PDF DOWNLOAD

Flottenmanagement: Frau GlanzmannSchaar, Herr Buchmüller, Ford ist ein wichtiger Anbieter im Flottengeschäft in Deutschland. Wie hat sich, insbesondere vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie sowie den jüngsten Lieferketten-Problemen, das Großkundengeschäft in den letzten zwei Jahren entwickelt?

Kerstin Glanzmann-Schaar: Wir wurden und werden in der gleichen Weise vor die Herausforderungen gestellt wie andere Hersteller – sei es die COVID-19-Pandemie mit Lockdowns, die Halbleiterknappheit oder die Folgen des Ukraine-Kriegs mit weitreichenden Auswirkungen auf unsere Lieferketten. Damit einher geht ein Rückgang bei den Zulassungszahlen in der gesamten Automobilindustrie, aber dies je nach Kundensegment in sehr unterschiedlichem Ausmaß: So stellt sich für uns die Nachfrage im gewerblichen Bereich als wesentlich robuster dar als im Privatkundengeschäft. Und für uns ganz wichtig, auch mit Blick auf die Zukunft: Diese robuste Nachfrage bezieht sich auch und gerade auf unser Nutzfahrzeuggeschäft.

Wilhelm Buchmüller: Wir freuen uns über aktuell volle Auftragsbücher und würden gerne mehr Fahrzeuge produzieren als momentan aufgrund der erwähnten Faktoren möglich. Unsere Modelle mit vollelektrischem oder Plug-in-Hybrid-Antrieb – wie der neue E-Transit oder der Kuga PHEV – versuchen wir bevorzugt zu produzieren, sodass unsere Kunden den Einstieg in oder Umstieg auf die Elektromobilität mit uns vollziehen könnten. Unterstützend halten wir eine Flotte von Testfahrzeugen bereit, damit unsere Kunden in der Praxis prüfen können, ob und wie sich beispielsweise ein E-Transit in ihren Flottenalltag integrieren lässt.

Flottenmanagement: Ford bietet als Vollsortimenter vom Kleinwagen über Van und SUV bis hin zum Pick-up und natürlich der großen Transporter-Palette nahezu in jedem Segment eine Lösung an. Welches sind aktuell Ihre Topseller im Flottengeschäft, welche Trends können Sie erkennen?

Wilhelm Buchmüller: Unsere Brot-und-Butter-Baureihe im Pkw-Bereich ist nach wie vor der Ford Focus. Bei den Nutzfahrzeugen ist es der Transit Custom, der im Ein-Tonnen-Segment angesiedelt ist. Wir merken insbesondere bei den Betreibern von kleinen und mittelgroßen Flotten, die oftmals kein starres Car-Policy-Korsett haben, dass dort die Nachfrage nach SUV- und Crossover-Modellen sehr hoch ist. Noch deutlicher wird dieser Trend, wenn man sich das gewerbliche Kundensegment komplett anschaut – dann nämlich liegen die Ford-Baureihen Focus und Kuga gleichauf. Der Kuga folgt aber auch einem weiteren Trend, nämlich dem der Elektrifizierung. Mittlerweile entfallen drei von vier Kuga-Bestellungen auf die Plug-in-Hybrid-Variante und dies kommt nicht von ungefähr, denn einerseits ist die staatliche Umweltprämie, so lange es sie noch gibt, ein wichtiges Argument und andererseits sind es die Vorteile bei der Versteuerung des geldwerten Vorteils für Dienstwagennutzer.

Flottenmanagement: Ford hat große Investitionen in Sachen Elektrifizierung angekündigt, sowohl bei Pkw als auch bei Nutzfahrzeugen. Wie sieht im Großkundensegment die Elektrostrategie aus?

Kerstin Glanzmann-Schaar: Wir befinden uns in Köln am zentralen Elektrifizierungsstandort von Ford in Europa. Das ist kein Werbeslogan, sondern hier auf dem Werksgelände in Köln-Niehl entsteht gerade mit einem Investitionsvolumen von rund zwei Milliarden US-Dollar das Cologne Electrification Center CEC. Bereits im nächsten Jahr wird dort ein vollelektrischer mittelgroßer, fünfsitziger Sport-Crossover vom Band rollen. Den Namen des Fahrzeugs und das Fahrzeug selbst werden wir noch in diesem Jahr vorstellen. 2024 wird dann, ebenfalls im CEC, die Produktion eines zweiten batterieelektrischen Pkw-Modells anlaufen.

Wilhelm Buchmüller: Es zeigt sich, dass sich gewerbliche Kunden mit dem Thema Elektromobilität sehr stark beschäftigen. Denn sie müssen sich fragen, wie sie ihre Mitarbeiter künftig mobil halten, aber auch, wie sie als Unternehmen nachhaltig werden können. Es geht also um moderne, zukunftsgerichtete Mobilitätslösungen und damit automatisch früher oder später um das Thema Elektromobilität. Daher unterhalten wir, wie schon erwähnt, für unsere Flottenkunden eine relativ große Testwagenflotte und stellen diese Fahrzeuge auch für mehrere Tage zur Verfügung. Aber unser Angebot, ja unsere Unterstützung, hört hier nicht auf. Mit Ford Pro bieten wir den Kunden ein komplettes Ökosystem aus einer Hand, das vom Produkt über den Service, die Themen Charging und Software bis hin zur Finanzierung maßgeschneidert auf die Kundenanforderungen zugeschnitten ist.

Flottenmanagement: Was verbirgt sich hinter Ford Pro und wie können Gewerbeund Großkunden hiervon profitieren?

Kerstin Glanzmann-Schaar: Bei Ford Pro, das „Pro“ steht für „Produktivität“, handelt es sich um ein neues Vertriebsund Serviceangebot, das speziell für die unterschiedlichen Bedürfnisse von Gewerbekunden jeder Größe entwickelt wurde. Das heißt: Wir schauen genau hin und hören exakt zu, was unsere Kunden wollen und brauchen. Am Ende des Tages geht es doch darum, die Kunden mobil zu halten – dies aber unterdemGesichtspunkteinermöglichstgeringen Komplexität bei gleichzeitiger Erhöhung der Produktivität für die Ford Pro-Nutzer. Ein zentrales Element dieses Ford Pro-Ökosystems sind elektrifizierte Nutzfahrzeuge wie der E-Transit und der künftige E-Transit Custom. Wir fangen mit den Nutzfahrzeugen an und rollen die Ford Pro-Angebote im weiteren Verlauf sukzessive auf den Pkw-Bereich aus.

Wilhelm Buchmüller: Am Beispiel des E-Transit lässt sich sehr gut verdeutlichen, was Ford Pro ist. Mit dem E-Transit bieten wir ein Nutzfahrzeug, bei dem der Kunde weder in puncto Reichweite – sie beträgt bis zu 317 WLTP-Kilometer – noch bei der Zuladung Kompromisse eingehen muss, da sich die Batteriepacks unter dem Ladeboden befinden. Gleichzeitig haben wir ein Special Vehicle Team gegründet, das ausschließlich individuelle Lösungen für unsere Kunden realisiert, denn im Nutzfahrzeugbereich wird der Großteil der Basisfahrzeuge nach Kundenwünschen umoder ausgebaut. Außerdem ist bei einem Elektrofahrzeug das Thema Laden von entscheidender Bedeutung. Auch hier haben wir ein Team aufgebaut, das für die Kunden Ford ProLadelösungen entwickelt – von der Beratung über die Installation der Ladepunkte und ihrer Wartung bis zur Abrechnung. Ebenfalls erwähnenswert ist der Ford Pro-Servicebereich.

Flottenmanagement: Was ist mit Servicebereich gemeint?

Wilhelm Buchmüller: Ein Beispiel: Wäre es nicht schön, wenn man sein Nutzfahrzeug für die nächste Inspektion nicht in die Werkstatt bringen müsste, sondern der Servicetechniker nach Hause oder zum Arbeitsplatz käme? Genau das hat der Ford Pro Service mit einem inzwischen erfolgreich abgeschlossenen Pilotprojekt für 30 Flottenkunden ermöglicht. Fünf Händlerbetriebe in Deutschland setzten dafür voll ausgestattete Ford Transit-Werkstatt-Servicefahrzeuge ein. Die mobilen Werkstatt-Crews erledigten beim Kunden vor Ort 70 bis 75 Prozent der Leistungen einer stationären Ford Händler-Werkstatt – von Software-Updates über Inspektionsund Wartungsarbeiten bis hin zu Verschleißreparaturen. Die mobilen Werkstatt-Teams konnten dabei online auf alle Daten sowie technischen Informationen aus den Ford-Systemen zugreifen, die sie zu den jeweiligen Fahrzeugen benötigten.

Kerstin Glanzmann-Schaar: Das sehr erfolgreiche Pilotprojekt fand von Anfang Januar bis Ende März 2022 statt. Die technische Voraussetzung war, dass die Kundenfahrzeuge ein Modem an Bord haben, das Fahrzeugdaten übertragen kann. Und natürlich musste der Kunde dieses Modem auch aktivieren, also dem Datentransfer aktiv und ausdrücklich zustimmen, denn Datenschutz hat bei uns höchste Priorität. Aufgrund der überaus positiven Resonanz der beteiligten Ford-Händler und Flottenkunden will Ford sein mobiles Serviceangebot nun deutschlandweit ausweiten. Das Angebot richtet sich zunächst an alle Ford-Flottenkunden mit mehr als 50 Nutzfahrzeugen.

Flottenmanagement: Auf die Zielgruppe zugeschnittene Leasing-, Finanzierungs- und Serviceangebote sind inzwischen fast genauso wichtig wie die Fahrzeuge selbst. Wie ist Ford hier aufgestellt?

Kerstin Glanzmann-Schaar: Ein aktuelles Beispiel: Am 1. Juli haben wir die Kooperation mit ALD Automotive im Bereich Ford Fleet Management verkündet. Damit weiten wir die bereits bestehende Partnerschaft im Bereich Ford Lease aus. Mit Ford Fleet Management erhalten die Kunden eine Komplettlösung für die Bestellung, Finanzierung und Verwaltung von Fahrzeugen während ihres gesamten Lebenszyklus. Außer der Ford-Produktpalette können auch Pkw undleichteNutzfahrzeugeandererHersteller miteinbezogen werden, sodass auch Kunden mit Mehrmarken-Flottenverträgen das Leistungsspektrum von Ford Fleet Management nutzen können. Auch das Thema Überbrückungsfahrzeuge gehört zu unserem Ansatz, den Kunden mobil zu halten, und wird über Ford Fleet Management abgebildet.

Wilhelm Buchmüller: Zur Überbrückung von Lieferzeiten oder auch zur Abdeckung von Probezeiten lohnt sich auch ein Blick auf das „Ford Auto Abo“, das wir zusammen mit dem Unternehmen Fleetpool im März dieses Jahres eingeführt haben. Die Kombination aus maximaler Flexibilität mit voller Kostenkontrolle und einfachen Prozessen zusammen mit dem Konzept der All-inclusive-Rate ist grundsätzlich auch für Großkunden interessant.

Flottenmanagement: Auf welche Modellneuheiten kann sich der Fuhrparkleiter in den nächsten zwölf Monaten freuen?

Wilhelm Buchmüller: Wir gehen bei der Elektromobilität „all-in“, das heißt: Wir zünden auch und gerade im Nutzfahrzeugbereich ein Produktfeuerwerk: Die Produktion des E-Transit ist vor einigen Wochen angelaufen und die Nachfrage ist so stark, dass wir bereits ein Auftragspolster bis fast ans Ende des Jahres haben. Außerdem haben wir vor einigen Wochen den ebenfalls batterieelektrischen E-Transit Custom statisch vorgestellt, der nicht weniger interessant für gewerbliche Kunden sein dürfte und zusammen mit der Pkw-Variante, dem E-Tourneo Custom, nächstes Jahr auf den Markt kommt. Darüber hinaus haben wir angekündigt, 2024 den Transit Courier, ein beliebtes leichtes Nutzfahrzeug, und den Tourneo Courier, ein kompaktes Mehrzweckfahrzeug, als vollelektrische Versionen auf den Markt zu bringen. Dies alles sind neue Generationen emissionsfreier Fahrzeuge, optimiert für eine vernetzte Welt. Ab 2030 sollen die elektrifizierten Nutzfahrzeug-Varianten dann bereits zwei Drittel unserer Nutzfahrzeug-Verkaufszahlen in Europa ausmachen.

Kerstin Glanzmann-Schaar: Nicht weniger interessant für Flottenkunden ist die neue Generation des Pick-up-Bestsellers Ford Ranger. Die Topversion, der Ranger Raptor, kommt noch in diesem Jahr auf den Markt, alle anderen Ausstattungsversionen dann 2023. Auch der neue Tourneo Connect feierte dieser Tage seine Markteinführung. Mit Dieselmotorisierung, Allradantrieb und dritter Sitzreihe ist er insbesondere für funktionsorientierte Kunden eine echte Alternative zum Mondeo und zum S-MAX.

Flottenmanagement: Und wie sieht es bei den Pkw-Neuheiten aus?

Wilhelm Buchmüller: Im nächsten Jahr rollt aus dem bereits erwähnten Cologne Electrification Center das erste batterieelektrische PkwModell aus der Kooperation mit dem VW-Konzern zu den Kunden. 2024 läuft dann die Produktion eines weiteren E-Pkw-Modells im CEC an. Außerdem wird es ab 2024 den Puma auch als batterieelektrisches Modell geben, sodass wir mit dem Mustang Mach-E und den beiden Modellen aus der Kooperation mit Volkswagen dann vier E-Pkw-Modelle haben werden. Kurzum, es sind viele Produkte in der Pipeline und wir glauben, dass wir damit die Weichen für weiteres Wachstum gestellt haben.

Kerstin Glanzmann-Schaar: Unsere Verkaufsziele sind entsprechend ehrgeizig: Ab 2026 wollen wir jedes Jahr mehr als 600.000 E-Fahrzeuge, Pkw und Nutzfahrzeuge, in Europa verkaufen. Global wollen wir 2026 bereits mehr als zwei Millionen Elektrofahrzeuge absetzen, was rund einem Drittel des weltweiten Verkaufsvolumens von Ford entspricht – dieser Anteil soll bis 2030 sogar um die Hälfte zulegen. Unser Ziel ist es, mit E-Fahrzeugen dieselben oder sogar größere Marktanteile in Segmenten zu erobern, in denen wir bereits führend sind.

Flottenmanagement: Was ist mit dem Ford Bronco, den Sie unlängst vorgestellt haben?

Wilhelm Buchmüller: Den Bronco haben wir am 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, statisch in Köln vorgestellt. Er steht wie kein anderes Ford-Modell für Unabhängigkeit, Freiheit und Abenteuer. Wir nennen das „Adventurous Spirit“. Natürlich bedienen wir mit dem ikonischen Bronco vor allem den Privatkundenbereich, jedoch sind wir davon überzeugt, dass er auch bei User-Choosern und auf Geschäftsführerebene seine Fans finden wird.

Flottenmanagement: Welches sind Ihre mittel- und langfristigen Ziele im Flottenmarkt in Deutschland?

Wilhelm Buchmüller: Wir haben eine klare strategische Fokussierung auf Nutzfahrzeuge: Die erwähnten Modelle, die kurzund mittelfristig zu den Händlern rollen, spiegeln das wider. Wir sind bei den leichten Nutzfahrzeugen bereits die Nummer eins in Europa, in Deutschland sind wir noch die Nummer drei und daher wollen wir gerade hier im Inland angreifen. Dabei helfen uns nicht nur die Produkte, sondern auch die anderen aufeinander abgestimmten Ford Pro-Bausteine, die in diesem Umfang und in dieser Flexibilität kein anderer Wettbewerber bieten kann.

Kerstin Glanzmann-Schaar: Ein wichtiger Punkt aus meiner Sicht ist, dass wir nicht mehr nur allein auf das Verkaufsvolumen schauen, sondern wirklich Detailarbeit leisten. Wir hören unseren Kunden also genau zu und bieten ihnen darauf basierende maßgeschneiderte Lösungen. Dieses vertrauensvolle Verhältnis wird auch der Schlüssel zum künftigen Erfolg sein.