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Das ist auch dringend notwendig: Vielleicht nicht so sehr wegen der mangelnden Verfügbarkeit von fossilem Brennstoff, sondern vielmehr wegen der Luftqualität, gerade in den Städten (der Peak Oil, also die Überschreitung der maximalen Förderung, verbunden mit Rückgang der Fördermenge und Explosion der Rohölpreise, wird ja bereits seit Jahrzehnten immer wieder vorhergesagt und dann doch wieder verschoben – das ist ähnlich wie mit dem Weltuntergang ...). Denn die Stadtbevölkerung, so die gängigen Prognosen, wird weiter zunehmen: Lebten 2005 „nur“ 3,2 Milliarden Menschen oder 50 Prozent der Weltbevölkerung in Städten, sollen es bis 2030 schon 60 Prozent oder dann fünf Milliarden Menschen sein. Gerade in den hoch entwickelten Ländern des Westens liegt der Verstädterungsgrad schon bei fast 75 Prozent – je schneller sich also die bevölkerungsreichen Boomregionen in Asien und Afrika entwickeln, desto rasanter wächst die weltweite Verstädterungsquote. Toll also, wenn es dann einen Kraftstoff gibt, der nichts als Wasser emittiert und obendrein umweltschonend hergestellt werden kann. Das hilft vor allem bei den lokalen Schadstoffproblemen mit der Atemluft in den Großstädten.

Bei den normalen Elektrofahrzeugen ist die Schadstoffemission gerade das Problem: Bei unserem derzeitigen Strommix in Deutschland stammt nicht einmal ein Viertel der Kraft aus erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne, Wasser oder Biomasse. Im Gegenteil: Fast 50 Prozent unseres Stromes wird noch immer mit Braun- und Steinkohle erzeugt. Berücksichtigt man dann noch die Wirkungsgrade und Speicherprobleme, macht ein akku-elektrisches Auto derzeit eigentlich überhaupt keinen Sinn – es sei denn, man lädt es über eine eigene Ladestation, die beispielsweise mit Wind oder Sonne gespeist wird. Nur dann ist ein Elektroauto unter Umweltgesichtspunkten den herkömmlichen Antrieben überlegen – sieht man von der lokalen Emissionsfreiheit vor Ort ab.

Bei der Stromerzeugung gerade aus Wind und Sonne haben wir aber noch ein ganz anderes Problem in Deutschland, bei dem Wasserstoff als Energieträger helfen könnte: Oft werden Windräder einfach abgeschaltet, weil den Strom gerade niemand haben will. Denn bläst der Wind und die Sonne scheint kräftig, wird viel mehr Strom erzeugt, als es Abnehmer dafür gibt. Um das Stromnetz nicht zu überlasten, gibt es zeitweise sogar die perverse Situation, dass die Stromerzeuger demjenigen Geld zahlen, der diesen abzunehmen bereit ist (natürlich nicht dem normalen Privatoder Industriekunden in Deutschland). So werden Windräder und Solarkraftwerke zeitweise einfach abgeschaltet – und dennoch mit unserer Stromrechnung weiter bezahlt.

Auf diese Art sollen 2010 bereits 150 Millionen Kilowattstunden wegen Abschaltung von Windund Sonnenenergie-Kraftwerken nicht produziert worden sein, 2012 bereits über 400 Millionen Kilowattstunden! Hätte man damit Wasserstoff produziert – der ja recht unproblematisch gespeichert werden könnte und somit nicht die Stromnetze überlastet – hätten 2012 rund 10.000 Autos jeweils 20.000 Kilometer weit fahren können. Mit rein regenerativ erzeugtem Wasserstoff – anstelle der Abschaltung der Systeme.

Das ist dann auch unter anderem ein großes Potenzial von Wasserstoff: Hier geht es nicht nur darum, eine weitere alternative Antriebsquelle in den Markt zu bringen. Wasserstoff ist ein idealer Energieträger, der mit recht überschaubarem Leistungsverlust gespeichert werden kann – und zudem geht das Hoch- und Herunterfahren der Erzeugungs- und Verbrauchssysteme sekundenschnell; im Gegensatz zu beispielsweise Kohlekraftwerken. Nun brauchen wir eigentlich nur noch eine solide Tankstellen-Infrastruktur. Hoffen wir mal, dass der Ausbau davon nicht ebenso schleppend vorangeht wie seinerzeit jener der Erdgas-Tankstellen. Immerhin hat sich eine Koalition aus 18 großen Unternehmen (große Automobilhersteller, Mineralölkonzerne und Energieversorger) bereits zusammengeschlossen, ab 2014 eine entsprechende Wasserstoff-Tankstruktur in Deutschland aufzubauen. Ausgehend von sechs Ballungsräumen und den Autobahnen sollen bis 2030 rund 1.000 Tankstellen für Wasserstoff aufgebaut sein, das recht ambitionierte Ziel bis dahin sind rund 1,8 Millionen Wasserstoff-Fahrzeuge.

Zwei Nachteile hat Wasserstoff als Energieträger jedoch zumindest derzeit noch. Zum einen: Der Preis für den Kraftstoff pro Kilometer ist etwa vergleichbar mit dem von Diesel, man spart also kein Geld mit der neuen Technik. Zudem gibt es auf den Wasserstoff noch keine mit jener auf Benzin oder Diesel vergleichbare Energiesteuer. Mit zunehmender Industrialisierung der Erzeugung wird der Herstellungspreis jedoch sicher sinken, und vielleicht wird der Staat auch wieder eine Steuerbefreiung oder zumindest eine Steuerreduktion auf Wasserstoff als Energieträger beschließen, wie es ja zuvor auch für Erdgas und Flüssiggas gewesen ist. Zum anderen: Der Aufbau einer großflächigen Tankinfrastruktur ist zunächst eine überwiegend deutsche Angelegenheit. Wenn die Mitarbeiter also auch in den Nachbarländern mobil sein sollen, wird es eng. Lediglich in Skandinavien, den Niederlanden, in Großbritannien und der Schweiz gibt es ebenfalls konkrete Planungen für den Aufbau einer halbwegs vernünftigen Tankinfrastruktur.

 

 

Hyundai ix35 FCEV

Mit dem serienmäßigen ix35 als Hydrogen Fuel Cell Electric Vehicle (Elektroantrieb mit Brennstoffzelle und Wasserstoff als Energieträger) ist Hyundai Vorreiter bei den Serien-Wasserstoff-Autos. Immerhin 200 Fahrzeuge werden noch dieses Jahr ausgeliefert, im nächsten Jahr wird die Produktion mehr als verdoppelt. Deutlichstes Kennzeichen des Null- Emission-Fahrzeuges: Es gibt keine Auspuffrohre. Einziges „Abfallprodukt“ bei der Stromerzeugung aus Wasserstoff in der bordeigenen Brennstoffzelle ist reines Wasser, das einfach verdampft. Ansonsten ist der Kofferraumboden des ix35 FCEV einige Zentimeter höher als im herkömmlich angetriebenen Pendant; dies ist dem runden Wasserstoff-Tank geschuldet, der immerhin mit 700 bar betankt wird. Sorgen muss man sich deswegen nicht: Die Sicherheit ist auch bei Unfällen jeglicher Art gewährleistet.

Der ix35 FCEV fährt sich dabei wie ein gewöhnliches Elektroauto: Er fährt schließlich auch rein elektrisch. Der Unterschied liegt vor allem in der Reichweite – fast 600 Kilometer soll der Wasserstoff in der Praxis reichen und nachgetankt ist –, findet man erst mal eine der in diesem Jahr nur rund 20 Wasserstoff-Tankstellen – in lediglich drei Minuten.

Wer mit der dürftigen Tankstellen- Infrastruktur leben kann, bekommt im Gegenzug ein zukunftsträchtiges Elektrofahrzeug, das in wenigen Minuten aufgetankt ist – und nicht wie ein akkubetriebenes Elektroauto stundenlang für eine viel geringere Reichweite am Netz hängen muss. Die ersten ix35 FCEV gibt es übrigens nur für ausgewählte Kunden – bis die praktischen Ökoflitzer für die normale Flotte verfügbar sind, wird es leider noch das eine oder andere Jahr dauern. Und bis dahin gibt es dann sicher auch mehr Tankstellen.