Klarheit statt Konflikte

Gutachter und Sachverständige sind unverzichtbare Partner im Prozess der Aussteuerung und Schadenregulierung von Fahrzeugflotten. Insbesondere bei der Rückgabe von Flottenfahrzeugen, beispielsweise am Ende einer Leasinglaufzeit, übernehmen sie eine entscheidende Rolle als neutrale Instanz, die Konflikte reduziert und für Transparenz sorgt. Doch wie findet man den passenden Experten und welche Kriterien sollten bei der Auswahl berücksichtigt werden?

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Die Begutachtung von Leasingrückläufern zählt zu den zentralen Aufgaben eines Gutachters. Dabei wird der Zustand des Fahrzeugs bei der Rückgabe sorgfältig und detailliert überprüft – sowohl im Innen- als auch im Außenbereich. Schäden und Abnutzungen werden objektiv erfasst und vollkommen unabhängig bewertet. Diese neutrale und fachlich fundierte Einschätzung trägt dazu bei, die Diskussion zu versachlichen und Meinungsverschiedenheiten zwischen Leasinggeber und Leasingnehmer zu vermeiden, wie Rainer Schwer, Key Account Manager bei der DEKRA Automobil GmbH, weiß: „Bei der Fahrzeugrückgabe, etwa am Ende einer Leasing-Laufzeit, kommt es oft zu Meinungsverschiedenheiten bezüglich des Wertverlustes während der Nutzungsdauer. Neben der grundsätzlichen Frage des Restwertes eines Fahrzeuges stellt sich hier insbesondere auch die Frage, welche Mängel als Schaden und damit wertmindernd zu berücksichtigen sind und was als Gebrauchsspur durch die Leasingrate abgedeckt ist. Eine neutrale Fahrzeugbewertung auf der Basis klarer und transparenter Kriterien – wie etwa denen unseres DEKRA Fair Return Schadenkatalogs – kann hier für alle Beteiligten Klarheit schaffen.“

Dabei werden auch vertraglich festgelegte Abläufe und Richtlinien berücksichtigt, die zwischen den Parteien vereinbart wurden. Ein professioneller Gutachter bringt umfassendes Fachwissen und langjährige Erfahrung mit, um zwischen normalen, verschleißbedingten Gebrauchsspuren und übermäßigen oder vermeidbaren Schäden zu unterscheiden. Die Bewertung umfasst dabei nicht nur offensichtliche Schäden, sondern auch kleinere Mängel, die langfristig zu Problemen führen können. Anschließend setzt der Gutachter diese Erkenntnisse in Relation zur Laufleistung und zum Alter des Fahrzeugs, um den korrekten Minderwert zu ermitteln. Dies schafft eine faire Grundlage für weitere Verhandlungen und stellt sicher, dass beide Parteien mit dem Ergebnis zufrieden sind. Die Gutachteraussagen sind dabei belastbar und rechtssicher, sie bieten eine fundierte Basis für Nachzahlungen oder Wertverluste, die für beide Seiten nachvollziehbar sind.

Schwarze Schafe
In Deutschland ist der Begriff „Gutachter“ beziehungsweise „Sachverständiger“ rechtlich nicht geschützt. Das bedeutet, dass sich grundsätzlich jeder so nennen kann, ohne seinen Sachverstand nachweisen zu müssen. Für Geschädigte, die auf eine professionelle und qualifizierte Begutachtung angewiesen sind, birgt dies ein erhebliches Risiko. Doch wie lässt sich sicherstellen, dass man einen kompetenten und vertrauenswürdigen Gutachter beauftragt? Arndt Hüsges, Geschäftsführer der Hüsges GmbH, erklärt: „Da der Begriff ‚Gutachter‘ rechtlich nicht geschützt ist, ist es besonders wichtig, auf Qualifikationen und Zertifizierungen zu achten, um unseriöse Anbieter zu vermeiden. Ein seriöser Gutachter sollte eine fundierte Ausbildung als Kfz-Sachverständiger absolviert haben und Zertifikate von anerkannten Institutionen vorweisen können. Diese Zertifizierungen stellen sicher, dass der Gutachter über das notwendige Fachwissen und die entsprechende Kompetenz verfügt, um Fahrzeuge sachgerecht zu bewerten. Auch Referenzen und Kundenbewertungen sind ein wesentlicher Indikator für die Qualität der Arbeit und können dabei helfen, unzuverlässige Anbieter zu identifizieren.“

Ein qualifizierter Gutachter sollte öffentlich bestellt und vereidigt sein. Institutionen wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) oder von der DAT anerkannte Zertifizierungsstellen, beispielsweise die ZAK, bieten hierbei Orientierung und stellen sicher, dass der Sachverständige nach klar definierten Richtlinien arbeitet. Diese Vorgaben umfassen eine fundierte Ausbildung, regelmäßige Weiterbildungen sowie Maßnahmen zur Qualitätssicherung. Chris Wengler, Geschäftsbereichsleiter Schaden- & Wertgutachten bei FSP-Fahrzeug-Sicherheitsprüfung GmbH & Co KG, hebt im Zusammenhang mit der Aus- und Weiterbildung die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten hervor: „Wir haben in der FSP-Unternehmensgruppe eine Möglichkeit der Spezialisierung für Gutachter geschaffen, die stets einem ähnlichen Schema aus Grundkurs, Spezialausbildung und regelmäßigen Erfahrungsaustauschen folgt. Dabei können sich unsere FSP-Partner zum Beispiel auf die Begutachtung von Land- & Baumaschinen, Caravans, Classic & Collectors Cars, Einsatzfahrzeugen oder auf E-Bikes spezialisieren. Durch die vorgegebene Struktur kann eine entsprechend hohe und homogene Qualität sichergestellt werden.“ Die Bereitschaft zur kontinuierlichen Weiterbildung ist somit ein wesentliches Merkmal qualifizierter Gutachter. Die regelmäßige Teilnahme an Seminarprogrammen gilt als Indikator für hohe Qualitätsstandards. Die beteiligten Verbände stellen zudem strenge Anforderungen an ihre Mitglieder und sorgen dafür, dass die Gutachter stets mit den neuesten technischen Entwicklungen und Standards vertraut sind. Auch Michael Bogateck, Leiter Vertrieb und Marketing bei der carexpert KFZ-Sachverständigen GmbH, bestätigt dies: „Unsere Sachverständigen halten sich an die Richtlinien der öffentlich anerkannten Institutionen (zum Beispiel ZAK-zertifiziert). Unsere interne Ausbildung orientiert sich an diesen Vorgaben der Zertifizierungsorganisationen. Ein umfangreiches Weiterbildungs-, Qualitätssicherungs- und Mentoring-Programm rundet unsere Investition in unsere Sachverständigen ab.“

Serviceleistungen
Sachverständigenorganisationen bieten ein umfassendes Dienstleistungsspektrum, das speziell auf die Bedürfnisse gewerblich genutzter Fahrzeuge abgestimmt ist. Ihre Hauptaufgabe, die Zustandsbewertung von Fahrzeugen, wird durch zahlreiche weitere Services ergänzt, die Fuhrparkbetreibern dabei helfen, ihre Flotten effizient zu verwalten und wirtschaftlich zu optimieren. Besonders im Schadenfall nach unverschuldeten Unfällen ist eine neutrale Einschätzung der geltend zu machenden Ansprüche von entscheidender Bedeutung: „Die Schadenbewertung hilft den Fuhrparkbetreibern, eine klare und objektive Einschätzung der Reparaturkosten zu erhalten, was für die wirtschaftliche Planung von großer Bedeutung ist. Viele Fuhrparks nutzen zudem unseren Service zur Begutachtung von Unfallschäden, um eine schnelle und reibungslose Abwicklung der Reparaturen zu ermöglichen. Wir unterstützen auch bei der Kommunikation mit Versicherungen, um sicherzustellen, dass alle Ansprüche korrekt abgewickelt werden“, erläutert Arndt Hüsges.

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Zudem werden Zustandsberichte, die für die Vermarktung von Fahrzeugen von entscheidend sind, häufig nachgefragt. „Neben der termingerechten und qualitativ hochwertigen Erstellung der geforderten Fahrzeugrückgabegutachten sind es vor allem die digitalisierten Daten aus unseren Gutachten inklusive Bildern, welche für die schnelle Weitervermarktung dem Fuhrpark beziehungsweise dem/der Auftraggeber bereitgestellt werden können. Mit unseren TÜV NORD-Systemen sind wir in der Lage aus der Fotostrecke des Gutachtens, individualisiert freigestellte Vermarktungsbilder zur Verfügung zu stellen, sodass die Wiedervermarktung umgehend starten kann“, erläutert Thorsten Schreiber, Geschäftsführer der TÜV NORD Autoservice GmbH. Sachverständige übernehmen aber auch eine beratende und begleitende Funktion, die weit über die reine technische Bewertung hinausgeht. Sie unterstützen Fuhrparkbetreiber dabei, die Gesamtkosten der Flotte zu senken, den Fahrzeugbestand optimal zu nutzen und betriebliche Abläufe effizienter zu gestalten. Durch die Analyse von Einsatzmustern und die Einführung präventiver Maßnahmen zur Schadenvermeidung können langfristig Kosten reduziert und die Flottenstrategie nachhaltig optimiert werden. Weiterhin bieten Sachverständigenorganisationen ein breites Spektrum an Weiterbildungsleistungen an. Fahrertrainings und allgemeine Fahrzeugunterweisungen, häufig unterstützt durch webbasierte Schulungen, helfen den Fahrern, ihre Fähigkeiten zu verbessern und sicherer unterwegs zu sein. Gleichzeitig tragen diese Maßnahmen dazu bei, Schäden und Risiken zu minimieren. Im Bereich Aus- und Weiterbildung unterstützen Sachverständige Flottenbetreiber schließlich dabei, stets auf dem neuesten Stand der Technik sowie der gesetzlichen Anforderungen zu sein. Dies umfasst sowohl technische Schulungen als auch strategische Beratungen zur Optimierung der Flottenstrategie.

Elektrofahrzeuge
Mit der zunehmenden Verbreitung batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) sehen sich Sachverständigenorganisationen neuen Herausforderungen gegenüber. Elektrofahrzeuge zeichnen sich nicht nur durch eine andere technische Komplexität aus, sondern erfordern auch spezialisierte Dienstleistungen, die auf die Besonderheiten dieser Fahrzeuge zugeschnitten sind. Besonders der Akku – die wertvollste Einzelkomponente eines BEV – spielt bei der Bewertung eine zentrale Rolle. Christos Gkirtzalis, Key Account Manager bei TÜV SÜD, führt aus: „Auch unsere Expertise im Bereich E-Mobilität und alternativer Antriebe gewinnt zunehmend an Bedeutung – sei es bei der Umstellung auf einen elektrifizierten Fuhrpark oder bei der Bewertung von gebrauchten E-Fahrzeugen mit dem Fokus der Batterieprüfung. Darüber hinaus unterstützen wir Fuhrparkleiter bei der Einhaltung der Halterpflichten sowie mit individuellen Schulungen wie zum Beispiel den TÜV SÜD-zertifizieren Fuhrparkleiter.“

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz
Die fortschreitende Digitalisierung und Technisierung moderner Fahrzeuge bringt auch für Sachverständige einige Schwierigkeiten mit sich. Die stetige Weiterentwicklung, insbesondere durch elektronische Assistenzsysteme sowie moderne Sensoren und Kameras, erfordert ein tiefgehendes technisches Verständnis. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, investieren Sachverständigenorganisationen verstärkt in Weiterbildung und Informationsbereitstellung. Regelmäßige Schulungen zu neuen Technologien und Reparaturmethoden sind unerlässlich, um stets auf dem neuesten Stand zu bleiben. Zudem spezialisieren sich Sachverständige zunehmend auf bestimmte Technikbereiche, wie Rainer Schwer aufzeigt: „Durch die Spezialisierung von Sachverständigen auf einzelne Technikbereiche, wie zum Beispiel Nutzfahrzeuge, Hybridfahrzeuge, Elektrofahrzeuge, Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb, ist innerhalb der Organisation jeweils das für die Beurteilung eines bestimmten Fahrzeugs notwendige Knowhow abrufbar.“ Ein weiterer zentraler Aspekt der Digitalisierung im Sachverständigenwesen ist die Einführung moderner Mess- und Auslesegeräte. Diese unterstützen nicht nur die technische Bewertung, sondern dienen auch der Beweissicherung bei der Dokumentation von Schäden. Digitale Anwendungen und Softwarelösungen erleichtern zudem die Dokumentation und Bewertung von Fahrzeugschäden erheblich und beschleunigen somit die Abläufe zugunsten der Kunden.

Die Digitalisierung eröffnet so enorme Chancen. Durch den Einsatz moderner Technologien lassen sich Prozesse vereinfachen und beschleunigen, während gleichzeitig die Qualität der Begutachtung steigt. Digitale Anwendungen wie Begutachtungssoftware und KI-gestützte Systeme ermöglichen hier eine effizientere Schadensbewertung sowie eine optimierte Dokumentation. „Die DAT erleichtert den Sachverständigen durch die Einführung neuer Technologien, wie der KI-basierten Schadenerkennung FastTrackAI® oder der ebenfalls KI-gestützten Sprachassistentin Silvie die Aufnahme von Schäden. Auf neue Technologien im Auto, welche bei einem Schaden analysiert werden müssen, sind die Sachverständigen vorbereitet. Die neuen Systeme sind in der Reparaturkostenkalkulation der SilverDAT abgebildet“, stellt Julia Fahrion, Teamleiterin DAT Expert Organisation bei der Deutsche Automobil Treuhand GmbH, dar. Darüber hinaus erlaubt die Nutzung von Telematikdaten eine präzise Analyse des Fahrzeugzustands, wodurch Sachverständige noch genauere Gutachten erstellen und schneller auf Kundenanforderungen reagieren können. Dies führt letztlich zu einem verbesserten Service und einer höheren Kundenzufriedenheit.

Zusammenfassung
Die Erstellung von Gutachten für moderne Fahrzeuge erfordert nicht nur technologische Hilfsmittel, sondern auch bestens geschultes Fachpersonal. Die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung der Sachverständigen ist unerlässlich, um auch künftig Dienstleistungen auf höchstem Qualitätsniveau sicherzustellen. Ein professioneller Gutachter fungiert dabei nicht nur als neutraler Vermittler, sondern auch als Experte, der durch fundierte Bewertungen und innovative Ansätze maßgeblich zur Optimierung des Flottenmanagements beiträgt.

 

 

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