Stilübung
Wer sich für die automobile Oberklasse entscheidet und Jaguar wählt, bekommt neben einem ordentlichen Auto zudem ein feines, traditionsgeladenes Image mit luxuriösem Touch. Das gilt auch in einer Zeit, da sich der berühmte XJ in puncto Design radikal von seinen Vorgängern abkehrt. Flottenmanagement prüfte die einzige Dieselversion des schick-modernen Luxusliners ausgiebig.

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Mit dem Jaguar XJ ist das so eine Sache: Die glühenden Anhänger dieser seit 1968 im Amt befindlichen Baureihe mussten gegen Ende des vorigen Jahrzehnts eine kleine Sensation verarbeiten. Entwickelten die Gestalter das Design sämtlicher Generationen (bis auf den XJ40 der Achtzigerjahre) stets im evolutionären Stil, vollzogen sie mit der aktuellen Ausbaustufe einen radikalen Bruch. Weg von der klassisch-filigranen Jaguar-Handschrift – hin zur ultramodernen Architektur mit einigen verspielten Nettigkeiten. Die mit dunklen Blenden versehenen C-Säulen – dadurch entsteht der Eindruck, das Heckfenster reiche nahezu bis an die Seitenscheiben – fungieren als perfektes Beispiel für kleine Details mit großer Ansage. Eine große Ansage ist aber auch der ganze XJ, der mit einer Länge von fast 5,13 Metern im Falle der Standardversion ganz vorne mitmischt an der Segmentspitze.
Kein Wunder also, dass Platzprobleme die letzten Schwierigkeiten sind, die man hier bespricht. Vor allem der Fond taugt locker für Chauffeurbetrieb und als Chillout- Zone zum unendlichen Räkeln. Und nur keine Sorge, man darf auch getrost mal zwei Streithähne auf die Bank setzen – sie werden sich kaum in die Quere kommen. Das gilt für die erste Reihe freilich ebenso; hinzu kommt der luftige Eindruck bedingt durch das obligatorische Panoramadach. Lichtfeinde dürfen gerne die Jalousie benutzen – selbstredend elektrisch. Diese Menge an verarbeitetem Edelholz sticht auch bei gedimmten Beleuchtungsverhältnissen ins Auge, zumal das feine Material an den Türbelägen merklich breiter wird; nur die Mittelkonsole muss mit glänzender Klavierlack-Oberfläche auskommen – wer kein Problem mit Fingerabdrücken hat, wird diese Optik recht hübsch finden. Das Wechselspiel zwischen sportiven und eleganten Elementen, beispielsweise die Analoguhr zwischen den markant gezeichneten Lüftungsdüsen, hält einen gewissen Spannungsgrad aufrecht.
Den eher sachlich orientierten Betrachtern wird das vorzügliche Gestühl Freude bereiten. Ausladende Sessel mit weichen, aber dennoch definierten Polstern versüßen jede Langstrecke – so soll es bei einer Oberklasse schließlich auch sein. Praktische Anflüge erkennbar? Zumindest vier Cupholdern kann sich kein Käufer verweigern; ein bereits seit längerer Zeit vorherrschender Trend, der unter US-Kundschaft deutlich früher grassierte als in Europa. Als spannendes Kapitel speziell bei komplexen Fahrzeugen gilt ohne Frage die Bedienung. Technik jedenfalls gibt es in Hülle und Fülle – darunter auch eine besondere Funktion, die den beiden vorderen Insassen zwei verschiedene Bildschirm-Ansichten beschert. Wie war das noch? Fernsehen ist für den Fahrer strikt verboten – aber warum sollte sein sitzend ruhender Zeitgenosse zur Rechten nicht? Kann er: Tatsächlich erscheinen auf dem Monitor von schräg links gesehen andere Dinge als im gleichen Winkel von der rechten Seite aus betrachtet. Dieses verrückte, von lediglich einem weiteren Wettbewerber angebotene Extra steht mit 1.050 Euro netto in der Liste.
Der Touchscreen spielt eine zentrale Rolle, eine Vielzahl der Features wird über ihn bedient, was zwar intuitiv gelingt, aber durchaus seine Zeit braucht. Separate Drucktasten für die Sitzheizung wären nicht schlecht – vielleicht beim nächsten Facelift? Wer die akkurat platzierten Tasten genau inspiziert, kann erkennen, dass Jaguar noch nicht allzu lange unter indischer Obhut steht: Die (äußerst praktischen) Spiegelversteller entstammen der Premium-Division des einstigen Mutterhauses Ford. Und natürlich handelt es sich bei dem hier eingesetzten Dreiliter-Diesel um den berühmten Commonrail aus der PSAFord- Ehe; ein geschmeidiger laufender Sechszylinder- Selbstzünder wird kaum zu finden sein. Dass der Kenner die Verbrennungsart akustisch identifizieren kann, steht außer Frage – aber laute Geräusche gibt der 275 PS starke Doppelturbo keinesfalls von sich, nichtmal nach dem unmittelbaren Kaltstart.
Leicht schnarrend rollt der Hecktriebler aus den Startlöchern, vorausgesetzt, der innovative und leise surrend herausfahrende Fahrprogramm- Drehregler wird in Stellung D gebracht; hohe Drehzahlen braucht es nicht, um druckvoll zu beschleunigen. Ab 2.000 Touren wüten 600 Nm Drehmoment am wandlerbestückten Planetengetriebe – somit ist die souveräne Fortbewegung gesichert. Flugs zeigt die aus Lichtpunkten zusammengestellte virtuelle Tachoskala 100 km/h. Richtig, das Instrumentarium besteht aus einer bei ausgeschalteter Zündung schwarzen TFT-Fläche und kann demnach in vollvariabler Manier hübsche Dinge anzeigen aus der Welt des Bordcomputers. Ach ja, das Kriterium für klassentauglichen Federungskomfort erfüllen die obligatorischen Luftpolster, auf denen der ausladende Megaliner selbst trotz großer 18-Zöller und 50er-Serie wie auf Samt liegt. Aggressive Querfugen können die Geschmeidigkeit kaum beeinträchtigen – harmlosere Autobahn-Patzer erst recht nicht. Adaptive Dämpfer setzen Akzente in Abhängigkeit von der Straßenbeschaffenheit.

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Akzente setzt freilich auch der Grundpreis – klar, dass gehobene Ansprüche keiner Nulltarif-Mentalität folgen. Also sind mindestens 67.016 Euro netto auf den Händler-Tisch zu legen, wobei es für diesen Gegenwert bereits ein gerüttelt Maß Ausstattung mit auf den Weg gibt. Neben der vollen Airbag-Ausrüstung plus Stabilitätskontrolle erhält der Interessent stets einen automatisch abblendenden Innenspiegel, Klimaautomatik, eine elektrische Kofferraumklappe, edle Lederpolster, eine elektrisch verstellbare Lenksäule, ein Festplatten-Navigationssystem inklusive Radioanlage sowie Bluetooth-Funktion, Park- und Regensensor, schlüsselloses Startsystem, beheizte Vordersitze, Tempomat und Xenonlicht. Unzählige Extras bieten weitere Möglichkeiten, um ein wenig überschüssiges Geld loszuwerden. Eine Sache allerdings bekommt man hier serienmäßig, und dieses Extra gibt es sonst weder für Geld noch gute Worte: Stil im Überfluss.

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