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Man muss keine ultrateuren Sportwagen fahren, um in das Fadenkreuz von Autospottern zu geraten. Auch mit dem Enyaq Coupé RS iV passiert das, zumindest, wenn er in dieser extrovertierten Unilackierung Mamba-Grün erscheint. Das in die Richtung Neonstyle gehende Grüngelb ist wirklich ein totaler Blickfänger. Aber das Karosseriedesign selbst ist auch nicht von schlechten Eltern. Vor allem die sanft abfallende Heckpartie verleiht dem SUV eine gewisse Coupéhaftigkeit, die am Ende eben auch zu der Bezeichnung „Coupé“ führt. Dann kommen noch die schwarzen Akzentteile inklusive Kühlergrill mit prägnanter Beleuchtung dazu – das Auto macht in dieser Konstellation schon extrem an. Auch sämtliche Modellschriftzüge sind in schwarz ausgeführt, natürlich ebenso das verschämt an den Seiten prangende RS-Logo. Eine dezente seitliche Sicke macht den Tschechen außerdem athletisch, wo wir schon beim Stichwort wären. Denn das etwas später nachgereichte Topmodell des Enyaq beherbergt nicht nur einen, sondern gleich zwei Motoren unter dem Blech – ausgeführt als Asynchron-Aggregat vorn und permanenterregte Synchronmaschine an der Hinterachse.

Gemeinsam greifen die Triebwerke mit 299 PS an und liefern wahrlich genug Punch, um den 2,3-Tonner mit Schmackes nach vorn zu wuchten. So vergehen lediglich 6,4 Sekunden, bis der grüne Blitz Landstraßentempo erreicht. Wer jetzt aber denkt, das Fahren mit dem Tschechen fühle sich an wie der Ritt auf der Kanonenkugel. Nein, dem ist nicht so. Das Ingenieur-Team hat den Allradler eher moderat abgestimmt, und so bewirkt das Durchdrücken des rechten Pedals ein sanftes Hochlaufen mit einem Hauch von Nachdruck. Und das macht der RS in dieser Manier, bis die abgeregelte Geschwindigkeit von 180 km/h erreicht wird. Ob ein solches Tempo als Reisegeschwindigkeit beim batterieelektrischen Fahrzeug Sinn macht, hängt sicherlich vom Ziel ab, aber der Luftwiderstand wächst jedenfalls exponentiell und treibt den Verbrauch in die Höhe. Nichtsdestotrotz muss man sagen, dass die häufig erwähnte „Reichweitenangst“ kein Thema mehr ist. Bei gut temperierter Batterie dauert es etwas mehr als eine halbe Stunde, bis die Batterie von zehn auf 80 Prozent Ladestand gebracht werden kann – rund 500 Kilometer gemittelte WLTP-Reichweite sind allerdings praxistauglich. Und das Schnellladenetz ist jedenfalls hierzulande dicht.

Natürlich muss man sich aktuell noch umgewöhnen, wenn man mit einem batterieelektrischen Fahrzeug viele Kilometer zurücklegt. Doch die Ladezeiten werden noch kürzer in den nächsten Jahren. Damit der Enyaq möglichst effizient unterwegs ist, spendiert ihm der Konzern gegen 848 Euro (netto) Aufpreis eine Wärmepumpe. Zwar setzt der elektrische Antriebsstrang lange nicht so viel Wärme frei wie ein Verbrenner – aber der Akku wird bei ordentlicher Beanspruchung durchaus warm. Und diese Wärme wird an kalten Tagen zur Beheizung des Innenraums genutzt. Reicht das nicht, muss aus der Traktionsbatterie zugeflüstert werden, was wiederum die Reichweite verringert. Mit einer Kapazität von 77 kWh steht der Škoda allerdings gut im Futter und bleibt selbst bei Minusgraden ein zuverlässiger Partner auf der Fernreise.

Es wäre fast zu schade, dieses Multifunktionsauto nicht als Langstreckler einzusetzen – denn man muss den Enyaq fast schon als Komfortoase bezeichnen. Anschmiegsame Ledersessel mit sportlich ausgeprägten Seitenwangen schrumpfen lange Aufenthaltszeiten gefühlt zu einem kurzen Augenblick. Über Platz muss man nicht reden, der Enyaq ist luftig durch und durch. Dank 2,77 Metern Radstand sitzt es sich auch im Fond ausladend – die Lehnen der Vordersitze scheinen weit entfernt. Und man muss sich nicht lange umsehen, um schon die ersten „Simply Clever“-Details zu entdecken. Klappt man die Fond-Armlehne heraus, kommt prompt die Smartphone-Halterung zum Vorschein. Markenfans (und solche, die es noch werden möchten) müssen selbstverständlich nicht auf Klassiker wie Eiskratzer und Regenschirm verzichten. Schicke Dekorstreifen sind etwas fürs Auge, die Verarbeitung ist solide – so gehört sich das für einen Škoda. In Wagenfarbe abgesetzte Nähte sorgen für Extravaganz. Bleibt die Frage, wie man mit dem modernen Enyaq umgehen kann, in dem analoge Techniken nicht mehr vorzufinden sind.

Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist, dass das klassische Kombiinstrument reduziert ausfällt. Den richtigen Infotainment-Kick gibt es beim Anblick des zentralen Touchscreens im Riesenformat, über den man so ziemlich alles steuern kann. Kombiniert mit der darunter angelegten Reihe physischer Tasten klappt die Bedienung ganz gut. Auf diese Weise kann man Themenkomplexe einfacher darbieten, indem per Knopfdruck eine Vorauswahl getroffen wird. Ob Assistenz, Fahrzeugfunktionen oder Klima – es geht strukturiert vonstatten. Auch die Auswahl des gewünschten Fahrprofils gelingt so denkbar simpel. Empfehlenswert ist übrigens die Komfort-Stellung, in der das Gefährt wirklich geschmeidig selbst über frostgeplagte Straßen rollt. Und das, obwohl beim Testwagen opulente 20-Zöller montiert sind.

Zum Netto-Grundtarif von 52.067 netto gibt es das potente Enyaq Coupé RS iV – damit ist es dieses Jahr noch mit 7.500 Euro förderfähig. Wird das Fahrzeug erst im Jahr 2023 zugelassen, sinkt die Fördersumme auf insgesamt 4.500 Euro.

Weiterhin interessant bleibt, dass die pauschale Versteuerung privater Fahrten auf Basis des halbierten Bruttolistenpreises erfolgt. Wer den Enyaq RS bestellt, bekommt schon jede Menge Features frei Haus. Darunter befindet sich auch der adaptive Tempomat mit sensibler Regelung. Selbst im Fall eines kurzfristig einscherenden Verkehrsteilnehmers bremst der Škoda immer noch betont sanft – und natürlich bis zum Stillstand, wenn der Vordermann anhält. Natürlich beinhaltet dieses Package auch einen autonomen Notbremsassistenten. Und sonst? Die Klappe, hinter der bei Bedarf nutzwertige 1.610 Liter Ladegut untergebracht werden können, schließt serienmäßig elektrisch. Ein fancy Head-up-Display mit Augmented Reality-Elementen, Navigationssystem, LED-Matrixscheinwerfer mit adaptiver Steuerung, Parkpiepser und Rückfahrkamera zählen ebenfalls zu den Selbstverständlichkeiten. Sogar das große, lichtspendende Panorama-Glasdach ist stets mit von der Partie. Nur der Sonderlack Mamba-Grün muss mit 344 Euro (netto) extra abgeholten werden. Schönheit will nun einmal bezahlt werden.