
Flottenmanagement: Herr Djuren, seit Juli 2021 sind Sie Geschäftsführer von Kia Deutschland, bereits seit Juli 2019 verantworten Sie als Director Sales die Vertriebsaktivitäten des Unternehmens. Was hat sich seit Ihrem Start bei Kia in Deutschland getan?
Thomas Djuren: In den vergangenen zwei Jahren ist bei Kia viel passiert. Sowohl hinsichtlich der Modellpalette als auch bei der Vielfalt an Antriebsvarianten sind wir so breit aufgestellt wie noch nie. Wir bieten praktisch alles an, was der Markt verlangt, angefangen bei klassischen Verbrennern über Mild-Hybride, Vollhybride sowie Plug-in-Hybride bis hin zu rein batterieelektrischen Fahrzeugen. Elektrifizierte Fahrzeuge sind für Kia also längst kein ökologisches Feigenblatt mehr, sondern echtes Geschäft. Das heißt im Detail: Ein gutes Drittel der Fahrzeuge wird mittlerweile mit Stecker verkauft. Daher sind wir sehr stolz darauf, dass der Mehrwert, den unsere Ingenieure durch ihre Entwicklungsarbeit fortwährend generieren, auch spürbar bei den Kunden ankommt und wir gleichzeitig den Kunden je nach Situation über eine Auswahl an Optionen in Bezug auf Größe, Antrieb und Leistung ein passendes Angebot unterbreiten können.
Flottenmanagement: Wie in vielen anderen Bereichen kam es wegen der COVID-19-Pandemie auch in der Automobilbranche zu Beeinträchtigungen und Shutdowns. Welchen Einfluss hatten die verschiedenen Lockdown-Phasen auf Ihr Geschäft und mit welchen Strategien sowie Maßnahmen haben Sie darauf reagiert?
Thomas Djuren: Die Pandemie hat uns alle vor ungeahnte Herausforderungen gestellt, deren Bewältigung auf geschäftlicher Ebene nicht zuletzt eine gründliche Überprüfung vorhandener Prozesse erfordert hat. Die sich dadurch bietenden Chancen haben wir genutzt, vieles digitalisiert, beispielsweise einen virtuellen Schauraum ins Leben gerufen, aber auch Standarddienstleistungen, etwa die Fahrzeugauslieferung durch den Handel, kontaktfrei gestaltet. Gleichzeitig hat uns der Umstand geholfen, dass wir – im Gegensatz zu manch anderer asiatischer Marke – eine lokale Produktion in Europa haben und so von kurzen Lieferwegen profitieren konnten. Zudem waren wir insbesondere bei den Plug-in-Hybriden und den Elektrofahrzeugen voll lieferfähig, was uns – gepusht durch die verbesserten Förderungen – viele Aufträge im Bereich alternativer Antriebe beschert hat und nach wie vor beschert. All diese Faktoren haben dazu beigetragen, den Kia-Marktanteil in Deutschland zu vergrößern. Und das schon, bevor mit dem EV6 sowie dem neuen Sportage zwei ganz wichtige Fahrzeuge auf den Markt kommen, die die neue Markenidentität zum ersten Mal auch für den Kunden erlebbar machen werden.
Flottenmanagement: Das neue Jahr begann bei Kia fulminant: neues Logo, neuer Markenslogan, neues Markenziel und eine neue Strategie. Können Sie einmal kurz die Ziele der Neuausrichtung der Marke Kia beschreiben?
Thomas Djuren: Mit dem Launch des neuen Markenlogos haben wir natürlich viel mehr verändert als nur die Schrift oder die Bildmarke des Unternehmens. Letztlich geht es darum, den Kunden in das Zentrum unseres Handelns zu stellen. In Zukunft werden wir nicht nur Fahrzeuge, sondern ganzheitliche Mobilitätslösungen anbieten, die den sich ändernden Bedürfnissen der Kunden Rechnung tragen. Dazu zählen zum Beispiel Abomodelle, aber auch Carsharing, Ridehailing und Ähnliches. Daneben beschäftigen wir uns intensiv mit der Mobilität von morgen. Das betrifft den Bereich autonomes Fahren, insbesondere aber die fortschreitende Elektrifizierung. Nach dem EV6 werden wir innerhalb der kommenden fünf Jahre sechs weitere Elektrofahrzeuge auf unserer neuen modularen EV-Plattform präsentieren, zudem vier Modelle auf Basis bestehender Modelle mit Verbrennungsmotor. Dass wir qualitativ sehr hochwertige Fahrzeuge mit einem attraktiven Design und neuesten Technologien herstellen, ist den Kunden inzwischen bekannt. Die Zeit der „Power to Surprise“ ist also vorbei. Unser neuer Slogan „Movement that inspires“ soll verdeutlichen, dass wir mit ganzheitlich gedachten Mobilitätslösungen den Raum für den Kunden schaffen, sich mit den Dingen zu beschäftigen, die ihm wirklich am Herzen liegen.
Flottenmanagement: Das Portfolio von Kia reicht vom Kleinstwagen bis hin zur oberen Mittelklasse. Welche Modelle sind aktuell besonders erfolgreich?
Thomas Djuren: Wie bereits erwähnt, verkaufen wir heute ein gutes Drittel unserer Fahrzeuge mit Stecker. Daher sind alternative Antriebe für uns längst keine Nische mehr, sondern eine wesentliche Säule unseres Geschäfts. Mit dem neuen EV6, dem ersten ausschließlich für den Elektroantrieb entwickelten Kia, unterstützen wir zudem den Wandel von einer Marke, deren Produkte in der Vergangenheit oft aus Vernunft gekauft wurden, zu einer Marke mit sehr emotionalen Produkten, was wir mit ProCeed und Stinger bereits bewiesen haben. Die Resonanz der Kunden seit der Öffnung des EV6-Bestellsystems ist überwältigend. Und das, obwohl die Kunden das Fahrzeug vor der IAA noch nicht live sehen konnten. Daneben profitieren wir davon, dass wir Fahrzeuge anbieten, die nicht nur in Europa gefertigt werden, sondern auch speziell für Europa designt, entwickelt und darauf abgestimmt sind. Das gilt sowohl für die Europa-exklusive Ceed-Familie mit ihren vier Karosserievarianten, die natürlich auch elektrifiziert angeboten werden, als auch für den Sportage, dessen fünfte Generation Anfang 2022 auf die europäischen Straßen rollen wird – dann erstmals auch als Plug-in-Hybrid. Erfolge sind aber durchaus auch bei den internationalen Modellen zu vermelden, etwa beim neuen Sorento, bei dem sich der Auftragseingang im Vergleich zum Vorgänger fast verdoppelt hat.
Flottenmanagement: Mit dem EV6, dem ersten rein batterieelektrischen Modell nach der neuen Kia-Designphilosophie „Opposites United“, möchten Sie ja die Neuausrichtung der Marke symbolisieren. Inwieweit lässt sich die Neuausrichtung der Marke im EV6 erkennen? Welche Aspekte und Details machen den EV6 dabei auch interessant für Dienstwagenberechtigte?
Thomas Djuren: Der EV6 bietet ein breites Spektrum an Antrieben, Batteriegrößen und Ausstattungsvarianten, sodass dort für nahezu jeden etwas Passendes dabei ist, natürlich auch im Hinblick auf die magische Grenze von 60.000 Euro beim Bruttolistenpreis. Man kann also zu Recht behaupten, dass wir für Dienstwagennutzer, die von der O,25-Prozent-Versteuerung profitieren möchten, ein hervorragend ausgestattetes Fahrzeug auch mit Allrad bereithalten. Gleichzeitig ist es unser erstes Fahrzeug auf der neuen E-GMP-Plattform mit standardmäßiger 800-Volt-Ladetechnologie, neuer „Vehicle to Load“-Funktion (V2L), mit der Energie aus der Fahrzeugbatterie entnommen werden kann, mit einem neuen Infotainmentsystem und einem Cockpit-Layout, das dem Kunden viele neue Funktionen und Möglichkeiten bringt. Die oft im Zusammenhang mit der Elektromobilität angeführte „Reichweitenangst“ hat mit dem EV6 ein Ende: Dank der 800-Volt-Technologie, die bislang hochpreisigen Premiumfahrzeugen vorbehalten war, reichen 4,5 Minuten, um 100 Kilometer Reichweite nachzuladen. In weniger als 18 Minuten ist die Batterie von 10 auf 80 Prozent gefüllt. Mit KiaCharge launchen wir auch gerade eine einheitliche Ladelösung, mit der unsere elektrifizierten Modelle an nahezu allen Ladepunkten in Europa problemlos laden können. Das umfasst auch die IONITY-Schnelllader, an denen KiaCharge- Kunden optional derzeit für 0,29 Euro pro Kilowattstunde laden können. Diese Services werden stetig ausgebaut und zukünftig auch mit Flottenfunktionalitäten ergänzt, sodass wir dem Kunden von Anfang bis Ende einen umfassenden, aber vor allem einfachen Umstieg auf die Elektromobilität ermöglichen können.
Nicht vergessen darf man, dass der EV6 dank eines Radstandes von 2,90 Metern eine Geräumigkeit bietet, die bislang nur in höheren Fahrzeugsegmenten zu finden war. Das bedeutet mehr Platz im Innenraum, den die Passagiere beispielsweise auf den Relax-Sitzen genießen können. Und nicht zuletzt verfügt der EV6 natürlich über die Sieben-Jahre-Garantie auf das gesamte Fahrzeug, die Batterie und alle Antriebskomponenten.
Flottenmanagement: Für viele Unternehmen ist die Elektromobilität noch immer Neuland. Wie kann Kia Unternehmen beim Weg in die Elektromobilität unterstützen? Welche Zusatzleistungen über die Fahrzeuge hinaus bieten Sie an?
Thomas Djuren: Wir sind beim Thema Elektromobilität sehr gut aufgestellt, was nicht zuletzt auch an einigen Key-Accountern liegt, die das Thema sehr ausgeprägt leben. Aber natürlich geht die Beratungskompetenz hier über den „normalen“ Verkauf beziehungsweise das Leasing eines Fahrzeugs hinaus – angefangen bei der Vorstellung von KiaCharge über die Analyse der Ladeinfrastruktur vor Ort gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Allego bis zur Beratung hinsichtlich der Förderprogramme, die dem Kunden unter Umständen zusätzlich zur Verfügung stehen. Unterm Strich also ein breites Angebot an Services, die den Umstieg des Kunden auf die neue Antriebsform so leicht wie möglich machen sollen. Denn uns ist bewusst, dass der erste Eindruck hier entscheidend ist. Daher ist es umso wichtiger, dass ein hierzulande hochemotionales Thema wie der Dienstwagen auch elektrisch ein von Grund auf positives Erlebnis beschert.
Neben den Services rund um die Elektromobilität ist uns aber auch das Feedback unserer Kunden sehr wichtig. So bringen wir in Kürze eine Cargo- Version des e-Soul heraus, die aus der Nachfrage unserer Kunden entstanden ist. Das Besondere hierbei ist, dass wir jede e-Soul-Variante unabhängig von Batteriegröße oder Ausstattung in ein vollwertiges Nutzfahrzeug verwandeln können: mit Trennwand zwischen Fahrgast- und Laderaum, entsprechender Absicherung der Türen, damit kein Ladegut hinausfällt, sowie einem Schienen- und Haltersystem. Doch damit nicht genug: Das Fahrzeug lässt sich komplett zurückrüsten, was natürlich gerade dann von Vorteil ist, wenn man es wieder als Pkw nutzen oder vermarkten möchte. Insgesamt also eine flexible Lösung für das innerstädtische und suburbane Umfeld, welche ganz auf die Vorzüge des e-Soul mit seiner kastenförmigen Grundform sowie einer Reichweite von bis zu 455 Kilometern (in der Stadt durch die Rekuperation über 600 Kilometer) setzt.
Flottenmanagement: Anfang 2022 startet die nunmehr fünfte Generation des Sportage am Markt. Was macht den Sportage auch nach 28 Jahren noch so erfolgreich?
Thomas Djuren: Der Sportage ist seit jeher ein großer Volumenbringer für uns. Er ist sozusagen das Aushängeschild unserer Marke in Europa. In seiner fünften Generation wird Anfang 2022 erstmals eine speziell und exklusiv für den europäischen Markt entwickelte Version in den Handel rollen. Sie unterscheidet sich dabei nicht nur vom Design, sondern auch in puncto Features und bei den Antriebsvarianten von der globalen Variante: Es gibt Dieselmotorisierungen und auch einen Plug-in-Hybrid. Damit wollen wir die erfolgreiche Geschichte des Sportage fortschreiben: Vom SL als großem Designwurf von Peter Schreyer, wodurch die Marke in der Wahrnehmung massiv nach vorn gebracht wurde, über den QL, der im Bereich Haptik, Fahrwerk und Langstreckentauglichkeit einen großen Schritt nach vorn gemacht hat, bis zur neuen Generation mit einem massiv verbesserten Infotainment- und Bedienkonzept, mit einer Plug-in-Hybrid- Variante und natürlich auch mit der neuen Designsprache.
Flottenmanagement: Ein erfolgreiches Flottengeschäft ist heute nicht allein von der Modellpalette abhängig. Es gehören ebenso Aufbau und Pflege von Beziehungen zu Flottenkunden dazu wie ein ausgetüfteltes Rahmenprogramm in den Bereichen Full-Service-Leasing, Garantiebedingungen und Finanzdienstleistungen. Was bietet Kia hier von Haus aus im Einzelnen an?
Thomas Djuren: Wir bieten unseren Kunden alle klassischen Finanzierungsinstrumente an, also Finanzierung, Leasing und Full-Service- Leasing. Dies wird in absehbarer Zeit durch ein Angebot im Bereich Abo ergänzt. Der besonderen Bedeutung der Beziehung zu unseren Kunden tragen wir zum einen über einen eigenen Außendienst und zum anderen über unsere Business-Center Rechnung, die auch entsprechende zusätzliche Dienstleistungen und Services anbieten. Mit der „Kia Driving Experience“ unterbreiten wir unseren Kunden zudem ein emotionales Angebot fern vom alltäglichen Fahrbetrieb, aktuell mit den Modellen ProCeed und Stinger.
Flottenmanagement: Gerade in den letzten Monaten – auch beeinflusst durch die COVID- 19-Pandemie – wird bei Unternehmen sowie Dienstwagennutzern der Ruf nach mehr Flexibilität, aber auch nach digitalen Angeboten immer lauter. Was bietet Kia in diesen Bereichen und wohin geht der Weg aus Ihrer Sicht in Zukunft?
Thomas Djuren: Bei allem, was wir tun, sind unsere Handelspartner eingebunden. Denn letztlich sind sie nicht nur Ansprechpartner vor Ort für alle Belange der Kunden, sondern tragen ganz wesentlich zu deren Zufriedenheit bei. Insofern wird auch bei den digitalen Angeboten keine separate Schiene aufgebaut. So bieten wir bereits heute einen virtuellen Schauraum, die Möglichkeit, Fahrzeuge digital zu erwerben, und eine kontaktlose Fahrzeugübergabe an; sofern der Kunde das wünscht, kann auch ein Hol- und Bringservice über den Handel realisiert werden. Damit sind wir insbesondere mit Blick auf COVID- 19 gut aufgestellt und können die Mobilität unserer Kunden uneingeschränkt sicherstellen, ohne dass dabei das Kundenerlebnis leiden würde.