
Es ist immer das gleiche Lied bei den Elektrofahrzeugen. Sie sind recht teuer, vor allem im Hinblick auf das baldige Wegfallen der Förderung bei der Anschaffung im gewerblichen Bereich – und: Das Energienachfassen dauert einfach länger als beim Verbrenner. Audi hat mit dem Q4 e-tron ein Fahrzeug auf die Räder gestellt, das mit einem Grundpreis von netto 45.294 Euro (Sportback) noch im bezahlbaren Bereich liegt, zumal User, für die die Ein-Prozent-Regelung gilt, mächtig sparen. Denn bei elektrisch angetriebenen Vehikeln gilt nur ein Viertel des Bruttolistenpreises als Bemessungsgrundlage für die pauschale Versteuerung privater Fahrten, und preislich liegt der Q4 hier mittendrin. Doch jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob das kompakte Gefährt genauso als Allrounder durchgehen kann wie ein vergleichbarer Verbrenner. Und zwar auch dann, wenn länger andauernde Dienstoder Urlaubsfahrten abgespult werden müssen. Flottenmanagement hat das natürlich ausprobiert. Was für die Elektromobilität anno 2023 noch gilt, ist, dass die Ladeleistung schwierig zu reproduzieren ist.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Mal bringt die Ladesäule einfach nicht so viel Strom wie versprochen, mal hat der Akku nicht die richtige Temperatur. Wenn es gut läuft, lassen sich mehr als 120 Kilometer Reichweite pro zehn Minuten nachladen – das klappt unter günstigen Bedingungen tatsächlich auch in der Realität. Aber nicht immer, so ehrlich muss man sein. So gesehen kommt es ein bisschen auf das persönliche Zeitmanagement an, wie man mit den Ladepausen umgeht, die nun einmal ausgiebiger sind als Tankpausen. In Verbindung mit einem dichten Ladenetzwerk, und das ist hierzulande gegeben, lässt sich mit dem Q4 e-tron aber durchaus verreisen innerhalb Deutschlands und sogar innerhalb Europas, wobei die Dichte der Ladesäulen von Land zu Land variiert. Gut, dann kann die Fahrt ja beginnen.
Der Q4 macht vor allem einen luftigen Eindruck und bietet viel Innenraum trotz kompakter 4,59 Längenmeter. Und hier wären wir wieder bei einem spezifischen Vorteil elektrisch angetriebener Autos: Da ihre Komponenten kompakter sind, nehmen sie auch entsprechend weniger Raum in Anspruch – und es bleibt mehr Platz für die Passagiere. So bekommt man es hin, ein erwachsenes Auto auf die Räder zu stellen, mit dem man sich im urbanen Raum dennoch wohlfühlen kann. Solche Eigenschaften zahlen natürlich auf das Komfort-Konto ein. Insbesondere hinten sitzen zwei Personen wahrlich bequem mit Beinfreiheit satt. Und obwohl es sich beim Testwagen um die sportiver anmutende Sportback-Variante mit schick abfallender Dachlinie handelt, gibt es keine nennenswerte Einschränkungen für den Kopf. Und natürlich verwöhnt der adrett gezeichnete Ingolstädter mit zwei USB-C-Anschlüssen im Fond – schließlich soll ja niemand ohne elektrische Devices auskommen müssen während einer längeren Fahrt. Und der Q4 ist darüber hinaus urlaubsfreundlich, weil er 535 Liter Gepäckraumvolumen hinter der zweiten Sitzreihe bietet und somit viel Platz für Koffer und Co.
Doch noch einmal zum Thema Komfort: Audi ist ja durchaus bekannt für einen sportlichen Einschlag. Allerdings nervt der Q4 e-tron keineswegs mit knüppelharter Federung, sondern bügelt auch Bodenwellen denkbar schlechter Straßen patent aus. Das heißt nicht, dass der Oberbayer phlegmatisch wäre in der Querdynamik, ganz im Gegenteil. Er fühlt sich auf außerstädtischem Terrain mit schwungvollen Wechselkurven durchaus wohl, und das Leergewicht von über zwei Tonnen merkt man dem Hecktriebler gar nicht an. Das liegt natürlich auch am tiefen Schwerpunkt – denn die schwere Batterie findet sich geschickt im Unterboden verstaut. Dank 204 Pferdchen erfolgt auch der Vortrieb recht lebendig. Audi nennt 8,5 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h. Das ist heute zwar kein außergewöhnlicher Sportwagenwert mehr, aber der elektrische Antrieb ohne Wechselgetriebe lebt davon, dem Fahrer keine Zugkraftunterbrechungen zuzumuten. Also beschleunigt der Q4 in einem Stück durch bis zur Endgeschwindigkeit, die bei abgeregelten 160 km/h liegt. Auch mal eben schnell in eine Verkehrslücke „hüpfen“ gelingt mit dem Q4 souverän – da ist er einem Verbrenner mit Automatikgetriebe fast immer überlegen, der sich zumindest eine kurze Gedenksekunde nimmt während des Herunterschaltens, wenn man vorher im großen Gang unterwegs war.
Bleibt das Infotainment. Kommt im Q4 sicherlich nicht zu kurz. Das so genannte „Virtual Cockpit“ (Kombiinstrument als Displayfläche) gibt es frei Haus, allerdings bietet die netto 1.676 Euro Aufpreis kostende Variante inklusive Navigationssystem mehr Spielwiese. Hier kann man nach Herzenslust herumkonfigurieren, beispielsweise, ob man klassische oder lieber sportlich-progressive Instrumente möchte. Und die kamerabasierte Verkehrszeichen-Erkennung ist dann auch noch am Start. An Monitor mangelt es dem Q4 übrigens wahrlich nicht – hinzu kommt ja auch noch der große Touchscreen auf der Mittelkonsole, der so viel Menü anbietet, dass man sich einige Stunden austoben darf – funktioniert aber alles intuitiv. Und die alltäglichen Funktionen werden mit physischen Tasten abgehandelt. Wie beispielsweise die umfangreiche Klimaautomatik. Auch der Fahrdynamikschalter ist einfach erreichbar im Bereich der Mittelkonsole als echter haptischer Taster. Das ist schon deshalb praktisch, weil man dann entsprechende Einstellungen während der Fahrt vornehmen kann und nicht hinzusehen braucht.
Auch erfreulich, dass Audi die Tempomat-Bedienung weiterhin beim Lenksäulen-Hebel belässt, was in der Bedienergonomie einfach unschlagbar ist. Ziemlich gut funktioniert derweil auch die Steuerung der adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage: Sie bremst den Q4 ohne weiteres Zutun des Fahrers gemäß fließendem Verkehr bis zum Stillstand herunter, und das sehr behutsam – gut für Komfort und Sicherheit. Serienmäßig sind übrigens die wichtigsten Features wie entscheidende Assistenten, elektrisch betätigte Heckklappe sowie LED-Scheinwerfer. Ein paar Optionen aus der Liste der Zusatzausstattungen sollte man je nach Budget und persönlichen Bedürfnissen wählen. Bei der netto 832 Euro teuren Wärmepumpe kommt es tatsächlich auf das individuelle Fahrprofil an. Wer bei kalter Witterung viel Langstrecke macht, profitiert womöglich von einer etwas größeren Reichweite. Die fällt mit 470 Kilometern nach gemittelter WLTP-Disziplin allerdings ohnehin nicht schlecht aus. Und ein temperierter Akku (den hat man während der Fahrt ohnehin) erreicht 80 Prozent Füllstand nach 29 Minuten laut Werk.