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Interview mit Herrik van der Gaag, Geschäftsführer, und Dr. Steffen Freichel, Geschäftsleitung Commercial Operations bei der Volvo Car Germany GmbH

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Flottenmanagement: Herr van der Gaag, seit 2021 sind Sie Geschäftsführer der Volvo Car Germany GmbH. Wie hat sich Volvo seitdem entwickelt

Herrik van der Gaag: In den vergangenen Jahren konnten wir beobachten, dass der Privatkundenbereich weltweit wächst, während der Anteil gewerblicher Neuzulassungen in Deutschland leicht sinkt. Unser Produktportfolio ist optimal auf die Anforderungen der Energiewende abgestimmt und unterstreicht unsere Markenwerte Sicherheit, Familienorientierung und Nachhaltigkeit. Dank hoher Produktqualität und eines starken Händlernetzes können wir eine regionale Betreuung bieten, die insbesondere im Bereich der Elektromobilität von entscheidender Bedeutung ist. Gleichzeitig gewinnen Service und Kundenbetreuung zunehmend an Bedeutung. Mit rund 1.500 Großkunden arbeiten wir eng zusammen, um deren Bedürfnisse bestmöglich zu erfüllen. Unser Ziel ist es, die größte nicht-deutsche Premium-Marke auf dem deutschen Markt zu werden.

Flottenmanagement: Welche Maßnahmen hat Volvo ergriffen, um sich an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen

Herrik van der Gaag: Wir haben drei zentrale Veränderungen umgesetzt: gezielte Flottenprogramme für B2B-Kunden, eine Restrukturierung des Händlernetzes mit klaren Qualitätsstandards sowie ein seit 2014 durch unsere Elektrifizierungsstrategie optimal aufgestelltes Portfolio. Während andere noch über den Ausstieg aus Verbrennungsmotoren diskutieren, setzen wir konsequent auf elektrische Antriebstechnik – von Mild- und Plug-in-Hybriden bis zu batterieelektrischen Fahrzeugen. Ab Januar 2026 wird die 60er-Reihe um eine vollelektrische Variante ergänzt, womit unsere Elektro-Familie komplett ist und wir bestens für die Zukunft gerüstet sind.

Dr. Steffen Freichel: 2024 war ein Rekordjahr mit über 60.000 Neuzulassungen und einem Marktanteil von mehr als 2 Prozent. Über 60 Prozent der Fahrzeuge hatten einen Stecker, davon 40 Prozent Plug-in-Hybride und 20 Prozent vollelektrische Modelle. Unser Ziel für 2030 sind 90 bis 100 Prozent – mit aktuell 60 Prozent sind wir auf einem sehr guten Weg.

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Flottenmanagement: Herr Dr. Freichel, im November 2022 wechselten Sie aus dem Non-Automotive-Bereich zur deutschen Vertriebsgesellschaft von Volvo Cars, um die Vertriebsleitung zu übernehmen. Ein Ziel war der Aufbau eines echten Omni-Channel-Vertriebsmodells. Worin unterscheiden sich Omni-Channel- und Multi-Channel-Modelle, und wie weit ist Volvo Car Germany bei der Umsetzung

Dr. Steffen Freichel: Bei Multi-Channel-Modellen werden parallel laufende Vertriebskanäle wie Einzelhandel, Handelsketten und unabhängige Händler genutzt, die meist unabhängig voneinander agieren. Volvo setzt hingegen auf ein Omni-Channel-Modell, bei dem die Customer Journey über unsere Website volvocars.com gestaltet wird. Der Handel bleibt zentraler Ansprechpartner und führt die Transaktionen durch, während wir online Leads generieren, die der Volvo-Partner nutzt. Unser Fokus liegt auf der kontinuierlichen Optimierung unserer Online-Präsenz – von Leasing-Strecken über Fahrzeugangebote bis zur Website –, um Kunden online abzuholen und ihnen eine nahtlose Customer Journey zu bieten. Da sich Kunden zunehmend online informieren, bevor sie ein Autohaus besuchen, verbindet unser Ansatz diese Welten optimal.

Herrik van der Gaag: Unser Omni-Channel-Ansatz umfasst den Verkauf sowie die Betreuung. Kunden informieren sich oft online oder vereinbaren Beratungstermine, bevor sie ein Autohaus besuchen. Auch nach dem Kauf betreuen wir unsere Kunden beispielsweise über die Volvo Cars App: Sie erinnert an Service-Termine und ermöglicht den direkten Kontakt zum Händler. Diese digitale Vernetzung ist entscheidend, da Kunden Volvo als Einheit wahrnehmen und nicht zwischen Hersteller und Händler unterscheiden – Kritik betrifft daher immer beide. Die Wahrnehmung von Volvo als „ein Volvo“ markiert eine neue Ära, in der Kunden eine nahtlose und emotionale Verbindung zu ihrem Fahrzeug erwarten. Autos sind nicht nur kapitalintensiv, sondern auch emotional – genau diese Verbindung prägt Volvo. Omni-Channel ist für uns kein abgeschlossenes Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess. Wir optimieren kontinuierlich unsere Systeme, von der App über die Website bis zur gesamten Customer Journey, um die Erwartungen unserer Kunden zu erfüllen und die Marke Volvo nachhaltig zu stärken.

Flottenmanagement: Trotz rückläufiger Neuzulassungen im deutschen Gesamtmarkt
im ersten Halbjahr 2025 steigerte Volvo seinen Absatz leicht. Welche Modellreihen sind dabei entscheidend, und von welchen Trends profitiert Volvo

Dr. Steffen Freichel: Unsere Bestseller Volvo XC40, XC60 und XC90 sind das Herzstück unseres Erfolgs. SUVs bleiben in Deutschland und Europa sehr gefragt. Der neue Volvo EX30 mit über 9.000 Zulassungen im vergangenen Jahr ergänzte unser Portfolio daher erfolgreich. Zudem fördern die Plug-in-Hybride (PHEV) von Volvo XC60 und XC90 unser Wachstum, da sie als sinnvolle Übergangslösung geschätzt werden.

Herrik van der Gaag: Trotz des Verzichts auf Dieselmodelle verzeichnen wir ein stabiles Wachstum – ein deutliches Zeichen für die Akzeptanz neuer Antriebstechniken. Flottenkunden legen großen Wert auf Nachhaltigkeit und setzen verstärkt auf Plug-in-Hybride, die die Vorteile vollelektrischer Fahrzeuge mit einem Backup-System für längere Fahrten kombinieren. Durchschnittliche Fahrstrecken von 34 Kilometern, wie Mobilitätsstudien zeigen, können rein elektrisch zurückgelegt werden. Unsere PHEVs fördern zudem ein neues Elektromobilitäts-Mindset, erleichtern den Wandel und bereiten die Kunden auf die vollelektrische Zukunft vor.

Flottenmanagement: Auf „Flotte! Der Branchentreff“ zog die deutsche Premiere des Volvo ES90 großes Interesse auf sich. Was macht die erste vollelektrische Premium-Limousine von Volvo neben ihrem Design zum Highlight

Dr. Steffen Freichel: Der Volvo ES90 überzeugt mit moderner 800-Volt-Technik, die schnelles Laden ermöglicht – in 20 Minuten von 10 auf 80 Prozent oder in 10 Minuten für eine elektrische Reichweite von 300 Kilometern. Mit einer Gesamtreichweite von bis zu 700 Kilometern und einem optimierten cw-Wert ist er ideal für Langstreckenfahrten. Auch der Komfort ist erstklassig: hochwertige Sitze, ein elektrochromatisches Dach und Cloud-Computing. Mit LiDAR-Technik und acht Kameras bietet er zudem höchste Sicherheitsstandards und ist einer der Vorreiter innerhalb der Modellpalette. Dabei ist er keine klassische Limousine, sondern ein Family-Hatchback mit großer Kofferraumklappe und 19 cm Bodenfreiheit, was das Einsteigen erleichtert und den Sitzkomfort erhöht. In Deutschland, wo Limousinen besonders beliebt sind, könnte der Volvo ES90 zum Überraschungserfolg werden, da vergleichbare Modelle kaum existieren.

Flottenmanagement: Im Juni überholte der Volvo XC60 den legendären Volvo 240 als meistverkauftes Volvo-Modell aller Zeiten. Was macht das Premium-Mittelklasse-SUV so erfolgreich, und welche Neuerungen bringt das neue Modelljahr

Herrik van der Gaag: Der überarbeitete Volvo XC60 präsentiert sich mit einem neuen Kühlergrill, eleganten Lackfarben wie „Forest Lake“ und modernen Felgendesigns. Das Interieur wurde mit einem größeren Display und einem noch benutzerfreundlicheren InfotainmentSystem mit Google-Integration sowie einer neu gestalteten Mittelkonsole aufgewertet. Dieses Facelift ist eine Weiterentwicklung, keine Revolution – ganz im Sinne von Volvo. Viele Kunden, die bereits ihren zweiten oder dritten XC60 fahren, schätzen das vertraute Design in Kombination mit zeitgemäßen Innovationen. Die von der Natur inspirierten Farben unterstreichen Volvos Nachhaltigkeitsanspruch, während das zeitlose skandinavische Design für Langlebigkeit und Vielseitigkeit steht. Jedes neue Modell ist unverkennbar Volvo. Der XC60 vereint Vertrautheit, Eleganz und Nachhaltigkeit mit modernster Technik und spiegelt damit Volvos Philosophie wider.

Flottenmanagement: Auf der Website von Volvo Car Germany wird der EX60, die vollelektrische Variante des XC60, vorgestellt. Welche Rolle spielen elektrifizierte Modelle für Volvo? Welche Hindernisse verzögern den Durchbruch der Elektromobilität? In welchen Bereichen wünschen Sie sich mehr politische Unterstützung

Herrik van der Gaag: Volvo verfolgt ehrgeizige Ziele: Bis 2030 sollen 90 bis 100 Prozent der verkauften Fahrzeuge elektrifiziert sein, also entweder vollelektrisch oder Plug-in-Hybride. Doch steigende Strompreise, eine unzureichende Ladeinfrastruktur und unsichere politische Rahmenbedingungen bremsen den Fortschritt. Viele Kunden zweifeln an der Reichweite und Batterieleistung, weshalb Plug-in-Hybride als Übergangslösung weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Langfristig wird die Elektromobilität mehr als nur ein alternativer Antrieb sein: Mit bidirektionalem Laden können Fahrzeuge als mobile Energiespeicher ins Stromnetz eingebunden werden. Dafür sind eine klare Strategie sowie der Ausbau der Ladeinfrastruktur, etwa in Parkhäusern, erforderlich. Mit unseren Modellen – angefangen beim Volvo EX30 bis hin zum Volvo ES90 und EX90 – bieten wir eine umfassende vollelektrische Produktpalette, die auch Flottenkunden anspricht. Politische Maßnahmen wie die 0,25-Prozent-Versteuerung und die verkürzte Abschreibung von 75 Prozent im ersten Jahr fördern den Kauf und die Nutzung von Elektrofahrzeugen.

Flottenmanagement: Sicherheit ist Teil der Volvo-DNA. Im Volvo EX60 kommt erstmals ein multiadaptiver Sicherheitsgurt zum Einsatz. Welche Rolle spielen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz bei der Sicherheitsentwicklung

Herrik van der Gaag: Volvo setzt seit Jahren Maßstäbe in puncto Sicherheit. Ein Beispiel ist das Projekt E.V.A. (Equal Vehicles for All), bei dem geschlechtsspezifische Unterschiede berücksichtigt werden und sowohl männliche als auch weibliche Test-Dummys zum Einsatz kommen. Der neue Sicherheitsgurt nutzt künstliche Intelligenz, um sich individuell an Körpergröße, Gewicht und Sitzposition anzupassen. Mit elf Profilen bietet er deutlich mehr personalisierten Schutz und Komfort als herkömmliche Gurtsysteme. Der Gurtstraffer sorgt vor einem Unfall für eine optimale Positionierung und reagiert flexibel auf die Stärke des Unfalls sowie auf die individuellen Merkmale der Insassen. Erkenntnisse aus dem Projekt E.V.A. und weiteren Unfallanalysen fließen kontinuierlich in die Entwicklung neuer Sicherheitslösungen ein. So verbessert Volvo mithilfe von KI seine Systeme stetig und unterstreicht seine Rolle als Pionier der Automobilbranche, für den Sicherheit und der Schutz des Menschen im Mittelpunkt stehen.

Dr. Steffen Freichel: Volvo bleibt dabei seiner „Human Centric“-Philosophie treu und stellt konsequent den Menschen in den Mittelpunkt. Mit unserer klaren Vision und unserem vielfältigen Produktportfolio bieten wir Unternehmen und Privatkunden nachhaltige und sichere Mobilität.

 

 

 

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