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Maserati? Die als italienische Luxus-Sportwagenschmiede bekannte Marke mit selbst für Angehörige der gehobenen Mittelschicht schwer verdaulichen Preisen hat der gemeine Flottenkäufer nun wirklich nicht auf dem Schirm. Doch warum eigentlich nicht? Denn jetzt ist ja der Ghibli da: Eine Obere Mittelklasse im Kingsize-Format mit dem Zeug, den restlichen Premium-Anbietern das Leben ein bisschen schwerer zu machen. Und ganz wichtig – es gibt ihn nicht nur mit einem leistungsstarken Benziner, nein, die Verantwortlichen implantierten dem Beau auch den leistungsstarken Selbstzünder aus dem Konzern. So wird dieser Maserati ebenso für Vielfahrer interessant, deren Spritbudget nun einmal begrenzt ist und deren Firmen auf den CO2-Ausstoß des fahrbaren Untersatzes achten, denn ökologische Nachhaltigkeit ist längst zur Image-Frage geworden.

Andererseits muss auch das passende Image einer luxuriösen Limousine gewisse Kriterien erfüllen, und dazu braucht es die entsprechenden Fakten. Die kann der drei Liter große V6-Common-Rail- Diesel liefern, den Fiat für seine großen Autos im Bunde hat entwickeln lassen von VM Motori. So wuchtet das laufruhige und 275-PS-starke Triebwerk satte 570 Nm Drehmoment auf die Kurbelwelle. Die Zugkraft-Spitze steht bereits ab 2.000 Touren zur Verfügung, sodass der Ghibli Diesel wie an einem Gummiband gezogen loslegt, nachdem er die winzige Anfahrschwäche überwunden hat. Und für den Klang haben sich die Maserati- Ingenieure etwas ganz besonderes einfallen lassen: Speziell für die Dieselversionen gibt es eine aktive Auspuffanlage mit Soundmodul. Je nach Last und Modus legt das System ein leichtes V8- Bollern über das Dieselschnarren. Vor allem nach dem Druck auf die Sport-Taste, wenn der Selbstzünderklang ein wenig zu profan wirkt, gibt es einen markanten akustischen Mehrwert für den Basis-Ghibli – und das sogar frei Haus.

Für den Alltag bleibt der Sportmodus aber besser ausgeschaltet. Dann wechselt der weich agierende Achtstufen-Wandlerautomat früher in den großen Gang, um verbrauchsarm wie leise dahinzuschippern. Außenstehende könnten den Dreiliter dennoch für einen Achtzylinder halten, denn das Anfahrgeräusch unmittelbar vor der dezent in den Stoßfänger integrierten Vierrohr-Anlage wird weiterhin vom Klanggenerator beeinflusst. Wer dennoch spritziger unterwegs sein und etwas fürs Ohr möchte, aktiviere einfach wieder „Sport“ und bediene die Schaltpaddeln (252 Euro netto) am Lenkrad. Bleibt die Drehzahl zu hoch – einfach manuell herunterschalten. Dass auch ein Selbstzünder richtig flink sein kann, untermauern übrigens die Zahlen: Das Werk verspricht 6,3 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h, und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 Sachen – damit kann man durchaus leben.

Dabei gibt der als sportive Limousine angepriesene Hecktriebler keineswegs die bockige Diva. So rollt der mit potenten 275er-Walzen ausgerüstete Italiener (Sonderausstattung, ab 1.008 Euro netto) geschmeidig über Fahrbahnschnitzer und wird auf diese Weise zum kommoden Langstrecken- Kandidat. Doch auch auf kurvigem Geläuf bereitet der Fast-Fünfmeterliner richtig Freude; dank präziser Servolenkung zirkelt er behände durch die Ecke und erlaubt ordentlich Querbeschleunigung, bis der Rettungsanker in Form des Stabilitätsprogramms sanft eingreift. Es gibt obligatorischerweise sogar ein mechanisches Sperrdifferenzial an der Hinterachse zwecks Optimierung der Performance – das zeigt, dass die Ingenieure es wirklich Ernst meinen mit den sportlichen Werten. Wer möchte, bekommt gegen netto 2.100 Euro elektronisch verstellbare Dämpfer, um das Fahrwerk an verschiedene Straßenarten anzupassen. Feine Sessel tragen übrigens zum Langstrecken- Komfort bei; es gibt außerdem stets Lederpolster – etwas anderes hätte auch nicht zum Charakter von Maserati gepasst. Mattes Holz verströmt eine noble Atmosphäre, zu der auch die analoge Uhr wunderbar passt. Darüber hinaus bietet der Ghibli großzügige Raumverhältnisse – auch der Fond geizt nicht mit Beinfreiheit, was angesichts runder drei Meter Radstand aber auch wenig verwundert.

Ein paar klassische Elemente dürfen bei Maserati schließlich nicht fehlen. Dazu gehört ohne Frage die Instrumenten-Einheit samt Drehzahlmesser und Tacho. Statt neumodischer LED-Spielereien gibt es mechanische Anzeigenadeln, so gehört es sich. Die sind darüber hinaus auch noch gut ablesbar. Doch der Hersteller kann sich der Moderne natürlich kaum entziehen: Zwischen den Analogskalen hockt ein farbiges TFT-Display, das von simplen Bordcomputer-Infos bis zu Navigationshinweisen alles darstellen kann, in feiner graphischer Aufbereitung. Und in der Mittelkonsole hockt der Hauptmonitor und glänzt mit hoher Auflösung. Bei der Bedienung kommen keine Klagen auf, und den Elektroniklotsen haben die Maserati- Verantworten bei Garmin eingekauft, um der früheren Magnetti Marelli-Lösung abzuschwören. Jetzt ist die Oberfläche zwar bisweilen ganz schön bunt geraten – ob es gefällt oder nicht, bleibt Geschmacksache –, doch die Arbeitsweise der Anlage ist vorbildlich zuverlässig.

Ein ganz billiges Vergnügen ist der Ghibli freilich auch als Diesel nicht, wenngleich die Unterhaltskosten in Ordnung gehen angesichts des Gebotenen. Für den Grundpreis von netto 54.941 Euro bekommt man ein weitgehend vollausgestattetes Fahrzeug mit Bluetooth-Freisprechanlage, leistungsfähigen Brembo-Bremsen, Ledersitzen, Tempomat und Xenonscheinwerfern. Der Maserati ist gekennzeichnet durch ein großes Individualisierungsprogramm, das vor allem viel Raum für optische Gestaltungsmöglichkeiten lässt. Unzählige Hölzer, Lacke und Ledersorten verschönern das Wohnprogramm. Doch auch sachlich orientierte Flottenkunden werden den Ghibli vermutlich nicht ohne das 1.806 Euro (netto) teure Businesspaket ordern mit Navigationssystem und Parksensoren. Gegen 2.605 Euro (netto) dagegen wandert das Premiumpaket an Bord mit automatisch abblendenden Außenspiegeln, vielfach elektrisch verstellbare Sitze samt Memoryfunktion sowie adaptiven Xenonscheinwerfern. Wichtig ist die 546 Euro teure Rückfahrkamera, während das schlüssellose Schließsystem inzwischen zur Serie zählt. Technikfans werden auf den 705 Euro (netto) teuren Internet-Hotspot schwören. Auch Maserati ist längst im Jahr 2014 angekommen.