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Design gehört zu einem der wichtigsten Kriterien beim Autokauf – fast mehr noch als Dinge wie Hubraum oder Motorleistung. Es entscheidet darüber, ob ein Auto bei den Interessenten ankommt und wie es ankommt vor allem. Volkswagen hat sich bekanntermaßen auf die Fahnen geschrieben, mittels reduzierter Formensprache für schlichte Eleganz zu sorgen. Beim Sportsvan – wir reden hier von einem kompakten Van – bestand die Aufgabe darin, ihn nicht allzu bieder, aber auch nicht überbordend dynamisch aussehen zu lassen, schließlich soll das Fahrzeug zwar zurückhaltend wirken, aber doch irgendwie ein Hingucker sein. Dem Gestalterteam um Klaus Bischoff gelang es, vor allem durch gekonnt eingesetzte Sicken und schneidigen, nach vorn spitz zulaufenden Scheinwerfern für einen sportlichen Eindruck zu sorgen. So tritt der Wolfsburger muskulös und spannungsgeladen auf, was sowohl jüngere als auch ältere Käufer gustieren dürften.

Apropos Muskeln: Mit dem 2,0 TDI in der 150-PSStufe wird der Fronttriebler zum kräftig motorisierten Alleskönner, der Autobahnsteigungen souverän wegzulächeln scheint. Bis Landstraßentempo sollen laut Werk rund neun Sekunden vergehen, damit gehört der Volkswagen zu den schnelleren im Lande. Auch in puncto Elastizität muss er sich nicht verstecken und kann ein Überholmanöver locker auch mal im größeren Gang vollziehen. Schon ab 1.750 Touren liegen bärige 340 Nm Drehmoment an, damit zieht der Van durch wie an einem großen Gummiband hängend; erst jenseits der 3.000 Umdrehungen flacht die Zugkraft-Kurve wieder ab, im Alltag, da ohnehin nur ein Bruchteil der Leistung abgefordert wird, rastet die nächsthöhere Übersetzung meist viel früher ein. Der Testwagen trat mit dem berühmten Doppelkupplungsgetriebe an, das perfekt zum Charakter des kommoden Tourers passt: Es schaltet prompt und überzeugt durch eine stets geschickte Gangwahl.

Ein großes Thema beim Sportsvan ist übrigens Komfort. In Sachen Fahrwerksabstimmung gelang ein guter Kompromiss; so lässt sich der mit präziser elektrischer Servolenkung ausgerüstete Praktikabilitätsmeister zwar behände durch kurviges Geläuf zirkeln und neigt erst spät zum Untersteuern – selbst bei forcierter Gangart. Etwaige dynamische Ausreißer allerdings erstickt das konservativ programmierte Stabilitätsprogramm im Keim. Auf schlechten Straßen punkten die Dämpfer mit effektiver Verarbeitung von Patzern. Sogar harte Wellen kommen äußerst gedämpft bei den Passagieren an, und lange Schnitzer auf der schnellen Piste nimmt der sachlich gestaltete Golf mit einem limousinenhaften Nachschwung. Kompakte, aber feine Sitze vorn und hinten überzeugen auf der Langstrecke. Sie offerieren straffe Polster und eine ausgeprägte Konturierung, wodurch jeglicher Ermüdung vorgebeugt wird. Noch beeindruckender indes ist das Raumangebot.

Als kleiner Bruder des Touran muss man hier auf die dritte Sitzreihe verzichten, dafür geht es ganz schön luftig zu; nicht nur vorn, sondern auch im Fond lässt es sich viele hundert Kilometer am Stück aushalten. Großzügige Bein- und Schulterfreiheit selbst für großgewachsene Personen machen den Sportsvan zum angenehmen Begleiter auf der Reise. Hinzu kommen pfiffige Details wie beispielsweise eine umklappbare Lehne vorne rechts. So können im Bedarfsfalle auch mal Gegenstände in Überlänge transportiert werden; das Gepäckraumvolumen beträgt je nach Sitzkonfiguration bis zu 1.520 Liter, was angesichts des Segments in Ordnung geht. Auch die Zuladung muss sich mit fast 600 kg keineswegs verstecken – demnach kann der VW locker mal für einen intensiven Baumarkt-Besuch entführt werden.

Und sonst? Beim Lieblingsthema der Wolfsburger gibt es freilich die volle Punktzahl – natürlich, die Rede ist von der Verarbeitungsqualität. Nicht nur, dass dieser nützliche Golf völlig klapper- und knarzfrei ist, nein, auch feine Materialien kommen zum Einsatz. Weich unterschäumte Kunststoffoberflächen fühlen sich gut an und sind im Crashfall überlebenswichtig; das in der Highline- Konfiguration angetretene Testexemplar verwöhnt die Augen mit glänzenden Klavierlack- Dekors. Einziger Nachteil: Man muss den Fingerabdrücken immerzu hinterherwischen. Die übersichtlichen Rundinstrumente mit einem feinen Chromring sehen gut aus und sind gleichermaßen praktisch. Ein ausladender, blickgünstig auf der Mittelkonsole platzierter TFT-Bildschirm ist Teil der neuesten Infotainment-Generation inklusive Navigation mit umfangreichen Funktionen. Dazu zählt auch die Ausgabe verschiedener Straßenkarten inklusive Gebäudedarstellung. Außerdem erfolgt über das mit einer Bildschirmdiagonale von über 20 Zentimeter messende Display die Ansteuerung vieler Fahrzeugfunktionen, was die Knöpfchenlandschaft angenehm aufgeräumt hält. Dennoch sind die wichtigsten Features für den alltäglichen Gebrauch per direkter Tastenwahl erreichbar. Optisch ansprechende Regler für die Klimaautomatik nebst darüber liegender Tastenleiste gestalten den Umgang mit dem Van einfach. Die üblichen Ablagen plus herausnehmbare Cupholder halten auf weiten Wegen anfallenden Kleinkram im Schach und dürfen bei einem Auto dieses Kalibers natürlich auf keinen Fall fehlen.

Bleibt die Preisfrage: Ab netto 23.823 Euro ist der Golf Sportsvan 2,0 TDI mit 150 PS zu haben. Mager ausgestattet ist er mitnichten, aber auch nicht üppig: Neben der vollen Sicherheitsausrüstung gibt es Klimaanlage, eine Müdigkeitserkennung, Parksensoren und Radio. Zu den praktischen, aber technisch gar nicht mal aufwendigen Lösungen gehört die verschiebbare Rücksitzbank, um entscheiden zu können, ob man dem Gepäck oder den Passagieren für die jeweilige Fahrt mehr Platz einräumt. Die netto 1.491 Euro teurere Highline-Ausgabe bietet frei Haus luxuriöse Brocken wie Klimatisierungsautomatik, Sitzheizung und Xenonlicht. Um den Sportsvan für den Flotteneinsatz tauglich zu machen, braucht er definitiv noch ein Navigationssystem, das es schon ab 424 Euro netto gibt. Allerdings ist die Bluetooth-Freisprechfunktion hier nicht enthalten – dann kommen noch einmal 315 Euro plus Mehrwertsteuer dazu. Der mindestens genauso wichtige Tempomat kostet netto 175 Euro, und wenn er den Abstand zum Vordermann halten soll, werden 222 Euro netto zusätzlich fällig.