
Irgendwann war bei Porsche Umdenken angesagt. Erst haben die Verantwortlichen das Modellprogramm des traditionellen Sportwagenherstellers mit einem mächtigen SUV erweitert – ein Riesenerfolg. Dann wurde ein zweites Tabu gebrochen: nämlich die Einführung des Selbstzünders. Endlich wurde die Marke Porsche auch für jene Vielfahrer interessant, die trotz automobiler Leidenschaft und gehobener Ansprüche mit einem Auge auf das Spritbudget schielen müssen. Nun ist mit dem Macan ein zweites, kompakteres SUV in die Angebotspalette eingezogen, das ohne Frage auch als kräftiges Dieselmodell zu haben ist. Der taufrische Allradler ist etwa 16 Zentimeter kürzer als der Cayenne und somit eine willkommene Alternative, insbesondere für den urbanen Einsatz. Aber nicht nur: Exzellenter Fahrkomfort macht den Macan ebenso auf der weiten Reise zu einem patenten Partner.
Trotz citytauglichen Formats – der Macan misst nur 4,68 m in der Länge – bietet er ausladende Platzverhältnisse vorn und hinten. Dank 2,81 m Radstand genießen auch die Passagiere in der zweiten Reihe beste Raumfreiheit, vor allem langbeinige Personen dürften keinerlei Probleme bekommen beim Sortieren der unteren Extremitäten. Die Stühle selbst glänzen durch ausgeprägte Konturierung; zwar gibt es hinten – naturgemäß – weniger Seitenhalt als vorn, dafür wird Langstreckentauglichkeit ganz großgeschrieben, und zwar im Fond ebenso wie vorn. Die Fauteuils der ersten Reihe weisen auf den sportlichen Einschlag des Macan hin mit üppigen Seitenwangen (Sportsitze 1.500 Euro netto). Somit sind sie für mehr Querbeschleunigung gewappnet, als die meisten der verkauften Diesel-Exemplare jemals erleben werden. Praxistauglichkeit spielt schon eher eine Rolle. So sorgen die klassischen Ablagen wie das Fach in der verschiebbaren Armauflage inklusive vier Cupholder für ein aufgeräumtes Interieur. Der Transport sperriger Gegenstände erfordert das Umklappen der Rückbank – mit einem einfachen Handgriff machbar. In diesem Fall schluckt der Macan bis zu 1.500 Liter Gepäck.
Hinweise darauf, dass der Macan trotz Komponenten aus dem Gesamtkonzern ein waschechter Porsche ist, finden sich eine ganze Reihe. Das Zündschloss sitzt links, und statt Tacho lacht den Fahrer der große, mittige Drehzahlmesser an. Die Geschwindigkeit lässt sich ohnehin besser digital ablesen – das entsprechende Feld dafür hockt unter dem Tourenzähler. Das Board in der Mitte, das unter anderem die Tasten für die Klimatisierung beherbergt, ist inzwischen ebenso ein typisches Marken-Merkmal – selbst der Elfer besitzt es. Darüber sitzt der längst nicht mehr wegzudenkende TFT-Bildschirm; eine saubere Verarbeitung und edle Materialien unterstreichen die Exklusivität dieses Modells. Individuelle Dekors geben dem Macan eine persönliche Note. Wem die schwarzen Hochglanz-Oberflächen (wie im Testwagen) nicht gefallen, bekommt freilich auch nobel anmutende Holzfurniere. Sportiv angehauchte Naturen dürfen gerne auf Alu- oder Carbon-Optik zurückgreifen. Verschiedene Lederarten sowie ein auf Wunsch in Alcantara gehaltener Dachhimmel verleihen dem Allrounder aus Zuffenhausen einen luxuriösen Touch.
Dazu gehören natürlich auch sechs Zylinder, und mit denen kann das derzeitige Selbstzünder-Basismodell auftrumpfen. Drei Liter Volumen und 258 PS genügen, um drahtig unterwegs zu sein. Satte 580 Nm Drehmoment zerren auf Wunsch kräftig an den vier Rädern und sorgen für Druck im Kreuz. Zwecks Kraftverteilung installierten die Ingenieure eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung. Das Hang-on-Allradsystem stammt in den Grundzügen aus dem größeren Bruder Cayenne und ist selbstredend auf sportive Tugenden ausgelegt. Wer öfter ambitioniert windungsreiche Landstraßen durchläuft, bekommt gegen 1.250 Euro netto ein variables Hinterachs-Sperrdifferenzial. Doch unabhängig davon macht der Stuttgarter auf kurvigem Terrain eine gute Figur und fühlt sich hier auch als SUV wohl: Leichtfüßig und ohne nennenswerte Seitenneigung tänzelt er um die Ecke, lässt sich präzise führen mit seiner elektromechanischen Servolenkung. Mit einem Standardsprint von 6,3 Sekunden bis 100 km/h beweist er zudem ordentliche Spurt-Qualitäten, und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 230 Sachen. Im Gegenzug ist er genügsam und lässt den Bordrechner häufig eine Sechs vor dem Komma anzeigen. Die variable Kühlerjalousie zur Optimierung des Luftwiderstands, Segel-Funktion und Start-Stop-Funktion tragen zur Effizienz bei.
Für wilde Gesellen gibt es das Sport Chrono Paket; dann reagiert der Schwabe bissiger auf Gaspedalbefehle und sorgt im Rahmen einer Launch Control für einen optimal einsetzenden Kraftschluss sowie bestmögliche Traktion. Ach ja, der Macan kann übrigens auch komfortabel. Vor allem lange Autobahnwellen bügelt er gekonnt aus und schwingt gediegen nach. Und kurze Patzer lässt er ebenfalls nur stark gefiltert in die Fahrgastzelle. Der Käufer hat die Wahl zwischen Stahlfedern mit oder ohne Dämpferregulierung, sie kostet 970 Euro (netto) extra; gegen 2.210 Euro (netto) Aufpreis wandert gar eine Luftfederung an Bord, die neben der veränderbaren Dämpferhärte außerdem die Fahrzeughöhe variieren kann. Zusammen mit den leisen Fahrgeräusche avanciert das SUV zum kommoden Tourer, der gerne viele Kilometer am Stück abspult. Wer genau hinhört, identifiziert die Arbeitsweise des Dreiliters anhand der Klangfarbe – was aber nicht weiter stört angesichts zurückhaltender Lautäußerung. Bei Autobahntempi tritt das Aggregat akustisch ohnehin in den Hintergrund.
Ab 48.680 Euro netto ist der Macan S Diesel zu haben. Das ist fraglos eine hübsche Stange Geld, doch ein zu erwartender niedriger Wertverlust tröstet darüber hinweg. Immer an Bord sind Automatikgetriebe (Doppelkupplung), Klimaautomatik, elektrische Kofferraumklappe, Radio und elektrisch verstellbare Sitze – mit diesem Rüstzeug unterstreicht der Macan seinen Anspruch als Luxus-SUV. Zahlreiche Assistenzsysteme machen den 4x4 bequemer und sicherer, dazu gehören das stufenlos variable Fernlicht (405 Euro netto), Rückfahrkamera inklusive Parksensoren (1.100 Euro netto), Spurwechsel-Warnung (490 Euro netto) und natürlich der aktive Tempomat für netto 1.140 Euro. Damit werden große Entfernungen noch komfortabler: Vor allem Staus oder anderweitige Stop-and-go-Situationen können auf diese Weise entspannt überbrückt werden; die Elektronik regelt den Abstand zum Vordermann und bremst bis zum Stillstand herunter. Nur das Anfahren muss aus gesetzlichen Gründen noch manuell initiiert werden. Doch das macht gar nichts, der Macan ist schließlich ein Auto zum Selbststeuern.