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Flottenmanagement: Bei Unternehmen ist zunehmend eine internationale Ausrichtung zu beobachten. Wie betrachten Sie diese Globalisierung aus Ihrer Erfahrung, welche internationale Entwicklung zeichnet sich, auf das Fuhrparkmanagement und die Anforderungen der Kunden bezogen, ab?

Peter Schmehl: Die internationale Betrachtung des Fuhrparkmanagements lässt sich grundsätzlich sehr gut mit einem Verkehrswegesystem vergleichen: Auf verschiedenen Straßen herrscht ein hoher Mobilitätsfluss; es wird mal mit hoher, mal mit niedrigerer Geschwindigkeit gefahren. Aus meiner Sicht benötigt diese Mobilität ganz klare Prozessstrukturen, die Eindeutigkeit definieren – klare Verkehrsregeln also. Diese Prozessregeln fungieren als Leitsystem für Fuhrparks. Die Herausforderung für alle, die in diesem Bereich tätig sind, ist, sich trotz aller Unterschiede, die innerhalb der Verkehrssysteme der europäischen Länder existieren, zurechtzufinden. Unser Auftrag hierbei besteht darin, in dieser Situation, in der noch keine einheitliche Regelung existiert, unseren Kunden dabei zu helfen, die Verkehrsregeln im jeweiligen Land, in dem sie unterwegs sind, einzuhalten und Unfälle zu vermeiden. Zusätzlich zu einem gut ausgebauten Verkehrswegesystem als Voraussetzung für „freie Fahrt“ innerhalb Europas sind bewährte und innovative Services die Garanten für gut funktionierende, länder-übergreifende gewerbliche Mobilität. Wir als Anbieter unterstützen unsere Kunden mit dem, was sie fordern: sichere und softwaregeschützte Prozesse sowie eine professionelle Unterstützung vor Ort.

Heinz Moritz: Unternehmen sind zunehmend international ausgerichtet bei gleichzeitiger Zentralisierung der Beschaffung. Das führt dazu, dass sich auch Logistikdienstleister auf die grenzüberschreitenden Anforderungen ihrer Kunden ausrichten müssen. So durchgängig wie gewünscht ist Europa noch nicht überall, obwohl die europäische Kommission schon seit Langem die Harmonisierung der behördlichen Verfahrensweisen fordert. Wir sind trotz dieser Schwierigkeiten und unterschiedlicher Regelungen von Land zu Land schon seit über 20 Jahren in der Lage, in sämtlichen europäischen Ländern Fahrzeuge zuzulassen – nicht umsonst bezeichnen wir uns als „Partner für ganz Europa“ für unsere Kunden. Wir überführen ein Fahrzeug mit einem Kurzkennzeichen, erledigen den Gang zur Behörde und die Zulassung sowie die Verbringung des Fahrzeugs. Dies ist ein immenser Aufwand, den zu bewältigen jede Leasinggesellschaft stark herausfordern würde, müsste sie ihn ohne Unterstützung eines Dienstleisters umsetzen – für die Abwicklung dieses umfassenden Prozederes sind Anbieter wie wir gefragt.

Flottenmanagement: Worin sehen Sie die Schwierigkeiten des europaweiten Fuhrparkmanagements, beispielsweise im Bereich Logistik?

Peter Schmehl: Das Registrieren von Fahrzeugen innerhalb Europas ist erschwert durch die Gesetzgebung, die in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich ist. Hinzu kommen steuerliche Aspekte, die das Prozedere erschweren. Der logistische Prozess selbst ist in Europa unproblematisch, wenn wir uns auf die Fiskalunion beziehen. In unseren Augen gibt es keine unüberwindbaren Hürden, allerdings sind sie in unterschiedlicher Höhe montiert. So sind Zulassungen in skandinavischen Staaten zum einen komplex und zudem durch die „Luxussteuer“, die den Kaufpreis der Fahrzeuge mitunter verdoppelt, sehr teuer. In den Beneluxländern, Frankreich, Spanien, Österreich und der Schweiz gestaltet sich der Transfer weitestgehend unproblematisch, doch auch in diesen Staaten kann aufgrund steuerlicher Gegebenheiten die Nutzung von Fahrzeugen im Vergleich zu Deutschland mit höheren Kosten verbunden sein. Wer in Italien einen Fuhrpark betreibt und diesen über eine ausländische Leasinggesellschaft finanziert, sieht sich vor besondere Herausforderungen gestellt: Fahrzeuge können dort ausschließlich auf Eigentümer zugelassen werden, nicht jedoch auf Leasingnehmer. In jedem Land Europas ist die Bedingung für die Zulassung, dass der Halter einen Firmensitz im Land selbst unterhält. Welche Papiere eingereicht werden müssen, unterscheidet sich im Detail.

Ein logistischer Prozess kann sich zum Desaster entwickeln, wenn man die Anforderungen vor Ort nicht kennt – diese Klippe umschiffen wir anhand unserer Datenbank, die uns umfangreiche Informationen zu jedem einzelnen Land liefert und auf die wir im Lauf des Gesprächs noch näher eingehen werden.

Flottenmanagement: Mit welchen Dienstleistungen und Services reagieren Sie auf diese internationale Ausrichtung? Wie bedienen Sie Kunden, die nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Ausland Firmenstandorte haben und sich auf die reibungslose Abwicklung des Fuhrparkmanagements verlassen müssen; auf welche Ansprechpartner können diese Kunden zurückgreifen?

Peter Schmehl: Wir verzeichnen eine wachsende Nachfrage nach Auslandsdienstleistungen und bedienen sämtliche europäischen und auch außereuropäischen Länder mit unseren Services – ohne Spezialisierung auf nur einen bestimmten Teilbereich, ohne Mindestfahrzeuganzahl. Grundsätzlich gilt: Der Kunde definiert seinen Anforderungskatalog, wir setzen um. Die Dienstleistungen und Produkte, die wir aus Deutschland heraus schon seit über 20 Jahren anbieten, beinhalten Registrierungsprozesse und logistische Prozesse. Hierfür arbeiten wir im Ausland mit unterschiedlichsten Partnern vor Ort zusammen, was sich alleine schon zur Überwindung der sprachlichen Hürden anbietet. Diese Dienstleister sind Partner – seien es beispielsweise Transportunternehmen, Werkstätten oder auf Aktivitäten um den Bereich Zoll ausgerichtete Anbieter –, die wir schon seit langen Jahren kennen und mit denen sich die Zusammenarbeit bewährt hat. In einigen Ländern greifen wir auch auf mehr als nur einen Partner zurück, da wir festgestellt haben, dass das lokale Vor-Ort-Sein ganz entscheidend für den Registrierungsprozess ist. Unseren Kunden bieten wir für den kompletten Vorgang einen zentralen Ansprechpartner.

Heinz Moritz: Zur Erleichterung des Ablaufs haben wir eine Datenbank aufgebaut, die auf Knopfdruck Informationen über die Besonderheiten, die es in den einzelnen Ländern zu beachten gilt, liefert. Diese Informationen beziehen sich unter anderem auf die steuerliche Situation, auf Zollbestimmungen, Registrierungsanforderungen und Vorlagen oder auch darauf, welche Dokumente in welchem Land wozu benötigt werden. Bei unserem Vorgehen legen wir Wert auf einen Automatisierungscharakter – was zunächst als manueller Prozess beginnt, muss über die Jahre hinweg automatisiert, zum Selbstläufer und so etabliert werden. Oberstes Gebot ist, dass der Kunde sich immer auf einen reibungslosen Ablauf verlassen kann – sollte es einmal zu einer Störung in der Prozesskette kommen, sind wir in der Lage, diese schnellstens zu beheben, sodass der Kunde davon weder etwas mitbekommt noch davon beeinträchtigt wird.

Flottenmanagement: In welchen Bereichen sehen Sie Entwicklungspotenzial, welche Services möchten Sie künftig für das internationale Geschäft noch anbieten?

Peter Schmehl: Unser Ziel ist es immer, Standards zu setzen, die Prozesse schlank zu gestalten und schnelle, sichere Systeme von hoher Qualität bereitzustellen. Innerhalb der nächsten fünf Jahre möchten wir unsere gesamten Produkte in den nennenswerten Flottenmärkten in ganz Europa vertreiben, um mit unserer Qualität Standards zu setzen – beispielsweise soll ein Entscheider in Frankreich mit seinem Kollegen in Polen reibungslos kommunizieren und Prozesse vergleichen können. Wir sehen eine große Chance in der Zusammenarbeit mit unseren europäischen Partnern, dieses Ziel zu erreichen. Außerdem möchten wir einen Monitor für zentrale Entscheidungen bereitstellen – innerhalb des Monitorings sollen die einzelnen Märkte dargestellt und überblickt werden können, um den Kunden in den Punkten Benchmarking, Risikofragen und -vermeidung unterstützen zu können. Zudem haben wir festgestellt, dass das Prozess-Know-how, das wir uns in den letzten 25 Jahren in den Bereichen Mobilität und Risikomanagement angeeignet haben, auch ein Beratungsmandat werden kann – Firmen können dann auf unser Fachwissen und unser System zurückgreifen. PS Consulting berät und stellt die Softwarelösungen zur Verfügung, unsere Kunden werden selbst tätig, auch ohne Auslagerung der Dienstleistungen.

Heinz Moritz: Wir verstehen unsere Aufgabe darin, den gesamten Prozess – und nicht nur eine Einheit – im Blick zu behalten. Das erfordert, dass unsere Systeme auch von anderen Dienstleistern genutzt werden können. Der Kunde kann und möchte nicht nur mit einem Partner zusammenarbeiten, sondern fordert eine Auftragseinsteuerungsstruktur, ein Monitoring, ein Reporting, einen einzigen Kanal also – dies wiederum erfordert, dass unsere Produkte multisupplierfähig sind. Das Plus besteht für den Kunden darin, möglichst viele Prozessbeteiligte mittels einer einzigen Plattform einbinden und koordinieren zu können. Die Generation der Zukunft ist auf Kooperation, Vernetzung sowie gemeinsame Ziele fokussiert, entsprechend werden wir uns ausrichten und zunehmend zum Prozessdienstleister werden, wenngleich die Kernsegmente unserer Tätigkeit selbstverständlich erhalten bleiben werden.