaften Netz an Aufladestationen sind wesentliche Problemfelder. Hybridfahrzeuge kommen derzeit insbesondere bei Taxiunternehmen sehr erfolgreich zum Einsatz.
Bei Gasfahrzeugen ist die Einschränkung der Nutzlast oft das Problem, doch durch die deutlichen Vorteile bei den Emissionen sind Erdgasfahrzeuge eine zunehmend interessante Alternative. Fakt ist: Erdgasfahrer sind besonders zufrieden mit ihrem Fahrzeug. Zu diesem Ergebnis kommt eine Kundenbefragung der Stadtwerke Konstanz. Durchschnittlich 86 Prozent würden sich bei einer Neuanschaffung oder Fuhrparkerweiterung wieder für ein Erdgasfahrzeug entscheiden. Auch beim Thema Modellauswahl und Infrastruktur hat sich viel getan. Und zu den inzwischen über 920 Tankstellen kommen laufend neue hinzu. Bei den Fahrleistungen gibt es keine Unterschiede mehr zum herkömmlichen Benziner. Auch unter Kostengesichtspunkten können Erdgasfahrzeuge punkten: 40 bis 60 Prozent niedrigere Kraftstoffkosten und eine positive Umweltbilanz mit 95 Prozent weniger CO2-Emissionen (bei Bio-Erdgas) und 96 Prozent weniger Stickoxide sind für einige Unternehmen gute Gründe, ein Erdgasfahrzeug anzuschaffen.
Fazit
Die alternativen Technologien bescheren uns eine noch nie dagewesene Marktvielfalt an Motoren und Kraftstoffen. Für jeden Einsatzzweck gibt es das (fast) perfekte Fahrzeug. Doch insgesamt ist die Nutzungsquote von alternativen, umweltfreundlichen Antrieben in deutschen Fuhrparks noch relativ gering. Bei der Entscheidungsfindung sollte man aber so unvoreingenommen und ergebnisoffen wie möglich sein. Alle Hersteller arbeiten mit Hochdruck daran, wettbewerbsfähige Fahrzeuge zu entwickeln, mit Preisen, die mit denen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren konkurrieren können. So weit, so gut.
Aber auch die Politik kann Zeichen setzen. Steueranreize und Bonussysteme sollten – technologieunabhängig – für den Kauf und Betrieb emissionsarmer Fahrzeuge forciert werden. Nur so können wir Tempo in die Verbreitung der alternativen Antriebe bringen. Und das würde auch die Akzeptanz bei den Fuhrparkbetreibern weiter erhöhen.
AUTOR
AXEL SCHÄFER ist seit 2010 Geschäftsführer des von ihm mit initiierten und mit gegründeten Bundesverbandes Fuhrparkmanagement e. V. Zuvor war er viele Jahre erfolgreich im Vertrieb bei führenden Leasinggesellschaften tätig, bevor er sich 1991 selbstständig machte. Der diplomierte Finanzierungs- und Leasingwirt (VWA) ist seit 1992 als Autor, Trainer/Fachreferent in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig. Seine Kernkompetenz liegt nach wie vor in Fuhrparkmanagement und Leasing. Von 1992 bis 2012 war er Autor und Herausgeber des Praxishandbuchs Fuhrparkmanagement, aktuell gibt er das Fuhrparkcockpit für Mitglieder des Fuhrparkverbandes heraus, eine digitale Know-how-Sammlung, die umfangreiches Fuhrparkwissen bereitstellt.

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