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Flottenmanagement: Herr Dittmar, Sie sind nun seit gut einem halben Jahr im Amt. Welche Erfahrungen, welches Know-how haben Sie aus Ihren vorherigen Jobs mitgebracht und inwiefern profitiert Hyundai Motor Deutschland davon? Welche Ziele haben Sie bei Amtsantritt angestrebt, inwiefern konnten diese bisher umgesetzt werden?

Steffen Dittmar: In meiner neuen Funktion bei Hyundai Motor Deutschland kann ich auf einige Jahre Erfahrung im Bereich des Großkundengeschäfts bei anderen Automobilherstellern zurückblicken. Hinzu kommen etwa fünf Jahre, in denen ich im Vertrieb und der Kundenbetreuung bei einem großen internationalen Fuhrparkmanagement- und Leasingunternehmen tätig war.

Grundsätzlich wollen wir bei Hyundai die qualitative Basis stärken. Vor dem Hintergrund des starken Wachstums unseres Unternehmens in den letzten Jahren müssen wir garantieren können, dass die Qualität dem Wachstum auch standhalten kann. Diese Qualität möchten wir gemeinsam mit unseren Fleet Business-Centern sicherstellen und weiter ausbauen. Dazu ist auch eine Optimierung der internen Prozesse erforderlich. Kundenzufriedenheit ist unser oberstes Ziel. Die Qualitätssteigerung soll mittelfristig zu einer deutlichen Volumensteigerung führen.

Ein erstes Aufgabenfeld ist deshalb die Umsetzung eines neuen Großkundenprogramms bei Hyundai: Insgesamt ist das Programm kundenorientierter aufgestellt, um damit die Kundengrößen sowie Nutzergruppen besser erreichen zu können. Durch die Neuordnung erhoffen wir uns nun, mit den verschiedenen Kundengruppen spezifischer arbeiten zu können. Unsere Stärke sehen wir dabei vor allem in kleineren und mittleren Fuhrparks, welche ungefähr 64 Prozent des Marktes ausmachen und um die wir uns mit unseren rund 70 Fleet Business-Centern, sprich Händlern, die sich für den Großkundenbereich besonders qualifiziert haben, intensiv kümmern.

Flottenmanagement: Unter dem Unternehmensmotto „New Thinking. New Possibilities“ möchte Hyundai dem Kunden eine neue Denkweise in Bezug auf Fahrzeug und Fahrer näherbringen, die ungeahnte Möglichkeiten eröffnet. Wie spiegelt sich diese Einstellung in Ihren Modellen wider? Auf welchen Säulen in Bezug auf bestimmte Fahrzeugmodelle baut das Flottengeschäft auf, und auf welche Neuheiten können sich insbesondere Flottenkunden in den nächsten zwölf Monaten freuen?

Steffen Dittmar: Mit diesem Leitsatz, den es bereits seit über zwei Jahren gibt, möchten wir auf die neuen Möglichkeiten, die sich auf allen Ebenen durch kontinuierliche Weiterentwicklung ergeben, hinweisen: Neue Denkweisen geben auch neuer Kreativität Raum. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der neue i10, der das typische Image eines Kleinwagens durch sein frisches Design und die gewachsenen Maße bereits abgelegt hat. Er bietet Eigenschaften, die der Kunde eigentlich erst ein Segment höher erwartet und ist damit nicht nur mehr als Zweitwagen interessant. Diese Stärken wird er nicht nur bei den Endkunden ausspielen, sondern auch in das Flottengeschäft, beispielsweise in Pflegedienstflotten oder im Bereich des B-Segments, übertragen.

Topseller im Flottengeschäft ist die Kompaktklasse i30, die als Limousine, Kombi und Coupé verfügbar ist. Dann natürlich der i40 Kombi, der in der Mittelklasse sehr erfolgreich unterwegs ist, wo wir sehr stark mit dem Design und Raumangebot arbeiten können. Darüber hinaus können wir mit dem ix35 im SUV-Bereich, der ja in den kleineren und mittelgroßen Flotten nicht so restriktiv behandelt wird, wie es in den Großflotten zum Teil gang und gäbe ist, punkten. Nicht zu vergessen sind der Santa Fe und der Grand Santa Fe, die nicht nur Imageträger, sondern auch Türöffner sind und besonders mit ihrem Design sowie der umfangreichen Ausstattung glänzen können. Hinzu kommt ein gutes Preis-Leistungs- Verhältnis, was uns in Summe natürlich auch die Möglichkeit bietet, uns bei leitenden Angestellten und Inhabern zu positionieren.

Mit der Genesis Sportlimousine, die wir auf dem Genfer Autosalon vorgestellt haben und mit der wir ein neues Fahrzeugsegment beschreiten werden, sowie einem neuen Kleinwagen, der Ende des Jahres erscheinen wird, stehen zudem zwei weitere sehr interessante Modelle in den Startlöchern.

Flottenmanagement: Inwiefern profitiert Hyundai als südkoreanische Importmarke davon, dass die Modelle für den deutschen Markt in Europa entwickelt und produziert werden? Welche Vorteile kommen der Marke hierdurch zugute, inwiefern kann sie sich so von anderen Importmarken abheben?

Steffen Dittmar: Die räumliche Nähe zur Europazentrale, die wir durch den Umzug in das neue Gebäude neben Hyundai Motor Europe geschaffen haben, macht sich natürlich in kurzen Wegen in der Abstimmung, in besseren und schnelleren Informationen, insgesamt optimaleren Entscheidungsgrundlagen bemerkbar. Zudem ist Deutschland der wichtigste Markt für Hyundai in Europa. Daher werden wir auch gezielt in bestimmte Themenkomplexe eingebunden, wo uns die räumliche Nähe einige Vorteile bringt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim, wo die Modelle für Europa designt und geplant werden. In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass sich hier ebenso das Dieselkompetenzzentrum befindet, in dem alle Dieselmotoren für den weltweiten Markt entwickelt werden. Nicht zuletzt transportieren auch das Testzentrum am Nürburgring, welches im letzten Jahr eröffnet wurde, sowie das Rallye-Engagement unseren Technologieanspruch. Insgesamt zeigt sich, dass Deutschland ein sehr wichtiger Standort für Hyundai ist und dies nicht nur, was den Absatz angeht, sondern auch im Bereich Forschung und Entwicklung.

Flottenmanagement: Fünf Jahre nach der Markteinführung des i10 erschien im November vergangenen Jahres die Neuauflage des Kleinstwagens. Welche Zielgruppen möchten Sie mit diesem Stadtflitzer ansprechen, und wie positioniert er sich in Ihrer Flottenstrategie? Wie hebt er sich gegenüber der Konkurrenz ab?

Steffen Dittmar: Die aktuellen Siege bei den Vergleichstests zeigen, dass die neue Fahrzeugphilosophie, die wir mit dem i10 verkörpern wollen, nicht nur beim Kunden sehr gut ankommt. Das Fahrzeug ist in seinen Ausmaßen gewachsen und damit kein klassischer Vertreter der Kleinstwagen mehr, sondern sortiert sich zwischen dem A- und B-Segment ein. Dadurch ist es natürlich auch für Kunden, die das Raumangebot eines Kleinwagens schätzen, eine sehr interessante Alternative. Zudem wollen wir mit den Individualisierungsmöglichkeiten auch bei der eher designorientieren Klientel punkten. So kann das Fahrzeug beispielsweise mit den verschiedenen Farben im Innenraum ausgestattet werden. Die Möglichkeiten, sei es in der Ausstattung, wie beispielsweise einem beheizbaren Lenkrad oder beim Antrieb über eine LPG-Flüssiggas-Lösung, wodurch sich die Betriebskosten im Fuhrpark senken lassen, sind sicherlich ein Novum in diesem Segment, und damit möchten wir uns auch bewusst von der Konkurrenz abheben.

Flottenmanagement: Mit dem neuen Grand Santa Fe haben Sie Ihre SUV-Modellpalette nach oben ausgebaut. Welchen Erfolg versprechen Sie sich? Was macht den XL-SUV insbesondere für Flottenkunden interessant?

Steffen Dittmar: Für den Flottenkunden ist das Fahrzeug insbesondere im User-Chooser-Bereich beziehungsweise für leitende Angestellte und Geschäftsführer interessant. Durch das attraktive Design, die umfangreiche Ausstattung und die schiere Größe fördert er das Markenimage von Hyundai sehr und ist dementsprechend auch unser Top-of-the-Range-Modell. Darüber hinaus bietet er auch eine hohe Flexibilität. So ist er beispielsweise sowohl als 6- wie auch als 7-Sitzer bestellbar und bietet in beiden Varianten noch genügend Stauraum für Gepäck. Die zusätzlichen Sitze in der dritten Reihe sollen dabei keine Notlösung darstellen, sondern können bequem auch von Erwachsenen genutzt werden. Diese Flexibilität lässt sich sowohl in den privaten wie auch in den Geschäftsbereich übertragen. Nicht zuletzt ist der Grand Santa Fe im Ausstattungsvergleich sehr attraktiv positioniert, das heißt, dass er mit einer Komplettausstattung preislich deutlich unterhalb eines vergleichbar ausgestatteten Modells eingeordnet ist, was ihm wiederum im Bereich der Dienstwagenbesteuerung zugutekommt.

Flottenmanagement: Welche nützlichen Ausstattungspakete bietet Hyundai für die Flotte – gibt es spezielle Business-Pakete? Welche weiteren Extras gibt es jetzt oder zukünftig von Hyundai für den Fuhrpark?

Steffen Dittmar: Wir sind momentan im Begriff die für Kombimodelle i30 und i40 bestehenden Business-Pakete anzupassen. Für den im Flottenbereich stark nachgefragten ix35 entwickeln wir gerade ebenfalls ein Business-Paket. Die neu angebotenen Business-Modelle werden hinsichtlich der Total Cost of Ownership optimiert sein. Bereits heute verfügen wir über Ausstattungsoptionen, die für den Flottenbereich sehr interessant sind und das sind, beispielsweise für den Außendienstler wichtige Optionen wie ein belüfteter Fahrersitz, eine Rückfahrkamera in Verbindung mit einem Navigationssystem oder eine elektrisch zu öffnende Heckklappe beim i40.

Flottenmanagement: Welche Dienstleistungen bieten Sie Ihren Flottenkunden, womit gehen Sie auf die unterschiedlichen Bedürfnisse, die innerhalb dieser Zielgruppe variieren, ein? Wie ist Ihr Vertriebsnetz aufgebaut? Mit welchen Services stellen Sie die Betreuung über die Laufzeit, die Abwicklung anfallender Reparaturen/Inspektionen oder auch die Finanzierungsmöglichkeiten der Fahrzeuge sicher?

Steffen Dittmar: Innerhalb unseres Service- und Vertriebsnetzes haben sich 70 Fleet Business- Center qualifiziert, die sich ganz speziell auf die Bedürfnisse der Flottenkunden eingestellt haben. Dies spiegelt sich unter anderem bei den generellen Öffnungszeiten, spezialisierten Verkäufern für Flottenkunden und einer anderen Ausstattung an Vorführ- und Lagerfahrzeugen wider, aber auch im Aftersales-Bereich, wo spezielle Kenntnisse in der Zusammenarbeit mit Leasinggesellschaften oder die Mobilitätssicherstellung des Kunden gefragt sind.

Zusätzlich bieten wir zusammen mit Hyundai Leasing dem Kunden ein Full-Service-Paket an. Dieses besteht aus dem Finanzierungsleasing sowie dem Bereich Technik/Service und kann zudem durch die Leistungen Reifen, Versicherung, Rundfunkbeitrag und Tankkarte ausgeweitet werden. In Verbindung mit einer fünfjährigen Vollgarantie ohne Kilometerbegrenzung, die zudem auch bei Wiederverkauf bestehen bleibt, hat der Flottenkunde ein Rundum-Sorglos-Paket, wo er mit fest kalkulierbaren Größen arbeiten kann. Darüber hinaus arbeiten wir natürlich auch mit allen herstellerunabhängigen Leasinggesellschaften zusammen. Nicht zuletzt trägt auch die positive Wahrnehmung ein Stück weit dazu bei, dass sich die Nachfrage nach unseren Produkten kontinuierlich steigert, was natürlich auch in den Gesprächen mit Leasinggesellschaften zu spüren ist. Gerade durch Engagements wie beim FIFA World Cup, im Rallyesport oder dem 24-Stunden-Rennen am Nürburgring möchten wir auch über unsere Produkte hinaus positiv wahrgenommen werden. Zudem sind wir uns der Verantwortung als sozialer Partner bewusst und arbeiten intensiv in Projekten der Corporate Social Responsibility (CSR), wo wir zum einen bereits seit zehn Jahren mit dem Caritasverband zusammenarbeiten und zum anderen im Rahmen von Schulprojekten berufliche Möglichkeiten in der Automobilindustrie aufzeigen.

Flottenmanagement: Umweltschutz wird in immer mehr Fuhrparks zu einem wichtigen Entscheidungskriterium. Welche Modelle und Technologien unterstützen Gewerbekunden dabei, Verbräuche und CO2-Emissionen zu reduzieren? Ist das ein relativ deutsches Thema oder ist dies auch europaweit beziehungsweise weltweit spürbar?

Steffen Dittmar: Global betrachtet, gewinnt der Umweltschutz zunehmend an Relevanz, wobei die Thematik vielerorts noch nicht in dem Maße verfolgt wird, wie es eigentlich sein müsste. Mit unseren blue-Modellen versuchen wir, einen wichtigen Beitrag für die Senkung der Emissionen zu leisten. So emittiert beispielsweise der i20 lediglich 84 Gramm CO2 je Kilometer, ein Spitzenwert in diesem Segment.

Flottenmanagement: Alternative Antriebstechnologien stehen immer öfter im Fokus. Wie sehen Sie den konkreten Bedarf in den Fuhrparks, was wird wirklich nachgefragt, und was bietet Hyundai hier, auch mittelfristig, an?

Steffen Dittmar: Wir sind beim Thema Brennstoffzellenfahrzeug Vorreiter: Hyundai ist der erste Automobilhersteller, der ein Fahrzeug mit dieser Technologie in Serie herstellt. Der Clou bei dieser Technologie ist, dass keinerlei Emissionen erzeugt werden – das Einzige, was ausgestoßen wird, ist Wasser. Von der Technik her handelt es sich beim ix35 FCEV um ein Brennstoffzellenfahrzeug, welches mit Wasserstoff angetrieben wird. Im Vergleich zu anderen Varianten, die es bisher am Markt gab, wird hierbei kein Wasserstoff in den Verbrennungsmotor eingespritzt, sondern die in den Brennstoffzellen erzeugte Energie wird als Antriebsenergie an einen Elektromotor abgegeben. Zusätzlich verfügt der ix35 FCEV noch über eine Batterie, die als Zwischenspeicher für die in den Brennstoffzellen erzeugte Energie fungiert. Somit lassen sich mit nur einer Tankfüllung bis zu 594 Kilometer zurücklegen, was uns von den zurzeit verfügbaren Elektrofahrzeugen unterscheidet. Damit haben wir das Reichweitenproblem gelöst und der Tankvorgang dauert mit zwei bis drei Minuten auch nicht länger als bei einem Auto.

Flottenmanagement: Welche Ziele haben Sie sich mittel- und langfristig gesetzt; was wollen Sie mit und für Hyundai noch erreichen?

Steffen Dittmar: Grundsätzlich wollen wir natürlich im Flottenmarkt wachsen, aber dies in einem gesunden Maß, das heißt, das gute Qualitätsniveau weiter ausbauen und die Strukturen optimieren. Daher haben wir uns zwar ambitionierte, aber nicht unrealistische Ziele gesetzt. So gehen wir von einem Wachstum von fünf Prozent für dieses Jahr aus, was einer Steigerung auf etwa 9.500 Einheiten entspricht. Ziel ist es dabei, den in 2013 erreichten Marktanteil in Höhe von knapp vier Prozent zu halten, was natürlich abhängig von der Entwicklung am Flottenmarkt ist.