
60 Prozent der deutschen Unternehmen finanzieren ihre Flotten (Pkw und leichte Nutzfahrzeuge) laut des jüngsten Arval Mobility Observatory (AMO) mittels Leasing, die übrigen kaufen ihre Fahrzeuge. Als bekannte Vorteile des Leasings gelten zum Beispiel Planbarkeit der Kosten, Liquiditätsschonung, steuerliche Geltendmachung der Raten und Bilanzneutralität.
Das Finanzleasing kann sowohl Kilometer- als auch Restwertverträge, auch Teilamortisations-Leasing genannt, beinhalten, entweder mit oder ohne Anzahlung. Bei einem Kilometervertrag vereinbaren Anbieter und Unternehmen sowohl Laufleistung als auch Laufzeit des Fahrzeugs, an deren Ende das Fahrzeug dem wirtschaftlichen Eigentümer, dem Leasinggeber, zurückgegeben wird. Das Restwertrisiko liegt beim Eigentümer, über die Laufzeit zahlt der Nutzer feste Raten, hat also planbare Kosten. Mehr- oder Minderkilometer werden monetär am Ende ausgeglichen, das heißt nachberechnet oder vergütet. Beim Full-Service-Leasing ergänzen individuell passende Services das Kilometerleasing. „Dieses bietet unseren Kunden den größtmöglichen Service, eine klare Planungsgrundlage und Transparenz“, erklärt Doris Brokamp, Chief Commercial Officer bei der Athlon Germany GmbH. „Unsere Kunden haben die Wahl und können sich ihr eigenes Rundum-sorglos-Paket mit individuell passenden Services zusammenstellen, wie zum Beispiel Reparatur und Wartung, Reifenservice und Schadenmanagement. Außerdem bieten wir den digitalen Führerscheincheck an. Das Full-Service-Leasing empfehlen wir unseren Kunden bei einer Vertragslaufzeit ab 24 Monaten und wenn sie einen Rundumservice wünschen.“ Frank Hägele, Mitglied der Geschäftsleitung Deutsche Leasing AG, Geschäftsfeld Mobility, stellt fest: „Insgesamt haben wir beobachtet, dass gerade bei E-Fahrzeugen der Kilometervertrag erste Wahl ist. Damit können sich Fuhrparkverantwortliche an das Thema E-Mobilität herantasten, ohne ein Restwertrisiko auf sich nehmen zu müssen. Schließlich ist der Gebrauchtwagenmarkt bei E-Fahrzeugen nach wie vor erst im Aufbau und eine genaue Einschätzung der Restwerte noch schwierig.“ Beim Full-Service-Leasing lassen sich als Varianten geschlossene oder offene Abrechnungen vereinbaren. Bei beiden muss der Nutzer konstante Monatsraten zahlen, bei Ersterer trägt der Leasinggeber das Kostenrisiko, dass die Ausgaben die Monatspauschalen übersteigen können. Bei der offenen Abrechnung erfolgt am Ende ein Ausgleich der zu wenig oder zu viel gezahlten Kosten.
Einen innovativen Weg geht die LeasePlan Deutschland GmbH mit der Vertragsvariante „Profit Sharing“, die Commercial Director Christopher Schmidt erläutert: „Ab einer Fuhrparkgröße von 26 Fahrzeugen bietet das Profit Sharing die Möglichkeit, jährlich für alle vertragskonform zurückgegebenen Fahrzeuge 50 Prozent der erwirtschafteten Überschüsse aus den Bereichen Fahrzeugwartung, Reifen und Fahrzeugverkauf zurückzuerhalten. Ergibt der jährliche Saldo in diesen Bereichen eine Unterdeckung, geht diese komplett zu unseren Lasten. Bei der Vertragsart Profit Sharing wird von LeasePlan für alle Flottenfahrzeuge, die innerhalb eines Kalenderjahres regulär zurückgegeben werden – jedoch mindestens zehn –, eine jährliche Abrechnung erstellt, die die kalkulierten und tatsächlich angefallenen Werte aus den Bereichen Gebrauchtwagenverkauf sowie Instandhaltung und Reifen im Gesamtsaldo transparent gegenüberstellt. LeasePlan trägt das Risiko bei Gebrauchtwagenverkauf, Instandhaltung und Reifen zu 100 Prozent. Erzielen wir nicht den kalkulierten Verkaufswert, trägt LeasePlan die komplette Unterdeckung. Entwickelt sich der Gebrauchtwagenmarkt jedoch positiver als geschätzt, partizipiert der Leasingnehmer an dieser positiven Entwicklung, denn beim Profit Sharing erhält er die Erlöse, die über den kalkulierten Wert hinausgehen, zu 50 Prozent zurück. Bei den Serviceleistungen Instandhaltung und Reifen sind die Kosten gedeckelt – ergibt sich ein Plus, zahlt LeasePlan diesen Betrag zu 50 Prozent an den Kunden aus. Weitere Services werden bei Einzelvertragsende nach tatsächlichen Kosten abgerechnet. Beim Profit Sharing weisen wir alle Kostenbestandteile im Online-Reporting offen aus.“
Restwertverträge gehen in der Regel mit Monatsraten einher, die auf Grundlage eines bei Abschluss kalkulierten beziehungsweise erwarteten Restwerts am Laufzeitende berechnet werden. Je höher der zu erwartende Restwert veranschlagt wird, umso niedriger sind die Monatsraten. Fällt am Ende der tatsächliche Restwert niedriger aus, muss der Leasingnehmer die Differenz ausgleichen; fällt er höher aus, kann der Leasingnehmer am Mehrerlös beteiligt werden. Wenn ein Andienungsrecht vereinbart wurde, ist der Leasingnehmer verpflichtet, das Objekt zum noch nicht amortisierten Restwert zu kaufen. Für wen eignen sich Restwertverträge? Die Raiffeisen-IMPULS Fuhrparkmanagement GmbH & Co. KG empfiehlt diese bei individuellen Umbaumaßnahmen am Fahrzeug oder wenn ein weiterer Einsatz geplant ist. Bei der Santander Consumer Leasing GmbH weist Sascha Iff, Leiter Vertrieb Großkunden Leasing Mobilität, darauf hin, dass diese Variante für bestimmte Kundengruppen von Vorteil sei, da die Vertragsart eine flexible Nutzung nach dem Vertragsende offenhält. Restwertverträge können bei ihnen seit Kurzem zusammen mit einem Wartungspaket abgeschlossen werden.
Eine seltenere Variante ist das Sale and Lease Back: Der Leasinggeber kauft die Flottenfahrzeuge auf und verleast sie an das Unternehmen zurück. So erhält es kurzfristig liquide Mittel und kann die oben genannten Vorteile des Leasings nutzen.
Wesentliche Anforderungen der Kunden an jede Leasingvertragsvariante sind Transparenz und eine gewisse Flexibilität. Das wissen auch die Dienstleister und richten ihre Leistungen und Tools darauf aus. Denn auch wer das Fuhrparkmanagement weitestgehend outsourct, sollte die Kosten kennen, um die Daten interpretieren und die richtigen Optimierungsschritte einleiten zu können. Christoph von Meyer, Leiter Vertrieb und Marketing bei der Alphabet Fuhrparkmanagement GmbH, dazu: „Mithilfe verschiedener digitaler Tools haben unsere Kunden die Möglichkeit, nicht nur ihre Kosten, sondern auch den Verbrauch und viele weitere Informationen zu ihren Fahrzeugen und deren Nutzung auf einen Blick zu erhalten. So bieten wir mit dem Alphabet Fleet Reporting ein webbasiertes Tool, das eine detaillierte Übersicht über die gesamte Flotte vermittelt. Hieraus können sich die Fuhrparkverantwortlichen detaillierte Auswertungen ziehen, sogenannte Ausreißer schnellstmöglich identifizieren und bei Bedarf entsprechend handeln.“
Die Bereitschaft der Leasinggesellschaften, mehr Flexibilität und Vertragsmodifikationen zu bieten, ist zum einen auf die Bedürfnisse der Kundschaft zurückzuführen, zum anderen ist sie aber auch als Folge der Corona-Pandemie und von Lieferengpässen unumgänglich geworden. Eva Rothe, Commercial Director bei der Arval Deutschland GmbH: „Die größte Stellschraube (für Ersparnis und Flexibilität) markiert unser proaktives Vertragsmanagement. Dieses ermöglicht es unseren Kunden, während der Laufzeit entsprechend ihren individuellen Wünschen und ihrem Nutzungsbedarf auch kurzfristige Vertragsanpassungen vorzunehmen. Bei unvorhersehbaren Ereignissen mit tiefer greifenden Folgen für die Entwicklung der Unternehmen bieten wir zudem verstärkt eine individuelle und persönliche Beratung an, um Leasingraten und Flottenprofile zu optimieren.“ Dem Wunsch nach größerer Flexibilität in Bezug auf Laufzeiten können Leasinggesellschaften selbstverständlich nachkommen. Auch wenn Ralph Weichselbaum, Leiter Vertrieb an Key Accounts und Sonderzielgruppen der Volkswagen Leasing GmbH, keine grundsätzlichen Veränderungen im Hinblick auf Leasingverträge wie auch auf Laufzeit-/Laufleistungskombinationen bei den Kunden von Volkswagen Leasing feststellt – diese liegen laut seiner Aussage im Großkundenbereich immer noch bei rund drei Jahren und 30.000 Kilometern pro Jahr – einen wesentlichen Punkt gibt er zu bedenken: „Sicherlich ist der Wunsch nach Flexibilität größer geworden. Diesen können wir beispielsweise durch unsere Langzeitmiete erfüllen. Unabhängig davon geht eine höhere vertragliche Flexibilität beziehungsweise kürzere Laufzeiten auch mit höheren Kosten einher. Dementsprechend sollten Fuhrparkmanager ihren tatsächlichen Mobilitätsbedarf genau analysieren.“ Ein wichtiger Hinweis, der auch noch einmal aufzeigt, wie notwendig es ist, die Car-Policy des Unternehmens stets im Blick zu haben und von Zeit zu Zeit anzupassen.
Gerade weil die Wirtschaft vielerlei Einflüssen ausgesetzt ist und mitunter plötzliche Veränderungen ein Umdenken erforderlich machen, können Planungen im Fuhrparkmanagement nicht mehr nach den altbewährten Mustern erfolgen. Gute Dienstleister an der Seite zu haben, die ihre Beratungskompetenz aus vielen, dem Fuhrpark und der Wirtschaft zugewandten Disziplinen beziehen, ist wichtig. So können Fuhrparkverantwortliche eine Win-win-Kombination mit der Kenntnis über ihre Flotte und der Praxiserfahrung gestalten.