All-inclusive beim Leasing?
Leasinggesellschaften im Flottenbereich bieten ihren Kunden sehr viel mehr als nur ein Fahrzeug an. Fuhrparkleiter haben mittlerweile die Qual der Wahl bei den einzelnen Serviceleistungen. Denn Kundenbindung ist nicht allein über eine günstige Leasingrate möglich, sondern auch über gute Servicepakete. Doch welche Leasingbausteine werden am häufigsten gebucht? In welche Richtung entwickelt sich das Fahrzeugleasing insgesamt?

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Bestandsaufnahme
Bei der letzten Jahrespressekonferenz von Volkswagen Financial Services, einer der großen Fahrzeugleasinggesellschaften in Deutschland, verkündete der Konzern ein Vertragsplus bei den Dienstleistungen von 12,5 Prozent im vorangegangenen Geschäftsjahr. Nach eigenen Angaben waren die Wachstumstreiber die Bereiche Wartung und Verschleiß sowie der Reifenservice im Flottengeschäft. Im Vergleich dazu wuchs der Vertragsbestand bei der Finanzierung und dem Leasing „nur“ um 7,3 Prozent. Die Entwicklung bei Volkswagen Financial Services zeigt, dass Serviceleistungen im Leasing wichtiger werden und immer stärker nachgefragt werden.
Dieser Befund ließe sich auf die gesamte Fahrzeugleasingbranche übertragen. Unsere letzte Onlineumfrage zum Thema Leasing (Flottenmanagement 6/2015) bestätigt den Trend, der anhand der Zahlen von Volkswagen Financial Services abzulesen ist. Dort gaben 80 Prozent der Leasingflotten an, die Servicebausteine weiter ausbauen zu wollen. Die wichtigsten Leasingbausteine, gemessen an der Anzahl an Nutzern, waren demnach: Wartung und Verschleiß (87 %), Reifen (60 %), Tankkarten (33 %) und Steuer (27 %).
All diese Zahlen zeigen, dass im Leasinggeschäft mit Flottenfahrzeugen noch Potenzial steckt, und dies nicht allein in den Zulassungsstatistiken. Anders als beispielsweise in Großbritannien, dem größten Leasingmarkt in Europa, ist Full-Service- Leasing hierzulande noch kein Standard im Fuhrparkalltag. 80 Prozent der gewerblichen Leasingnehmer auf der britischen Insel wählen einen Full-Service-Leasing-Vertrag, in Deutschland sind es gerade einmal 40 Prozent der Leasingflotten (nach einer Studie der Beratungsgesellschaft Oliver Wymann). Bedenkt man dabei, dass mehr als jeder zweite gewerblich zugelassene Pkw in Deutschland geleast wurde (Quelle: BDL), zeigt sich das Wachstumspotenzial für Leasing-Servicebausteine recht deutlich.
Warum Leasing?
Trendforscher und Flottenexperten sind sich einig darüber, dass das Leasinggeschäft in Zukunft noch stärker wachsen wird. Der Grund dafür liegt unter anderem in einem Wertewandel innerhalb der Gesellschaft. Demnach wird der Besitz von Wirtschaftsgütern in der Wahrnehmung von Unternehmen immer unwichtiger. Für sie ist allein die Nutzung dieser Güter entscheidend. Auch bei Privatpersonen setzt sich dieser Wertewandel zunehmend durch, weswegen auch ein wachsendes Privatleasinggeschäft zu erwarten ist.
Neben dem beschriebenen Wertewandel gibt es allerdings noch andere Gründe, die für Leasing und insbesondere für ein Full-Service-Leasing sprechen. Im Paket gebuchte Dienstleistungen, wie zum Beispiel Reifenersatz oder Werkstattservice, sind oftmals günstiger als Einzelleistungen. Denn gerade die Leasinggesellschaften von Fahrzeugherstellern sehen in diesen Servicebausteinen eine Art Kundenbindungsinstrument. Das CVO-Fuhrparkbarometer 2015 kam beispielsweise zu dem Ergebnis, dass beim Outsourcing vor allem in den Bereichen Tankkarte das größte Einsparpotenzial liegt (siehe Grafik auf S. 21). Auch das bereits mehrfach genannte Outsourcing der Fahrzeugwartung sei der Umfrage zufolge eine Möglichkeit, Kosten zu reduzieren. Befragt wurden sowohl Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern als auch größere mit mehr als 100 Mitarbeitern. Interessanterweise unterschieden sich die Angaben zu den Einsparungen durch Outsourcing nur geringfügig zwischen den großen und kleinen Flotten.

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Für viele Unternehmen ist es jedoch nicht nur im direkten Vergleich von Serviceleistungen rund um das Flottenfahrzeug günstiger, auf Leasingbausteine zurückzugreifen, auch indirekte Einsparungen sprechen für ein Full-Service-Leasing. Denn um einmal ein paar Wirtschaftsfloskeln zu bemühen: Zeit ist Geld und Planbarkeit das A und O im Geschäftsleben. Durch das Outsourcing von einzelnen Servicebausteinen bis hin zum gesamten Flottenmanagement ist die interne Verwaltung entlastet. Was in Unternehmen mit einem großen Fuhrpark schon seit einiger Zeit so betrieben wird, gewinnt nun auch für kleinere Flotten an Relevanz. Aufgrund des großen Zeitaufwands bei der Verwaltung der Fahrzeuge nutzen immer mehr mittelständische Unternehmen Servicepakete. Ab einer bestimmten Anzahl an Fahrzeugen wird sogar das komplette Fuhrparkmanagement ausgelagert und ein externer Flottenmanager beauftragt. Das Unternehmen kann sich so seinen Kernaufgaben widmen und muss sich nicht noch um die Flotte kümmern. Für Leasingunternehmen liegt daher bei den kleineren Flotten ein enormes Neukundenpotenzial. Der Markt ist hier noch deutlich weniger durchdrungen als im Bereich der Großflotten.
Neben dem geringeren Zeitaufwand für die unternehmensinterne Verwaltung profitieren Flotten auch von der Transparenz einer monatlichen Gesamtkostenübersicht und schaffen damit eine Basis für Effizienzsteigerung und Planungssicherheit. Es ist eben nicht nur damit getan, den Zeitaufwand des Fuhrparkverantwortlichen zu berechnen. Denn auch im Rechnungswesen oder beim Fahrzeugmanagement werden Ressourcen mit Verwaltungsaufgaben eingebunden. Gerade bei spezialisierten Bereichen, wie der Rechnungsprüfung, ist eine Zusammenarbeit mit externen Experten ratsam. Hier ist besonderes Know-how gefragt, um Rechnungsposten, unnötige Reparaturen, Kulanzansprüche oder zu teure Ersatzteile einschätzen zu können.
Bei der Auswahl von Servicebausteinen im Fahrzeugleasing steht ganz klar die Risikominimierung im Fokus der Fuhrparkentscheider, dies konnte eine kürzlich durchgeführte Studie des Bundesverbandes Fuhrparkmanagement e. V. belegen (siehe auch Flottenmanagement 4/2016). So entscheiden sich die verantwortlichen Fuhrparkmanager in der Regel für geschlossene Serviceraten, auch wenn dies die Gefahr birgt, bei einer Pauschalberechnung am Ende des Jahres mehr gezahlt zu haben, als man vielleicht in einer Einzelabrechnung, also mit offenen Serviceraten, bezahlt hätte. Von den Teilnehmern dieser Studie wurden offene Raten bei Wartung und Reparaturleistungen sowie beim Reifenersatz mit Abstand zu den „unwichtigsten“ Bausteinen gewählt. Als geschlossene Servicerate haben beide Leasingbausteine deutlich besser abgeschnitten – der Bereich Wartung und Reparatur schaffte es gar auf den ersten Platz in diesem Ranking der beliebtesten Zusatzleistungen im Leasing.
Fazit
Das Flottengeschäft ist eine sich zunehmend professionalisierende Branche, das wird nicht zuletzt an einer wachsenden Sensibilität für Themen wie Führerscheinkontrolle oder UVV deutlich. Als Katalysator für diese Professionalisierung wirkt der Megatrend der Digitalisierung. Diese beschleunigt die Prozessabläufe um ein Vielfaches. Unternehmen sind häufig von den Anforderungen der Flottenverwaltung überfordert und nehmen gerne Angebote wie ein Full-Service-Leasing in Anspruch. Der Trend konnte anhand der bereits genannten Zahlen nachgewiesen werden. Doch nicht nur das Fuhrparkmanagement ändert sich, auch die Leasinggesellschaften passen sich den Veränderungen an. Diese stellen nicht mehr nur Fahrzeuge zur Verfügung, sondern werden immer mehr zu Allround- Dienstleistern. Viele Leasinggeber verstehen sich mittlerweile als Mobilitätsdienstleister und stellen die Beratung in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit.

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