Bedarfsgerechte Mobilität

<p>Interview mit Gerhard Künne, Vorsitzender der Geschäftsführung der EURO-Leasing GmbH</p>

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Flottenmanagement: Herr Künne, seit dem 1. August 2020 sind Sie neuer Vorsitzender der Geschäftsführung der EURO-Leasing GmbH. Mit welchen Plänen sowie Vorstellungen sind Sie an diese Position herangetreten? Inwieweit können Sie hierbei auf die Erfahrungen aus Ihren vorherigen Führungspositionen bei der Volkswagen Leasing GmbH beziehungsweise Volkswagen Financial Services zurückgreifen

Gerhard Künne: Ich begleite die Gesellschaften, die jetzt die EURO-Leasing bilden, schon seit vielen Jahren. So saß ich bereits im Aufsichtsrat der Euromobil wie auch der EURO-Leasing mit dem damaligen Kerngeschäft im Truckbereich und kannte diese Gesellschaften von daher gut. Wir hatten dann im Aufsichtsrat entschieden, die beiden Unternehmen zusammenzuführen, um die Schwankungen im Transporter- und Lkw-Bereich ausgleichen zu können und gleichzeitig eine Mobilitätsgesellschaft innerhalb des Konzerns zu haben, die auch das gesamte Portfolio des Konzerns abbilden kann – vom Kleinwagen bis zum 40-Tonner. Dies ist dann im Herbst 2019 geschehen, als wir die beiden Gesellschaften in ein großes Unternehmen mit rund 560 Mitarbeitern gewandelt haben. Gleichwohl hatte ich 2017, nach vielen Jahren als Geschäftsführer der Volkswagen Leasing, die Koordinierung der verschiedenen Mobilitätsaktivitäten der Volkswagen Financial Services übernommen und war damit für die Geschäftsfelder Parken, Laden, Tanken, Vermieten sowie Carsharing verantwortlich. Als 2019 die Volkswagen Bank nun aufsichtsrechtlich aus der Volkswagen Financial Services AG herausgetrennt wurde, mussten auch die unterschiedlichen Mobilitätsgesellschaften konsolidiert werden, was im vergangenen Jahr abgeschlossen wurde. Durch die jahrelange enge Verbindung zu diesem Bereich habe ich dann auch dankbar das Angebot von Lars Santelmann, dem Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen Financial Services AG, angenommen, mich um das neu geschaffene Unternehmen zu kümmern.

Flottenmanagement: Bereits zum 30. August 2019 wurden die EURO-Leasing GmbH und die Euromobil Autovermietung GmbH zum Vermietspezialisten unter dem Dach der Volkswagen Financial Services AG verschmolzen. Welche Hintergründe hatte die Bündelung des Vermietgeschäfts in einer Gesellschaft? Wie hat sich das Vermietgeschäft bei Ihnen seither entwickelt

Gerhard Künne: Auf die Hintergründe bin ich gerade schon einmal ein wenig eingegangen, aber dies hat natürlich auch immer etwas mit dem Markt zu tun. Wenn wir uns einmal vor Augen führen, dass das Leasinggeschäft bei der Fahrzeugfinanzierung immer weiter in den Vordergrund rückt, aber gleichzeitig auch immer kürzere Laufzeiten gefordert werden, ist die enge Verbindung von Leasing und Vermietgeschäft bereits deutlich erkennbar. Gleichzeitig haben wir – und dies nicht erst durch die COVID-19-Pandemie – erlebt, dass wir für sich ändernde Lebensumstände wie auch saisonale beziehungsweise temporäre Anforderungen entsprechende Angebote bereithalten müssen, die hochflexibel und gleichzeitig preislich attraktiv sind. Damit einher gehen natürlich die Überlegungen, in welcher Form man die gewünschte Flexibilität auch innerhalb der einzelnen Kundengruppen abbilden kann. Daraus ergaben sich dann die drei Säulen: VW FS | Rent-a-Car als exklusiver Rentalpartner der Konzernmarken, Euromobil als Autovermietmarke der Autohäuser des Volkswagen Konzerns und VW FS | Auto Abo als privatkundenorientiertes digitales Angebot. Somit können wir als Rentalunternehmen in der Volkswagen Financial Services AG wie auch im Volkswagen Konzern agieren und Kunden über die EURO-Leasing ein durchgängiges Angebot unterbreiten.

Wenn wir nun noch einmal auf die strategische Positionierung eingehen wollen, die wir vor drei Monaten beschlossen haben, dann zeigt sich auch hier, dass ein Umdenken stattgefunden hat: Wir müssen in immer kürzeren Zeitabschnitten planen, um auch kurzfristig auf Einflüsse auf unser Geschäftsmodell eingehen zu können. Das heißt, wir haben mit unserem neuen Stützpunkt hier in Isernhagen einen Standort gefunden, wo wir das gesamte Pkw-Vermietgeschäft zusammengeführt und somit die einzelnen Gesellschaften in einem leistungsfähigen Konzernunternehmen gebündelt haben. 

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Flottenmanagement: Gerade in den letzten Monaten – auch beeinflusst durch die COVID-19-Pandemie – wird bei Unternehmen sowie Dienstwagennutzern der Ruf nach mehr Flexibilität, aber auch nach digitalen Angeboten immer lauter. Was bietet die EURO-Leasing in diesen Bereichen und wohin geht der Weg aus Ihrer Sicht in Zukunft

Gerhard Künne: Wenn wir uns einmal die letzten Monate anschauen, haben wir im Bereich des Service- und Werkstattersatzgeschäfts beim Händler sowie bei der Langzeitmiete für Großkunden eine sehr stabile Geschäftslage vorgefunden. Die Talsohle, die wir im ersten Quartal des letzten Jahres durchschritten sind, konnten wir auch aufgrund der stets geöffneten Werkstätten schnell verlassen, und dies bei Auslastungsquoten von 75 bis 77 Prozent in der reduzierten Flotte. Derzeit ist an den Reservierungszahlen abzulesen, dass sich immer mehr Unternehmen für den Wiederanlauf der klassischen Vertriebsaktivitäten vorbereiten. Wobei die Langzeitmiete relativ stabil auch in Pandemiezeiten geblieben ist: So reden wir in der Spitze über einen Rückgang von 15 bis 20 Prozent während des ersten Lockdowns. Auch stabil lief das Franchisegeschäft unter der Marke Euromobil mit knapp 24.000 Fahrzeugen, die von den Händlern in unserem System unterhalten werden.

Die VW FS | Rent-a-Car ist darauf ausgelegt, die Gesamtbandbreite an flexiblen Mobilitätsangeboten abzubilden – von Kurzzeitanmietung über das Auto-Abo bis zur Langzeitmiete. Im Vergleich zum Wettbewerb haben wir natürlich den großen Vorteil eines angeschlossenen Franchisegeschäfts über die Handelspartner, die lokal top vernetzt sind und ein hohes Vertrauen beim Kunden genießen. Betrachtet man die einzelnen Mietangebotsbereiche genauer, dann unterscheiden sich diese neben der Laufzeit auch in puncto Kundenanforderungen: Grundlage für alle Mietangebote ist dabei eine leistungsfähige IT-Infrastruktur. Jedoch zeigt sich, dass die Freizeitmobilität, das Abo-Modell und die Langzeitmiete vor allem digital abgewickelt werden. Wenn man sich hingegen im Bereich der Ersatzmobilität bewegt, spielt der persönliche Kundenkontakt nach wie vor eine übergeordnete Rolle.

Flottenmanagement: Was sind auf den ersten Blick die Vorteile der Langzeitmiete für Unternehmen? Wie unterscheidet sich diese vom Auto-Abo

Gerhard Künne: Das Langzeitmietmodell, wie wir es kennen und wie wir es mit mehreren Tausend Fahrzeugen im Angebot haben, ist eher auf gewerbliche Kunden ausgelegt. Hier sind die Prozesse auch auf diese Kundenklientel ausgelegt, das bezieht sich beispielsweise auf die Versteuerung des geldwerten Vorteils, der bei einer gewerblichen Nutzung des Fahrzeugs ab 14 Tagen fällig wird, wie auch die Fahrzeugtauschzyklen. Jedoch weisen die Preisbildung und das Rahmenpaket der Langzeitmiete grundsätzlich einen Abo-Charakter auf. Gleichzeitig sprechen wir bei der Langzeitmiete in der Regel über Wunschfahrzeuge, also beispielsweise einen VW Passat Variant oder einen Audi A4 Avant mit einer bestimmten Ausstattung. Da geht es dann eben nicht über eine Klasse, die der Kunde bucht.

Bei uns ist das Auto-Abo klar auf unter zwölf Monate ausgerichtet. Wir gehen davon aus, dass wir eine durchschnittliche Laufzeit haben werden von sechs bis acht Monaten. Daran knüpft sich auch die Ausgestaltung des Fahrzeugangebots an: Es macht wenig Sinn, Fahrzeuge mit acht oder zwölf Wochen Lieferzeit hier aufzunehmen. Sondern spätestens nach 14 Tagen sind die Fahrzeuge beim Kunden, in der Regel sogar nach sieben Tagen. Das Abo-Modell ist einfach, schnell und vor allem digital. Der Kunde soll nicht erst in einen langen Entscheidungsprozess versetzt werden.

Flottenmanagement: Elektromobilität hat in Deutschland in den letzten Monaten einen regelrechten Schub erlebt. Welche Bedeutung hat der sukzessive Umbau der Flotten hin zu mehr Fahrzeugen mit umweltfreundlichen Antrieben auch in Ihrer Unternehmenspolitik? Wo befindet sich die EURO-Leasing in diesem Prozess und welche Ziele verfolgen Sie

Gerhard Künne: Elektromobilität gewinnt in den Flotten zunehmend an Bedeutung, auch hinsichtlich der Nachfrage. Ähnlich wie in den Unternehmensfuhrparks stehen wir vor den Herausforderungen hinsichtlich geeigneter Ladeinfrastrukturen: An den Stationen benötigen wir 22-kW-Ladestationen und diese können nicht willkürlich überall hingebaut werden. Daher laufen viele ID.3 über unsere Sammelplätze, damit wir dem Kunden ein vollgeladenes Auto überlassen können. Jedoch sind wir dabei, diese infrastrukturellen Herausforderungen auf ganz unterschiedliche Weise zu lösen: einerseits über transportable Energiespeicher, die gerade im Konzern entwickelt werden, und andererseits einfach über die Planung von Sammelplätzen, die wir mit ausreichend Ladeinfrastruktur ausrüsten können, um den Flottenanteil auf 40 bis 50 Prozent zu erhöhen. Derzeit stellen wir mit über 1.200 Fahrzeugen verschiedener Konzernmarken bereits die größte Elektroflotte unter den Autovermietern in Deutschland.

Nicht zu vergessen, wir haben uns im Dezember eine größere Flotte ID.3 für die Abo-Verwendung zugelegt, denn wir sehen darin eine gute Chance für den Kunden, über ein paar Monate Elektromobilität zu testen. Wenn er feststellt, dass die Lademöglichkeiten nicht da sind oder nicht auf seinen Anwendungsfall passen, kann er das Fahrzeug kurzfristig wieder zurückgeben. Damit ist der Einstieg in die Elektromobilität auch mit einem kalkulierbaren Risiko für den Kunden verbunden. Wir bieten dabei zwei Varianten mit Laufzeiten von drei beziehungsweise sechs Monaten an. Rund 85 Prozent entscheiden sich für sechs Monate und kommen gut damit zurecht.

Flottenmanagement: Die Elektromobilität hat noch immer mit Vorbehalten zu kämpfen. Sind flexible, maßgeschneiderte Mobilitätskonzepte Ihrer Meinung nach ein Mittel, der Elektromobilität zum endgültigen Durchbruch zu verhelfen? Mit welchen Produkten und Leistungen können Sie hierbei mögliche Vorbehalte der Geschäftskunden ausräumen

Gerhard Künne: Flexible Mietmodelle sind in jedem Fall ein Mittel, um mehr Akzeptanz für die Elektromobilität zu schaffen. Wenn wir uns beispielsweise den Bereich der Werkstattersatzwagen anschauen, dann sind diese viel im Nahbereich unterwegs und werden auch nur wenige Tage genutzt. Damit ist dieser Anwendungsfall eigentlich eine Blaupause für den Einsatz von E-Fahrzeugen. Wenn der Bedarf innerhalb der Unternehmensmobilität wieder steigt, gehen wir davon aus, dass auch immer mehr Mitarbeiter nach Elektrofahrzeugen fragen werden. Dann bietet sich die Langzeitmiete auf jeden Fall an, um Elektromobilität einmal auszuprobieren. Wenn es dann dagegen in die Ausstattung eines kompletten Fuhrparks mit E-Fahrzeugen geht, ist das eher ein Leasingthema. Aber hier ist natürlich das durchgängige Angebot, was wir über die Volkswagen Financial Services unterbreiten können, ein Trumpf. Dort docken dann auch die weiteren Partner an, sei es beispielsweise das Unternehmen Elli im Bereich der Energieund Ladelösungen oder auch LogPay bei den Tankund Ladekarten. Apropos Ladekarten: Nach den Sommerferien werden unsere Fahrzeuge von Beginn an mit einer Tankund Ladekarte ausgeliefert. Der Kunde kann dann entscheiden, ob er diese nur für das Laden freischalten lässt oder als weiteren Mehrwert auch die Tankoption nutzt.

 

 

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