Es geht, es geht nicht ...

Das Für und Wider rund um den Ganzjahresreifen

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Die Diskussionen darum, wie sinnvoll es ist, einen Allwetter- oder Ganzjahresreifen im Fuhrpark einzusetzen, sind so alt wie der Ganzjahresreifen selbst. Sie verstummen nicht, und er bleibt umstritten. Das liegt weiterhin wesentlich daran, dass der Ganzjahresreifen von seiner Konzeption her eben eine Kompromiss-Lösung ist, aber er kann auch nichts anderes sein oder werden.

Nach Goodyear-Angaben ist diese Reifenart einmal nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA enstanden, als dort Autofahrer kein Interesse mehr daran hatten, regelmäßig zwischen Sommer- und Winterreifen zu wechseln. 1980 kamen Ganzjahresreifen auch auf den deutschen Markt. Allerdings veränderte sich deren Konstruktion hier seither auch regelmäßig. Einmal ging die Abstimmung mehr in Richtung Winterreifen, einmal mehr in Richtung Pneu für den Sommer.

Ganzjahresreifen sollen vom Prinzip her die Vorteile von Sommer- und Winterreifen miteinander kombinieren. Wie einschlägige Tests häufig dokumentieren, bringen sie aber weder die Spitzenleistungen der Winter-, noch die der Sommerreifen. „Wobei grundsätzlich aber noch jeder Reifen ein Kompromiss zwischen verschiedenen Anforderungen ist“, sagt Peter Schmidt, Sprecher des Reifenherstellers Dunlop in Hanau. „Und der Ganzjahresreifen ist der Kompromiss des Kompromisses.“

Das klingt zunächst einmal schlechter als es eigentlich ist. Die Frage, ob Ganzjahresreifen eine Alternative seien, beantworten die Experten ähnlich: Es kommt darauf an. „Das ist abhängig von der Verwendung“, sagt Ruprecht Müller, Reifen-Experte des ADAC in München. „Wer bei sehr schlechtem Wetter keine Zitterpartie erleben will, sollte Winterreifen verwenden.“

Das gelte natürlich vor allem für Autofahrer, die ihren Wagen täglich nutzen würden. Wer die Leistungs- und Sicherheitsreserven seines Wagens stets voll zur Verfügung haben wolle, sollte ebenfalls auf Ganzjahresreifen verzichten, selbst dann, wenn die Reserven nicht permanent erforderlich wären. Dies sei beispielsweise der Fall für Einzelpersonen und Familien, die mit dem Auto ins Hochgebirge (beispielsweise zum Skiurlaub) fahren würden. Ebenso notwendig wären Winterreifen für Geschäftsleute, welche Termine zuverlässig wahrnehmen müssten und von daher auf größtmögliche Sicherheit angewiesen wären.

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„Wer sein Auto bei schlechten Witterungsbedingungen auch einmal stehen lassen kann, der kommt auch mit Ganzjahresreifen oder unter Umständen sogar mit den Sommerreifen zurecht“, so Müller. Vor allem seien das Autofahrer, die ihren Wagen fast ausnahmslos in Städten bewegten und dort notfalls auf öffentliche Verkehrmittel umsteigen könnten. Wer sich das ganze Jahr über im „Flachland“ bewege und in kritischen Situationen, beispielsweise bei kurzzeitigem, überraschendem Winterereinbruch auf das Auto verzichten könne, sei mit modernen Ganzjahrereifen gut bedient.

Wenigfahrer, die moderate Fahrgeschwindigkeiten einhalten würden und stets größte Sicherheit auf winterlicher Fahrbahn haben möchten, könnten das ganze Jahr sogar Winterreifen fahren. Denkbar sei diese Lösung auch für den Autoeinsatz in voralpinem und alpinem Gebiet. Der geringfügig höhere Pneu-Verschleiss dürfte kaum stark ins Gewicht fallen.

Ein anderes Entscheidungs-Kriterium für oder gegen Ganzjahresreifen ist offenbar die verwendete Fahrzeug-Kategorie. „Bei Kleinwagen stellen die auftretenden Kräfte für einen Ganzjahresreifen kein Problem dar“, sagt Holger Rehberg, Poduktmanager bei der Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH in Hanau. Als Obergrenze sieht er eine Motorleistung von etwa 110 kW (150 PS). Hans-Jürgen Drechsler, stellverrtretender Geschäftsführer des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerks in Bonn, würde die Leistungsgrenze noch niedriger, bei etwa 74 kW (100 PS) ansetzen: „Grundsätzlich sind Ganzjahresreifen für hoch motorisierte Fahrzeuge eher nicht zu empfehlen.“

Ein weiteres Kriterium, das gar nicht einmal so viel mit den nicht so viel schlechteren Wintereigenschaften des Ganzjahresreifens zu tun hat, aber von den Reifen-Experten deutlich seltener kommuniziert wird, dürfte sicher auch die Witterungs- angepasste oder eben nicht angepasste Fahrweise sein. Will sagen: Wer bei winterlichen Straßen-Verhältnissen ständig so fährt, dass er die letzten Sicherheits-Reserven eines Winterreifens benötigt, der ist dann im Falle eines Falles auch schnell für die marginalen Sicherheits- Reserven eines Winterreifens gegenüber einem Ganzjahresreifen eben zu schnell unterwegs.
Für eine Witterungs-angepasste Fahrweise reichen moderne Marken-Ganzjahresreifen durchaus aus. Dessen ungeachtet hat Continental- Sprecher Klaus Engelhart natürlich mit seiner Warnung recht: „Bei einer Notbremsung brauche ich die besten Eigenschaften, die bietet ein auf die Verhältnisse zugeschnittener Reifen eher als ein Allround-Modell.“

Das sind die Aspekte, die in der grundsätzlichen Diskussion rund um den Ganzjahresreifen zur Sprache gebracht werden. Was ist also im Zusammenhang mit Ganzjahresreifen zu beachten

- Wer sich für den Kauf von Ganzjahresreifen entschieden hat, sollte bedenken, dass die Sicherheit, welche Winterreifen bei Schnee geben, nicht erreicht werden kann. In höheren Regionen sollte auf Nummer Sicher gegangen werden und mit Winterreifen (M&S-Reifen = Matsch- und Schneereifen) statt Ganzjahresreifen „besohlt“ werden. Skiurlauber sollten dies ebenfalls berücksichtigen, andernfalls können erhöhte Unfallgefahr oder Festfahren gegeben sein

- Darüber hinaus sollte berücksichtigt werden, dass die bei Winterreifen – im Gegensatz zu Ganzjahresreifen – weichere Gummierung verantwortlich dafür ist, wie gut ein Fahrzeug in schlechten Wettersituationen voranoder auch nicht vorankommt

- Ganzjahresreifen sind daran zu erkennen, dass auf der Reifenflanke (neben der abgebildeten Schneeflocke) eine Regenwolke mit Sonne zu erkennen ist. Dieses Symbol findet sich in einem Kästchen auf dem Ganzjahresreifen wieder

- Beim Kauf von Ganzjahresreifen sollte eine hochwertige Qualitätsware bevorzugt werden

- Natürlich sollten nur Ganzjahresreifen auswählt werden, welche zum Modelltyp des Fahrzeugs passen. Hier hilft der Blick in die Fahrzeugpapiere

Flottenmanagement hat drei Fragen zum Thema „Ganzjahresreifen im Fuhrpark“ an die Produzenten von Ganzjahresreifen gerichtet: 1. Für den Fuhrparkbetreiber umgibt den Allwetterreifen gemeinhin der Charme, den zweimaligen, saisonalen Reifenwechsel pro Jahr einsparen zu können; allerdings auch nur dann, wenn die erreichbaren Laufleistungen eines Allwetterreifens auf einem Niveau zu Sommer- und Winterreifen liegen. Welche maximalen Laufleistungen attestieren Sie Ihren Allwetterreifen für Pkw und Transporter

Continental: Die Laufleistungen von Reifen sind nur schwer im Voraus zu bestimmen. Hier spielen das Gewicht der Fahrzeuge, ihre Motorisierung, ihr Einsatz und die jeweilige Beladung eine sehr individuelle Rolle, die die Einschätzung einer Laufleistung nur sehr schwer möglich macht. Grundsätzlich würden wir die Laufleistung eines Ganzjahresreifens an Vans geringfügig niedriger einstufen als die der jeweiligen saisonal passenden Reifen im Wechsel.

Goodyear: Bei der Laufleistung von Goodyear- Ganzjahresreifen gibt es keine signifikanten Unterschiede zur Laufleistung von Sommerund Winterreifen. Die absoluten Laufleistungszaheln sind immer sehr stark von Fahrstil, Fahrzeug, Straßenbelag und weiteren Faktoren abhängig. Unsere Ganzjahresreifen sind auf dauerhafte Haltbarkeit ausgelegt. Profil-Design und Gummimischung garantieren lange Lebensdauer mit dauerhafter Top-Performance.

2. Dem Allwetterreifen werden in aller Rewgel Wintereigenschaften bescheinigt, die nicht ganz auf dem Niveau von Winterreifen liegen sollen, das wird aber nur ganz selten konkreter definiert. Wenn Sie Ihre Allwetterreifen für Pkw und Transporter mit den adäquaten Winterreifen in Ihrem Sortiment (Dimensionen, Gummimischungen etc.) vergleichen, wie würden Sie die Unterschiede bei den Wintereifenschaften konkret beschreiben?

Continental: Wir empfehlen Flottenbetreibern, Fahrzeuge mit Ganzjahresbereifung nur dann einzusetzen, wenn die Fahrzeuge im städtischen Bereich auf geräumten Straßen gefahren werden. Sobald Fahrten ins Umland anstehen, empfehlen wir im Winter auf Winterreifen umzustellen, um größtmögliche Sicherheit für Fahrer und Fahrzeug sowie natürlich auch alle anderen Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.

Goodyear: Generell weisen moderne Ganzjahresreifen gute Wintereigenschaften auf. Wer vorwiegend in schneereichen, gebirgigen Gegenden unterwegs ist, sollte sich für moderne Winterreifen entscheiden, da Spezialreifen bei deutlich winterlichen Straßenverhältnissen leistungsfähiger sind. So kann die Performance von Winterreifen auf Schnee um einige Prozent besser sein als die von Ganzjahresreifen.

3. Wenn es in Ihrem Kundenkreis Fuhrparkbetreiber gibt, die bereits Allwetterreifen einsetzen, lässt sich das an bestimmten Wirtschaftszweigen, Branchen, regionalen Beschränkungen der Einsatzgebiete oder ähnlichem festmachen?

Continental: Der Einsatz von Ganzjahresbereifung in den Fuhrparks lässt sich nicht an Regionen und nur bedingt an der Branche festmachen. Aus Kostengründen wurde bei einigen Unternehmen, vor allem im Dienstleistungsbereich, die Entscheidung für Ganzjahresreifen getroffen. Mittlerweile ist wieder ein gegenläufiger Trend zu beobachten. Diese zumeist großen Flotten wollen bei winterlichen Straßenverhältnissen ihre Mobilität sicherstellen und rüsten aufgrund der Sicherheitsreserven von Winterreifen saisonal auf Sommer- / Winterreifen um, auch zur Sicherheit der Fahrer.

Goodyear: Ganzjahresreifen werden schwerpunktmäßig bei den klassischen Service-Flotten eingesetzt, dabei kann nicht nach den einzelnen Branchen abgegrenzt werden.

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