Vertrauen ist gut ... Kontrolle ist besser!

Das Thema Führerscheinkontrolle ist in den letzten Jahren immer mehr in das Bewusstsein der Flottenmanager gerückt. So tummelt sich auf dem Markt für die elektronische Führerscheinkontrolle eine Vielzahl von Dienstleistern, welche den Fuhrparkleiter bei seiner Kontrollpflicht unterstützen können. Doch zwischen den Angeboten gibt es erhebliche Unterschiede, was den Kontrollvorgang betrifft.

Vertrauen ist gut ... Kontrolle ist besser!
Vertrauen ist gut ... Kontrolle ist besser!

1 /2

Vertrauen ist gut ... Kontrolle ist besser!
Vertrauen ist gut ... Kontrolle ist besser!

PDF Download

Die rechtliche Grundlage der Führerscheinkontrolle ist vermutlich allen bekannt: Nach § 21 Abs. 1 haftet der Fahrzeughalter wenn beispielsweise ein Dienstwagenberechtigter ohne Fahrerlaubnis fährt. Daher empfiehlt sich nach aktueller Rechtssprechung eine regelmäßige Kontrolle der Fahrerlaubnis. Im Idealfall zweimal jährlich. Doch die Praxis sieht oftmals leider anders aus. Zu wenig Zeit oder hierarchische Konflikte werden meist in dem Zusammenhang als Hindernisgrund genannt. Diese Lücke zwischen Theorie und Praxis haben einige Dienstleister erkannt und bieten den Flottenmanagern hilfreiche Unterstützung. Dabei muss grundsätzlich zwischen einer internen Lösung und einem öffentlichen Prüfsystem unterschieden werden. Anbieter einer öffentlichen Führerscheinprüfung bieten zumeist auch zusätzlich eine Inhouse-Prüfung an. In den beiden Tabellen sind die Dienstleister nach diesen Prüfungsarten unterschieden.

Intern oder öffentlich?
Um es gleich vorwegzunehmen: Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Je nach Fuhrparkstruktur und Organisation muss sich der Flottenmanager für eine der beiden Lösungen entscheiden. Auch wenn erwähnt werden sollte, dass eine 100-prozentige interne Lösung nicht immer vorliegt. Peter Vogel, Senior Salesmanager Fuhrpark bei der Kemas GmbH, erläutert den Unterschied: „Vollständige Inhouse-Lösung heißt Software auf unternehmenseigenem Server und Kontrollstationen im Unternehmens- Intranet. Liegen die Daten außerhalb und nur die Kontrollstationen sind im Haus, ist das keine Inhouse-Lösung.“ Dennoch werden im Folgenden auch die Lösungen unter Inhouse-Systemen subsumiert, die nur den Terminal im Haus selbst haben, um eine bessere Vergleichbarkeit zu schaffen.

Für interne Systeme spricht vor allem die Flexibilität, denn „Inhouse- Lösungen lassen sich leicht in die individuellen Anwendungssysteme des Kunden einbinden (Fahrerdisposition). Bei öffentlichen Verkehrsbetrieben zum Beispiel kommt eine Nutzung externer Prüfstationen schon aufgrund der internen Abläufe so gut wie gar nicht in Betracht“, schildert Stephan A. Hiepler, Geschäftsführer der Hiepler + Partner GmbH.

An einer nichtöffentlichen Prüfstation im Unternehmen kann der Mitarbeiter praktisch zu jeder Zeit seine Fahrerlaubnis überprüfen lassen und ist nicht an ein Tankstellen- oder Werkstattnetz gebunden. Dies hat ganz nebenbei datenschutzrechtliche Vorteile wie K.-Theodor Hermann, Leiter Vertrieb der Vispiron Carsync GmbH, erklärt: „Kein anderer als der Fahrer muss seinen Führerschein an ein Lesegerät halten.“ Im Gegensatz zu einer öffentlichen Prüfung, bei der beispielsweise ein Tankstellenmitarbeiter die Kontrolle durchführt.

Die Prüfterminals können dabei an verschiedensten Stellen im Unternehmen aufgestellt werden. So berichtet Jörg Schnermann, Geschäftsführer von LapID: „Als Standort bieten sich zum Beispiel ein Empfang oder Kantinen an. Darüber hinaus kann eine Führerscheinprüfung auch von autorisierten Mitarbeitern mittels der LapID Manager-App durchgeführt werden.“ Einen etwas anderen Weg geht da Vispiron, denn der Telematikspezialist hat Teile der Führerscheinkontrolle in den Dienstwagen selbst verlegt. Dieses Kontrollsystem ist mit dem elektronischen Fahrtenbuch kombinierbar. Somit wird eine direkte Kontrolle im Fahrzeug bei jeder Fahrt ermöglicht.

newspaper_img

Aktuelles Magazin

Ausgabe 4/2015

newspaper_img

Sonderausgabe Elektro

Das neue Jahresspecial Elektromobilität.

Beleuchtet alle Aspekte der batteriebetriebenen Mobilität im Unternehmen

„Allerdings sind konventionelle Inhouse-Lösungen nur für einen bestimmten Nutzerkreis vorteilhaft. Speziell für Außendienstmitarbeiter sind zentrale Inhouse-Konzepte unbequem und aufwendig, da für die Durchführung der Kontrolle eine Anfahrt der Firmenzentrale notwendig ist“, gibt Richard Gandlau, Geschäftsführer Wollnik & Gandlau Systems GmbH, zu bedenken. Daher habe man, so Gandlau weiter, die App DriversCheck entwickelt. „Das Besondere daran ist die vollkommen ortsunabhängige Durchführung der Führerscheinkontrolle – dabei muss der Nutzer weder eine öffentliche noch eine firmeneigene Prüfstation aufsuchen.“ Doch auch öffentliche Prüfnetze haben ihre Vorteile. Eine dieser Stärken ist die Kombination mit anderen Dienstleistungen. Da es bei den öffentlichen Prüfstationen auf die Netzdichte ankommt, arbeiten die Dienstleister meist mit Tankstellen und Werkstattketten zusammen, die bundesweit aufgestellt sind. Dadurch ergeben sich einige Synergieeffekte. Niels Krüger, Geschäftsführer e-flotte, schildert beispielsweise: „Die öffentlich zugänglichen e-flotte-Terminals stehen bei Euromaster in deren Filialen. Im Sinne eines One-Stop-Shoppings können die Themen e-flotte-FS-Check, e-flotte-UVV und Reifenwechsel zeit- und kostengünstig optimiert werden.“ Gleichzeitig bietet e-flotte auch eine interne Lösung an und kann so jeden Fuhrpark bedienen.

Apps in der Führerscheinkontrolle
Wie in vielen Bereichen des Lebens übernehmen Apps auch im Fuhrparkalltag zentrale Aufgaben. Und dies ist nicht nur so dahin gesagt, sondern lässt sich auch anhand von Zahlen belegen. Laut einer aktuellen Studie der Strategieberatung LSPdigital zum Thema „Connected Cars“ gaben 27 Prozent der befragten Personen, dass ihr Smartphone in die in die technische Umgebung des Autos eingebunden ist. Am häufigsten werden die Geräte über Bluetooth (51 Prozent) oder USB-Kabel (25 Prozent) mit dem Fahrzeug vernetzt. Die Erhebung zeigt deutlich, dass das Smartphone schon jetzt Teil des Autos ist.

Dies gilt, wie bereits angeklungen ist, auch für den Bereich Führerscheinkontrolle. Richard Gandlau begründet diese Entwicklung mit klaren Argumenten: „Zeitaufwendig, bürokratisch, oftmals dezentral und vor allem regelmäßig – so lässt sich der Cocktail aus Herausforderungen mit Blick auf die Führerscheinkontrolle beschreiben. Die Möglichkeiten moderner Smartphones gepaart mit innovativen Verfahren verhelfen Apps zu einer Schlüsselrolle.“

Neben dem erwähnten DriversCheck bieten auch andere Dienstleister wie zum Beispiel fleet innovation oder LapID eine Kontrolle via App als Ergänzung zu ihrem Prüfverfahren an. René Roeder, Geschäftsführer fleet innovation, warnt aber zugleich: „Der Prüfprozess an sich lässt sich nicht vereinfachen, Apps können die objektive Sichtprüfung, wie vom Gesetzgeber gefordert, nicht einsparen.“ Der Fahrzeughalter muss sich also persönlich oder durch einen Berechtigten in einer ersten Sichtkontrolle vergewissern, dass ein gültiger Führerschein vorliegt. Wenn nötig, wird bei dieser Erstprüfung auch das fälschungssichere Siegel aufgebracht.

Datenschutz
Bei den zahlreichen technischen Errungenschaften um die Vereinfachung der Führerscheinkontrolle sollte nicht vergessen werden, dass es sich bei den Angaben auf der Fahrlizenz um sensible Daten handelt. Diese sind je nach Unternehmensrichtlinien im System hinterlegt und bei einer Erstkontrolle überprüft worden. Wird nun nach einem bestimmten Intervall ein erneutes Vorzeigen der Fahrlizenz verlangt, müssen diese Daten jedoch nicht in Gänze wieder abgerufen werden. Ob mit App oder ohne, die Echtheitsüberprüfung der Fahrlizenz durch technische Hilfsmittel bedarf in fast allen Fällen eines RFID-Siegels oder eines Hologramm-Barcodes. „Das auf den Führerschein aufgebrachte RFID-Label wird bei Entfernung unbrauchbar und kann somit nicht missbräuchlich, zum Beispiel bei drohendem Führerscheinverlust, auf ein anderes Medium übertragen werden“, erklärt K.-Theodor Herrman zum Thema Sicherheit.

Andere Systeme erkennen die individuellen Sicherheitsmerkmale eines EU-Führerscheins. Diese Siegel oder Führerscheinmerkmale bestätigen sozusagen nur das Vorhandensein des Führerscheins. Jörg Schnermann erläutert den Vorgang mit der Kon-troll-App von LapID: „Während des Scanvorgangs wird als eindeutiges und gleichzeitig anonymisiertes Merkmal die Führerscheinnummer identifiziert und gelesen. Nur die Führerscheinnummer wird an einen gesicherten Server übermittelt und erst dort mit dem hinterlegten Fahrer verknüpft. Zudem ist die LapID Manager-App datenschutzrechtlich unbedenklich, da weder Scans, Fotos noch sonstige persönliche Daten übermittelt werden.“

Wie ein Outsourcing der Führerscheinkontrolle aussehen kann erläutert Niels Krüger: „Zunächst werden die Daten des Führerscheins durch geschultes Personal bei Euromaster aufgenommen. Anschließend wird das Siegel durch Euromaster- oder e-flotte-Mitarbeiter aufgebracht und ein anonymes vollelektronisches Registrierungsverfahren eingeleitet. Am e-flotte-Terminal gibt es dann eine Echtheitsprüfung und die Kontrolle ob das Siegel ausgegeben wurde. Erst danach beginnt die Übertragung gut verschlüsselter Daten (Siegel- Nummer; Terminal-Nummer und Uhrzeit) an das e-flotte System. Gleichzeitig wird eine Protokollierung zum Fahrer mit Siegel-Nummer, Datum der Registrierung und Aufnahmen vom Siegel weitergeleitet.“

Damit im Vorfeld einer geplanten Einführung der regelmäßigen Führerscheinkontrolle keine Gerüchte aufkommen, ist es von Vorteil, den Prozess mit einer größtmöglichen Transparenz zu begleiten. Es sollten daher frühzeitig offene Gespräche mit den Kollegen stattfinden und ein bestehender Betriebsrat vollständig in den Entscheidungsprozess eingebunden werden.

Fazit
Die perfekte Führerscheinkontrolle wird es nicht geben, dafür sind auch die Anforderungen der Flotten zu unterschiedlich. Für welches System man sich am Ende entscheidet, hängt letztlich von individuellen Faktoren ab. Beispielsweise wird sich ein internationaler Fuhrpark, der auch Dienstwagenberechtigte aus Österreich hat, am besten für eine siegellose Methode entscheiden. Denn bei unseren österreichischen Nachbarn ist das Bekleben der Führerscheine verboten. Auch die Verbindung der Führerscheinkontrolle mit anderen Dienstleistungen dürfte ein Entscheidungsgrund sein.

0 Kommentare

Zeichenbegrenzung: 0/2000

newspaper_img

Aktuelles Magazin

Ausgabe 4/2015

newspaper_img

Sonderausgabe Elektro

Das neue Jahresspecial Elektromobilität.

Beleuchtet alle Aspekte der batteriebetriebenen Mobilität im Unternehmen

countdown-bg

Der nächste „Flotte!
Der Branchentreff" 2026