
Allenfalls in Kombination mit anderen, lukrativen Versicherungsprodukten ist der Fuhrparkversicherer noch geneigt, das eine oder andere Auge zuzudrücken. Aber die Zeiten, in denen die Versicherer um jeden noch so wenig lukrativen Kunden mit immer besseren Angeboten gekämpft haben, sind inzwischen lange vorbei. Die Branche versucht sich auch im Flottenversicherungsbereich zu konsolidieren. Ein günstiger Flottenversicherungsvertrag nur als potentieller „Türöffner“ in die Firma ist versicherungsseitig seltener geworden.
Da stellt sich dem Fuhrparkleiter natürlich die Frage: Wie sieht er denn aus, der ideale Versicherer? Wo bekomme ich die günstigsten Prämien und den besten Service? Und da gibt es nur eine Antwort: Es kommt auf den Einzelfall an. Denn es gibt nicht nur deutliche Unterschiede bei den klassischen Versicherern, sondern inzwischen auch Alternativen, die sich durchaus rechnen lassen.
Solide Datenbasis
Ganz wichtig ist, dass man weiß, welche Risiken überhaupt im Haus sind. Die letzten drei, besser fünf Jahre des Schadenverlaufes sollten präsent sein. Dazu die Kosten der Versicherung, die Eigenbeteiligungen, eine Auflistung nicht versicherter Schäden und idealerweise auch gleich die Kosten der Schadensabwicklung, die ja gern mal in diversen anderen Kostenstellen versickern.
Was wird gesucht?
Die zentrale Frage ist die nach dem Anforderungsprofil. Suchen Sie einfach nur ad hoc eine günstige Prämie oder sind Sie gewillt, sich bei dem Schadenmanagement und der Unfallprävention von dem Versicherer coachen zu lassen, um langfristig und konsequent an der Prämie zu arbeiten? Interessiert Sie nur der Preis oder auch das Dienstleistungspaket drumherum, also Schadenabwicklung, Reportings, 24-Stunden-Hotline, Partner-Werkstätten (mit oder ohne Zwang) oder Fahrertrainings? Wobei es Tools für das Risikomanagement und die Schadenabwicklung natürlich nicht nur von dem jeweiligen Versicherer, sondern auch von freien Anbietern im Flottenmarkt gibt.
Suchen Sie nach dem besten klassischen Angebot oder sind Sie bereit, auch über Alternativen nachzudenken? Das kostet vielleicht etwas mehr Zeit und erfordert vielleicht auch interne Diskussionen, ob man neue Wege gehen möchte. Finanziell kann eine Alternative jedoch lukrativ sein.
In diesem Artikel widmen wir uns hauptsächlich alternativen Formen der Absicherung als Denkanstoß. Die einzelnen Formen der Versicherung sind natürlich abhängig von der jeweiligen Fuhrparkgröße und der Finanzierungsform. Bei einem Leasing-Fuhrpark gibt es oft keine Alternative zur klassischen Versicherung mit Vollkasko, das will dann schon der Finanzierer so haben. Mehr Flexibilität gibt es bei Kauffuhrparks oder gößeren Fahrzeugbeständen. Aber auch beim Leasing gibt es Ausnahmen.
Vor allem für Leasingflotten, bisweilen aber auch für finanzierte Kauffuhrparks, sollte besonders die oft obligatorische GAP-Deckung mit möglichst verbraucherfreundlicher Formulierung nicht fehlen.
Versicherungsvertrag als Full-Service-Leasing- Bestandteil
Dies ist die einfachste Form, wenn der Fuhrpark ohnehin geleast wird. Der Versicherungsvertrag wird nicht separat verhandelt, sondern einfach zusammen mit dem Leasingvertrag abgeschlossen. Üblich ist, auf die mit dem Leasinggeber kooperierenden Versicherungsangebote zuzugreifen oder den eigenen Versicherer mit zu integrieren. Das Unternehmen profitiert hier von Gruppenverträgen, die oft günstiger sind, als eine eigene Versicherungspolice zu verhandeln. Besonders interessant wird diese Variante dann, wenn es sich um eine herstellergebundene Leasinggesellschaft handelt, die über das Argument „günstige Versicherung“ ihre Verkäufe ankurbeln möchte. Das ist dann mitunter, vor allem bei kleinen Fuhrparks, konkurrenzlos günstig.
Versicherungsreduktion bei Fahrassistenz-Systemen direkt beim Hersteller
Ein weiteres Argument für den Versicherungsvertrag beim Autokauf: Hersteller wie Volkswagen, Audi, Škoda oder Mercedes-Benz geben zu den ohnehin oft günstigen Versicherungsprämien weitere Rabatte für diejenigen, die sich für den Einbau moderner Sicherheitstechnik wie Totwinkelassistent, Spurhalteassistent, Abstandsregler oder Notbremsassistenten entscheiden.
Allerdings sind diese Verträge oft an die Schadensabwicklung bei einer entsprechenden Vertragswerkstatt gebunden, freie Reparaturbetriebe werden hier ausgeschlossen. Dies kann die Gesamtkosten der Versicherung plus Schadenskosten gegenüber einer herkömmlichen Versicherung wieder erhöhen.
Kleinschäden herausnehmen
Kleinschäden sind nervig, bedeuten ähnlich viel Papierkram mit der Versicherung wie große Schäden und steigende Versicherungsprämien. Warum also nicht Kleinschäden bis zu einem frei verhandelbaren Betrag aus der Versicherungspolice herausnehmen? Dadurch fällt für diese Schadensummen zumindest auch keine Versicherungssteuer und kein Verwaltungskostenaufschlag für den Versicherer an. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Die veränderte Kostenstellen-Zuordnung. Denn wenn Kleinschäden wie Parkrempler plötzlich nicht mehr im großen Topf „Versicherungskosten“ untergehen, sondern auf dem Konto des Fahrers beziehungsweise dem der jeweiligen Abteilung angeschrieben werden, ändert sich der Aufmerksamkeitswert drastisch.
Gelegentlich wird dies auch „KH-Selbsttragung“ genannt, wenn es eben eine höhere Selbstbeteiligung für Kleinschäden gibt. Dieses Modell wird aber von vielen Finanzbehörden und -gerichten neuerdings kritisch gesehen, da auf die Einsparung Steuer erhoben werden soll. Damit wäre das Modell nahezu „tot“.
Schadenrückkauf
Das ist die andere Alternative zur Herausstreichung bestimmter Risiken. Die Regulierung von Schäden gleich welcher Größenordnung lässt die Prämien steigen, am Ende zahlt immer das Unternehmen, ob direkt oder über den Umweg Versicherungsprämie. Wer aber Schäden selbst reguliert oder den Schaden später „zurückkauft“, spart die 8,5-prozentige Versicherungssteuer sowie den Verwaltungskostenaufschlag für den Versicherer.
Verzicht auf Kasko/Eigentragung
Viele Unternehmen könnten auf die Vollkaskoversicherung verzichten. Ab einer gewissen Fuhrparkgröße (ab circa 100 Fahrzeugen) beziehungsweise bei bestimmten Fuhrparkkonstellationen ist eine Kasko fast schon herausgeworfenes Geld. Denn, wie bereits beschrieben: Am Ende zahlt das Unternehmen den Schaden ohnehin, plus Versicherungssteuer, plus Verwaltungskosten. Warum also nicht gleich die Risiken der Kaskodeckung selbst übernehmen? Auch macht es häufig Sinn, die in der Teilkaskoversicherung am häufigsten auftretenden Glasschäden herauszunehmen und selbst zu tragen. Eine solide Datenbasis vorausgesetzt, kann sich das jeder Fuhrparkleiter leicht selbst durchrechnen. Es sollten dann je nach Unternehmensgröße und Liquidität interne Rücklagen aufgebaut werden, die für eintretende Schäden eingesetzt werden.
Potenzielle Großschäden (also beispielsweise ein Unfall mit vielen Verletzten, Toten, Massenkarambolage, Umkippen eines Gefahrgut-Lkw und so weiter) sollten dabei idealerweise weiter versichert bleiben, ebenso beispielsweise Hagelschaden, der die gesamte Flotte treffen kann, oder auch andere Naturkatastrophen wie Hochwasser, Sturm oder Schneedruck. Denn die Prämie für derart selten auftretende Risiken ist relativ gering, die Kosten sind im Falle des Falles jedoch für das Unternehmen richtig hoch.
Auf die Risiken, die über die Rücklagen abgedeckt sind, fallen dann aber keine Versicherungssteuer und keine Verwaltungs- und Handlingkosten des Versicherers mehr an, das ist bares gespartes Geld. Zu empfehlen ist weiterhin, die Schadenentwicklung sowie die Frequenz der Schäden und deren Höhe und vor allem Großschäden permanent genau zu beobachten sowie am besten intern eine eigene laufende Schadenstatistik zu führen und diese regelmäßig mit der Schadenauflistung des Versicherers abzugleichen.
Wer sich eine solche Lösung als Fuhrparkleiter übrigens nicht selbst aufzubauen zutraut, der kann auch hier auf professionelle Anbieter zurückgreifen: Volkswagen Leasing hat beispielsweise unter dem Namen „Kaskodepot“ ein solches Eigentragungsmodell unter professioneller Verwaltung im Angebot. Ähnliche Modelle bieten auch Leasinggesellschaften wie beispielsweise Leaseplan, Athlon Car Lease Germany und die Arval Deutschland GmbH an, hier dann beispielsweise unter dem Namen „Haftungstransfer“, was mitunter sogar bereits ab 20 Fahrzeugen angeboten wird.
Schaden- und Riskmanagement
Wie auch immer das Schadenrisiko abgesichert wird: Viel kann das Unternehmen sparen, wenn in die präventive Vermeidung von Unfällen als solche und in die Senkung von Schadenkosten investiert wird, beispielsweise durch die verpflichtende Ausstattung mit Assistenzsystemen oder auch Fahrsicherheitstrainings. Denn die Reduktion von Unfällen führt nicht nur zu niedrigeren Versicherungsprämien durch sinkende Schadenquoten, sondern gleichzeitig auch zu höheren Fahrzeugrestwerten, reduzierten indirekten Schadenskosten, weniger Arbeitsausfällen, weniger Personenschäden und sinkenden Reparaturkosten.